Mittwoch, 6. Dezember 2006
Leistungsprinzip
(Foto: Peter von Felbert)
Leistung wird am Ergebnis gemessen. Wenn diese transparent und messbar ist. Bei einem 100-Meter-Lauf ist das Leistungsprinzip jedem klar. So klar, dass wir allen einfachen Leistungsprinzipien sehr zugewandt sind. Wir sehen gerne dabei zu, wie Andere Leistungen vollbringen. Nach einfachen Regeln. In einem überschaubaren Zeitfenster. Und am besten aus einer angenehmen Perspektive. "Brot und Spiele" nannte man das vor über 2000 Jahren. Und genau um diese Stelle kreisen wir noch heute.
Diese Sehnsucht nach Leistung, nach Leistungsvergleichen ist begründet. Denn viele von uns arbeiten und leben nach einem gänzlich anderen Prinzip, das sich nicht an der Leistung und am Ergebnis orientiert, sondern am Aufwand. Die meisten Menschen fordern eine Art Aufwandsentschädigung. Sie verkaufen ihre Lebenszeit so gut und teuer, wie es geht. Und der Deal besteht darin, dem Käufer davon so wenig wie nur möglich zur Verfügung zu stellen. Das ist nachvollziehbar und logisch. Wer würde es einer Prostituierten verdenken, wenn ein Freier 60 Minuten erworben hat, das Ganze nach 5 Minuten hinter sich zu bringen? Viele in unserer Gesellschaft agieren nach diesem Prinzip. Es rührt noch von der Industrialisierung her. Und Zeiten, in denen Befehlsstrukturen bestanden und sich nur aus Befehl und Gehorsam zusammensetzten. Menschen wurden wie Maschinen gesehen. Die mussten funktionieren, eine Zeit lang. Deshalb kaufte man Zeit von den Menschen. Nicht mehr und nicht weniger. So sitzen viel diese ab. Immer in dem Bestreben, einen möglichst guten Deal für sich zu verbuchen. Möglichst wenig in möglichst viel Zeit nur hinzubekommen.
Als ich vor über 25 Jahren mal in einem Auslieferungslager für reparierte Unterhaltungselektronikgeräte einen Urlaubsjob machte, dachte ich, ich müsste so viele reparierte Geräte wieder zurück an die rechtmäßigen Besitzer bekommen wie nur möglich. Denn die warteten ja sehnsüchtig darauf. Falsch. Als ich ganze 3 Auftragszettel an einem Tag schaffte, meinem ersten, nahm mich ein Lagerarbeiter beiseite. Und briefte mich: Kleiner, ein Bogen am Tag und nicht mehr, ist das klar? – Klar! Klar ist das klar. Denn er klärte mich auf, dass, wenn der Typ aus dem Urlaub zurück kommt, und ich 3 Wochen lang 3 oder 4 Auftragsbögen täglich erledigen würde, dann müsste das arme Schwein in dem Tempo weiter machen. Oder würde gefeuert. Und das will ich doch nicht? Nein! Natürlich nicht.
Dieses Prinzip und diese Kultur der Minimierung von Arbeitsleistung und den Versuchen der Arbeitgeber, das Gegeneteil zu erreichen, begleitet mich bis heute. Und wird mich sicher bis zum Ende begleiten. Ein Interessenskonflikt, den niemand beheben will oder kann. Bis die jeweiligen Firmen pleite gehen. Oder die Leistungsprinzipien so entmündigend werden, dass man sie schon fast als menschenfeindlich bezeichnen kann.
Konzerne, Firmen, Branchen gehen vor die Hunde, weil andere eine wesentlich bessere Leistung vollbringen. Die Industrie wird alles versuchen, unternehmerische Interessen mit so wenig Menschen wie möglich umsetzen zu können, um dem Leistungsprinzip folgen zu können. Denn was soll man machen mit der trägen Masse Mensch? Aber anstatt diesen Konflikt zu lösen, zeigen lieber alle mit den Fingern aufeinander. Dabei wäre ein Leistungsprinzip, das aus beiden Interessensgruppen eine gemeinsame macht, denkbar und machbar. Aber wer will das schon?
Also, mir sind nur sehr, sehr wenige begegnet, die auf das Getue keine Lust mehr haben. Die aus zwei ein gemeinsames Interesse machen wollen, das sich an Ergebnissen und Leistung orientiert. Das transparent und messbar ist. Und von dem alle materiell und ideell gleichermaßen profitieren können, wollen und sollen.
Denn die Menschen trennen immer noch lieber die Arbeitszeit und die Freizeit kategorisch voneinander. Als ob das eine mit dem anderen nichts zu tun haben dürfte. Denn nimmt man diese beiden Zeiten mal zu einer zusammen, dann nennt man das Lebenszeit. Dabei wäre das so einfach umzusetzen. Alle müssten viel weniger Zeit einsetzen, in der sie richtig arbeiten, und hätten viel mehr davon, sehr viel mehr. Aber dieser Einsatz ist den meisten schon zu viel.
Geschrieben von Christof Hintze
in Marketing Lektion
um
07:03
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Tags für diesen Artikel: arbeitszeit, ergebnis, freizeit, leistung, leistungsprinzip, Marketing Lektion
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