Mittwoch, 22. November 2006
Gewaltig
Angeregt durch eine Diskussion beim Werbeblogger kamen mir viele Gedanken in den Sinn. Dass nicht mehr das Geld auf der Staße liegt, sondern die Gewalt. Dass die Konsumwelt und das Anheizen von Konsumbedürfnissen längst die Gewalt als Produkt instrumentalisiert hat. Es ist Teil unserer freien Marktwirtschaft. Somit ist das Gewaltmonopol, das im Grundgesetz ganz klar den staatlichen Organen zugeschrieben wird, längst in alle Branchen eingezogen. Gewalt ist ein wesentlicher Teil unserer Öffentlichkeit geworden. So werden Nachrichten zuerst nach der Menge der Opfer sortiert. Oder an der Größe des Verstoßes gegen Moral, Ethik und Sitten. Die Wirtschaftsmaschine Gewalt läuft auf Hochtouren und funktioniert blendend. Unternehmen mit großen Gewinnen. Medien mit großen Einschaltquoten. Eine Gesellschaft profitiert an der Gewalt. Nur leider stößt diese hin und wieder auf unangehme Nebenwirkungen. Die natürlich keiner will. Aber wie der Rauchertod. Verkehrstod. Der Flugzeugabsturz. Leider zum Business-Case dazu gehört. Möchte mal wissen, wieviele Menschen die Website in den Nachrichten gesehen haben, auf der der Junge sich die Waffen besorgt hat, und diese kurzer Hand mal besucht haben. Eine Gesellschaft giert nach Gewalt, will sich aber für deren Folgen nicht verantwortlich zeigen. Und jetzt denken engagierte Menschen darüber nach, was man tun kann.
Tun gegen was? Den Volkeswillen oder den Volkeszorn? Ein guter Anfang wäre es, einen Kulturwandel herauf zu beschwören in dem das gemeinsame Leben und Erleben mehr im Zentrum steht als das, was diese Gesellschaft jetzt praktiziert. Ich kann nur jedem wärmstens ans Herz legen, dieser Wirtschaft deutlich durch Kosumverhalten zu zeigen, was man will und was man nicht will. Und wenn nicht, dann bitte nicht wundern, dass die nächste Kugel nicht im Fernsehen fliegt, sondern einem selbst um die Ohren. Wir haben die Gewalt in der freien Marktwirtschaft legitimiert. Und jetzt zahlen wir – alle – den Preis. Auch wenn wir es nicht wollen.
Geschrieben von Christof Hintze
in Spontaneitäten
um
10:49
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