Samstag, 9. Juni 2007
Im Supermarkt ist meine Hölle los
Ich gehe nicht gerne einkaufen im Supermarkt. Irgendwas ist da in der Luft, das mir, sobald ich den Laden betrete, sofort auf den Magen schlägt. Und in Supermärkten gibt es keine Toiletten. Was ich nicht verstehe. Wäre doch ein netter Kundenservice. Und dann habe ich in der Regel nie einen Euro dabei. Somit beginnt der Stress schon beim Einkaufswagen Holen. Ich muss dann reinrennen und die Kassiererin bitten, mir zu wechseln. Da muss man immer warten, bis die Kasse auf ist, und alle anderen blicken einen schon völlig genervt an. Und wenn man Pech hat, dann hat man einen Einkaufswagen, bei dem ein Vorderrad spinnt und sich ständig um die eigene Achse dreht. Da muss man beim Schieben vorsichtig sein, weil der Wagen immer zu einer Seite zieht.
Ach ja, die Parkplätze. Das hätte ich fast vergessen. Der Wilde Westen im deutschen Straßenverkehr herrscht auf den Parkplätzen von Supermärkten. Zurück im Supermarkt. So eiere ich mit meinem Einkaufswagen nun durch den Supermarkt von einem Ort zum anderen. Und währenddessen klingelt sicher noch 3 x mein Handy und meine Frau teilt mir mit, was ich unbedingt nicht vergessen darf. Was mir noch zusätzlich auf den Magen schlägt. Vor der Kühltheke wiegen apathische Menschen hin und her. So dass man schlecht an das Regal kommt. Das sind so Unentschiedene, die sich für kein Joghurt entscheiden können. So tänzeln sie in kleinen Schritten direkt vor dem Regal auf und ab.
Fleisch und Käse ist für mich eine Rettungstheke. Weil sich endlich jemand meiner annimmt. Gerne quatsche ich ein wenig mit den Menschen auf der anderen Seite der Theke. Was einem sofort den Unmut der Wartenden einbringt. Man lässt sich eben nur bedienen und hält den Verkehr nicht auf. Mir ist aufgefallen, dass, umso älter die Menschen werden, sie immer ungeduldiger werden. Die haben keine Zeit. Am wenigsten haben Rentner Zeit. Das sind auch diejenigen, die sich am meisten vordrängeln. Und warum sind um 19.00 Uhr so viele Rentner in Supermärkten? Warum gehen die nicht um 10.00 Uhr morgens, wenn sie freie Bahn hätten?
Das Obst- und Gemüseareal macht mich besonders nervös, weil ich bei der ganzen modernen Technik nicht mehr weiß, wann ich was wie nicht wiegen soll bei welchen Verpackungen. Somit hat man eine Bombe sicher im Wagen, die an der Kasse hochgeht. Jedenfalls stressen die Kassiererinnen im Aldi mich total. Das geht mir alles viel zu schnell und löst so einen Stress aus, dass ich immer versuche, witzig zu sein. In der Hoffnung, dass sie ein wenig schonender mit mir umgehen. Was mich immer wieder verblüfft ist das Mengen-Wert-Verhältnis. Für 80 Euro bekommst du alles fast nicht mehr ins Auto beim Aldi und beim Tengelmann sind das nur 3 Tüten voll. Oft muss ich nach der Kasse mich noch beim Brot anstellen. Das hat was von Le Mains Start. Wenn die Menschen den Kassenbereich verlassen haben, hechten sie rüber zur Brottheke. Hier wird es noch mal richtig hektisch.
Da liegen dann 50 verschiedene Brotsorten und ich habe bis heute keine Ahnung. Bis heute ärgert es mich, dass man für Plastiktüten Geld bezahlt, obwohl ein Werbeaufdruck darauf ist. Was mich eine Zeit dazu veranlasst hat, Papiertüten zu kaufen. Nur da sind mir mehrmals die Griffe abgerissen, was zu hässlichen Szenen auf dem Parkplatz geführt hat, oder zu Hause. Somit versuche ich, an eine Kiste zu denken, was ich aber in 100 Fällen 95 Mal vergesse. So muss ich doch auf die bunten Bezahltüten zurückgreifen. Bei der Flaschenrückgabe habe ich immer das Gefühl beschissen zu werden. Da sind so Praktikanten, die zählen so herum, tippen was ein und das war’s. Die Kisten sind auch sofort weggeräumt, so dass man nichts mehr prüfen kann. Also ich weiß nicht, ob es so ist, aber das Gefühl beschleicht mich hier schon, immer und für immer beschissen zu werden. Nun gut, ein bisschen Schwund ist immer.
Die Hautfarbe von Menschen hinter Kühltheken kommt mir auch immer gut abgehangen vor. Das liegt sicher am schlechten Licht, das gut für das Fleisch ist. Aber die Hautfarbe empfinde ich immer als kränklich bis hin zu unappetitlich. An der Kasse herrscht eine eigene Welt. Immer werde ich verfolgt von der Angst, dass der Kassierer aufschaut und eine Ware mehrmals dreht und wendet, um dann ins Mikrofon zu tuscheln: "Ich brauche einen Preis an Kasse 2." Das ist der Alptraum. Wenn alle aus der Reihe einen vorwurfsvoll anblicken. Es kann so viel beim Einkaufen daneben gehen, dass es mich wundert, dass meistens alles relativ glatt läuft. Aber ich mag es nicht. Die Atmosphäre. Die Luft. Der Stress. Die Menschen ohne Geduld. Die Hautfarben. Das Gedrängel. Ein Wunder, dass einem das Essen so gut schmeckt, wenn das Vorspiel bis dahin alles andere als sexy ist. Aber man lässt es eben über sich ergehen. Wenn ich einen Supermarkt machen würde, dann sähe der anders aus. Ganz anders. Aber sicherlich würde der nicht funktionieren.