Dienstag, 30. März 2010
Der alte Mann und das Schreiben
Gibt es nicht. Der Text könnte hier enden. Tut er aber nicht. Denn beim Tiefflug durch die Talkshows in der Nacht bin ich bei so einem älteren Herren hängengeblieben. Ich kannte Ihn nicht, aber die erlauchte Runde und das Publikum vermittelten mir den Anschein, er wäre bekannt. Da saß der über 70jährige und erklärte der Welt, was gutes Schreiben bei redaktionellen Texten ausmacht. Was einen guten Text von einem schlechten unterscheidet. Der Kernsatz war der Einstieg und die Überschrift. Der Einstig muss „pfiffig“ sein, um die Leser in den Text zu ziehen und beim lesen zu halten und die meisten Schreiberlinge befolgen das nicht. Darum soll man sein Buch kaufen oder seine Seminare besuchen, um zu lernen, wie man Überschriften schreibt, pfiffige Einstiege und interessante Texte.
Da saß ich nun vor dem Fernseher und dachte mir, lieber alter Mann, was redest du da für einen Blödsinn. Dieses Schreiben, von dem du da redest, das gibt es nicht mehr. Das war gedacht für Tageszeitungen und für eine Medienlandschaft, Lesegewohnheiten und eine Lebenszeit, die weit hinter uns liegen. Die geprägt waren von dem Wunsch der Manipulation. Man wollte Menschen über Kniffe, Tricks und Handwerk dazu verleiten, Informationen und Botschaften zu verinnerlichen, die bestimmten Interessen dienlich waren.
Somit neigt sich diese Epoche dem Ende. Denn Authentizität, Glaubwürdigkeit, Offenheit, Ehrlichkeit und Klarheit leben vor allem davon, dass man dieses Repertoire locker stecken lassen kann und sollte. Das zu schreiben, was man wirklich denkt, ist das Ziel und das, was die Menschen erkennen und erlernen müssen. Warum also „pfiffig“? Warum Überschriften, die dazu verleiten, in den Text einzusteigen? Das alles sind Hilfsmittel einer aussterbenden Epoche.
Grundsätzlich denke ich, wer nichts zu sagen hat, sollte auch nichts sagen oder schreiben. Und wer was zu sagen hat, der sollte das tun und wie er das macht, ist mir völlig egal. Es geht um den Inhalt und nicht um die Verpackung. Die Äußerlichkeiten haben so maßgeblich unsere Vergangenheit gestaltet, dass man davon ausgehen muss das dieser Reiz als Reiz seine Wirkung verliert. Viel mehr, es langweilt noch brutaler wenn mich eine Überschrift verführt und der Einstig eines Textes verleitet und ich am Ende des Textes denke – Und? Jetzt? Was? Das ist ja wie Vorfreude auf honigmelonenartige Brüste und dann hält man einen Wonderbra mit Silikonfüllung in Händen. Das ist enttäuschend. Ich glaube, solche Formulierungen wie die am Schluss dieses Textes, wünscht sich der Herr ganz an den Anfang. Mir ist das egal, dann mache es lieber falsch, denn diese Art von Konstruieren langweilt mich.
Sonntag, 28. März 2010
Unvollkommene Betriebsanweisung für ein anderes Leben
Bevor man etwas ändert, sollte man genau wissen, was man ändern will, warum man es ändern will und welches Ziel man damit verfolgt. Wer mit dem Bier trinken aufhören will und anstatt Bier Wein trinkt, der hat zwar was geändert und mit etwas aufgehört, aber es kommt so ziemlich auf dasselbe raus.
Somit zäumt man auch dieses Pferd am besten von hinten auf. Das heißt, wie soll dein Leben sein, so dass es genau so ist, wie du es dir wirklich wünschst. Und lege dabei keinen Wert auf materielle Dinge, sondern primär aufs ideelle und emotionale. Das heißt, wenn du dir mehr Zeit wünschst, dann ist das eine Sache. Aber wofür? Eventuell hast du keine Zeit, weil du mit Zeit ohnehin nichts anzufangen wüsstest. Somit ist das Klagelied nur das Echo dessen, was alle sagen. Viel Stress, wenig Zeit. Aber nimmt man den Menschen den Stress und gibt ihnen Zeit, füllen sie das entstandene Vakuum nur mit neuem Stress und somit wieder zu wenig Zeit aus.
Aber will man wirklich mehr Zeit mit seinen Freunden verleben. Oder mehr Zeit mit sich, weil man lesen, sich fortbilden, Klavier lernen, eine Sprache dazu lernen will. Weil man Sport betreiben will. Oder mehr im Garten arbeiten. Zeit soll gefüllt werden, ob mit Anspannung oder entspannt.
Somit haben zwar viele den latenten Wunsch, etwas zu ändern, aber fehlende Interessen verhindern ein konsequentes Handeln. Somit bezeichne ich das lieber als „Leiden auf hohem Niveau“. Was gibt es schöner als eine erfüllte Zeit zu haben und voller Zufriedenheit mit der nötigen Müdigkeit und der damit verbundenen Bettschwere in dasselbe plumpst und sich schon auf den nächsten Tag freut.
Was ist schlecht an Stress, solange dieser nicht negativ und ausdauernd ist? Ich denke, dass die wichtigen Dinge, die man im Leben ändern sollte, sehr einfach sind. Sie erscheinen einem nicht so wichtig. Sie sind nicht ständig präsent. Wer die Chance haben will auf möglichst viele erfüllte Tage, der muss nicht nach mehr oder anderem streben, sondern vor allem nach weniger und beständig.
Es ist die Kunst des Weglassens. Die Kunst des Loslassens. Und das Wenige muss sich auf einem idealen optimalen Niveau abspielen. Nicht die Masse macht glücklich, sondern die wirkliche Befriedigung eines relevanten Bedürfnisses. Keiner hegt den Wunsch, viel Medizin zu nehmen, um gesund zu werden, sondern am liebsten würden wir keine oder so wenig wie möglich zu uns nehmen. Wenn man genau hinschaut, verhält es sich mit vielen Dingen in Wirklichkeit so.
Meetings in Unternehmen ersetzen den Wunsch nach sozialen Kontakten. So alleine am Arbeitsplatz und im Büro ist ja zeitweise ganz nett. Aber wenn Menschen zusammen kommen, dann löst das etwas in uns aus. Nur blöd, wenn das Meeting dann so instrumentalisiert wird, dass außer sozialem Kontakt dabei nichts mehr herauskommt. Das kann man an vielen Stellen unserer Gesellschaft beobachten. Die Zusammenkunft hat mit dem, was man da macht, eigentlich nichts zu tun. Man trifft sich nicht zum grillen, um wirklich nur zu essen.
Unser Bedürfnis, Dinge gemeinsam zu erleben, ist spürbar groß. Wir nutzen viele Gelegenheiten, um diesen Bedarf zu befriedigen, bemerken aber, dass die Qualität leidet. Somit fehlt uns vor allem deshalb Zeit, weil wir diese in falsches Verhalten investieren mit dem immer gleichen unbefriedigten Ausgang. Wenn wir das ändern, dann ändern wir alles. Das ist wie eine Kettenreaktion. Man muss nicht viel ändern, man muss nur das Wenige aber richtig ändern. Zum Beispiel die Wertschätzung. Wenn man die Wertschätzung sich selbst gegenüber auf ein hohes Niveau stellt und passend zu diesem sich entsprechend allem und allen anderen gegenüber verhält, dann treten alle die Veränderungen ein, die wir uns insgeheim wünschen. Denn wie sollen ganze Tage für uns die reinste Erfüllung sein, wenn wir nicht die nötige Wertschätzung aufbringen? Nicht uns selbst gegenüber und allem und allen anderen? Das ist unmöglich und das zeigt das Bild unserer Gesellschaft. Uns fehlt es fundamental an Wertschätzung.
Denn aus dieser entspringt all das, was wir uns als Zutaten für einen erfüllten Tag, eine erfüllte Woche, Monate, Jahre bis hin zu einem erfüllten Leben wirklich wünschen sollten. Diese Qualität der Wertschöpfung entspringt der gelebten Wertschätzung. Glaube ich.
Donnerstag, 25. März 2010
Das wahnsinnige Rennen
Wer noch Arbeit hat, dem fällt in einem der wenigen stillen Momente auf, das ist alles der Wahnsinn. Morgens begrüßen einen 134 unbeantwortete Mails. 70% haben den Status besonders wichtig vom Absender verliehen bekommen. Am selben Tag erwarten einen 4 Meetings. Zudem muss noch die eigentliche Arbeit erledigt werden und einiges vorbereitet, überarbeitet und nachbereitet werden.
Auf dem Handy erblickt man 8 Anrufe in Abwesenheit. Zum Glück 6 anonym. Zwischendurch streckt jemand den Kopf zur Tür rein „Hast Du mal 2 Minuten Zeit?“. Eigentlich wollte man heute zeitig raus, mal mit den alten Herren kicken gehen. Oder mit dem Sohn ins Kino gehen. Oder mit der Frau. Aber eigentlich weiß man schon Morgens, dass man es Abends nicht schafft.
So kann man aber keinen Tag beginnen, in dem man denen, die man am liebsten hat, mit einer Absage begrüßt. Das wäre ein schlechter Einstand für den Tag. Somit lieber die Hoffnung keimen lassen, es könnte klappen.
Die Brille ist seit 2 Wochen kaputt, der Bügel fällt immer raus. Eigentlich müsste man dringend zum Optiker. Getränke müssten eingekauft werden und dann ruft auch noch ein Freund an. Jetzt ganz schlecht. Die Familie und die Freunde genießen tagsüber einen besonderen Status, die Unsichtbaren.
Plötzlich wieder Terminänderungen. Da fällt was aus. Da kommt gleich was rein. 211 unbeantwortete Mails. Das mache ich heute Abend, wenn alle im Bett sind. 22 Anrufe in Abwesenheit. Und ein paar wichtige Nummern darunter. Schnell abtelefonieren oder besser eine Mail schreiben.
Essen, ich wollte doch was essen. Ich habe doch eigentlich Hunger gehabt. Aber jetzt ist es schon zu spät, Essen fällt aus. Kaffee und Wasser müssen das bis heute Abend schaffen. Oh mein Gott, die Post, ich hatte die Postmappe ganz vergessen. Ist was dabei? Ich meine, was meine sofortige Aufmerksamkeit benötigt? Wann schreibe ich bloß die Präsentation? Wann habe ich mal 20 Minuten für mich, alles das zu erledigen, was ich früher in 8 Stunden mir ausdenken konnte?
Sogar das auf Toiltette gehen stört. Sogar dafür hat man nicht wirklich Zeit. Und dann die blöden Witze über Urlaub, Geld und Krankheit. Ständig geben einem alle das schlechte Gefühl, Krankheit wäre Absicht, um alle anderen zusätzlich zu belasten. Und mit dem Urlaub verhält es sich ähnlich. Dann tun sie immer so, als ob man Unsummen verdient und im Geld schwimmen würde. Blödsinn. Ach, ja Scheiße, die Steuernachzahlung.
Mist, geblitzt worden, nachts auf der dreispurigen leeren Autobahn, da stand 80 und ich wollte nur noch ins Bett und bin so 120 gefahren – Blitz – hatten sie mich. Nachts auf einer einsamen Autobahn. Das muss ich auch noch erledigen. Meine Frau ruft an wegen des Friseurtermins. Nächste Woche Dienstag um 12.00 Uhr – ja, ja, das bekomme ich schon hin. Und sie gibt mir die Planungen für das Wochenende durch. Mein Sohn hat ein Fußballturnier, 8:00 Uhr Treffen am Sportplatz.
Wann komme ich bloß dazu, die Präsentation zu schreiben? Ich mache das einfach am Sonntag. Sonntag muss ich einfach mal 2 Stunden für mich finden. Es ist schon wieder nach 18:00 Uhr. Fuck, mein Sohn ruft an. Wie ich das hasse.
Schon mal Mails löschen. Alles was cc ist, raus damit. Irgendwie habe ich den ganzen Tag etwas getan, aber nichts hat sich wirklich bewegt, nichts ging los, oder hörte auf. Nichts. Und vor mir wird alles immer mehr und immer schneller. Zu Hause habe ich jetzt auch schnelles Internet. Ich bin immer und überall erreichbar. Alles erreicht mich. Eigentlich müsste ich meinen Job machen. Aber es ist schon lange nicht mehr der Job, wo ich dachte, dass ich ihn erledigen muss.
Ich muss Politik zu allen Seiten machen. Ich muss clever sein. Vorausschauend. Mein Netzwerk pflegen. Immer im Augenwinkel beobachten, was um mich herum passiert. Gespräche führen. Loben. Kleine Gefälligkeiten. Aber auch mal dazwischen hauen. Im Prinzip habe ich eine wichtige Präsentation zu halten. Von der einiges wie immer abhängt. Aber ich komme nicht dazu. Das System lässt mich nicht dazukommen.
Time Management – dass ich nicht lache. Ich soll reduzieren, konzentrieren und nicht alles tolerieren. Weglassen, was nicht nötig ist. Nichts anpacken, was andere machen sollen. Ich muss mich einfach an das Gefühl gewöhnen, dass man die Arbeit nicht schafft. Dass man seinem Anspruch nicht gerecht wird. Dass man auf immer mehr verzichten muss. Das scheint der Normalzustand.
Ständig wundere ich mich darüber, was noch alles gelingt und klappt. Was man alles improvisiert und dann auch noch funktioniert. Ich glaube, der Weg im Business ist ein anderer, als alle gelernt haben. Alles hat sich längst überholt. Nichts von dem, was man an Werkzeugen mit auf den Weg bekommen hat, wendet man noch an.
Eigentlich sollten mich keine Mails erreichen. Und keine Anrufe. Dafür sollte es einen Service geben. Eine Filter aus echten Menschen. Man dürfte gar nicht mehr so an mich heran. Da draußen müssten Menschen die Dinge ausarbeiten, zu denen ich nicht mehr komme. Man müsste die ganze Technik anders nutzen und einsetzen. Und neue Jobs gestalten, die uns allen die Arbeit ermöglichen.
Und dass ich es geschafft hätte, mit meinem Sohn ins Kino zu kommen. Und auf dem Weg ein paar Blumen für meine Frau zu kaufen. In aller Ruhe 20 Minuten mit einem Freund zu telefonieren. Mich intensiv mit meinen wesentlichen und wichtigen Aufgaben zu beschäftigen. Dabei einen guten Kaffee trinken. Mittags gesund Essen zu gehen.
Eigentlich müsste alles anders sein, als es ist, um das zu erzielen, was wir uns vornehmen. Aber das Rennen geht weiter. Alle rennen. Immer schneller. Immer mehr. Keiner bleibt stehen und schreit laut: Stopp. Warum rennen wir eigentlich? Oder wie jemand mal erzählt, als der Jungbulle mit seinem Vater auf einem Hügel stand und da unten im Tal diese vielen schönen Kühe stehen sah. Und der Jungbulle freudig schrie: Vater, lass uns runter rennen und eine von ihnen ficken. Und der Vater entgegnete: Lass uns langsam herunter gehen und sie alle nehmen.
Warum rennen wir und schaffen so wenig? Wenn wir gehen und viel mehr erreichen könnten? Wir sind verrückt.
Bemerkung: Dieser Text ist keine Beschreibung meines Lebens. Sondern eine Beschreibung des Lebens von Menschen, die ich kenne. Das soll keine Ausrede sein, sondern ich wollte die Chance wahrnehmen, es mal öffentlich darzustellen.
Montag, 22. März 2010
Inspirationsantrieb
Aber wir leben nun mal in einer Welt, die wir selbst geschaffen haben. Eine Welt, in der genau diese beiden Aspekte einfach zu kurz kommen müssen. Ein Großteil unseres Tages ist verplant, ebenso ein Großteil unseres Denkens. Wir werden weitestgehend dadurch angetrieben, Systeme aufrecht zu erhalten, die wir selbst konstruiert haben. Dabei bedarf es keiner Inspiration oder Intuition, sondern man muss es einfach aushalten, durchhalten und machen.
Diese Systeme, die wir selbst erschaffen haben, haben sich längst verselbstständigt und verlangen uns weitaus mehr ab, als eigentlich nötig wäre. Das ist wie mit der Verwaltung in Krankenhäusern. Die machte mal 10% der Personals innerhalb eines Krankenhauses aus, dann hat sie sich mit sich selbst beschäftigt und immer mehr Raum und Platz eingenommen. Heute sind mehr Menschen in der Verwaltung tätig als am Patienten. Und so verhält es sich in vielen Systemen. Keiner hat diese reguliert, zur Raison angehalten. Diese haben so einen Aufwand in Form von Selbstbeschäftigung entwickelt, dass wir uns ständig zusätzlich damit beschäftigen müssen.
Die Menschen schaffen sich Verantwortungen auch da, wo es keiner bedarf. Und mit denen müssen sich dann alle anderen zusätzlich beschäftigen. Das ist der Tod für die Inspiration. Man muss sich das so vorstellen. Man lebt in einer Beziehung und die Inspiration sagt einem, dass jetzt körperliche Nähe sehr schön wäre. Aber so einfach ist das nicht. Da muss erst ein Antrag gestellt werden. Jetzt will der eine aber sofort. Das geht ja gar nicht, deshalb wird natürlich umgehend ein Arbeitskreis einberufen, der über den Sofortantrag entscheidet.
Jetzt muss die Zusammensetzung dieses Gremiums so sein, dass alle Interessengruppen gleichermaßen vertreten sind. Und eine Agenda muss her. Jetzt wird im Arbeitskreis darüber debattiert. Man stellt fest, dass es verschiedene Positionen gibt, die in jeweiligen Arbeitsgruppen erörtert werden müssen.
Aber auch hier kommt die eine oder andere Gruppe nicht an das gewünschte Ziel. Deshalb holt man sich externe Berater hinzu und Mediatoren. Die Ergebnisse werden zusammengetragen und eine Empfehlung wird ausgesprochen, wie man mit dem Sofortanantrag nach körperlicher Nähe in diesem einen besonderen Fall verfahren sollte.
Das wird in einem 234 Seiten umfassenden Bericht der eigentlichen Behörde übergeben. Diese folgt der Empfehlung und stimmt somit dem sofortigen körperlichen Näherkommen zu. Dieser Beschluss wird dem einen Partner zugestellt, was dem anderen natürlich noch die Option eröffnet, Einspruch einzulegen. Aber das ist nicht nötig, denn der andere schläft schon.
Das eigentliche Problem ist ...
Denn die Stärke von Deutschland liegt zum Beispiel darin, dass wir an so viele andere Länder grenzen und somit der Warenaustausch ein ganz anderer ist. Zudem haben wir sechs Monate im Jahr Scheißwetter. Was bleibt einem da anderes, als zu arbeiten? Dann haben wir da diesen emotionalen Wettbewerb mit allen anderen Ländern auf der Welt. Es ist uns in die Wiege gelegt, wie beim Fussball, dass wir immer den Anspruch haben, Weltmeister zu werden. Und nur dieser Titel genügt unseren Ansprüchen. Wir haben zwei Kriege verloren, auch das treibt uns an. Es gibt viele gute Gründe, warum wir so sind, wie wir sind, aber „Das eigentliche Problem ...“ ist sicher keiner davon.
Was für eine Energie da aufgebracht und vergeudet wird, immer das Risiko, die Gefahr, die Bedrohung, den Fehler und alles andere Negative zuerst und lange ins Visier zu nehmen. Da wundert es einen echt, dass überhaupt dabei was rauskommt. Oder es zeigt deutlich, was möglich wäre, wenn wir das einfach umdrehen würden in ein Denken und Handeln, das von Chance, Stärke, Möglichkeiten und Lösungen angetrieben wäre. Wenn wir das einfach umdrehen würden.
Oh mein Gott, was machen wir dann mit der ganzen Zeit, die uns übrig bleibt wenn wir nur noch in Lösungen denken und handeln. Vor allem, wenn es wieder sechs Monate mieses Wetter gibt. Ich bin überzeugt, wenn uns hier einfallen würde, was man da Tolles machen könnte, erst dann würden wir das lassen. Bis dahin sitzen Massen von Menschen in Meetings, in den alles gesagt wurde, aber noch nicht von allen. In denen man sich ausgiebig und ausführlich mit dem Problem auseinandersetzt, in allen erdenklichen Formen. Beschäftigungstherapie ist das. Und das wirklich Wahnsinnige daran ist, dass die meisten wirklich überzeugt sind, das muss so sein. Es geht nicht anders. Unglaublich.
Freitag, 19. März 2010
Eine lückenlose Aufklärung
Wenn jemand mir zurief „Lass uns telefonieren!“ Dann dachte ich früher „Lass uns telefonieren!“ Aber dem war beinichten so. Denn „Lass uns telefonieren“ bedeutet eigentlich, ich habe keine große Lust, jetzt mit dir zu kommunizieren. Darum schiebe ich das auf, auf ein Telefongespräch in unbestimmter Zukunft, in der Hoffnung, dass auch das in Vergessenheit gerät.
Auch schön ist „Mensch, wir müssen uns echt mal wiedersehen“. Auch diese Formulierung bedeutet genau das Gegenteil. Wenn auch noch die Vokabel „spontan“ oder „bald“ mit in die Formulierung eingebaut wird, bedeutet auch das genau das Gegenteil. Nämlich, ich habe jetzt keine Zeit und keine Lust auf dich, deshalb heuchel ich jetzt Interesse vor, um mich so der Situation elegant entziehen zu können.
Als ich hinter die Möglichkeit der gegenteiligen Formulierung gekommen bin, habe ich mir auch eine einfallen lassen und schon oft genutzt. Wenn ich mal wieder von jemandem mit einem unausgegorenen Einfall genervt werde, die dieser auch noch als Idee tituliert, dann sage ich einfach "Interessante Idee, denke ich mal drüber nach, ich melde mich dann dazu“. Dieser Satz bedeutet natürlich auch das genaue Gegenteil. Nämlich, geh mir nicht mit so einem Blödsinn auf den Wecker und um dich jetzt nicht vor den Kopf zu stoßen und das Thema geschmeidig genau jetzt abzuwürgen, sage ich das.
Und siehe da, es funktioniert. Man muss nur behaupten, dann ist man das Problem los. In letzter Zeit ertönen diese Formulierungen wieder auffällig häufig in den Medien, da muss ja echt der eine oder andere Baum brennen.
Aber das werden wir lückenlos aufklären, darauf können Sie sich verlassen. Und ein paar Wochen später interessiert es kein Schwein mehr. Oder die Medien haben die Lust daran verloren. Oder das Thema hat sich einfach totgerannt.
Vor vielen Jahren hatte ich mal einen Chef, der sagte immer beim Kunden, wenn was voll in die Hose gegangen ist: „Das hat uns den nötigen Adrenalinstoß versetzt, da gehen wir mit aller Energie noch mal ran“. Ich dachte dann immer, was kommt jetzt. Und passiert ist nie was. Wir gingen zurück, klebten alles von links nach rechts oder von oben nach unten. Hier ein wenig und da ein wenig. Und?! Hat funktioniert, der Kunde war dann immer begeistert. Damals hat mich das unglaublich gewundert, heute verstehe ich das. Der Mensch ist Mensch, weil er vergisst. Nur, dass es so schnell geht, um das zu kapieren habe ich dann doch locker 40 Jahre gebraucht.
Mittwoch, 17. März 2010
Schon komisch diese Menschen
Der Mensch ist komisch. Das, was er macht. Das, was er denkt. Und das, was er gedenkt zu machen. Alle wollen im Prinzip dasselbe, auch wenn sie das verneinen. Im Prinzip sind die wirklichen Bedürfnisse, die es zeitlebens zu befriedigen gilt, dieselben.
Aber der Weg dorthin oder besser gesagt, der Weg, der immer weiter weg von diesen Bedürfnissen führt, ist unergründlich. Es sind so viele und so seltsame, dass man das Gefühl nicht los wird, dass uns die Natur zwar die Intelligenz gegeben hat, uns aber dafür die Orientierung genommen hat. Denn es gibt so viele Wege nach Rom, aber nur ganz wenige kommen an, obwohl überall klar und deutlich, und für die jeweiligen Menschen ersichtlich, „Rom“ dransteht.
Nehmen wir mal die Partnerschaft. Wenn es einen Weg gäbe, was machen die Menschen denn da? Also gibt es keinen Weg zur Partnerschaft. Es gibt Wege zum Sex, aber nicht zum eigentlichen Bedürfnis – der Liebe. Nehmen wir das Glück. Jeder will glücklich sein, eventuell mit Ausnahme von Pessimisten und Depressiven. Aber sonst will jeder Mensch glücklich sein. Das Mittel zum Glück soll das Geld sein. Viel Geld heißt viel Glück. Wenig Geld heißt wenig Glück. Wenn man dieser Theorie nur einen Funken an Wahrheit Gauben schenken wollte, warum sind dann Menschen mit und ohne Geld ebenso glücklich wie unglücklich. Und dann muss immer mehr Geld angehäuft werden, um das Glück zu finden, mit dem immer selben Ergebnis. Daran liegt es nicht. Menschen, die nicht komisch sind, brauchen sich kein Witzebuch zu kaufen. Das führt nur dazu, dass man nicht nur nicht komisch ist, sondern auch noch peinlich. Der Mensch unternimmt tagein tagaus sein Leben lang alles mögliche, um seine innersten Bedürfnisse zu befriedigen und sinniert fortlaufend darüber, dass es ihm so selten gelingt. Was er dann alles macht und unternimmt, damit die Befriedigung sich letztendlich doch einstellt, ist wirklich komisch. Sehr sogar.
Denn das wirklich Witzige ist, dass all das vom eigentlichen Weg wegführt und er bemerkt es nicht einmal. Sondern ganz im Gegenteil, er erhöht weiter und weiter die Dosis. Und bemerkt nicht, dass sein Leben droht, einem großen Placebo Effekt aufzusitzen. Dabei wäre der Weg aus der Misere sehr einfach. Aber wem erzähle ich das.
Montag, 15. März 2010
Erwischt – so ein Mist. Moralvorstellungen.
Somit schneiden die Moralvorstellungen der Vergangenheit noch schlimmer ab, als die der Gegenwart. Obwohl man da kaum von schlimmer reden kann. Es ist wie der Unterschied zwischen Pest und Cholera. Bei diesen ganzen moralischen Verfehlungen und der Empörung darüber, bei der Härte der Verstöße und dem Grad dessen, worunter die Opfer leiden müssen, kommt mir immer wieder ein Gedanke. Eine Frage bohrt sich in mein Hirn: Was ist für mich Moral?
Und die Antwort mir selbst gegenüber ist ernüchternd und zugleich erschütternd. Denn meine Auffassung von Moral kann ich so lange vertreten, bis zu dem Zeitpunkt, ja exakt zu dem Zeitpunkt, an dem ich erwischt werde. Ich bin für alle Beteiligten ein moralisch einwandfreier Lebensgenosse, ja bis ich bei diesem oder jenem erwischt werde. Meine Moralvorstellungen leiden auch nicht unter dem Umstand "es ist ja nichts passiert" oder noch nicht. Aber was ist das für eine kranke Auffassung von Moral, dass diese solange für einen, egal was man macht, aufrecht zu halten ist, solange man nicht erwischt wird.
Der Übergang, dass einem dieses Verständnis sogar gefällt und hier und da einen besonderen Kick versetzt, ist nicht zu leugnen. Gegen die eigenen moralischen Vorstellungen verstoßen hat seinen Reiz. Einen besonderen. Aber nur in der Überzeugung und Gewissheit, dass man nicht erwischt wird. Denn das macht keinen Spaß, ganz im Gegenteil. Alles, was man sich aufgebaut hat, fällt dann wie ein Kartenhaus zusammen. Ist es das wert? Ja! Offensichtlich.
Wir kommen aus dem Räuber- und Gendarmspiel unserer Kindheit zeitlebens nicht raus. Kein Kind verweigert sich, Räuber zu sein. Dieses ständige Katz- und Mausspiel prägt unser Verständnis von Moral. Es wird uns zudem vorgelebt. Es ist Teil unserer Sozialisierung. Aber vor allem ist es Teil des Menschen, denn es scheint an Selbstdisziplin zu fehlen. Es scheint ein besonderer Reiz darin zu liegen, die Grenzen der eigenen Moralvorstellung zu überschreiten, statt auf der Seite zu bleiben, auf der man vorgibt, sich zu bewegen.
Moral ist wie Freiheit maßgeblich von dem geprägt, was man nicht macht. Es ist eine völlig falsche Lebensweise zu glauben, dass man alles machen kann und dabei nicht gegen die Grundsätze von Moral und Freiheit verstößt. Sich innerhalb von Grenzen bewegen ist der Sinn von Moral. Und nicht dieses wirklich dumme Spiel, sich am liebsten außerhalb der eigenen und gesellschaftlichen bis hin zu rechtlich relevanten Grenzen aufzuhalten.
So, wie wir es leben, funktioniert es offensichtlich nicht. Entweder akzeptieren wir, dass dieses Verhalten zwar unerträglich ist, aber immer Teil unserer Zivilisation oder man unternimmt was dagegen. Am besten jeder bei sich selbst. Denn hier kann Recht und Ordnung nichts bewerkstelligen, wo es um Haltung geht. Da haben ganz andere Systeme versagt. Und zwar schon lange vorher, zur Zeit und bis auf Weiteres.
Dienstag, 9. März 2010
Das erste Mal. Bühnenpremiere über die Bühne gegangen.
Dem geneigten Leser meiner Internetseite dürfte nicht entgangen sein, dass ich am Samstag, den 6. März meine Bühnenpremiere hatte. Gemeinsam mit Hans Sigl habe ich Neuland betreten. Und es war einfach wunderbar. Es war ein Bad der Gefühle. Der Entdeckungen. Des Neuen. Es war für mich, wie den Fuß auf den Mond zu setzen. Man betritt eine andere Welt.
Die Idee basiert auf meiner Überzeugung, den Dingen intuitiv zu begegnen und zu folgen. Der Intuition den Vorrang vor dem Wohlüberlegten zu geben. Der Weg entsteht beim Gehen. Dieses Konzept ist zum Teil wundervoll aufgegangen, zum Teil aber auch noch nicht. Es gab eben auch Pausen, Irritationen, Aussetzer und alles das, was es im perfekten Weltbild von Medien und Bühnen nicht mehr gibt. Oder wenn, dann ist es perfekt inszeniert.
So haben wir 2 x 45 Minuten und 15 Minuten Pause mit etwas gefüllt, dass wir alle so nicht erwarten konnten, sollten und durften. Und im Ergebnis war es wie gesagt wundervoll. Ich habe meinen ersten Schlussapplaus sehr genossen. So etwas kannte ich bis heute noch nicht. Das hat Suchtpotential.
Aber es war eben auch ein Abend, der uns viel gezeigt und gelehrt hat. Wir haben es nicht nur auf die Lachmuskeln abgesehen, sondern wollten möglichst viele Gefühlswelten intensiv durchschreiten und gemeinsam erleben. Somit muss man es auch ertragen können, nicht die Lacher und den Applaus auf seiner Seite zu haben, aber dafür eventuell einen Denkanstoß produziert zu haben.
Dafür, dass wir zum ersten Mal gemeinsam ohne zu proben und zu üben auf einer Bühne standen, kam mir das nicht sonderlich fremd vor. Aber es ist mir unmöglich, mir selbst eine objektive Meinung zu dem Abend zu bilden. Mir fehlt einfach die Distanz. Somit spiegele ich mehr das wider, was mir zugetragen wurde.
Die Gäste waren voll des Lobes und auch das ist ein sehr schönes Gefühl. Der Ort des Geschehens, die alte Brauerei in Stegen, ist einfach perfekt. Das Bühnenbild. Der Aufbau. Das Licht. Die Technik. Alles war wie man es sich nur erträumen konnte. Somit entstand von Anfang eine Art von Verbundenheit mit dem Publikum.
Da wir die Premiere als Feuertaufe ansehen wollten, ob die gemeinsame Idee überhaupt funktioniert, kann man nun resümieren: ja, klappt wundervoll. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, weiter zu machen und der Premiere dieses Jahr noch drei bis vier Auftritte folgen zu lassen.
Mehr und andere Informationen zum meinem Abend der Abende: www.hintzeundsigl.net .
Und das wichtigste zum Schluss: Hans. Hans Sigl. Freund. Ohne Dich wäre nichts. Nichts von dem. Mein Dank. Meinen großen Dank. Es wäre keine Idee, keine Bühne, kein Ton, kein Bild, keine Gestaltung, nichts von alle dem was sich jetzt so gut anfühlt. Vielen Dank.
Montag, 8. März 2010
Ein einfaches Beispiel: Brösel oder Backmischung?
Diversifikation. Das Problem. Vor nicht all zu langer Zeit haben alle gepredigt, den Markt, die Branche und das Produkt zu segmentieren. Somit gab es früher z.B. einen bzw. nur ein paar Joghurts im Kühlregal. Jetzt ist nicht mal mehr genügend Platz für die vielen Joghurts.
Ein Markt hat eine Größe. Ein Kuchen. Der Kuchen. Wenn dieser Markt einem gehört, dann hat der kein Interesse am segmentieren. Gehört der Markt aber vielen, dann wollen alle etwas von dem Stück Kuchen. Und somit werden die Stücke kleiner und kleiner. Bis nur noch Krümel bleiben.
Für viele innerhalb des Marktes zu viel zum sterben und zu wenig, um zu überleben. Der Weltmarktführer in Sachen Schrauben wechselt fast stündlich, denn dieser hat nicht mehr als 5% Marktanteil. Und dieser Anteil wird immer kleiner, weil die Segmentierung immer weiter voranschreitet.
Früher gab es Segmentierungen, die man noch nachvollziehen konnte, wie beim Fernsehen, da sollte es ein Sportfernsehen geben, ein Kinderfernsehen, ein Kulturfernsehen. Aber alle anderen Sender segmentieren nur einen bestehenden Markt und unterschieden sich dabei nicht einmal wirklich, dasselbe nur kleiner und auf viele mehr verteilt. Aber jeder möchte vom Kuchen, vom Marktanteil, so viel wie möglich abhaben.
Diese Strategie ist wie fast alles menschliche Denken – endlich. Und das Ende der Segmentierung steht wie großer unübersehbarer Monolith vor uns. Es gibt zu schnell, zu viel von allem. Somit ist nicht genug Kuchen für die Marktteilnehmer da, sondern nur noch Krümel. Das hat zur Folge, dass auch alle an einem Markt beteiligten vom Staub der Krümel leben müssen. Das geht nicht. Und dieses "das geht nicht", erleben wir überall.
Was als Freiheit und somit als freie Marktwirtschaft, als Kapitalismus, gut gedacht war, ist nun schlecht gemacht worden. Der Wettbewerb läßt schon lange nichts Neues mehr entstehen. Für etwas Neues ist kein Geld da und das Risiko ist zu groß. Dasselbe wird nicht mal mehr anders gemacht, sondern nur noch billiger und wenn überhaupt, nur anderes distribuiert.
Wir haben uns alle blenden lassen von Eroberungsmärkten und wollten die nahenden gesättigten Märkte nicht sehen und welche Folgen das für uns alle hat. Der Markt der Medien ist längst zu einem Monster geworden, der schon lange nicht mehr auf Nachrichten wartet, sondern diese lieber selber produziert.
Die Wirtschaft hat sich mit der Strategie der Segmentierung nicht an das Wichtigste gehalten – das Gesetz von Angebot und Nachfrage, sondern nur am Unwichtigsten orientiert, an den Marktanteilen. Man hat sich blenden lassen von einem Konsumverhalten, das ausschließlich so hoch war, weil es Eroberungsmärkte waren. Das ist so, als ob man von außerordentlicher Kochkunst ausgeht, wenn man hungrigen Kindern Brote schmiert. Der Bedarf war so groß, dass die Ausführung unwichtig war. Aber alle feierten sich und die Segmentierungen.
Und diese Segmentierung macht ein Gewinnbestreben für produzierendes Gewerbe fast unmöglich bis unmöglich. Also müssen die dazu übergehen, nicht mehr mit dem eigentlichen Produkt Geld zu verdienen, sondern mit anderen Aspekten. Somit ist der eigentliche relevante Nutzen nicht mehr tragfähig und es muss ein Mehrwert her.
Die größten Industrien verdienen ihr Geld schon lange nicht mehr mit dem Produkt und der Dienstleistung, welche da im Vordergrund steht. Somit ist das Modell der Segmentierung ein temporäres und ein dummes zugleich. Dasselbe nur anders, schneller und billiger zu machen ist nicht von Dauer. Vor allem nicht von Wertschöpfung gekrönt.
Somit werden diese Wirtschafts- und Unternehmensmodelle nun scheitern. Und aus dem Scheitern erwachsen aus Krümeln, die da zusammengeschlossen werden, wieder Kuchenstücke. Ob man an diesen wieder Geld verdienen kann, das steht noch im Raum. Denn in der Regel sind solche Märke in der Werthaltigkeit so vernichtet worden, dass auch neue Größe nichts mehr ausrichten kann.
Somit muss ein Ausweg aus der Segmentierung her. Es ist nicht hilfreich, wie in der Automobilbranche, die unter derselben Krankheit leidet, nun mit Geld versucht wird, genau diese Segmentierung aufrecht zu erhalten. Ein Sterben der Hersteller wäre für die Märkte und die Option, wieder Geld zu verdienen, wesentlich größer. Die logische und natürliche Gegenbewegung zur Segmentierung nun aufzuhalten, nur um Arbeitsplätze zu erhalten, verlängert das Sterben nur und macht es in der Wahrnehmung nur schmerzhafter.
Somit wäre es schlauer, sich von vielem zu verabschieden und der Wirtschaft mit auf den Weg zu geben, dass alles, was nicht Segmentierung ist, sonder eine Stand Alone Lösung, einen eigenen großen Kuchen anbietet. Eine Zeitlang zumindest, in der man schon wieder das nächste Fass aufmachen kann.
Es ist schlau, sich frühzeitig aus Märkten zu verabschieden, die anfangen zu bröseln. Und es ist schlau, in Märkte zu investieren, die wie eine eigene Backmischung des Weges kommen. Denn wie sage ich immer: Wenig von viel kann sehr viel sein oder zu wenig. Viel von wenig zu haben, kann zum selben Ergebnis führen. Was aber nie lügt, ist das, was unter dem Strich dabei rauskommt. Wenn das nur noch positiv zu gestalten ist, wenn man die Grenzen der Wirtschaftsmoral und -ethik längst überschritten hat und täglich weiter überschreiten muss, dann ist es wirklich Zeit zum umdenken. Das muss man sich und der Umwelt wirklich nicht antun. Diese Zeit und diese Energie kann man auch anders und besser investieren.
Somit stellt sich die Frage – bröseln Sie noch oder backen Sie schon?
Freitag, 26. Februar 2010
89,8 Kilo. Nur noch 10,8 Kilo. Über große Ziele und kleine Schritte.
Anfang Januar berichtete ich darüber, dass meine dicke Zeit nun zu Ende gehen soll. Die Gründe dafür habe ich ausführlich und hinreichend beschrieben. Nun möchte ich einfach mal einen Zwischenstand los werden. Gestartet habe ich am 4. Januar mit 105,5 Kilo - bei 175 cm Körpergröße. Hinzu kommt mein Alter von 45 Jahren und der Stress, den man eben so hat, wenn man leben will wie ich.
Nun habe ich schon mal 15,7 Kilo abgenommen und noch 10,8 Kilo vor mir. Nicht weil ich muss, sondern vor allem, weil ich will. Wenn ich zurückblicke, lag damals ein unglaublich langer Weg voller Entbehrungen vor mir. Aus heutiger Sicht empfinde ich das ganz anders.
Irgendwie kommt es mir gar nicht so lange vor und die erwarteten Entbehrungen bleiben aus. Denn die Freude und das Glück über jedes Kilo, das meinen Körper verlässt, macht jeden Tag einfacher. Der viele Sport tut mir sehr gut. Und den Alkohol mal bei Seite zu schieben, tut mir auch sehr gut. Somit fühlt sich das alles viel mehr als Gewinn an, statt als Verlust. Man verliert nicht an Gewicht, sondern man gewinnt etwas anderes hinzu, das wesentlich schwerer wiegt. Im positiven Sinne.
Was mich manchmal quält, sind zwei Gedanken. Wie konnte ich es soweit kommen lassen und was gibt mir die Sicherheit, dass es nicht wieder soweit kommt? Oder sogar noch schlimmer? Aber dann verwerfe ich die Gedanken, weil diese mir im Jetzt nicht weiterhelfen und sich auch im Jetzt nicht beantworten lassen. Das braucht seine Zeit.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich wieder an Gewicht stark zunehme, ist natürlich relevant. Aber ich bin zur Zeit in einer anderen Lebensphase. Einige Dinge wundern mich sehr. Ich hätte nicht gedacht, dass ich soviel Zeit hätte. Alles geht mir einfacher und schneller von der Hand. Somit bleibt plötzlich Zeit. Aber diese packe ich nicht voll. Ganz im Gegenteil. Ich versuche, den persönlichen Zeitgewinn weiter auszubauen. Denn Zeit für mich und die Menschen, die ich liebe, tut mit sehr gut. So gut, dass die Arbeit mir noch leichter fällt und noch schneller von der Hand geht.
Eine Entwicklung, die mich positiv überrascht und zudem auch beeindruckt. Natürlich verändert sich auch mein Selbstwertgefühl sowie mein Körpergefühl. Mein ganzes Leben erscheint leichter, je leichter ich werde. Somit denke ich, dass ich zu meinem Geburtstag am 21. März mein großes Ziel erst mal erreicht habe.
Aber hinter diesem Ziel erwartet mich jetzt schon gefühlt ein noch wesentlich schwereres Ziel, nämlich diese Konstitution zu bewahren und eher zu verbessern. Über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr. Bis dahin müsste sich der Körper an das neue Leben gewöhnt haben.
Es tun sich neue Perspektiven auf. Der Eitelkeit schmeichelt diese Entwicklung auch. Aber die größte Hoffnung setze ich in die Gesundheit. Denn ich mache das, um mit mir und einigen anderen noch viel sinnvolles, schönes und erstrebenswertes zu erleben. So lange es geht.
Wahrheiten muss man vor allem ertragen können....
Mittwoch, 24. Februar 2010
„Der sagt doch die Wahrheit ...“
Aber ich bin leider die Ausnahme der Regel. Da ist der kleine Möchtegern Guido an den völlig Falschen geraten. So habe ich diesen Herren ca. 400 Meter lautstark mit Argumenten, Meinungen und was mir sonst noch so eingefallen ist, zugedeckt. Und zwar so laut, dass das in einem Umkreis von ca. 100 Metern jeder mitbekommen hat.
Der Mann fuchtelte noch eine Weile mit seinen schwammigen Halbwahrheiten herum, mit diesen Pauschalisierungen und Angriffen, aber schnell ging ihm einfach die Munition aus und ich fuhr nur große Geschütze auf und ballerte die ganzen Magazine leer.
Beflügelt wurde ich durch die Unterstützung der Passanten, die meiner Meinung waren. Die einen zeigten das deutlich, die anderen hielten sich vornehm zurück, denn ich pöbelte einfach um ein Vielfaches. Das ist so ein Guidolein nicht gewohnt. Der ist gewohnt, dass, wenn er seine primitive Stammtischscheiße vom Stapel lässt, um ihn herum alle nur Beifall klatschen. Von der anderen Meinung bekommt so jemand nichts mit. Wie auch, wenn man so laut ist.
Grundsätzlich haben beide Guidos einen Fehler. Sie denken, dass sie so etwas wie die Wahrheit kennen, die jeder hören und verstehen muss. Das ist ein großer und sehr dummer Irrtum. Denn niemand kennt die Wahrheit, jeder ist gerade mal dazu in der Lage, seine Wirklichkeit zu be- und umschreiben. Nur die eigene Wirklichkeit hat nichts mit der Wahrheit zu tun.
Der zweite wirklich große Fehler der beiden Guidos ist, dass sie ihre Position missbrauchen. Der eine durch sein Amt, der andere durch sein pöbeln. Und der dritte große Fehler ist die Diskriminierung. Das geht schon mal überhaupt nicht. Das macht man überhaupt nicht und ein Guido schon mal gar nicht.
Und als ob das alles nicht reicht, sagt er auch noch polarisierende Lügen und Blödsinn. Denn er sagt: Menschen, die nicht arbeiten, können doch nicht mehr verdienen, als Menschen, die arbeiten. Lieber Guido, gerade in der Generation der Erben gibt es sehr viele, sehr reiche, die über Generationen nicht mehr arbeiten müssen und die haben viel mehr Geld, als alle, die du da an den Pranger stellst.
Somit missfällt mir das Niveau, das eines gewählten deutschen Vertreters in der Öffentlichkeit nicht gerecht wird. Und noch eine Anmerkung, das viel zitierte spätrömische Reich ist ebenso wie das von Ludwig dem XIV. nicht am großen sozialen Engagement pleite gegangen, sondern daran, dass einige Wenige den gesamten Wohlstand auf sich bezogen haben. Und als der Hunger und das Elend so groß wurden, dass die Bürger dieser untergegangenen Zivilisationen keinen Ausweg mehr sahen, haben diese Bürger sich dieser Wenigen, die auf Kosten der Allgemeinheit lebten, einfach entledigt.
Somit ist das alles nicht nur dumm, beleidigend, anmaßend und falsch, es ist auch noch diskriminierend. Eventuell hat aber Guido gefallen an Diskrimierung gefunden, dafür gibt es in seiner Biografie einige Hinweise. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Montag, 15. Februar 2010
Studieren
Man kann lernen, erlernen oder Erlerntes weitergeben. Die Summe der Dinge, die man studieren kann, ist unermesslich. Zudem kann man die Intensität des Studiums variieren. Das Schönste am eigentlichen Studium des Lebens sind die Studiengänge, die nicht auf dem Lehrplan stehen. Ich studiere für mein Leben gerne Menschen, Verhaltensmuster und Verhaltensauffälligkeiten. Mit welchem Verhalten Menschen versuchen, Komplexe zu kompensieren oder Anerkennung zu erhalten. Bestätigung zu erlangen. Bewunderung zu bekommen. Dem Geltungsdrang nachzukommen. Ihre Schwächen zu kompensieren. Die Stärken in den Vordergrund zu spielen. Macht auszuüben. Ticks auszuleben. Schuldgefühlen nachzukommen. Die Art, sich zu entschuldigen oder eben nicht. Danke sagen zu können oder auch nicht. Zu beobachten, wo die Aufmerksamkeit ist. Ausdrucksformen. Varianten der Körpersprache. Sendungsbewusstsein. Die Art zu lachen. Tonalitäten. Was die Gestik uns sagt. Wie der Geruchssinn beeinflusst wird.
Der Mensch selbst ist das größte Studium. Dagegen ist alles andere ein Leichtes. Wie reagiert der Mensch auf was? Aggression. Wann fühlt er sich angegriffen, wann fühlt er sich wohl? Und dieses Studium ist unendlich, weil der Mensch in einem sich ständig wandelnden Umfeld sozialisiert wird. Somit ist er nie gleich, weil das Umfeld nie dasselbe ist. Der Einfluss von Herkunft. Der Einfluss des Lebenswegs. Der Einfluss der Zeit, in der dieser geprägt wurde, auf welchen Lehren seine Weisheiten beruhen.
Für mich ist wirklich vieles interessant und auch das Studium der unterschiedlichsten Dinge über die gesamte Zeitachse und die geografischen Dimension, aber der Mensch ist dann doch mein liebstes Studium. Deshalb beobachte ich ihn auch so gerne und intensiv.
Und wenn ich ihn in neuen Umfeldern beobachten kann, dann ist das, wie einen neuen Schmetterling entdeckt zu haben. Egal, ob im Fitnessstudio oder im Supermarkt, auf dem Wertstoffhof oder im Schwimmbad, im Fussballstadion oder im Zug, beim Friseur oder im Wartezimmer, es gibt keinen Ort, an dem man dem Menschen nicht etwas abgewinnen kann. Denn seine Art der Anpassung und des Verhaltens sind immer anders. Somit gibt es immer etwas zu studieren.
Donnerstag, 11. Februar 2010
Auge um Auge, Zahn um Zahn und der Klügere gibt schon lange nicht mehr nach
Es färbt ab bis auf die Schulhöfe, bis in die Unternehmen, bis in die Vereine. Ja, bis in die U-Bahnen und Straßen. Man gewährt nicht mehr dem Anderen den Vorrang, denn das entspricht einer persönlichen Niederlage. Sich zu behaupten, überlegen zu sein, ist zum Status geworden. Der Erfolg, der Sieg rechtfertigt den Einsatz aller Mittel.
Die Dopingsünder des Alltags gehören schon längst zum selben. Es ist schade, mit ansehen zu müssen, dass es die Menschen trennt in harten Zeiten, dass es diese auseinander dividiert, anstatt das einzig Richtige zu tun – zusammenzukommen, zusammenzurücken und gemeinsam Sache zu machen.
Die eigene Angst scheint dann doch so groß, die Angst vor dem Versagen, vor dem Scheitern, vor dem sozialen Abstieg, dass es zugeht, wie auf der sinkenden Titanic. Und niemand schreitet ein, aber alle wundern sich.
Wenn man im Zug fährt, bemerkt man, dass Menschen sich persönlich bedrängt fühlen, wenn man gegenüber Platz nimmt. Dass Koffer und Taschen mehr Plätze belegen, als man Mitreisenden anbietet. Wenn man Auto fährt, spürt man körperlich die Aggressivität, mit der alle unbedingt schneller vorankommen wollen. Wenn man einkaufen geht, dasselbe Gefühl. Überall diese kleinen Wettbewerbe über Sieg oder Niederlage.
Es ist zu einer Unkultur mutiert. Es ist ein Zeichen von großer Verunsicherung. Das alles hat die Menschen voneinander entfernt, anstatt in einer solchen Situation zusammenzustehen. Der Weg aus jeder Krise ist immer der gemeinsame. Miteinander kommt man aus jeder Krise. Der Weg in die Krise ist immer gepflastert von einigen Wenigen, die sich selbst bereichert haben. Die nur sich selbst gesehen haben. Das „Ich“ läßt uns in die Krise schliddern und das „Wir“ bringt uns da wieder raus.
Ich mag diese Stimmung nicht. Den Tonfall. Die fehlende Wertschätzung. Das Menschen, das, was ihnen widerfährt, an andere weitergeben, anstatt selbst die Sollbruchstelle für ein solches unsoziales Verhalten zu sein. Alle wollen sich in die paar Rettungsboote retten und heil aus der Sache und der Zeit rauskommen. Nach ihnen die Sintflut.
Um beim Beispiel der Titanic zu bleiben. Es hätten fast alle gerettet werden können, wenn man alle Rettungsboote mit Menschen gefüllt hätte und alles, was als Rettungsboot hätte dienen können, genutzt hätte. Aber damals wie heute verhalten sich Menschen und Systeme eben nicht so. Warum eigentlich? Warum sollen immer die anderen aus der Geschichte lernen und nicht wir?
Mein einfacher Gedanke ist ein starkes ehrlichen Miteinander und Füreinander dazusein. Und wenn ich mich an diesem Gedanken entlang hangel, dann spüre ich, dass dieses Konzept funktionieren würde. Denn es hat schon funktioniert. Wieder und wieder. Aber muss es immer erst zum Äußersten kommen. Offensichtlich ja.
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