Donnerstag, 5. Februar 2009
Die Prophezeiung
BMW verdoppelt die Umweltprämie auf 5.000 €. Also, 2.500 € von Frau Merkel, oder 5.000 € von BMW? Und das ist nur der Anfang. Der Wettbewerb wird das nicht lange auf sich sitzen lassen. Na, wer bietet 7.000 €? Höre ich da schon 9.000 €? Wie ich schon geraume Zeit vorher - gesehen, gesagt und geschrieben habe: Was zählt und wer zahlt? Für wie blöd hält die Politik die Industrie eigentlich? Und wer ist jetzt der Blöde? Liebe Agenturen, da kommt ja ganz schön Arbeit auf Euch zu, macht schon mal die großen Preis-Störer klar. Die ganz Großen.
Und plötzlich
Im Leben wird versucht, alles zu kontrollieren, aber wenn das „plötzlich“ eintritt, dann ist von der Kontrolle nichts mehr zu sehen. Der Teil des Lebens, den wir glauben zu kontrollieren, ist so verschwindend klein, dass es sich eigentlich nicht lohnt, unbedingt zu versuchen, die Kontrolle über alles für sich zu gewinnen. Zudem ist ein Leben unter Kontrolle kein sehr fantasiereiches, spontanes, impulsives, intuitives und lebendiges Leben. Es ist weit mehr ein Leben in Angst, die Kontrolle zu verlieren, die man ohnehin nicht hat.
Diese Angst vor dem Kontrollverlust macht aus Menschen eigenartige Individuen. Die Klaviatur des Lebens ist bei solchen Menschen sehr klein, eingeschränkt und eintönig. Das wenige ist oft begleitet von einer Art Perfektion. Die aber nicht dem Ergebnis in der Sache dient, sondern dem selbst empfundenen Kontrollverlangen. Sich selbst kontrollieren, die Dinge kontrollieren wollen und die schlimmste Form, Menschen kontrollieren zu müssen. Alle Formen sind weit verbreitet in unserer Gesellschaft. Und die meisten selbsternannten Perfektionisten haben wie gesagt mit der Sache nichts am Hut, sondern weitaus mehr mit der Angst, etwas könnte außer Kontrolle geraten.
Es ist eine Frage des Lebensweges, wie man mit diesem Thema umgeht. Wer auf seinem Lebensweg häufig, willkürlich und heftig Begegnungen mit „außer Kontrolle“ gehabt hat, der wird einen gänzlich anderen Umgang damit pflegen als Menschen, für die "außer Kontrolle" jede Kleinigkeit ist, die nicht an ihrem Platz vorzufinden war. Menschen, die jede Änderung und Veränderung an den Rand einer mittelprächtigen Panik bringen.
Der Umgang mit Kontrolle und Kontrollverlust wird einem ja auch nicht beigebracht oder erklärt. Die meisten Menschen gehen mit diesem Gefühl sehr einsam durchs Leben. Dabei wäre eine Veränderung so leicht. Man muss nur das Gegenteil von Kontrolle in sein Leben lassen. Das bringt die falsch verstandene Kontrolle ganz gut ins Gleichgewicht.
Mittwoch, 4. Februar 2009
Errungenschaften
Oft werden Errungenschaften mehr wie Trophäen in die Vitrine gestellt. Und dort nie überprüft, ob ihrem Nutzen oder Schaden. Errungenschaften genießen so eine Art von Schutzwall, denn alle waren mal stolz darauf. Und jetzt?
Mit den Errungenschaften ist das so eine Sache. Die meisten Errungenschaften liefert der Erfolg und der Wohlstand. Denn dieser verleitet dazu anzunehmen, alles sei richtig. Niemand kümmert sich wirklich um die Zusammensetzung von Errungenschaften. Dafür sind diese zu ehrenhaft, als dass man sie einfach so bloßstellen könnte, dürfte oder sollte.
Das Bewahren von nicht mehr zeitgemäßen Errungenschaften ist das eigentliche Desaster. Der Erfolg von gestern hat morgen keinen Wert mehr, nur noch einen emotionalen historischen. Mehr nicht. Und das verwechseln viele. Somit fahren mehr Menschen ein Unternehmen lieber vor die Wand, als sich von liebgewonnenen Errungenschaften freiwillig zu trennen, um es zu retten oder auf Erfolgskurs zu halten.
Die Gegenbewegung dazu sind Menschen, die mit Errungenschaften nichts am Hut haben und das Positive darin nicht sehen und fortsetzen können. Das ist ebenso schlimm und bringt Unternehmen sehr aktionistisch auf Zick-Zack-Kurs. Es ist ja auch nur fair, dass dies nicht jeder kann, sondern dass man dafür ein besonderes Feingefühl mitbringen muss, um Errungenschaften wie weiße Perlen auf die Kette einer Unternehmensgeschichte zu ziehen. Gute Errungenschaften, helle weiße Perlen, die das Unternehmen immer in einem besonderen positiven und hellen Licht erstrahlen lassen.
Errungenschaften sind wichtige Etappenziele auf dem Weg durch die Zeit. Sie zeigen, woher man kommt – aber nicht, wohin die Reise geht.
Dienstag, 3. Februar 2009
alpen 2
Redigieren, so was mache ich nicht
Redigieren ist auch so ein Wort, das mir beim Schreiben häufig begegnet. Nicht von mir aus, sondern von erstaunten Lesern, die völlig selbstverständlich davon ausgehen, dass jeder hier veröffentlichte Text einige Male redigiert worden ist. Und zwar soll ich das wohl selbst machen. Was ich aber nicht mache.
Sondern ich schreibe, wie andere Klavier spielen. Ich habe da ein Thema und Melodie im Kopf und dann improvisiere ich rund um die mir wesentlichen Aspekte dieses Themas. Das war es. Somit ergeben sich auch meist die Länge oder die Kürze, die Pausen, die Ausflüge und Übergänge. Diese Art des Schreibens kommt dem Musizieren wesentlich näher, als das allgemeingütige Schreiben. Dass sich jemand Notizen und Skizzen macht, eine Rohfassung schreibt und diese durch redigieren schleift und schleift, bis die Wortwahl sitzt.
Nein, dass mache ich nicht. Das Schreiben in meiner Form dauert unwesentlich länger als das Lesen desselben Textes. Die einzige Schleife, die ich mir gönne und erlaube, ist die des Lektorats. Aber auch das kommt durch meine Art oft ins schleudern und schwitzen. Denn wenn ich einen Gedanken aufgefangen und aufgeschrieben habe, dann kann ich es immer kaum aushalten, diesen in die Onlinewelt zu entlassen.
Meine damit verbundene Ungeduld macht es mir unmöglich, Tage darauf zu warten, dass ein Text endlich korrigiert zurückkommt. Meine Erwartungshaltung erstreckt sich da auf einen Zeitraum von maximal 12 Stunden. Maximal. Lieber aber innerhalb von 1 bis 4 Stunden.
Angesprochen auf diese Gewissheit des Redigieren, fällt mir auf und wird mir bewusst, wie anders andere schreiben. Sich förmlich quälen bei der Wahl der Wörter. Sich hin und her wiegen, so oder so, so oder anders, oder sogar ganz anders. Mich würde das verrückt machen. Ich habe was zu schreiben oder nicht. Mozart soll seine Kompositionen im Kopf fertig gehabt haben, so dass er diese nur noch herunterschreiben musste. Dafür musste er mehr Zeit für sich gewinnen. Er saß nicht am Notenblatt und hat fortwährend Noten verbessert oder verändert. Er hat das im Kopf aufgeschrieben. Und wie wir heute wissen, war es gut so und hat immer gestimmt.
Hätte er sonst in einer so kurzen Lebenszeit ein so epochales Lebenswerk zu Papier bringen können. Da ist wieder so ein Wort gefallen, von dem ich mir nicht 100%ig sicher bin, dass es das sagt und trifft, was ich eigentlich sagen will. Wird schon stimmen. Und wenn nicht, wird es kaum einem, eher keinem auffallen. Natürlich möchte ich mich in keinster Weise mit Mozart vergleichen, ich wollte nur eine Erklärung suchen und finden, wie ich es tue – das Schreiben. Und die Geschichte trifft es aus meiner Sicht am besten.
Montag, 2. Februar 2009
Kennen Sie Ihre Ethik-Schwelle?
Wer hat nicht schon fassungslos den Kopf darüber geschüttelt, zu was Menschen bereit sind. Blickt man zurück oder in die Gegenwart, dann trifft man auf Verhalten von Menschen, das man nicht glauben kann. Aber muss.
Somit wirft sich die Frage auf, warum können die Dinge tun, zu denen man selbst nicht im Stande wäre. Glaubt man oder weiß man? Absichtlich möchte ich keine Beispiele anführen, weil ich nicht will, dass man diese Seite unter diesen Begriffen googeln kann. Denn es gibt natürlich Menschen, die mit diesem Vorgehen kein Problem haben. Ganz im Gegenteil, die fühlen sich in solchen ethisch niedrigen Umfeldern wohl. Diese Menschen möchte ich nicht im virtuellen Raum auch noch bedienen.
Ganz im Gegenteil. Wie kommt das, dass Menschen zu so was fähig sind. Dafür müssen wir aber keine Reise zurück machen, sondern können einfach einen Blick in die Gegenwart werfen. Da ist zu beobachten, dass man Menschen besser erkennt, wenn man diesen Verantwortung gibt, die sich auf Grund von äußeren Umständen zu Macht umwandelt. Und wie Menschen sich verändern, die unter Druck geraten. Wie diese mit diesem Druck umgehen – verantwortlich oder unverantwortlich.
Die Situation der Wirtschaft präsentiert uns ein wunderbares Beispiel für das Erkennen von unterschiedlichen Ethik-Schwellen. Zu beobachten ist, wie Menschen mit aller Gewalt die Schuld bei anderen suchen und finden. Und wie sie sofort ihre Macht einsetzen. Noch schlimmer, der Druck der auf ihnen lastet, wird einfach an alle weitergeleitet, die in der Hierarchie unter ihnen sind.
Die Ethik-Schwelle sinkt in der Regel, um so höher man in Machtstrukturen aufsteigt. Was einfach zu erklären ist, die zunehmende Verantwortung wird für Menschen mit einer hohen Ethik-Schwelle unerträglich. Denn diese fühlen sich verantwortlich und sie sind unfähig, daraus einen Machtanspruch abzuleiten. Dieser belastet sie psychisch und physisch. Was man von Menschen mit niedriger Ethik-Schwelle nicht sagen kann.
Somit geht es nicht um Regeln und Gesetze. Die halten Menschen mit niedriger Ethik-Schwelle natürlich nicht ab, sondern diese verwenden alle Energie darauf, wieder eine Lücke im System zu finden. Man müsste stattdessen ein System entwickeln, das nur Menschen in bestimmte Positionen vordringen lässt, die nachweislich eine hohe Ethik-Schwelle haben. Solche Menschen entfachen keine Kriege. Und solche Menschen sind nicht getrieben von Habgier.
Gut erkennen kann man das Gleichgewicht aus Macht und Verantwortung in Familienunternehmen. Hier kontrolliert sich zumeist die Ethik-Schwelle selbst. Denn es stehen nicht nur rationale Werte auf dem Spiel, sondern auch emotionale. Was denken denn die anderen über uns? Die Angst, sein Gesicht zu verlieren.
Somit haben wir ein Systemproblem. Und zwar nicht seit Neustem, sondern schon sehr lange. Und dieses wird sich, so wie es aussieht, weiter fortsetzen. Außer, ja außer, Menschen mit hoher Ethik-Schwelle tun sich zusammen oder man fördert und unterstützt solche Menschen. Oder man gibt sich selbst einen Ruck, in Hierarchiestrukturen wenigstens eine Ebene höher zu kommen, als man es sich selbst zutraut. Wenn das jede Generation verinnerlicht, dann rücken sukzessive Menschen in Positionen vor, die genau das leben, denken und umsetzen, was wir uns für diesen Planeten wirklich wünschen.
Ich kann mir schon denken, wer sich jetzt über diese Theorie aufregt. Und wer schon jetzt darüber nachdenkt, wie er weiter über Leichen schreiten kann und dabei allen glaubhaft versichert, wie hoch doch seine Ethik-Schwelle ist. Die Krise, das Problem entlarvt sie dann doch alle. Wie man jetzt sehr gut sehen kann, wenn man hinsieht.
Somit haben wir mehr ein Ethik-Problem als alles andere. Und mit Gesetzen und Regeln wird man dem nicht gerecht, sondern in dem man weniger auf numerische Werte achtet. Weniger auf Interessengemeinschaften. Weniger auf Lobbyismus. Sondern mehr Augenmerk auf die ethische Schwelle von Menschen hat. Siehe Barack Obama. Und viele mehr. Es gibt sie überall. Aber wer nimmt schon gerne den Kopf hoch in die Schusslinie von Menschen, denen ihr Gegenüber völlig gleichgültig ist. Denen die Behauptung über allem steht. Die Befriedigung des eigenen Egos ebenso, egal was es kostet. Für die sogar Menschlichkeit nur eine Spielfigur auf dem Spielbrett ihres eigenen Lebens ist.
Wer gerne mehr darüber wissen will, der sollte sich diese Rede anhören und sich diesen Film ansehen, es lohnt sich vor allem für Menschen mit einer hohen Ethik-Schwelle:
Philip Zimbardo: How ordinary people become monsters ... or heroes
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