Montag, 23. April 2012
Frei. Freiheit. Freiheiten.
Im Laufe meines Lebens wird mir erst bewusst und klar, was Freiheit überhaupt für mich bedeutet. Für mich persönlich. Der Begriff ist so politisch belegt, dass ich mir lange gar keine persönlichen Gedanken darüber gemacht habe. Die Politik will Freiheit. Freiheit erhalten. Freiheit erringen. Freiheit erzielen. Freiheit verteidigen. Was sie damit genau meint, bleibt eigentlich unklar. Es gibt z.B. Pressefreiheit. Die Formen der politischen Freiheit schaffen mir den Rahmen für meine persönlichen Freiheiten.
Aber die wichtigsten persönlichen Freiheiten bleiben sogar von den politischen weitestgehend unberührt. Die meisten persönlichen Freiheiten bleiben sogar weitestgehend unberührt und ungenutzt.
Persönliche Freiheiten sind eigentlich darauf beschränkt und begrenzt, was man im Rahmen der Gesetzgebung darf. Und im Rahmen von Moral und Ethik. Wir haben die Freiheit, so schnell Auto zu fahren, wie wir wollen. Wir haben die Freiheit zu wählen. Wie haben die Freiheit zu entscheiden. Wir haben die Meinungsfreiheit und derer unzähliger mehr.
Dabei ist Freiheit vor allem ein Gefühl. Wie Sicherheit. Und Liebe. Das Gefühl bestimmt die gelebte Freiheit. Das bedeutet, dass man sich sogar im Gefängnis frei fühlen kann. Freiheit ist vor allem im Kopf. Und Freiheit ist kein Selbstbedienungsladen, in dem man sich die Taschen voll packt, bis jemand stopp sagt. Freiheit ist nicht was man macht, sondern sich die Freiheit zu nehmen, vieles bewusst nicht zu machen.
Unsere wirkliche Freiheit ist eigentlich durch unser Verhalten immer in Gefahr. Vor allem Angst raubt uns das gute Gefühl von Freiheit. Schuld steht dem in nichts nach. Vor allem das Schuldgefühl. Wir sehen, leben und nutzen Freiheiten nicht, weil uns negative Gefühle davon abhalten.
Die gedankliche Freiheit ist die wichtigste und schönste. Die Freiheit wahrhaftig, authentisch, man selbst zu sein. Es sind die vielen kleinen Freiheiten des Tages, die das Leben zu etwas ganz besonders Wundervollem machen.
Für Menschen, die aber in hierarchischem Denk-System groß geworden sind wie ich, ist das mit den persönlichen Freiheiten nicht so einfach. Das muss man wie laufen lernen, erst erlernen. Denn vor meiner Freiheit stehen gesellschaftliche Aspekte wie Pflicht, Gehorsam, Folgen, Befehlen, Anordnen, Verfügen, Anweisen, Verpflichten, Bewerten, Anpassen, Funktionieren, Prüfungen, Leistung, Nachweis, Beweis, Anspruch, Gesetze, Regeln, Ordnung. Die sogenannten Bürgerpflichten. Und die darin bestehenden und gewachsenen systemimmanent hierarchischen Strukturen. Das bedeutet, deren Freiheit gehen solange vor, bis ich an der Reihe bin. Eine Art Befehlskette der persönlichen Freiheit.
Da ich überhaupt nicht in hierarchischen Systemen denken und handeln kann, kam ich in diesen auch nie zurecht. Der Gedanke allein, ich ich würde in einem Konzern arbeiten oder in einem Amt oder in einem anderen hierarchischen System treibt mir schon den Schweiß auf die Stirn. Das ein System über meine Freiheit entscheidet. Wann die dran ist. Wie ich diese auszuüben haben. Das alles kann ich psychisch nicht ertragen und körperlich nicht bewältigen.
Meine Versuche auch in solchen Systemen erfolgreich zu sein, sind gescheitert. Diese haben mich zudem krank gemacht. Ich bekam eine Neurodermitis, Magen-Probleme und war cholerisch. Und einige andere Nebenwirkungen mehr. Gerne wäre ich in einem dieser großen Systeme größer geworden. Aber es war schnell klar, dass dieses Unterfangen für beide Seiten nicht sinnvoll wäre.
Meine Vorstellung nach persönlicher Freiheit. Mein Wunsch nach Selbstbestimmung. Meine Sehnsucht nach der Freiheit der Gedanken. Für alles das ist in hierarchischen Systemen kein Platz. Aus gutem Grund.
Aber es brauchte Jahre bis ich meine Programmierung erkannte. Bis ich diese in Frage stellte und wirklich anfing meine Wünsche auch in meinem Mittelpunkt zu stellen. Eigentlich habe ich erst in den letzten Jahren begriffen, was persönliche Freiheit überhaupt bedeuten könnte. Erst in den letzten Jahren habe ich wirklich ernsthaft angefangen, Freiheit wirklich zu wagen.
Das viel mir nicht leicht. Denn das System in meinem Kopf, wie man in dieser Gesellschaft zu funktionieren hat. Wie man Anerkennung, Status, Geltung und Bewunderung erhält. Liegt wirklich diametral dem gegenüber was ich nun Schritt für Schritt erlebe.
Ich lerne die vielen kleinen Freiheiten zu leben. Die mir das Gefühl einer sehr großen persönlichen Freiheit vermitteln. Und meine Gehversuche sind manchmal wirklich komisch. Das ist so, als ob man 20 Jahre in einer Zelle genau 4 Meter x 3 Meter als Bewegungsfreiheit hatte und nun steht man in Freiheit und man hat das Gefühl,wenn ich nur einen Meter weiter als diese gewohnten 4 Meter gehe, dann passiert was Schreckliches.
Ich habe es heute Morgen z.B. nicht geschafft zu frühstücken. Bin aber trotzdem pünktlich im Büro gewesen. Dann habe ich mir gedacht. Spinnst du? Das Frühstück ist wichtig. Es gibt dir Energie für den Tag. Also, du gehst jetzt in ein Café bestellst dir ein Frühstück und dann gehst du ins Büro. Ich kann mir diese Freiheit auf Grund meiner Lebenssituation nehmen. Aber ich traue es mir eigentlich im weit überwiegenden Teil meines Lebens nicht. Ich verhalte mich wie ein Mini-Konzern.
Was besonders bescheuert ist. Denn der Gewinn meiner Lebensform ist die Freiheit. Denn dafür muss ich einen Totalverlust an Sicherheit in Kauf nehmen und verkraften. Das kann ich komischerweise seit 20 Jahren ohne Problem. Selten weiss ich, womit ich in 2 oder 4 Monaten mein Geld verdiene. Aber es hat immer irgendwie funktioniert in den letzten 20 Jahren. Da habe ich ein Urvertrauen. Das es immer irgendwie schon gut weiter geht.
Aber gleichzeitig lebe und nutze ich den emotionalen Gewinn meiner Lebensform nicht. Falsch! Habe ich nicht genutzt. Seit einiger Zeit lerne ich, diesen zu nutzen. Ich gehe einfach mal eine Stunde früher aus dem Büro und gehe joggen. Ich verplappere mich im Café und bleibe einfach mal eine Stunde länger sitzen. Während der Arbeitszeit nehme ich mir Auszeiten und höre Jazz. Schreibe. Lese. Surfe im Internet. Ich suche und finde alles mögliche. Ich interessiere mich. Und folge diesen Interessen.
Meine Definition von Produktivität hat sich geändert. Der Faktor persönliche Freiheit verändert diesen sehr stark und sehr positiv. Mein Betriebsmodus ist von reinem Output umgestellt worden auf 50% Input und 50% Output. Die am Anfang beschriebene Befehlskette geht nun nicht mehr nur von meiner Umwelt aus, sondern mehr und mehr von mir. Aktiv.
Ich lerne persönliche Freiheiten wirklich zu erkennen, umzusetzen und wertzuschätzen. Und das Großartigste daran, alles wird noch besser. Irgendwie bringt die Fähigkeit zur Selbstbestimmtheit nur Positives mit sich. In allen Bereichen des Lebens. Magisch. Es ist wirklich magisch.
Ich lerne meine Freiheit als die wichtigste und wesentliche zu betrachten und plötzlich verändert sich alles, so wie ich es eigentlich immer wollte. Aber nie hin bekommen habe. Ich komme mir selbst immer näher und näher. Ein guter und schöner Weg, den ich da beschreiten darf und kann. Danke.
Mittwoch, 4. April 2012
Ich schlafe mit jungen Frauen.
Jetzt ist es raus. Jeden Tag. Fast. Nicht am Wochenende. Morgens und Abends. Im Schnitt 2 x am Tag. Dann schlafe ich mit wechselnden jungen Frauen. Selten, dass es 2 x dieselbe ist. Und ich kann nichts dagegen tun. Auch wenn ich wollte. Die einen denken jetzt: «Wie kann er das nur tun in seiner Lebenssituation?» Andere denken sich jetzt: «Recht hat er, du lebst nur einmal! »
Ich kann nur sagen: «Dagegen kann ich nichts machen. Auch wenn ich wollte. Da bin ich machtlos. Ich muss mit jungen Frauen schlafen. Ob ich will oder nicht.» Okay, ich könnte sie wecken. Aber das macht man Morgens und Abends doch nicht im Zug. Einfach aufwecken. Da ziehe ich es vor, mit ihnen zu schlafen. Obwohl ich selbst dabei nicht schlafe. Kein Auge kann ich zumachen. Manchmal schlafe ich auch mit Männern. Mit älteren Frauen. Ich schlafe mit allen, die schlafen. Im Zug schlafen viele Menschen. Kaum sitzen sie, schlafen sie ein.
Oft sieht das unmöglich aus. Vor allem bei Männern. Die röcheln, schnarchen und sehen übel dabei aus. Oft stinken sie auch noch. Schlafende Männer im Zug sind kaum zu ertragen. Schlafende Frauen dabei wesentlich besser. Nicht alle. Aber wenn junge, hübsche Frauen ihren Kopf an das Zugfenster gelegt haben und so vor sich hin schlafen, dann hat das was Friedliches und bisweilen auch Erotisches. Wenn sich das zweite Gefühl einschleicht, dann setze ich mir meine Kopfhörer auf und höre Musik oder lenke mich anderweitig ab.
Das Aufwachen oder die Ticketkontrolle sind bei diesem Akt im Zug besondere Momente. Denn dann erkennt man viel vom dem Typ Mensch. Menschen, die aus dem Schlaf gerissen werden, um ihr Ticket vorzuzeigen, zeigen dabei sehr persönliche Eigenarten. Auch wenn es an das Aussteigen geht. Das Beobachten dieser Persönlichkeitsmerkmale macht einen irgendwie zum Spanner. Was heisst irgendwie. Aber was soll man den tun, wenn jemand nur Zentimeter von einem entfernt aufwacht. Wie soll man da weg schauen. Es nicht bemerken. Das ist fast unmöglich.
Ich schlafe nicht im Zug. Meine Energie ist auf 220 Volt. Morgens, Mittags und Abends. Es verwundert mich, wie viele Menschen sofort in Stand By Stellung verfallen. Wie der wenige Energiehaushalt, sofort auf Niedrigverbrauch-Modus umstellt und diese Menschen in den Schlaf fallen lässt. Was strengt so an, dass man in der ersten Ruhestellung fast ohnmächtig weg schlummert?
Egal, so lange ich Zug fahre, muss ich mich eben daran gewöhnen, mit fremden Menschen zu schlafen. Es gibt schlimmeres. Schlimmer wäre es sicherlich, wenn alle so wach wären, wie ich. Oh mein Gott und das schon morgens, das wäre unerträglich. Moment mal, da kommt mir ein Gedanke. Vielleicht schlafen die ja gar nicht, sondern die stellen sich nur schlafend bei meinem Anblick.
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