Dienstag, 24. Juni 2008
Hornisse – Wie Angst verfliegen kann
Noch vor ca. zwei Jahren hatte ich tierisches Muffensausen vor Hornissen. Obwohl ich nicht mal weiß, ob mir je eine begegnet ist. Doch da war eine vor Jahren mal in der Wohnung. Jedenfalls habe ich damals einen riesigen Aufwand betrieben, um das Tier aus meiner Umwelt zu verbannen.
Ich dachte damals, dass Hornissen unter Naturschutz stehen. Und dass der Stich einer Hornisse um ein vielfaches gefährlicher, brutaler und schmerzhafter als der einer Wespe sei. Eigentlich sofort tödlich. Mein Angst vor Hornissen kann man also als besonders groß be- und umschreiben.
Seit geraumer Zeit lebe ich nun in einem Umfeld, wo es Hornissen gibt, die einem fast täglich begegnen. Und auch nicht nur eine. Manchmal auch zwei, drei und vier. Am Anfang dachte ich, das ist das Ende. Aber schnell begriff ich, dass in diesem Ort noch niemand den Tod durch eine Hornisse gefunden hatte. Niemand hatte auch nur eine Story des Grauens über Hornissen auf Lager. Nichts. Wenn ich mich mal auf das Thema zu bewegen wollte, erntete ich nur müdes lächeln.
So dass mir nichts anderes übrig blieb, als mich mit diesen Hornissen auseinander zu setzen. Also beobachtete ich Hornissen in meinem direkten Umfeld. Erst aus der Distanz. Einer ziemlich großen. Und dann schmolz die Distanz immer mehr dahin. Zuerst verriet mir das Internet, dass der Stich der Hornisse ebenso sei wie der einer Wespe. Und dort stand sehr viel beruhigendes über Hornissen.
Meine Beobachtungen lehrten mich, dass Hornissen eher keine guten Flugkünstler sind. Dabei machten sie auch den Eindruck, dass sie träge seien. Und wenn sie schon mal aus Versehen in einen Wohnraum gelangen, versuchen sie eigentlich alles, um wieder raus zu kommen. Dabei stellen sie sich ziemlich blöde an, denn sie fliegen unentwegt gegen die Scheibe. Und das mit aller Kraft.
Sie legen dann Pausen ein. Immer mehr. Und immer längere. Bis sie irgendwann völlig fertig am Boden herumkriechen, wie ein Boxer nach 15 Runden. Hornissen, also denen ich begegne – täglich, sind keine Spur aggressiv. Wovon ich bislang überzeugt war. Meiner Fantasie entsprungen war eine fliegende Killermaschine. Aber so mit der Zeit taten mir die Hornissen richtig leid, bei ihrem Kampf wieder in die Freiheit zu gelangen. So entschloss ich mich ab einem Zeitpunkt, den ermüdeten Hornissen auf dem Weg in die Freiheit zu helfen.
Keine Gegenwehr. Nichts. Sondern sie lassen alles über sich ergehen. Mit einer Ruhe, die mich beeindruckt. So setze ich Hornissen einfach wieder vor die Tür. Und das war es. Meine Angst ist einer Fürsorge gewichen. Was für ein Wandel. Und den Wandel habe nur ich vollzogen. Denn was Hornissen über Menschen denken, welche Vorurteile, welche Unwahrheiten diese glauben, ist nicht übermittelt. Und was mit Hornissen geht, dass müsste doch mit ....
Die Moral von der Geschicht, glaub deinen eigenen Vorurteilen nicht. Und ist die Angst auch noch so groß, es könnte sein, die bist du schnell und für immer los.
Montag, 9. Juni 2008
EM
Das ist die wohl kürzeste Überschrift bis dato in meinem Blog. Es geht noch kürzer, aber nicht mehr viel. Das unglaubliche daran ist, was zwei Buchstaben für eine Kommunikationswirkung haben, haben können.
EM. WM. DM. H&M. IM. KM. MM. PM. SM. TM. Das sind nur die mit einem M am Ende. Da soll mal einer sagen, dass man mit wenig nicht viel aussagen kann. CL. BL. PL. CH. VG. LG. KZ. TZ. BZ. SZ. Es gibt eine unglaubliche Menge von 2-Buchstaben-Kombinationen, welche es in sich haben.
Aber eigentlich wollte ich nur was über und zur EM sagen. Einer wird gewinnen. Alle anderen werden mehr oder weniger traurig sein, dass sie es nicht gewonnen haben. So ist nun mal der Modus. Alle wollen, aber nur einer kann. Wer? Das weiß keiner so richtig zuvor. Aber nachher haben es alle kommen sehen.
Wie haben mal wieder unglaubliches Losglück. Als Beweis würde ich mal einen Blick auf die Gruppe C werfen: Niederlande, Frankreich, Italien und Rumänien. Bis zum Finale drohen uns die Schweiz, Tschechien, Türkei, Portugal. Genau. Wo sind die ganzen Kracher? Die eliminieren sich alle zuvor gegenseitig.
Meine Hoffnung liegen und wiegen schwer auf den Schultern von Michael Ballack. Spielt er ein großes Turnier, dann kann es weit gehen. Fällt er aus oder ist gesperrt oder was auch immer, dann schrumpft meine Hoffnung auf die Größe einer getrockneten Rosine. Noch nie habe ich persönlich den Mannschaftssport Fußball so abhängig von einer Person gesehen. Noch nie. Es ist ja ein Mannschaftssport. Aber. Ja aber. Es fällt auf, dass ab einem bestimmen Niveau, welches nur Ballack überhaupt auf den Rasen bekommt, ein, zwei oder drei Situationen ein Spiel entschieden. Denn laufen können die alle. Hinten drin stehen auch.
Den Unterschied macht der eine Spieler in einer Mannschaft. Wir haben nur den Einen. Andere haben mehr, mehrere, viel mehr. Wenn ich nur an Gruppe C und D denke. Oh mein Gott.
Somit freue ich mich auf ein paar wunderbare Spiele. Auf diese wenigen herausragenden Spieler. Und am Ende muss eben einer gewinnen. Mein Wunsch sind nur viele schöne, mitreißende Spiele. Dann ist es mir [fast] egal, wer gewinnt. Nur bitte nicht Italien. Und nicht Holland. Und wenn es geht, lieber Fußballgott, kein Mitleid mit Österreich. Wünschen würde ich es den Türken oder Otto zum Zweiten. Aber am liebsten würde ich es sehen, dass er die Trophäe in den Himmel streckt. Er. Der Eine. Der Einzige, den wir haben.
Aber wenn nicht, ist auch nicht so schlimm. Wir waren ja erst 1996 Europameister. Und auch schon insgesamt 3-mal Europameister. Aber schön wäre es schon. Man darf ja mal träumen, so von Werbegott zu Fußballgott.
Foto: Peter von Felbert
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