Montag, 18. Februar 2008
Über Form und Inhalt
Eine überflüssige und dumme Diskussion meinerseits.
Inhalt ist die wesentliche Substanz. Alle wirklich erstrebenswerten Werte stehen in enger unzertrennbarer Verbundenheit zu den Inhalten. Die Form definiert den Raum für die Inhalte. Die Form ist die Hülle für die Inhalte.
Die Konzentration gilt dem Inhalt. Das Streben, das Lernen, das Üben, das Arbeiten, das sich daran Reiben, das daran Verzweifeln, das Scheitern. Alles sollte sich ausschließlich und in erster Linie auf den Inhalt reduzieren. Wir sind dazu befähigt, alle Inhalte ständig zu verbessern.
Ist der Inhalt so vollkommen, dass er die eigenen Erwartungen überragt und übertrifft, erst dann gießt, hüllt, füllt oder steckt man ihn in seine Form. Denn eine Form ohne Inhalt ergibt eigentlich keinen Sinn. Weder einen zu erwartenden oder entsprechenden.
Die inhaltliche Auseinandersetzung tritt aber immer mehr in den Hintergrund. Meist begnügt man sich mit der Form, die Form genügt. Den Inhalt läßt dies vermissen. So sein als ob. Das ist die Maxime. Eine wie ich finde schlechte Maxime. Denn die nun geführte Auseinandersetzung ist eine völlig andere. Man muss selbst dahinter kommen, welche Inhaltslosigkeit sich hinter einer Form versteckt. Den akzeptierten und vorsätzlichen Betrug hinter der eigentlichen Form, die zur Fassade wird, zu entlarven. Wie wenig Inhalt verbirgt sich hinter der Form. Egal für welches Angebot, ob Produkt oder Dienstleistung - meine Gedanken kreisen ständig nur noch darum, was die Form nur vorgibt, wo sie mich in die Irre führen will, wo sie mich manipulieren will und was eigentlich dahinter steckt.
Wer oder was bescheißt einen weniger, ist zu einem Entscheidungskriterium geworden. Das weniger Schlechte genügt. Die weniger mindere Qualität überzeugt uns schon.
Der Inhalt musste letztendlich den Äußerlichkeiten weichen. Somit sind wir in einer inhaltslosen Gesellschaft angekommen, die sich nur noch über Formen definiert, über Formate, Äußerlichkeiten. Welche Worte man auch dafür benutzt, sie verdeutlichen, dass es nicht um das Eigentliche geht. Schade. Was für eine verpasste Chance unseres eigentlichen Intellekts. Eine geistig ständig unterforderte Gesellschaft.
Egal wohin man schaut, man sieht eine Gesellschaft voller Fassaden. Die nur so tun, wie sie sein sollten. Die Kopie der Kopie der Kopie der Kopie.
Wer von Inhalten redet, mit dem redet man nicht gern und nicht lange. Denn man kann oft nicht mitreden. Diskussionen, die mit Unwissenheit oder Halbwissen zu Inhalten geführt werden, finden schnell ihr jähes Ende. Als ich ein Kind war, ein junges Kind, in der Zeit, als ich noch nicht lesen und schreiben konnte, da nahm ich gerne einen Stift und ein Blatt. Ich machte Striche und Kringel auf ein Blatt und tat so, als ob ich schreiben würde. Und ich nahm ein Buch und brabbelte vor mich hin, so als ob ich lesen würde. Einige Zeit später, ich war der englischen Sprache noch nicht mächtig, sang ich Sinatra Songs mit. Das klang so ähnlich wie das, was da gesungen wurde, aber es war bei weitem kein Englisch.
Immer wieder im Leben traf ich auf Situationen, die mir verdeutlichten, was ich nicht kann. Die mich dazu führten, dies können zu wollen oder es zu lassen. Aber nicht so zu tun als ob. Das ist vorbei. Heute kann fast jeder alles. Nur ich, ich kann so vieles nicht. Oder so schlecht, dass ich es nicht mache. Ich stelle mir immer und immer wieder nur eine und die selbe Frage: "Ist denen das nicht unglaublich peinlich, zu wissen, dass sie etwas nicht können und nur so tun als ob, dass dies mal jemand herausbekommt oder man das offensichtlich sofort erkennt?" Anscheinend nicht.
Und was für eine Vergeudung von Lebenszeit - statt nur eine einzige Sache vollkommen zu können, ein Leben lang etwas nur zu behaupten.
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