Freitag, 20. Februar 2009
Organisation
Was habe ich nicht alles versucht. Was haben andere nicht alles versucht. Der Versuch, sich zu organisieren, ist eigentlich schon ein Indiz dafür, dass dieser Versuch zum Scheitern verurteilt ist. Wie viele Systeme habe ich probiert. Wie viele Systeme hat man an mir probiert, um die Dinge zu organisieren und zu optimieren. Erst analog, dann digital. Dann analog und digital. Und anders herum.
Ein ständiges Ringen um die Organisation, die Planung, die Transparenz, die Einfachheit und die Geschwindigkeit. Dabei ist mir immer aufgefallen, dass an jedem neuen Tool, das Dinge erleichtern sollte, immer noch mehr dran hing, was andere Aspekte erschwerte. Keine Lösung ohne neue Probleme. Da waren mir die alten immer lieber. Die kannte ich wenigstens.
Irgendwann ging ich dann dazu über, Menschen um mich zu versammeln, die Talente mitbrachten, mit denen ich nicht dienen konnte. Und siehe da, alles war organisiert. Ohne Tools. Ohne zusätzlichen Aufwand. Einfach weil es Menschen gibt, die Dinge können und wollen, die ich nicht kann und nicht will. Dafür kann ich ja Dinge, welche die nicht können und wollen.
Das ist so, als ob bei einer Band alle Sänger sein wollen und niemand will ein Instrument spielen. Das stellt für eine Band ein Problem dar. Diese ganze Welt der Lösungen und Optimierungen basiert auf der Unkenntnis derer, die nach Lösungen suchen und die sich beim besten Willen nicht vorstellen können, dass es Menschen gibt, die das können, was sie selbst nicht können. Und genau dafür gibt es dann eine Lösung. Die natürlich nicht funktionieren kann, weil jede Lösung natürlich auch bedient werden muss. Und man selten auf den Um- und Zustand trifft, dass derjenige, der eine Lösung sucht, das Tool auch selber füttert.
Schlau eigentlich. Lösungen für Probleme, die nicht funktionieren können und werden, außer sie sind besonders teuer, aufwendig und kompliziert. Dann sind alle felsenfest davon überzeugt, natürlich „die“ Lösung zu haben.
Zudem ist das eigentlich ein super Jobmotor. Mal ehrlich, gab es in den 70ern und 80ern Controller? Wer will sich schon tagein und tagaus mit Zahlen beschäftigen. Früher hieß das Buchhaltung und es funktionierte auch so. In meiner Erinnerung sogar besser.
Somit werden ständig Schuhe aufgeblasen, an Stellen die es eigentlich braucht. Nur weil es keiner machen will, aber alle überzeugt sind, es muss einer machen. Ich laß das einfach. Mich interessieren nur ganz wenige Zahlen. Die muss ich kennen, der Rest interessiert mich nicht. Und auch diese ganzen Auswertungen interessieren mich nicht. Wenn es stimmt, dann stimmt es. Wenn es läuft, dann läuft es. So einfach kann es sein.
Mein Interesse liegt im völligen Gegenteil. Ich frage mich immer, mit wie wenig man wie viel erzielen kann. Rational und emotional. Mit wie wenig Charts kann man eine Präsentation gewinnen? Wie kann man alles reduzieren? Wie sehr lohnt es sich, alles zu konzentrieren. Daraus ist eine Art innerer Bewegung geworden. Bei allem was ich mache, frage ich mich, was kann man noch weglassen, um den Sinn noch mehr in den Vordergrund zu stellen. Somit bin ich resistent für Lösungen, da ich das Problem nicht habe, meide oder delegiert habe. Denn kein System ersetzt einen aufmerksamen Menschen. Einen, der sich dafür zuständig und verantwortlich fühlt.
Wäre ja noch schöner.
Mensch, ich dachte selber würde ich nur so denken. Danke, für diesen Impuls!
Lars