Mittwoch, 21. Januar 2009
Was zählt und wer zahlt?
Eigentlich wollte ich mich aus politischen Themen raushalten. Aber eigentlich ist es kein politisches Thema. Das merkt man an dem, was die Politik einem da präsentiert. Eins vorneweg - die leben auf einem anderen Planeten als ich, auch diejenigen, welche beratend tätig sind.
Nehmen wir mal die Verschrottungs-Prämie von 2.500 Euro für ein Auto, das älter ist als acht Jahre. Nebenbei bemerkt, zahlen viele Hersteller bis zu 6.000 Euro über Schwacke-Liste für einen Gebrauchten, egal wie alt. Somit wird dieser Eingriff ein ganzes Feuerwerk an Angeboten mit sich bringen, denn die Hersteller werden sich jenseits der 2.500 Euro vom Staat nicht bitten lassen, dieses erbärmliche Angebot schlecht aussehen zu lassen.
Zudem gibt es da ein weiteres Problem. Acht Jahre alte Autos fahren und haben TÜV. Warum sollte man Autos verschrotten, die einwandfrei fahren? Womit wir zum nächsten Problem kommen. Wer fährt denn ein acht Jahre altes Auto? Und kann sich mit 2.500 Euro ein Neues leisten?
Eine solche Idee ist dermaßen an der Realität vorbei, dass ich glaube, die müssen das wissen. Ich glaube, die zielen auf etwas anderes ab, auf die Emotion. Der Konsument soll glauben, er bekommt viel, auch wenn er nichts bekommt. Das ist so wie einkaufen bei Aldi oder einkaufen bei Tengelmann. Für 80 Euro ist beim Aldi das Auto bis unter das Dach vollgestopft, beim Tengelmann hat man zwei Tütchen auf dem Beifahrersitz.
Die wollen gar kein Geld ausgeben, sondern nur so tun als ob. Denn leisten können wir uns das ohnehin nicht. Und so geht es weiter. Das mit dem Erlass der PKW-Steuer beim Kauf eines Neuwagens ist auch so ein Ding. Kein Mensch kauft wegen 150 Euro im Jahr ein Auto für 30.000 Euro. Wenn man schon bis zu 30% Rabatt vom Hersteller bekommt, bis zu 6.000 Euro für den Alten über Schwacke-Liste und... und... und... und die Leute kaufen noch immer keine Autos, dann scheint das andere Gründe zu haben und man müsste an anderen Rädern drehen. Nicht nur an denen, die offensichtlich locker sind.
Wie kommen sich denn da die ganzen Marketingabteilungen vor, wenn der Staat mal zeigen will, wie das geht mit dem Auto verkaufen. Die denken seit Jahren über nichts anderes nach - was man alles machen kann, um Menschen dazu zu bewegen, Autos zu kaufen. Und denen ist auch nichts eingefallen. Wie kommen sich die ganzen Werbeagenturen vor, die tausende Konzepte in die Wirklichkeit umgesetzt haben, damit jemand Autos verkauft. Mit dem gleichen ausbleibenden Erfolg wie die Hersteller selbst.
Ich glaube, die Leute würde keinen 100 Euro Schein für 50 Euro kaufen, wenn es ihn gäbe. Kaufen hat viel mit Lust zu tun, mit Emotionen. Das mit dem Geld wird brutal überbewertet. Es liegt nicht am Geld, sondern daran, dass kollektiv dem Konsumenten gerade die Kauflust versaut wird. Und obendrein fühlt sich der Konsument auch noch verarscht. Und gegängelt. Nun kauf doch endlich, du Konsumvieh. Nun wähl mich endlich, du Wahlvieh.
Deshalb darf sich nicht wundern, wer mit seinen Bürgern umgeht wie mit dummen Kühen. Die Frage, die sich nur stellt, ist, wann kommen die dahinter? Kommen die überhaupt dahinter? Oder wer sagt es ihnen?
Konsum ist ein Verhalten, das zur Befriedigung von persönlichen emotionalen Bedürfnissen dient. Wer konsumiert, macht das aus Lust und um sich selbst Anerkennung zuteil werden zu lassen. Es ist nicht rational, sondern emotional. Somit sollten die Krisenbewäligungs-Verantwortlichen mal in Ideen denken, die emotionale Wirkung entfalten.