Donnerstag, 9. Oktober 2008
Die nächste Blase bitte hier hin
Das mit den Blasen erlebe ich nun in der Form zum zweiten Mal. Aber ich war beide Male nicht dabei. Mist. Wie gerne hätte ich mir hundefutter.de oder wasserkisten.de ausgedacht. Jeweils 40 Millionen VC bekommen. Und dann – Jump. Die Idee hat zwar nicht funktioniert, aber ich um 15 Millionen mehr im Futter. Oder jetzt. Warum bin ich nicht Vorstand von so einer amerikanischen Investment-Bank. Und dann schreien alle – Fly. Und ich bin raus und um 120 Millionen fetter im Futter. Diese Blasen gehen alle spurlos an mir vorüber. Ich bin nicht mal Verlierer einer solchen Blase. Wie damals, als alle monatelang mit Tränen in den Augen berichten konnten, wie es ihre Depots zerlegt hat. Wie viel da den Bach herunter ist. Und ich Idiot habe ein halbes Jahr vor dem Börsenabsturz alle Aktien verkauft. weil ich das Geld dringend brauchte. Alle haben mir den Vogel gezeigt. Aber was soll man machen, wenn man kein Depot, sondern Bares braucht. So blieb mir die Anteilnahme verweigert. Kein VC und kein Depot in Trümmern. Drei Jahre konnte ich nicht mitreden. Das ist frustrierend.
Und dann kurze Zeit später passiert das Ganze wieder und wieder gehöre ich nicht zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern. Da war kein Geld wirklich übrig am Ende eines jeden Monats die letzten sagen wir mal sechs Jahre. So dass ich keine dieser spekulativen Investments mein eigen nennen kann. Und zum Bankvorstand hat und wird es nie reichen. Obwohl, wenn es nichts mehr zu holen gibt, könnte ich zukünftig weit oben auf der Liste stehen.
Warum nicht mal eine Blase genau in meinem Gebiet Werbung? Warum investieren nicht alle plötzlich wie blöde in Werbung und kaufen sich in jede Agentur ein für 220 Millionen? Ich wäre gut, wirklich gut – bei Anne Will. Wenn ich allen erkläre, wie die Welt sich wirklich dreht. Wenn alle in meiner Welle schwimmen wollen, sollen und müssen. Wenn wir nur noch über die Mengen der „Nullen“ reden, die eine Zahl vor sich her schiebt.
Idee für eine Weihnachtskarte für sagen wir mal 400.000 Euro. Obwohl, man könnte die auch versteigern. Da könnte mehr dabei rausspringen. Präsentationshonorar nicht unter acht Millionen Euro. Und dann pumpt sich die Blase auf und alle schreien irgendwann – Raus. Und weg bin ich mit 250 Millionen mehr Schotter unterm Arm. Da kann man es doch gar nicht abwarten, bis die Blase endlich platzt, damit man was hat vom Geld. Bis dahin ist das doch voller Stress. Die Öffentlichkeit, die Wirtschaft, die Auszeichnungen, die Vorträge, die Reden, die Auftritte, die Termine, die Shootings, die Interviews, die Stunden beim Friseur und dem Herrenausstatter. Die ewigen Stunden im Flugzeug. Die viele Zeit, die man mit Menschen verbringen muss, mit denen man, wenn man die Wahl hätte, nicht mal zwei Etagen im Fahrstuhl fahren wollte. Die vielen teuren und edlen Essen mit Menschen, mit denen man eigentlich nicht seinen Tisch teilen will. Und die Anfeindungen. Der Neid. Die Missgunst. Und die Presse. Diese Pessimisten, die jeden Tag einem was von einer Blase erzählen.
Wenn ich es mir so recht noch mal überlege, dann wünsche ich mir die nächste Blase doch so wie die zuvor. Spurlos. Im positiven wie im negativen Sinne. Kein Gewinner und kein Verlierer sein, ist mir dann doch lieber.
Geschrieben von Christof Hintze
in Fight-Club
um
07:50
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