Nehmen wir ein bekannte Beispiel. Fußball EM Finale1976.
Tschechien liegt mit 4:3 vorne, als sich Uli Hoeneß den Ball zurechtlegt. Was bis heute kaum einer fassen kann: Der Münchner drischt den Ball weit übers Tor: "In den Nachthimmel von Belgrad", stöhnt der TV-Kommentator.
Aus diesem Schuldgefühl heraus hat der kleine Versager eine mächtige Karriere hingelegt. Hätte er getroffen, was man von einem amtierenden Europameister und Weltmeister und nie Elfmeterverlierer eigentlich hätte erwarten können, sähe es um den deutschen Vereinsfußball heute anders bestellt aus. Und sicher auch um den gesamten Fußball. Aber noch immer schießt schweißgebadet Herr Hoeneß Nacht um Nacht aus dem Bett auf und murmelt vor sich hin: So eine Scheiße. Die einen sagen: Zum Glück. Alle anderen denken laut: Hätte der besser mal getroffen, dann wäre uns viel erspart geblieben.
Aber eines zeigt dieses Zeitdokument deutlich: Was ein Schuldgefühle doch für ein immer währender Antrieb ist. Und zu welchen Höhenflügen dieses fähig ist. Ich glaube, Herr Hoeneß würde am liebsten heute noch das Geschehen vergessen und/oder ungeschehen machen. Oder zumindest sich bei jedem Fan des deutschen Fußball persönlich entschuldigen. So hätte er in aller Ruhe in seiner Wurstfabrik verschwinden können. Und was nicht ist, kann in diesem Fall nie werden. Der ist unterwegs im Auftrag des Herren. Und was das bedeutet und zu was solche Menschen fähig sind, das wissen wir seit den Blues Brothers. Amen. Herr Hoeneß, wir rufen ihnen zu: Das war doch nur ein Spiel!