Gastrokritiker Wolfgang Abel im Interview mit der SZ vom 2.9.06
SZ: Seit zwanzig Jahren wettern Sie in Ihren Restaurantkritiken über den gemeinen Plastikstuhl. Freut es Sie, dass die Straßburger beschlossen haben, Plastikstühle aus der Stadt zu verbannen?
Abel: Eher nicht. Mir geht dadurch ein Indikator verloren. An Plastikstühlen kann ein Restaurantkritiker eine Menge ablesen. Sie sind ein wichtiges Zeichen für das, was in der Küche geschieht. Aus der Plastikstuhldichte ziehe ich Rückschlüsse auf die kulinarische Qualität.
In einem Plastikstuhlrestaurant wird man kaum gut essen können. Vielleicht jugoslawische Küche, Jägerschnitzel, Toast Hawaii. Und die üblichen Döner. Der Stuhl steht für die Einstellung des Wirts. Wenn er ohne Aufwand flüssig abkassieren will, stellt er sich Plastikstühle vors Haus.