Dienstag, 8. August 2006
Born to be a little wilde
Kreidler Flory 3-Gang. Baujahr: Ende der 70er.
Nur Wenige können aus heutiger Sicht noch nachvollziehen, dass sich mit diesem ehemaligen, obskuren Objekt der Begierde ein gutes Stück weit der Traum von der großen Freiheit wirklich verwirklichen ließ. Und zwar kein geringerer Traum als der aus dem Film "Easy Rider". Nach dem Bonanzarad war die Flory dran.
Warum die Kreidler Flory? Die Antwort liegt auf der Frisierhand. Kein Mofa konnte man mit so wenig Handgriffen und ein paar technischen Veränderungen so schnell machen. Erlaubt waren 28 km/h. Helmpflicht kam gerade erst auf. Und wir brachten es fertig, aus den Kisten fliegende Kisten zu machen. Die fuhren so um die 120 spitze. Das gehörte alles dazu. Das Cowboy und Indianer Spielen mit der Polizei. Die ständig verreckenden Motoren und zerberstenden Teile. Das war alles eins. Eine Welt.
Noch heute bekomme ich aus dem ständigen Verfolgungswahn der damaligen Zeite spontan ein schlechtes Gewissen, wenn ich die Polizei sehe. Sofort denke ich, etwas an meinem heutigen Gefährt wäre illegal. Denn damals hieß es: Legal, illegal, scheißegal! Dabei strotze ich nur so von Korrektheit. Außer der Leuchtweste habe ich alles. Ganz ordnungsgemäß.
Zurück zur Flory und den Erinnerungen. Gesetze überschreiten war der Kick der damaligen Zeit. Welcher seltsame Triebe zum Vorschein brachte. Die Mutproben gingen immer weiter und oft zu weit. Ich weiß nicht, was uns ritt, aber das Spielen mit der Gefahr ersetzte eventuell echte existenzielle Probleme, die wir zum Glück alle nicht hatten. Wir waren einfach verwöhnte Jungs, denen es langweilig war. Außer wir rasten mit über 100 Sachen zwischen den Ortschaften hin und her, immer mit der Angst im Nacken, die Bullen kriegen dich. Mich haben sie nie bekommen. Das ist aus heutiger Sicht keine große Leistung, sondern nur Glück. So verhielt es sich auch mit dem Schwarzfahren in Bus und U-Bahnen. Wie hieß es so treffend damals: Ich fahr schwarz mit der KVB, die Markfünzig tut denen uch nit weh! Sang Jürgen Zeltinger in Köln. War ein Sommerhit. Auch unvorstellbar. Aber war so.
Ach ja die anderen fuhren Solex, Scout, Malagutti und Herkules. War alles ganz nett. Aber eben keine Flory.
Geschrieben von Christof Hintze
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07:01
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