Das Relativieren von allen und allem hat für die Medien den unglaublichen Vorteil, dass man das Selbe und das Gleiche in viel mehr Einzelteile zerlegen kann. In so viel mehr, als man glaubt. Der Begriff Mikroteilchen hat hier sicher seinen Ursprung.
Heute gibt es keine Entscheidungen mehr. Nein, das wäre ja zu einfach. Sondern – anstatt oft nur einen Moment zu warten – gibt es Vorentscheidungen. Trends. Prognosen. Da zeichnet sich was ab. Ständig wird auf dem Weg zur eigentlichen Entscheidung ein Zwischenergebnis auf den Status einer so gut wie Entscheidung gehoben. Obwohl das völliger Unsinn ist. Denn eine Entscheidung ist unwideruflich. Es ist zum Beispiel, um ein akutelles Beispiel zu liefern, das, was nach dem Schlusspfiff des Schiedsrichters auf der Anzeigentafel steht.
Bis dahin gibt es aber zahlreiche, die Spannung hoch haltende Vorentscheidungen. Die eigentlich schon so klar das Endergebnis voraussagen oder zumindes klar in Aussicht stellen, dass man auch schon nach 12 Minuten abpfeifen könnte. Oder nach 32 Minuten. Oder die zweite Halbzeit gar nicht mehr anzupfeifen bräuchte.
Das nächste Tor bringt die Entscheidung. Das war die Vorentscheidung. Wie oft muss man sich diesen Mist anhören? Ein weiteres, schönes Beispiel für das Spannungspiel der Medien sind Wahlen. Was da schon alles klar ist, ist nach dem Grundgesetz eigentlich gegen das Selbe. Warum eigentlich wählen, wenn doch alles klar ist? Und noch heute versucht Herr Stoiber verzweifelt und im Trauma, ein Glas Champagner zu öffnen. Dabei war die Entscheidung doch so gut wie gefallen.
Eine Erfindung, der es nicht bedarf. Weil es das eigentlich Entscheidende konterkariert. Keiner weiß mehr, was die Entscheidung ist. Wann die Entscheidung fällt. Man verliert sogar die Lust an der Entscheidung. Weil es so viele Entscheidungen wie Schwergewichts-Boxweltmeister gibt und ca. 1000 mehr.
Da hört und schaut keiner mehr hin. Sondern viele machen sich sogar den Spaß, die sogenannten Vorentscheidungen so zu beeinflussen, dass sie ein möglichst falsches Bild abgeben. Das haben die nun davon.