Mittwoch, 3. September 2008
Niveau
Spät komme ich aus dem Büro nach Hause und schalte den Fernseher ein, um ein paar News mitzubekommen. Leider geht das Ding nicht dort wieder an, wo man es ausgeschaltet hat, sondern immer beim Ersten. Was die wohl dafür bezahlt haben? Jedenfalls wird gerade so unerträglich reißerisch ein Trailer beworben, dass ich denke, ich sei bei den Privaten.
Nein, es stimmt, das gute, alte Erste, die ARD, die Absolut Rückständigen Direktorate, der Sender mit dem Bildungsauftrag, wofür er die GEZ kassiert, der mit mehr Anstalten als Bundesländer, sendet jetzt wirklich Werbetrailer powered by Marktschreier. Und das nach 20:00 Uhr in der werbefreien Zone.
So ist das mit der Vielfalt. Wenn wir nur lange genug warten, passen sich die verschiedenen Ausprägungen immer mehr einander an. Und das leider immer von der höheren Ebene zu einer niedrigeren. Ein Naturgesetz. Blanke Physik. In diesem Fall z.B. ARD folgt seinem Vorbild SAT1 im Irrglauben in deren Kernzielgruppe wildern zu können.
Beim Ermitteln der Quoten, dem modernen Fallbeil, das über Leben (online) oder Tod (offline) entscheidet, sollten mal die Wechselseher ermittelt werden. Dann sähen die Theoretiker ganze Heerscharen von bildungswütigen ARD-Sehern frustriert über Sat1 zu RTL 2 wandern, bis sie nachts um 03:00 beim Sportquiz im Telefonfernsehen landen.
Noch schlimmer im wirklichen Leben: Kommen wir mit Menschen verschiedenster Entwicklungsstufen zusammen, werden sich auf Dauer immer diejenigen durchsetzen, vor deren Umgang uns unsere Eltern immer gewarnt haben. Ganz nach Groucho Marx, der über die P1-Türen seiner Zeit spottete: „ In einem Club, die mich als Mitglied aufnehmen, möchte ich kein Mitglied sein.“
Doch es gibt Abhilfe. Wir können uns gegen diesen System immanenten Verfall wehren. Das bedeutet, Fernseher aus, Buch auf. Auto in die Garage, raus aufs Fahrrad. Nicht warten, tun. Aktiv sein, statt passiv, etwas unternehmen, statt zu chillen und sich v.a. mit den Leuten zu umgeben, die einem gut tun, die einen voran bringen. Dafür sich von denen zu trennen, die einen runterziehen, die einem schlechte Schwingungen bereiten. Und wer genau in sich hinein hört, weiß auch, wer das ist.
In Beziehungen beispielsweise hilft auch kein „Ich werde mich ändern“. Denn dann ist es bereits zu spät. Viel zu spät. Wer sich wirklich ändern will, seinen Partner, seine Freunde, seine Mitmenschen voranbringen will, hat keinen Gesprächsbedarf. Er tut es einfach. Permanent, merklich, einfach.
Dann und nur dann kann man nicht nur sich, sondern auch andere auf ein höheres Niveau bringen. Durch Anstrengung (Aktivität), durch Arbeit (Tun), durch Altruismus (Fürsorge).
Das ist ja das Schöne an unserer neuen Welt. Wir bekommen den magischen Spiegel vorgehalten. Sind wir wirklich schon so tief gesunken, wie uns die Sender bedienen? So dämlich, wie uns der geile Geiz glauben macht? Ja, so ist es. Die Masse ist dumm. Der Durchschnitt bewegt sich auf einer Spirale mit Gefälle. Nur der Einzelne ist ein freies Individuum. Fähig zu allem Guten, aber auch Schlechten dieser Welt. Also überlegen Sie gut, welchen Sender Sie demnächst einschalten.
Geschrieben von Kai Falkenberg
in 02 . Blickwinkel
um
08:00
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