Samstag, 31. Oktober 2009
Samstagsgedanken: Beschriftungen
Haben wir früher Klamotten gekauft, Jeans oder Schuhe, dann stand der Name des Herstellers diskret auf einem Schild, das innen angebracht war. Gut, die Levis hatte außen rechts, in Höhe der Gürtelschnallen ein Lederschild mit 501 oder so. Das war es aber auch schon mit dem Namen. Ich glaube, das erste Sweatshirt, das den eigenen Namen aufdruckte, war Froot of the Loom. Was zwar niemand übersetzen konnte, aber "in" war. „Cool“ oder „geil“ war damals noch gar nichts, weil diese Begriffe erst später Einzug in die Sprache fanden.
Früher funktionierte deshalb auch noch ein müder Witz: Fritzchen hat für die Ex in Religion verschiedene Fakten innerhalb seines Hosenbundes notiert. Bei der Frage nach dem ersten Bruderpaar, das mit einem Mord verbunden ist, schrieb er deshalb folgerichtig „Knagge & Peitz“. Das war der bekannte Hersteller der weißen Liebestöter.
Heute ist es doch so, dass die meisten Produkte gelabelt sind, also als Marke erkennbar und in bestimmten Kreisen als „conditio sine qua non“ gelten müssen. Also neudeutsch als „must have“. Wer als 18-jähriger Kleinkrimineller und Hartz IV-ler mit Migrationshintergrund im Berliner Wedding oder im Münchner Hasenbergl nicht mindestens aus einer S-Klasse aussteigt, wird niedergestiefelt, weil er erkennbar nicht zu einer mächtigen Gang gehört.
Nicht ganz so krass, aber im Grunde ähnlich verhält es sich in vielen Schulklassen von der ersten Klasse an. Wer nicht bestimmte Kleidung ausführt, die mit protzigen Schriftzügen eine bestimmte Angehörigkeit definieren soll und doch nur stigmatisiert, wird ausgeschlossen, gehänselt und gemobbt. Aktuell weiß ich nicht, was derzeit angesagt ist, aber „Diesel“, „Nike“ oder „Apple“ sollten schon sein, will man wer sein. Die Versuche, diesen hanebüchenen Unsinn seitens besorgter Eltern durch Schuluniformen zu verhindern, werden bei uns von der mächtigen Industrielobby verhindert. Ist das doch ein Milliardengeschäft.
So werden aus einem simplen Paar weißer Segeltuchturnschuhe, die in unserer Jugend fünf Mark 90 Pfennig gekostet hätten, durch den hippen Aufdruck „Converse“ schnell ein ultra-cooles-Sneaker-Erlebnis für 79,95 Euro. Das bringt mehr als Koks zu dealen und ist legal.
Umgekehrt wird allerdings auch ein Schuh draus. Marken, die nicht so in sind, werden für ein paar Cent auf Flohmärkten verhökert, nur weil die falschen Buchstaben angebracht sind. So ruiniert eine gesamte Werbeartikel-Industrie tolle Produkte mit den falschen Aufklebern. Wer will denn einen Super-50GB-USB-Stick mit dem Namen „Hansa-Versicherung“? Oder ein Schweizer-Taschenmesser mit dem unglücklichen Aufdruck "Jägermeister“? Wer heute kein iPhone nutzt, kommt in keinen Vorstand mehr. Und ohne Apple Notebook oder zumindest A4 kauft kein Kunde irgendetwas vom Software-Verkäufer oder Versicherungsvermittler.
Selbst in St. Tropez, Marbella oder Kitzbühel wird nur der gesehen, der einen Rolls Royce, einen Pelzmantel oder einen Privatjet zeigt. Oder alternativ Botox-gestraffte-Gesichtshaut, 500 Gramm Silikon pro Jolly und Wasserstoffperoxid gebleichte, indische Echthaar-Perücken zu Markte trägt und nicht unter 60 Jahren alt ist. Ein Drama, wenn Opa und Oma Erna & Klaus aus Bocholt so rumlaufen würden.
Selbst ALDI hat es über den Markenaufbau geschafft, als seriöser Discounter zu gelten, bei dem man einkaufen gehen kann, ohne türkisch oder arabisch sprechen zu können. Colagetränke verdienen seit Jahrzehnten Billiarden mit gefärbtem Zuckerwasser, wie heute „Roter Bulle“. Und Mac & Co überziehen die Welt mit matschigen, belegten Toastbroten kraft der Macht und Magie der richtigen Beschriftung.
Sogar der Autor, der sich frei glaubt von diesen Verbraucher-Selbsttäuschungen, spielt mit und labelt diesen Artikel unter einer Rubrik: Samstagsgedanken.
Freitag, 30. Oktober 2009
Weitergehen, es gibt nichts zu sehen
Wenn Blödheit wehtut
Zum Glück gezwungen
Ganz im Gegensatz zum Pech. Das konnte niemand kommen sehen. Daran trägt keiner die Schuld.
Da es so ist, habe ich versucht, mich darauf zu spezialisieren, wohin die Reise des Glücks denn nun mal wieder geht. Dazu muss man empfänglich für das sein, was man nicht sieht, hört und fühlt. Man darf sich nicht auf das Bewährte stützen, sichnicht auf dem Errungenen ausruhen, sondern man muss versuchen zu erkennen, wohin die Achterbahn des Glücks denn jetzt geht.
Denn vor dem Glück steht immer eine vermeintlich unglückliche Aneinanderreihung von Umständen, die einen zu neuem oder anderem Glück erst treiben. Wie oft hört man das von getrennten Paaren, die so unglücklich über die Trennung scheinen, um dann das Glück fürs Leben zu finden. Wie viele haben geglaubt, nur an einem Ort glücklich werden zu können und dann mussten sie umziehen. Mit dem Ergebnis, an einem anderen Ort um ein vielfaches glücklicher zu sein. Der Job. Der Kunde. Die Katze. Das Auto. Das Restaurant. Ständig wartet hinter dem vermeintlichen Verlust von Glück ein noch größeres.
Wie oft habe ich in hoffnungslose, gedemütigte, geknickte Gesichter gesehen, um einige Zeit später zu hören: Es hätte nicht besser laufen können. Oder wie Oma sagen würde: „Wer weiß, wofür es gut ist?“ Und so halte ich es auch. Denn ich bin es leid, das vordergründige Unglück maßlos überzubewerten. Sondern ich versuche, sofort hinter die Kulissen zu blicken, wohin das Glück denn nun unterwegs ist.
Da ich nichts ohne Grund schreibe, hat auch dieses seinen triftigen. Es gibt da die Szene in Herr der Ringe, als die Jungs durch so Höhlen müssen und da plötzlich gewaltige Monster auftauchen. Alle bekommen es höllisch mit der Angst zu tun und rennen um ihr Leben. Dann ist da die Brücke, über die alle müssen. Die Brücke zum rettenden Ufer. Das Unglück im Rücken und das rettende Ufer, das Glück zum greifen nahe, falls die Beine schnell genug sind.
Alle kommen rüber. Nicht alle. Gandalf schafft es so gut wie. Die Brücke stürzt hinter ihm ein und er krallt sich am rettenden Vorsprung fest. Eines der Monster hat er in die Flucht geschlagen, es fällt in die Tiefe unter der Brücke. Und in dem Moment, als alles Glück zusammenzukommen scheint, unternimmt das listige Monster einen letzten ebenso hinterlistigen Versuch, Gandalf doch noch die Kerzen auszublasen. So wickelt sich ein Lasso aus Feuer um sein Fußgelenk und mit dem höllisch schweren Gewicht der Monsters stürzt Gandalf in die Tiefe.
Die Geschichte könnte hier aufhören, tut sie aber nicht. Zum Glück taucht Gandalf einige Zeit später überraschend wieder in das Geschehen ein. Und er wird einer der Helden der ganzen Geschichte sein. Zur Zeit fühle ich mich wie Gandalf.
Auch ich muss rennen, um das Glück ergreifen zu können. Und der größte Antrieb ist das Pech, das einen verfolgt. Und es geht nicht nur mir so. Vielen Menschen geht es so. Es liegt in der Natur der Sache, dass man den Menschen zum Glück fast zwingen muss. Obwohl viele sich mit ihrem vom Pech verfolgen Schicksal abgefunden haben und zufrieden geben. Die machen es sich gemütlich und breit in einem Leben voller Pech, an dem immer andere Schuld sind. Ich habe das nie so gesehen und empfunden. Sondern jedes Pech, was mir widerfährt, ist ein Wegweiser zum Glück.
Man muss ihn nur sehen und verstehen können. Erst das erlebte Pech macht das erzielte Glück doch so kostbar. Und die Brücken, die hinter mir gerade einstürzen, sind der direkte Weg zum neuen anderen Glück. Ich bin schon sehr gespannt, was da wieder kommen mag.
Mittwoch, 28. Oktober 2009
Lebensphilosophien, die völlig bescheuert sind
Lebe so, als ob es dein letzter Tag wäre.
Meine Fresse, wer das behauptet hat, hat im entferntesten keine Ahnung, was das bedeutet, noch welche Konsequenzen das mit sich bringt. Das kann doch nur so ein Buddhist behauptet haben, der sein ganzes Leben damit fristet zu meditieren. Denn wenn der aus meinen bzw. unseren Breitengraden kommen würde, gäbe das Katastrophen von biblischem Ausmaß.
Was würden die Menschen denn wohl so tun, wenn es der letzte Tag wäre. Die würden reihenweise all denjenigen, die es wirklich verdient hätten, mal eins auf die zwölf geben. Dann würden die das ganze Geld, das noch geblieben ist, verprassen. Denn das letze Hemd hat zwar einen Kragen, aber keine Taschen. Die würden eventuell noch mal ein Etablisment der freizügigen Art aufsuchen.
Das letzte Mal in voller Lautstärke Beethovens 5tes Klavierkonzert hören, oder Queen - The show must go on. Dann würde ich einem dieser Auto-Verkehrsdrängler einfach mal voll in die Seite ballern. Ist doch eh egal. Schwarz fahren. Falsch parken. Im stehen... [Ihr wisst schon!] Mit dem Rauchen wieder anfangen - für einen Tag. Die besten Weine aus dem Keller noch runterkippen. Lecker Essen gehen. Alle Steuerunterlagen in einem Freudenfeuer verbrennen.
Das Testament optimieren. Mich endlich tätowieren lassen, was ich ein Leben lang verhindert habe, weil ich nicht ein Leben lang damit herumlaufen wollte. Endlich alle E-Mails löschen. Die im Eingangsordner und die im Gesendet-Ordner. Schnell noch den neuen iMac 27 Zoll bestellen, damit ich ihn einmal berührt hätte.
Ganz ehrlich, wenn ich jeden Tag so oder so ähnlich leben würde und der Großteil der Menschheit würde mir das nachmachen, dann wäre hier was los. Somit denke ich, dass dieses Lebensmotto aus einer anderen Welt kommt und auch für eine andere gedacht ist.
Ach so, mein Konto würde ich bis zum Anschlag überziehen. Und volltanken müsste ich nicht mehr. Den Rasen mähen würde ich auch nicht mehr. Die Blätter aus der Dachrinne würde ich auch nicht mehr rausnehmen. Wenn man das alles nicht mehr macht und alles andere machen würde, nur weil es der letzte Tag ist, dann mal prost Mahlzeit.
Der Weg ist das Ziel.
Wer hat sich diesen Bockmist einfallen lassen? Der Weg ist was? Und was ist das Ziel? Und wenn ich auf dem Holzweg bin? Oder ständig im Kreis laufe? Das Ziel ist das Ziel müsste es eigentlich heißen. Und der Weg ist der Weg. Nur klingt das nicht so schlau, darum sagen viele diesen unglaublichen Quatsch.
Man muss echt kapieren und lernen, die Dinge voneinander zu trennen, um sie isoliert bewerten und betrachten zu können, sonst wird man ja verrückt in dieser Welt. Morgens bis du noch theoretisch tödlich krank und eigentlich pleite. Zudem begleitet dich den ganzen Tag dieses unwohle Gefühl, besser die eigentliche Gewissheit, dass dir mal wieder dein ganzen Leben entgleitet, abrutscht, wegrutscht. Eigentlich würde es dich nicht mal wundern, wenn dein Haus ausgeräumt wäre und niemand mehr auf dich wartet. Der Weg? Wer das gesagt hat, der hat offensichtlich einen schönen geraden asphaltierten Weg hinter sich. Es klingt sogar so, als ob er diesen nicht mal selbst beschreiten musste, sondern mitgenommen oder gefahren wurde. Einen schönen, schnellen, bequemen Weg zum Ziel. Dann würde ich das auch sagen. Was für ein bescheuertes Ziel, der Weg war viel schöner. Beim Motorradfahren könnte ich es ja noch verstehen, da ist die eigentliche Fahrt natürlich schöner ist, als das ankommen. Aber das Ziel war ja eine schöne Fahrt, somit stimmt das nicht mal hier.
Mir fallen noch viele völlig hinrissige Lebensphilosophien ein, aber ich will nicht zu lang werden, da haue ich doch lieber eine raus, mit der ich was anfangen kann: Mach was draus.
Technologieproblematik
Technologie darf sich nicht verselbstständigen und mehr dem Selbstzweck dienen, als dem relevanten Kundennutzen. Die Technologie ist selten getrieben von der Relevanz, geschweige von der Zielgruppe, sondern meist vom Marktdruck oder einem Inzest-Markt – das heißt, dem ständigen Bemühen, dem Wettbewerber überlegen zu sein. Beide Antriebe gehen an der Relevanz und somit am Markt vorbei. Technologie muss der Sache dienlich sein, vor allem relevant dem Kundennutzen gegenüber oder als weiterer emotionaler Impuls dem Primärbedürfnis gegenüber. In den meisten Märkten und bei den meisten Unternehmen hat sich die Technologie verselbstständigt und hat mit den Bedürfnissen des Marktes nichts mehr zu tun, was sich negativ auf den Markt auswirkt. Das genaue Gegenteil, sich auf seinen Technologien auszuruhen, ist ebenso falsch, und diese im Sinne der Relevanz gar nicht weiterentwickelt. Somit muss Technologie von der Relevanz getrieben sein und von nichts anderem.
Lösungsproblematik, Disziplinproblematik, Individualitätsproblematik, Kreativproblematik, Ratioproblematik, Netzwerkproblematik, Handlungsproblematik, Interessenproblematik, Zielproblematik, Bedarfsproblematik, Wertproblematik, Innovationsproblematik, Strukturproblematik, Emotionsproblematik Einfachheitsproblematik, Einstelungsproblematik, Ablaufproblematik, Entscheidungsproblematik, Ideenproblematik, Größenproblematik, Kulturproblematik, Ethikproblematik, Wirkungsproblematik, Problemproblematik, Meetingproblematik, Orientierungsproblematik, Angstproblematik, Positionsproblematik, Planungsproblematik, Qualifizierungsproblematik, Erfahrungsproblematik, Umsetzungsproblematik, Geistesproblematik, Expertenproblematik, Zeitproblematik, Qualitätsproblematik, Stärkenproblematik, Anpassungsproblematik, Involvementproblematik, Unternehmerproblematik, Fehlerproblematik, Demokratieproblematik, Teamproblematik, Gemeinschaftsproblematik, Verantwortungsproblematik, Aufwandsproblematik, Vertrauensproblematik, Wohlstandsproblematik, Prinzipienproblematik, Erneuereungsproblematik,Kontrollproblematik, Lernproblematik, Duldungsproblematik, Bewahrungsproblematik, Befürchtungsproblematik, Bedenkenproblematik, Vorteilsproblematik, Nutzenproblematik, Wissensproblematik, Geldproblematik, Produktproblematik, Werbeproblematik, Verwaltungsproblematik, Preisproblematik, Technologieproblematik, ...
Dienstag, 27. Oktober 2009
Eine Quelle versiegt
„Warum nachher immer alle schlauer sind und es vorher nicht haben kommen sehen.“
Hand auf´s Herz – Quelle?! Jetzt mal ehrlich. Ganz ehrlich. Wer hat daran noch geglaubt und vor allem, was hat er geglaubt. Warum soll in Zeiten wie diesen und denen, die da noch kommen werden, ein Katalogversand noch funktionieren. Es gibt keinen Grund dafür.
Die Geschichte wiederholt sich, wie sie es schon unzählige Male getan hat und wie sie es auch in Zukunft tun wird. Warum ist der Hörzu nicht TV Spielfilm eingefallen? Warum hat Grundig keine schönen Fernseher gebaut wie Löwe? Warum hat Sony nicht den MP3 Player entwickelt, auf das Handy als Zukunftsmarkt gesetzt oder den Flachbildschirm oder den Computer? Warum? Weil es dem Menschen nicht möglich ist, die Wertschöpfungsquelle, die er einmal geschaffen hat, in Frage zu stellen.
Andere auf der Suche nach einer Quelle müssen nichts in Frage stellen, die haben nichts zu verlieren, können nur gewinnen und haben alles gewonnen. Warum ist Amazon nicht Quelle? Warum ist Apple nicht Sony? Warum? Deshalb.
Jeder weiß insgeheim, wie es bei Opel ausgehen wird. Das Auto, in dem Zustand wie es uns heute dargeboten wird, ist Relikt der Vergangenheit. Es basiert auf einem Primärbedürfnis, das längst an Kraft und Wirkung verloren hat. Früher wollten die Menschen ein Auto. Heute brauchen Sie ein Auto. Das ist ein großer Unterschied.
Denn wenn man etwas braucht, gelten andere Gesetzmäßigkeiten, als wenn man etwas will. Die Menschen sind nicht fähig und bereit, das, was ist, in Frage zu stellen, zu überdenken und weiterzuentwickeln, sondern sie gehen so lange zum Brunnen, bis er leer ist. Und dabei klammern sie sich an falschen und überholten Vorstellungen fest.
Wenn morgen China oder Indien ein Elektroauto für 4.999 EUR bauen würde, dann würde etwas passieren, was jetzt keiner glauben oder für wahr halten will. Das ist so, als wenn Apple ankündigen würde, wir bauen ein Handy. Da können die anderen nur müde lächeln.
Aber das Lachen ist denen vergangen. Auch Apple hat jetzt seine Zeit und das wird nicht für immer sein. Jede Zeit hat seine Konzerne, seine Produkte, seine Primärbedürfnisse. Wer bangt noch um Freiheit? Oder stellt Sicherheit wirklich in Frage? Die Themen haben sich gewandelt, aber das System fährt hinterher, wie ein 4-jähriger bei der Tour de France.
Somit öffnet man Türen für Anderes und Neues. Firmen und Produkte, deren Namen wir vor 3 bis 10 Jahren noch gar nicht kannten, gehört nun eine Zukunft. Nicht die Zukunft, sondern auch hier werden wir uns in 30 Jahren fragen, wie konnten die diese Entwicklung verpassen.
Wir verspielen an allen Ecken und Enden unseren Status und Vorsprung, weil wir nicht fähig und bereit sind, dem alten und bestehenden Denken ein neues folgen zu lassen. Unser System ist wie ein Gebiss. Es tut links weh, dann kauen wir eben auf der rechten Seite. Tut die rechte Seite auch weh, dann beißen wir mit den Schneidezähnen. Tun die auch weh, dann ernähren wir uns flüssig ... Anstatt zum Zahnarzt zu gehen und die Zähne kontinuierlich und konsequent zu pflegen. Das nennt man dann Wohlstand. Warum pflegen, wenn es ja immer einen gibt, der den Schaden für einen übernimmt und repariert.
Wir sitzen auf einer großen Party in diesem fetten roten Plüschsofa und kommen da nicht mehr raus. Und immer, wenn jemand vorbeikommt, bitten wir ihn, uns etwas zu essen oder zu trinken mitzubringen. Man kann nur hoffen, dass man nicht aufs Klo muss, sonst ist der Platz weg.
Der Wohlstand, die Gewohnheit, die Bequemlichkeit und die Unfähigkeit, uns und das, was wir tun, selbst in Frage zu stellen, sind der Grund, warum Quelle und Quellen versiegen. Anstatt aufzustehen und in neuen Bahnen zu denken und in neue Quellen zu investieren.
Man selbst ist doch so groß, wer denkt da an kleine Quellen. Uns fehlt die Vorstellungskraft, dass alle Quellen mal klein waren und erst groß werden mussten. Obwohl doch immer alle dabei waren. Die größte Agentur der Welt begann mit zwei Männern. Apple, Mercedes, alles was uns heute groß vorkommt, begann mal sehr klein.
Und alles, was mal groß war, wird dann wieder ganz klein, bis es verschwindet. Der Friedhof der Konzerne, Firmen, Marken und Produkte ist unglaublich groß. Wir können es nur nicht sehen und erkennen, weil es ihn nicht wirklich gibt. Unsere Beziehung zum Tod ist vor allem geprägt durch die Gegenwart des Todes. Das scheint bei Unternehmen so nicht zu sein. Für die ist der Tod nichts, was sie so fürchten, dass er das Denken und Handeln verändert.
Für die Entscheider ist es in der Regel auch ein wunderbarer und schöner Tod. Man macht sich noch mal die Taschen voller Geld und bekommt noch mehr an einem neuen Ort. In der Wirtschaft hat das letzte Hemd nicht nur Taschen, sondern die Hose auch. Und was für welche.
Es fehlt der Antrieb. Es fehlt die nötige Motivation. Es fehlt an allem, was Erfolg bedingt. Man investiert alles in das Problem, nicht in die Lösung. Der Mensch ist so unglaublich starrsinnung und uneinsichtig, vor allem Menschen mit Macht und viel Geld. Genau diese sind davon überzeugt, dass genau diese Macht und dieses Geld ihnen die Legetimation gibt, auch noch immer Recht zu haben.
Dabei ist die lange, teure und schmerzliche Schlange der Fehleinschätzungen so lang, dass man am Ende den Anfang nicht mehr sehen kann. Und immer schafft man es, diese als Einzelfall zu isolieren und abzugrenzen. Niemand will sehen und erkennen, dass alle am selben scheitern. An der Unfähigkeit „relevant“ zu sein und ein emotionales Primärbedürfnis oder gleich mehrere zu befriedigen.
Es ist nämlich nicht die Frage, was ist für mich relevant. Das können diese Menschen alle genau beantworten und danach handeln sie auch. Es fehlt die Vorstellungskraft, was für denjenigen relevant ist, den man erreichen sollte, um das zu erzielen, was eigentlich das unternehmerische oder gesellschaftliche Ziel ist.
Somit sind es drei wesentliche Aspekte, die in sich und jeder für sich klar gegeben sein müssen: Relevanz, Primärbedürfnis und Qualität. Damit ist die Frage, wie es für welche Unternehmen oder Produkte weitergeht, einfach und schnell beantwortet. Falls man sich diese offen und ehrlich beantwortet. Aber wer macht das schon? Wer kann das schon? Wer will das schon?
Da zieht man es doch lieber vor, die Dinge vor die Wand zu fahren und die Schuld bei anderen zu suchen. Und die Verantwortlichen bekommen so viel Schmerzensgeld, dass sie es verkraften können. Und der Rest wundert sich.
Ich kann nur sagen, es ist genau dieses kollektive Versagen, was die Chance für alle ist, die anders denken und handeln können. Wenn es dieses Versagen nicht gäbe, gäbe es auch Apple nicht oder Sony und wir würden heute noch auf einen Grundig Fernseher schauen, ein Grundig Handy und einen Grundig Computer. Denn wenn die die Zeit erkannt hätten, stände die Tür für diejenigen, die da durchmarschiert sind, nicht offen.
Deshalb glaube ich auch fest daran, dass eine Zeit mit großen Verlusten eine Zeit ist mit großen Gewinnen ist. Denn die Menschen wollen ihre Primärbedürfnisse befriedigt sehen. Und wie man sieht, ist es ihnen egal, von wem, wie und für welchen Preis. Hauptsache, es fühlt sich so an.
Preisproblematik
Der Preis wird völlig überschätzt, nur weil überall Preise stehen und alle über Preise reden. Weil der Preis so im Fokus steht, wird ihm von allen Seiten viel zu viel Aufmerksamkeit gewidmet. Was zu der unangenehmen Nebenwirkung führt, dass man das emotionale Primärbedürfnis durch das ständige Kommunizieren von rationalen Sekundärbedürfnissen zerstört. Man liefert dem Konsumenten fortlaufend Argumente, seine emotionale Verbindung zu lösen. Der Preis sagt nichts über die wirkliche Befriedigung eines emotionalen Primärbedürfnisses aus. Es scheint nur so, dem ist aber nicht so. Über den Preis kauft und verkauft man nur. Sonst entsteht keine Verbindung. Ganz im Gegenteil – eine emotionale Verbindung wird verhindert. Würde das Primärbedürfnis und die Befriedigung desselben im Vordergrund stehen, würde sich niemand fragen: Was kostet das? Jeder würde feststellen: Das muss ich mir leisten. Somit sind preisorientierte Märkte und Produkte immer endlich oder basieren auf einer furchtbaren Wertschöpfungskette, die weitaus mehr mit Ausbeutung und Vergeudung zu tun hat.
Lösungsproblematik, Disziplinproblematik, Individualitätsproblematik, Kreativproblematik, Ratioproblematik, Netzwerkproblematik, Handlungsproblematik, Interessenproblematik, Zielproblematik, Bedarfsproblematik, Wertproblematik, Innovationsproblematik, Strukturproblematik, Emotionsproblematik Einfachheitsproblematik, Einstelungsproblematik, Ablaufproblematik, Entscheidungsproblematik, Ideenproblematik, Größenproblematik, Kulturproblematik, Ethikproblematik, Wirkungsproblematik, Problemproblematik, Meetingproblematik, Orientierungsproblematik, Angstproblematik, Positionsproblematik, Planungsproblematik, Qualifizierungsproblematik, Erfahrungsproblematik, Umsetzungsproblematik, Geistesproblematik, Expertenproblematik, Zeitproblematik, Qualitätsproblematik, Stärkenproblematik, Anpassungsproblematik, Involvementproblematik, Unternehmerproblematik, Fehlerproblematik, Demokratieproblematik, Teamproblematik, Gemeinschaftsproblematik, Verantwortungsproblematik, Aufwandsproblematik, Vertrauensproblematik, Wohlstandsproblematik, Prinzipienproblematik, Erneuereungsproblematik,Kontrollproblematik, Lernproblematik, Duldungsproblematik, Bewahrungsproblematik, Befürchtungsproblematik, Bedenkenproblematik, Vorteilsproblematik, Nutzenproblematik, Wissensproblematik, Geldproblematik, Produktproblematik, Werbeproblematik, Verwaltungsproblematik, Preisproblematik, ...
Montag, 26. Oktober 2009
Die 100.000 Mark Frage
Rhythmusstörungen
20 Jahre später rollte die nächste Krise heran. Die New Economy-Blase zerplatzte. Es war meine erste Krise, die ich miterleben durfte. Um mich herum haben viele sehr viel Geld verloren. So dass sie nicht nur von vorne anfangen mussten, sondern auch mit einem fetten Minus belastet waren. Bis dahin kannte ich keine Krise. Meine Lebensplanung sah ewiges Wachstum voraus, wie bei meinen Eltern.
Wenn die 1978 zur Bank gegangen sind, um ein Haus zu kaufen, dann ging die Rechnung noch auf. Denn sie konnten sicher sein, dass der Kaas bis 1998 gegessen war. Die Zuversicht der Menschen, in 20 Jahren den Kredit wie am ersten Tag bedienen zu können, war groß. Sehr groß.
Krisen gab es nicht und wenn, dann nur alle 20 Jahre. In einem ähnlichen Rhythmus wurde Deutschland ja auch Weltmeister: 1954, 1974, 1990, 2010. So plusminus alle 20 Jahre. Aber nun traten wirtschaftliche Rhythmusstörungen auf, die alle Planungen ad absurdum führten, denn die Phasen zwischen den Krisen wurde immer kürzer. So wurden auch die Phasen des Wachstums und der möglichen Ansparung immer kürzer.
Der New Economy Krise 1998 folgte 2002 die nächste große Krise, ausgelöst durch den 11. September 2001. Damit war der 20-Jahre-Rhythmus durchbrochen. Und siehe da, nur ganze 7 Jahre später, 2009, folgte die nächste große Krise. Diesmal durch Immobilienspekulationen ausgelöst. Die Wirtschaft wurde von jeder Krise schwer getroffen. Insolvenzen über Insolvenzen folgten. Und die Phasen, um diese Krisen zu kompensieren, waren einfach zu kurz.
Die Unternehmen zerrten ihre Liquidität völlig auf. Die Banken trugen bekannterweise durch ihr „Nichts tun“ ihren Teil dazu bei. Ein System ohne Liquidität. Mit Krisen, die in immer kürzeren Intervallen kamen und jedesmal aus Ecken, die keiner vorhersehen konnte. Was bedeutet das in den Köpfen von Unternehmern? Wie verändert eine solche Situation das Denken und das Handeln?
Eins ist mal klar, die Kosten werden an allen Ecken und Enden so tief nach unten geschraubt, wie es nur geht. Und was übrig bliebt, sind flexible Kosten, so dass man sich binnen kürzester Zeit davon trennen kann. Die ganze Wirtschaft hat sich zu einem Warentermingeschäft gewandelt. Eine Wirtschaft ohne Sicherheiten. Eine Wirtschaft mit allen Freiheiten, die aber nichts nützen, wenn man nicht agieren kann, wenn man nicht planen kann, wenn man nicht vertrauen kann.
Die Parameter für Nachhaltigkeit sind nicht mehr gegeben. Niemand weiß, was in drei Jahren sein wird. Und drei große Krisen in nur zehn Jahren geben die Richtung vor. Es scheint so, dass wir uns komplett von der liebgewonnenen Vergangenheit der „Sicherheiten und Freiheiten“ verabschieden müssen. Und das aus gutem Grund, denn wir waren nicht in der Lage, diese zu schützen. Alle Errungenschaften stehen auf dem Prüfstand. Jeder Stein müsste eigentlich umgedreht werden, wie es im Mittelstand jeden Tag passiert.
Somit stellen sich Fragen wie: Warum haben wir 17 Umweltminister? Warum haben wir 16 Bundesländer? Warum leisten wir uns eine eigene Armee? Wir könnten die Kosten um das 16-fache in diesem Land verringern. Und wenn wir durchweg auf neue und moderne Technologien und Entwicklungen setzen würden, könnten wir nach sehr schmerzlichen ca. 10 Jahren, besser als alle anderen, auf die Zukunft vorbereitet sein.
Wenn die Politik als moralische und ethische Instanz nicht mit gutem Beispiel voran geht, wer dann? Wir leisten uns einen Apparat, der auf Gesetzmäßigkeiten der 40er und 50er Jahre aufbaut. Die unglaubliche Vergeudung von Ressourcen, die Selbstbedienungsmentalität in diesem Land hat alle Grenzen der Vernunft überschritten. Man ahnt und spürt, dass dieses System vor dem Kollaps steht. Wie das Ökosystem, in dem wir leben.
Wenn es der unglückliche Umstand will, dass beide Systeme gleichzeitig kollabieren, dann werden wir tatenlos zusehen müssen, wie alles, wofür die Generationen vor uns gelebt haben und die nach uns hofften leben zu dürfen, den Bach herunter geht.
Wir müssen in neuen Verhältnissen leben lernen. Verhältnisse, die nicht über unseren sind, sondern in unseren sind. Aber keiner will der Erste sein. Niemand macht bei sich den Anfang. Man muss feststellen, dass der Kapitalismus in der Form ebenso versagt hat wie der Kommunismus, nur dass wir uns nicht daran gewöhnen wollen, daran halten wollen. Wir sind nicht nur nicht reformfähig, sondern auch noch nicht reformwillig. Und das nur aus einem einzigen Grund.
Wir müssen die Rechnung jetzt nicht bezahlen. Das ist Kreditkartenpolitik. Die glauben alle wirklich, nur weil sie jetzt kein Bargeld dafür auf den Tisch legen müssen, sondern mit einer Plastikkarte bezahlt haben, das würde einen Unterschied machen. Bei der Kreditkarte ist der Unterschied optimal 20 Tage später, aber in der Summe kommt dasselbe heraus. Und gerade das Kreditkarten-, Kreditprinzip, dieser Gedanke, erst später für die Zeche aufkommen zu müssen - oder wenn man die Beträge stückelt, stände man besser da - hat Millionen in die private Insolvenz getrieben und noch mehr überschuldet.
Wenn ihr mich fragt, fahren wir das Ding vor die Wand. Weil der Mensch erst zum Handeln fähig und bereit ist, wenn es richtig weh tut. Vorher verfährt er im festen Glauben: Das wird schon gut gehen. Obwohl die letzten zehn Jahre das Gegenteil beweisen. Die Wachstumsphantasien sind ebenso blödsinnig wie Wertschöpfungsstrategien. Die Zeiten haben sich geändert und wir orientieren uns an alten und zugleich falschen Zielen.
Die Lösungen liegen vor uns. Aber wir packen lieber die Probleme an. Wir könnten in Lösungen investieren, stopfen das gute Geld aber lieber in Probleme. Das klingt stark nach der Arroganz derer, die sich überlegen fühlen. So lange es uns besser geht als anderen, darf man ja bekanntlich nicht klagen.
Meine Güte können die alle froh sein, dass ich nichts zu sagen habe und nicht in der Politik bin. Ich würde das ganze System, das offensichtlich auf dem Kopf steht, mal auf die Füße der Tatsachen stellen.
Verwaltungsproblematik
Der Sinn und Zweck einer Verwaltung ist es, den kreativen und produktiven Leistungsträgern alles abzunehmen, was die Kreativität oder Produktivität behindert. Und alles zu unternehmen, um die Kreativität und Produktivität zu steigern, um so eine wesentlich größere Wertschöpfung zu ermöglichen. Das war mal die Idee, die leider völlig ad absurdum geführt wurde.
Denn die Verwaltung hat sich verselbstständigt. Sie dient nicht mehr der Sache, sondern ausschließlich sich selbst. Dadurch behindert sie auch noch die Kreativität und die Produktivität. Anstatt Arbeit zu verhindern und abzunehmen, schafft sie unentwegt zusätzliche, neue und andere. Die Verwaltung beschäftigt sich obendrein mehr mit sich selbst, als mit allem anderen. Somit ist die Idee der Verwaltung völlig verlorengegangen und stellt in vielen Systemen das größte Problem und Hindernis für Kreativität und Produktivität dar.
Woran das liegt, ist einfach erklärt. Produktive und kreative Menschen legen Wert auf Kontrolle. Deshalb werden Verwaltungen bei weitem nicht so kontrolliert, also ernsthaft, wie alle anderen Bereiche. Darum konnten sich gerade diese Bereiche so negativ entwickeln.
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In Vitrinen
Ich stell mir das so vor: Eine Eingangshalle, riesig wie ein Bahnhof. Die zeitlose Architektur einer mehrere Jahrhunderte alten Tradition. Herren im guten Anzug, Damen im eleganten Kostüm. Dezenz, wohin man sieht. In den Wänden aus edlem Holz sind Vitrinen eingelassen - große, geräumige Schaukästen mit Sicherheitsglas verschlossen, von unauffällig bewaffnetem Wachpersonal gesichert. Die Vitrinen sind aufwändig illuminiert, darin stehen samtbeschlagene Podeste, auf denen die hochwertvollen Ausstellungsstücke ruhen, deren Präsentation die ganze Einrichtung dient. Es sind Wörter.
Wörter von unsagbarem Wert, Wörter von tiefer und tief dringender Bedeutung, Wörter von Distinktion und Abstand, die nur selten und nur für ausgesuchte Gelegenheiten verwendet werden. Der Raum ist erfüllt vom Duft frischer Luft, eine vornehme Kühle bestimmt die Atmosphäre. Es ist ein einzigartiges Flair des Selbstbewusstseins aus unzählbaren Erlebnissen eigener Überlegenheit, die durch die zweckbestimmt diensame Nützlichkeitsdemut des Ortes nur noch überhöht wird. Leise klassische Musik perlt von den Wänden und übertönt die unglaublichen Summen, die hier genannt werden, wenn ein Kunde bittet, eines dieser Wörter einmal probehalber in den Mund nehmen zu dürfen. Die Preise sind so hoch, dass nur wenige Kunden auf der ganzen Welt in der Lage sind, sich diese Art der Kommunikation zu leisten. Dabei geht es nicht nur um Geld. Es geht auch um die Fähigkeit, Aussagen aus ihrer plapperhaften Beliebigkeit zu befreien und mit der Bedeutung konsequenten Handelns erfüllen zu können. Nur wenige Unternehmen sind es, die dazu in der Lage sind. Manche mögen bei genauer Bilanz ihrer Ressourcen vielleicht noch die finanzielle Bemitteltheit zusammen kratzen. Doch sie scheitern erbärmlich, wenn es darum geht, die Kraft ihrer Führung für eine gezielte Steuerung ihres Unternehmens und die Befähigung ihrer Mitarbeiter zu einer einheitlichen Haltung aufzubringen. Dieses Fach ihrer Börse ist leer. Beschämt rücken sie ab, wenn sie ihre Nichtswürdigkeit erkennen. Nur auf Empfehlung wurden sie hier eingelassen. Um nun feststellen zu müssen, dass sie bereits tot sind und ihnen nur eines bleibt: Reste des aus der ruhmhaften Vergangenheit gerissenen Kapitals oder aus der schon vor dem absehbaren Absterben noch rasch verteilten Erbschaft zu konsumieren. Heimlich, damit es niemand sieht, werden sie sich noch wenige Jahre mit Werten mästen, die ihnen nicht gehören, denn bald wird nichts mehr sein, wovon sie zehren können.
Geld zählt hier nichts. Auch wenn es Millionen und Milliarden sind, die hier für ein gutes Wort bezahlt werden, ist das nur ein winziger Bruchteil der durch konsequent gelebte Bedeutung erreichten Gewinne.
So stelle ich mir das Nirwana der Werbung vor.
Sonntag, 25. Oktober 2009
schleierfaelle
Samstag, 24. Oktober 2009
Samstagsgedanken: Menschenmengen
Ich kenne niemanden, der die BILD liest, sie ist aber die meist verkaufte Tageszeitung. Analog zu den Volksmusiksendungen der Öffentlich-Rechtlichen. Das ist deren Bildungsauftrag für die CDU-Wähler. Weil keiner den Guido in exponenter Stelle wollte, wird er jetzt unser Vizekaiser und nicht Englisch- Sprechen-Wollender-Außenotto. Von Uns-Angela reden wir lieber nicht. Oder gibt es einen, der zugibt, sie persönlich gewählt zu haben?
Wie sich Menschen verhalten, sieht man immer dann, wenn viele dieser Gattung dasselbe zur gleichen Zeit und sehr Ortsnah tun. Schauen wir mal auf das Münchner Oktoberfest, eine volle U-Bahn, ein Kaufhaus in der Rabattschlacht, ein Fußballstadion und eine volle Autobahn. Da wird das sensibelste, intelligenteste und sympathischte Individuum entweder zum Bierseligen, auf der Bank Tanzender und Schunkelnder Frauenheld, zum Ellbogen-Rambo, der die Oma vom letzten Sitzplatz schubst, zur kreischenden Xanthippe, die das letzte blassrosa T-Shirt für 3,99 nie mehr loslassen würde, zum Rowdy, der alles was gelb oder blau ist, inklusive Schiedsrichter niedermachen würde und last but not least, alle die nicht sofort die linke, seine Fahrspur frei machen, mit Recht und Vollgas von der Piste rammen wollte.
Zieht man wahllos einen aus dieser wummernden, blökenden Masse und konfrontiert ihn mit seinem Tun, dann bricht er sofort in sich zusammen und wimmert: Ja, aber das haben alle getan! Genau das ist es! Das haben alle getan. Das war schon immer so. Das haben wir immer schon so gemacht. Merken Sie was? In der Menge, in der Masse, in der Herde wird der Einzelne Gesichtslos. Fühlt sich nicht mehr verantwortlich. Oder wächst alternativ über sich hinaus, wird zum Anheizer, zur Zentralfigur. Mit dem einzelnen Individuum jedenfalls hat eine Massenveranstaltung wenig gemein.
So muss man dann auch die Wahlslogans der Parteien lesen, die Waschmittelwerbung und die dümmliche TV- und Radioreklame. Sie richten sich an die Menge. Da werden andere Parolen gebraucht als in der Einzelansprache. Wer das alles realisiert und seinen Herdentrieb, sollte er künftig auftreten, hinterfragt, wird vermutlich zu anderen Handlungsparametern tendieren. Das macht ihn zwar moralisch auf jeden Fall besser, aber furchtbar unbeliebt und einsam.
Freitag, 23. Oktober 2009
Ritter, Cowboys und Piraten
Aus dieser oder ähnlicher oder anderer Reihenfolge setzt sich mein humanitäres Weltbild zusammen. Eigentlich seltsam, wenn man bedenkt, was diese Bevölkerungsgruppe so alles angerichtet hat. Oder sollte ich besser verbrochen hat sagen?
Aber trotzdem geht es dabei immer um die guten Ritter, Cowboys und Piraten. Die bösen und blöden haben zu meinem gefestigt humanitären Weltbild ebenso viel beigetragen. Wie soll man sonst wissen, was man sicher nicht will, wenn man dem nie begegnet ist. Mein Bild entwickelte sich aus den Helden meiner Kindheit heraus. Alles, was danach kam, hat daran nichts mehr ändern können. Oder wenn, dann nur minimal.
Der Gerechtigkeit dienen. Es mit barer und gleicher Münze zurück zahlen. Zu den Mutigen, Waghalsigen und Unerschrockenen zu gehören. Das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Etwas riskieren. Ach, was sage ich „etwas?“, alles und wenn es sein muss Kopf und Kragen.
Eine Haltung haben, bewahren und zeigen. Die Waffe des Wortes wie die Klinge eines Schwertes zu führen. Mit seinen Jungs das Unmögliche erreichen und erleben. Tief verbundene Freundschaft wie Blutsbrüder. Und das alles miteinander teilen. Vieles aus den Filmen, Büchern und Geschichten meiner Kindheit prägt heute mein Weltbild. Das ist doch seltsam – oder? Alle diese Geschichten und die dazugehörigen Bilder sind da, als wäre es gestern gewesen.
Viele Vorstellungen über das, wie es ist und wie es sein könnte, rühren aus dieser Zeit. Die drei Musketiere, Robin Hood, der Graf von Montecristo, der rote Kosar... und viele mehr. Ich finde das wunderbar. Denn über die Zeit hinweg hat es mir immer das sichere und gute Gefühl verliehen, auf der richtigen Seite meines Lebens zu stehen.
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