Mittwoch, 17. Dezember 2008
Meine Bank ist krank
Mein Mitleid mit Banken geht eigentlich gegen Null. Ebenso verhält es sich mit meinem Mitleid gegenüber Autoherstellern. Mein Mitleid gilt den vielen Menschen, die für ihre Fehler bezahlen müssen. Denen keiner verzeiht und aus der Misere hilft. Die nicht mehr hoch kommen. Ich empfinde den Eingriff der Politik als absurd, pervers und katastrophal. Und die Bitten der Banken und Autoindustrie empfinde ich nicht anders. Zudem, was denken und machen die anderen Industrien, wenn man der Autoindustrie Geld gibt. Die Schlange wird lang und teuer – es ist das Ende der freien Marktwirtschaft. Wir kehren zurück zu etwas, was wir mit aller Macht los werden wollten. Deregulierung war der Ansatz, der gescheitert scheint. Nun ist wieder Regulierung angesagt.
Da wird alles über einen Kamm geschert. Was ist mit den vielen Konzernen, die sich nicht verzockt haben, die eine solide mutige und erfolgreiche Arbeit geleistet haben. Was ist mit denen? Die sind ja gleich dreifach verarscht. Erst nimmt sie keiner wahr, weil sie nicht risikoreich und sexy genug sind. Dann geben Ihnen die Banken keine Unterstützung, weil die kein Geld haben und das, was sie bekommen, gerade für sich brauchen. Und so gehen diese Unternehmen wieder leer aus.
Was denken diese Vorstände, die bei Einladungen immer an den hinteren Tischen sitzen mussten, mit denen niemand das Gespräch suchte. Gott wie langweilig. Was machen Sie? Hm, ich hole mir mal ein Getränk.
Vielleicht leben wir ja nicht alle in derselben Gesellschaft. Es scheint offensichtlich zwei zu geben. Ich bin ein ganz kleines Licht. Ich war nie Gewinner und nie Verlierer bei diesen Wellenbewegungen. Aber ich bin ein ganz guter Beobachter und ich beobachte, dass wir alle schon lange eine doppelte Staatsbürgerschaft haben. Der Grad der Ungerechtigkeit, der da zutage tritt, ist so groß, dass Herr Messner da einen unglaublichen Berg übersehen hat, der alle 8.000er mickrig aussehen lässt.
Jeder Bäcker muss sich der Realität stellen. Das ist im Grundgesetz so verankert. Und nun das. Gibt es da noch ein zweites Grundgesetz? Habe ich da was übersehen? Was soll schlimm daran sein, dass die Automobilbranche den Bach herunter geht? Wovor haben die Angst? Was befürchten die? Oder die Banken. Eine neue Bank zu gründen, kostet nur einen Bruchteil als die alten zu sanieren. Und das Geld wäre da und nicht weg. Wenn da eine neue Automarke entsteht, die dann Autos baut, welche von den Käufern angenommen werden, wäre das denn so schlimm?
Da wird gutes Geld in schlechtes Geschäft gesteckt. Das kann sich eigentlich niemand leisten. Nur die. Sie wissen schon, die anderen in unserer Gesellschaft mit dem anderen Grundgesetz. Alles, was ich da höre und lese und was da vorgeschlagen und gemacht wird, macht mich fassungslos. Und ein gutes Stück weit wütend.
Konsumgutscheine? Haben die einen Knall? Um den Konsumrausch, die Konsumsucht zu entfachen. Das sinn- und ziellose Konsumieren anheizen. Das ist ja so, als ob der Drogenhandel in Schieflage gerät, weil die Konsumenten sich von der Sucht sukzessive entfernen. Und denen fällt nichts besseres ein, als zu sagen: Buy 3 get 1 free. Ich bin empört über so eine Sicht der Dinge.
Wie wäre es denn mal mit Relevanz. Mit Märkten, Branchen, Produkten und Dienstleistungen, in welche Menschen gerne investieren, weil diese keine Konsumsucht weiter anheizen, sondern weil sie Primärbedürfnisse spürbar befriedigen? Wie wäre es denn, wenn die Politik, die Industrie ihrem Denken mal eine andere Richtung verleiht, in etwas wie „Wollen“. Wer braucht Banken? ich brauche ein elektronisches Zahlungsmittel – das war es. Aber ich brauche keine Bank. Meine Bank braucht mich und mein Geld, aber ich brauche keine Bank. Dann dereguliert doch mal die Banken.
Warum kann nicht jeder Mensch einfach ein elektronisches Konto – ohne Bank dahinter – haben. Mehr brauche ich nicht, nur die Möglichkeit, Geld von A nach B zu transferieren oder aus einem Automaten rauszuholen. Ich denke, die Zeiten der Banken haben sich überlebt. Soll die Bundesregierung doch hingehen und ein Zahlungssystem für seine Bürger erstellen. Jeder Bürger hat da sein Konto. Ohne Zinsen, ohne Kredite, ohne Dispo, ohne alles. Aber er kann am System teilnehmen, weil es sein Grundrecht ist. Und dann. Wenn er dann gierig wird, dann kann er mit seinem Geld zu einer Bank gehen, und wenn er habgierig ist zu einem Investment Banker. Das ist dann sein Ding und sein Risiko.
Tut mir echt leid. Ich sehe das eher biblisch. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer im Markt untergeht, der geht eben unter. Über die Spielregeln kann man gerne reden, die kann man auch festlegen. Aber wen betrifft das denn? Ist denn jetzt jeder Vorstand ein „Betrüger“ oder ein „Weichei“. Also mich verwirrt das alles sehr. Allein die Zahlen, die da täglich genannt werden, wer da alles Ansprüche geltend macht.
Mal ehrlich – wir helfen den Banken und der Autoindustrie und... und... und. Mit Milliarden. Merkt da noch einer was? Das kann doch nicht sein. Das klingt ja fast wie bei der versteckten Kamera oder wie so ein völlig absurder Traum, aus dem man kopfschüttelnd aufwacht. Ich denke nur immer an das schöne schwer verdiente Geld, dass man jetzt an die Fersen dieser Leichtfüße heftet. Was glauben die denn, wohin die damit laufen? Und ich denke an die Millionen von Menschen und mittelständischen Unternehmen die zehnmal am Tag Lösungen schaffen müssen, Entscheidungen treffen müssen und richtig agieren und reagieren müssen, damit sie gut schlafen können. Und mit diesem guten Gefühl durch die Firma und das Leben gehen können: Ich habe mein Bestes getan – hoffentlich reicht das aus.
Kneift mich mal jemand.
Geschrieben von Christof Hintze
in Fight-Club
um
07:40
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Montag, 15. Dezember 2008
Jedes verdammte Jahr dasselbe Spiel...viel Spaß!
Geschrieben von Christof Hintze
in Gleichgesinnte
um
09:51
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Montag, 1. Dezember 2008
Zum Weinen schön
Donnerstag, der 27. November 2008. Regionalbahn RB 30622 HBH Tutzing 08.29 Uhr – HBF München 9.00 Uhr. Klavierkonzert No. 5 Es-Dur, Op. 73: II. Adagio un poco Mosso, Hans Vonk, Staatskapelle Dresden & Christian Zacharias. -8 Grad Außentemperatur. Blauer Himmel. Unglaubliche Sicht.
Der Zug schlängelt sich am See entlang, bis er in Starnberg über den See hinaus, das letzte Mal die Sicht auf die Alpen frei gibt, um sich dann auf den Weg nach München zu machen. Im Zug ist es warm wie am Kachelofen. Ich habe eine 2. Klasse-Sitzgruppe ganz für mich. Den Mantel an den Haken gehängt. Die Sonnenbrille aufgesetzt, denn die Morgensonne steht tief. Ich fahre das Westufer hinunter und sitze dabei am Ostfenster. Somit taucht die Sonne alles in ihr orangerotes Licht. So sehr, dass ich es vorziehe, eine Sonnenbrille zu tragen.
So lehne ich am Fenster und habe Kopfhörer im Ohr. Der MP3-Player spielt Beethovens 5tes Klavierkonzert. Ich blinzle dabei mit den Augen, so dass sich vor meinen halbgeschlossenen Augen ein wahres Feuerwerk an Lichtspiel vollzieht. So surfen meine Gedanken durch mein Leben. Wunderbare Bilder erscheinen in meiner Vorstellung. Ergreifende Momente drängeln sich durch mein Unterbewusstsein ganz nach vorne, in mein Bewusstsein.
Somit entsteht eine Komposition der Sinne. Ein Film entsteht nur vor meinem inneren Auge und mir wird klar, wie wunderbar das Leben ist. So wunderbar, dass es zum Weinen schön ist. Und hinter meiner Sonnenbrille werden unbemerkt von meiner Umwelt für einen langen Moment meine Augen glasig. Mir wird klar, was für ein Glück ich habe und welche unglaublich schönen Zufälle mein Leben gestalten und begleiten.
Mein eigenes Leben erscheint mir für diesen Moment wie ein Wunder. Und mir wird klar, dass ich diesen Zustand nicht festhalten kann, was die Phase der glasigen Augen hinter der Sonnenbrille verlängert. Demut und Dankbarkeit machen sich breit. Ein überwältigendes Gefühl der Glückseligkeit umarmt mich seicht. Nur schöne Gefühle türmen sich in mir auf zu einem unbeschreiblichen Kribbeln im Bauch. Meine Augen werden feucht, so intensiv fühle ich euch. Wenn man bedenkt, was das Leben doch für ein kostbares Geschenk ist. Die wunderbarsten Erinnerungen kommen mir in den Sinn, mein ganzes Leben ist ein einziger großer Gewinn. Am liebsten würde ich darüber ein Lied schreiben. Der Titel würde: „Zum Weinen schön“ heißen. Denn etwas in mir sagt, dass dieses Gefühl wie ein Lied ist. Es klingt.
Geschrieben von Christof Hintze
in Spontaneitäten
um
14:07
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