Montag, 24. November 2008
LI.VE Liebe und Verbundenheit
Du hast die Wahl. Man kann sich immer entscheiden. Das ist ein Privileg unseres Standortes, dass wir jeden Standpunkt einnehmen können. Nicht alle machen wirklich Gebrauch davon. Viele folgen nicht ihrer Intuition, sondern einer Logik. Einer Logik? Welche Logik ist das? Vor allem, von wem ist diese Logik? Die Logik, die nicht im Einklang mit der eigenen Intuition steht. Könnte es die Logik anderer sein? Eine Logik, die gut formuliert ist? Die schön verpackt ist? Eine Logik, die uns leiten soll, damit die Ziele anderer in Erfüllung gehen? Das wäre wirklich schrecklich logisch.
Die Versorgung von Interessen muss auch langfristig gesichert werden. Dafür benötigt man Menschen, welche die Versorgung der jeweiligen Interessen sicherstellen. Somit könnte es sein, dass man nicht seinen Interessen folgt, sondern den Interessen ganz anderer. Und damit einen langen beschwerlichen Lebensweg beschreitet.
Man ist so jung, wenn man die wesentlichen Entscheidungen für sein Leben treffen soll. Da läßt man sich die eine oder andere Entscheidung gerne abnehmen von so etwas wie Vernunft. Man versucht, in die Welle anderer zu kommen und die Welle der anderen mit abreiten zu dürfen.
Schon in der Schule muss man sich entscheiden, welche Leistungskurse man belegt. Und man überlegt nicht, welche eigenen Interessen wirklich im Vordergrund stehen, sondern welche Fächer einem womöglich die besten Zensuren bescheren. Und so geht es dann weiter. Man selbst wird nie wirklich gefragt, sondern nur, was der beste Weg ist, Ziele anderer zu erreichen.
Und dann kommen diese vielen Menschen mit ihren vollkommenen Lebensentwürfen um die Ecke und erklären einem ständig, dass es nur so geht. Diese sind wohltemperiert und -formuliert und man wagt es nicht, einen kleinen Gegenentwurf in die Runde zu werfen. In die Fußstapfen von jemand anderem zu treten, bedeutet doch nur, keine eigenen zu hinterlassen. Eine furchtbare Vorstellung.
Mittwoch, 19. November 2008
Der Mann, der liegen blieb
Ein Traum verfolgt mich seit meiner Schulzeit. Der Traum von dem Mann, der eines Tages beschließt, einfach liegen zu bleiben. Im warmen Bett. In Sicherheit und Geborgenheit. Umsorgt und behütet. Er beschließt, nicht mehr aufzustehen und wieder in eine dieser sinnlosen Schlachten zu ziehen, um Ziele zu verfolgen, die ihn eigentlich nicht wirklich interessieren. Er beschließt – das war es. Macht ohne mich weiter. Ich bleib jetzt liegen.
Bis hierhin ist der Traum einfach wunderbar und fabelhaft, aber ich denke, steh jetzt auf du Idiot. Und was tue ich, stehe natürlich seit über 38 Jahren so gegen 7.00 Uhr auf. Habe dieses Lächeln auf den Lippen, weil mir ein Gedanke nicht aus dem Kopf geht. Liegenbleiben ist ja gut und schön, aber was mache ich um 10.00 Uhr oder um 11.00 Uhr? Wie komme ich an den Kühlschrank?
Liegenbleiben kommt mir, wenn ich mal aufgestanden bin, total bescheuert vor. Schon verrückt, wie fundamental schnell sich Wahrnehmung verändern kann.
Demokratie
Erinnern Sie sich noch? Alle Gewalt geht vom Volke aus. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Der Abgeordnete ist nur seinem Gewissen verantwortlich. Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Das fällt mir gerade ein, als ich in der Tagesschau sehe, wie ein paar der gerade in Berlin anwesenden politischen Vertreter ausbaldowern, dass sie dem angeschlagenen Autobauer Opel, der zu General Motors gehört, mit meinen Steuergeldern unter die Arme greifen wollen. Hallo? Meine Stimme habt ihr dafür nicht.
Wenn ein amerikanischer Autobauer die Produktlinie in Deutschland bestimmt und jahrelang Autos baut, die der Markt nicht kauft, ist es auch keine Lösung, wenn dies jetzt mit meinen Steuergeldern zwangsweise nachgeholt wird. Das rettet auch keinen der 26.000 verbliebenen Arbeitsplätze in Deutschland. Keinen einzigen. Im Gegenteil. Wie wir gelernt haben, ist es viel sinnvoller die Unternehmen vom Markt gehen zu lassen, die vom Verbraucher nicht angenommen werden. Außer vielleicht es wäre ein meritorisches Gut, was man bei Opel beim besten Willen nicht behaupten kann.
Ich wäre hingegen dafür, dem einzelnen Verbraucher viel mehr Netto von seinem selbst verdienten Brutto zu belassen. Sich stark zu machen für den kleinen Selbstständigen, den mittelständischen Unternehmer, den Handwerksmeister und den so genannten Mittelstand, weil das die sind, die hier den Großteil des Wohlstandes erwirtschaften und die, die die Mehrzahl der Arbeitsplätze schaffen. Das Geld, das jetzt Opel in den Rachen geschleudert wird, landet mit 100%-iger Sicherheit sowieso auf irgendeinem obskuren Konto von GM. Hallo? Meine Stimme habt ihr dafür nicht.
Meine Stimme hättet ihr, würdet ihr euch auf die eigentlichen politischen Aufgaben besinnen und nicht nur auf die Wählerstimmen des nächsten Herbstes schielen. Leider habe ich einen ganz anderen Eindruck.
Was also tun? Mich einreihen in die gute Hälfte der Verweigerer, die sich offensichtlich sagen, da kann man sowieso nichts machen. Was soll ich wählen gehen? Nein. Weil es eine ganz andere Lösung gibt. Eine einfache, eine geniale. Wir in Bayern haben es dieses Jahr rein zufällig entdeckt. Das demokratische Geheimnis.
Stellen Sie sich einfach im nächsten Herbst die Frage: „Fühlen Sie sich von unseren Berliner Vertretern vertreten?“ Wenn ja, machen Sie das, was Sie immer machen. Aber wenn nicht?
Dann wählen Sie einfach eine der Parteien, die bisher noch nicht im Bundestag vertreten waren. Egal, wie sie heißt, Hauptsache, sie hat bisher noch nicht mitgespielt. Ganz plötzlich fangen alle politischen Vertreter ganz hektisch an, uns zu vertreten. Wenn sie merken, es geht an ihre Pfründe, dann interessiert sie plötzlich der Wählerwille und sie fragen sich, was der Souverän denn eigentlich will. Dann beginnt sich in all dem Heulen und Zähneklappern der Ex-Etablierten tatsächlich so etwas, wie ein kleines Pflänzchen Demokratie auszubreiten.
Leute, wenn das sogar in Bayern möglich war, was schaffen wir dann erst nächstes Jahr in Berlin?
Dienstag, 18. November 2008
Die Gedanken in meinen Kopf
Es sind oft zu viele. Sehr widersprüchliche. Und dann wiederum so klare. Dann sind da die ganz speziellen, die sich immer tiefer und tiefer in eine Materie vorbohren. Dann gibt es die allgemeinen, die eher oberflächlichen. Und immer und immer wieder die suchenden. Es gibt so unglaublich viele schöne und wundervolle Gedanken. Aber da sind auch die von der Art, die ich überhaupt nicht mag. Ich jongliere gerne in meinen, mit meinen Gedanken. Sehr gerne lasse ich Gedanken auch springen. Von einem zum anderen. Manchmal reise ich weit zurück. Nicht weniger oft versuche ich, weit nach vorne zu denken. Aber meistens denke ich im „Jetzt“. Ich will nichts verpassen und somit kreisen meine Gedanken zum überwiegenden Teil in der Gegenwart. Ich mache mir viele Gedanken, zu einigen Themen sicher viel zu viele. Ich weiß aber auch, dass es da Themen gibt, über die müsste ich mir wirklich mehr Gedanken machen. Sogar meine Ausreden zu diesen Themen machen mir Gedanken. Viele meiner Gedanken sind von der Neugierde getrieben. Nicht wenige auch von Ängsten. Aber auch Neid, Missgunst, Egoismus, Abneigung, Vorurteile, Bewerten und Vergleichen sind ein viel zu großer Teil meiner Gedanken. Viele meiner Gedanken sind hoffnungslos naiv. Das sind meine Lieblingsgedanken. Oft rette ich die Welt in meinen Gedanken, oder wenigstens ein Land, eine Stadt, eine Firma oder einen Menschen. Aber es kann auch ein Hund sein oder ein Goldfisch. In Gedanken kann man so viel Gutes tun, ohne einen Finger krumm zu machen. Und man kann in Gedanken auch mal richtig fies und böse sein. In Gedanken wie gesagt. Es tut so gut, sich in Gedanken mal auszuschütten, auszuheulen und auszutauschen, was man in Wirklichkeit so nicht tun würde. Und dann verfolge ich gerne Gedanken. Ich erkenne sie erst und dann gehe ich ihnen nach. Manchmal verliere ich die Spur, aber meistens ist mein Ehrgeiz dann doch so groß, dass ich dem Gedanken dann doch auch die Schliche komme. Viele Gedanken drehen sich um den Trieb. Sie wissen, welchen ich meine? Nach meinem Gefühl taucht mir dieser Gedanke zu oft und zu unverhofft auf. Aber was soll man machen. Man kann Gedanken nicht wie einen ungeliebten Gast vor der Tür stehen lassen. Gedanken, die kommen wollen, kommen immer durch die Vordertür rein. Denken kann man nur alleine in seinem Kopf. So sehr man auch in einer Runde sitzt und Gedanken austauscht, die Wirklichkeit der Gedanken spielt sich nur im eigenen Kopf ab. Obwohl auch der Gedanke reizvoll ist, mit dem Kopf des anderen denken zu können. Man würde so viel mehr verstehen. Obwohl das nicht gehen würde, denn man müsste ja mit seinen Gedanken in den jeweils anderen Gedanken denken. Und das scheint unmöglich. Und wenn man nur in den Gedanken des anderen denken würde, dann würde man sich genau über die Dinge keine Gedanken machen, über die man glaubt, sich Gedanken machen zu müssen. Oder sie sind so anders, dass es einem selbst nicht auffällt. Somit denkt jeder für sich. Und der Austausch von Gedanken spiegelt nur einen Bruchteil der wirklichen Gedanken wieder. Denn wer kann schon seine Gedanken formulieren und das auch noch in vollem Umfang unter Berücksichtigung der kompletten Klaviatur der Gefühlswelt. Gedanken kann man zwar losgelöst formulieren, aber sie entstehen aus sehr komplexen Zusammenhängen. Und die kann man nicht übermitteln. Der Mensch muss damit leben, dass die Welt nur in seinem eigenen Kopf in seinen eigenen Gedanken so ist, wie sie ist. Und dass dieser Umstand vom Rest der Gedankenwelt stark abweichend ist. Es scheint das Übel der Menschheit zu sein, dass wir Gedanken nicht zusammenfügen können, nicht addieren können, nicht ergänzen. Wir können nur unseren eigenen Gedanken folgen. Und das ist nicht viel, wenn man bedenkt, wie viele brillante Gedanken jetzt in anderen Köpfen gedacht werden, welche unser Bewusstsein nie erreichen werden. Das ist echt ein menschliches Manko. Wir haben sie, können diese aber nicht zu einem „Über-Bewußtsein“ zusammenfügen, damit aus allen Gedanken etwas so viel Größeres entsteht, etwas, das sich der Einzelne hätte nie vorstellen könne. Es gibt Samenbanken und Blutbanken, aber keine Gedankenbanken. Mit dem Tod eines jeden Menschen sterben vor allem eins – wichtige Gedanken. Die für immer weg sind. Das ist wirklich fatal.
Sonntag, 16. November 2008
Minimalprinzip
Ich bin Kapitalist - wenn ich so darüber nachdenke, was ich sein könnte. Sozialist bin ich nicht, auch kein Kommunist oder Royalist oder gar Nihilist, denke ich. Nein, am ehesten also Kapitalist. Allerdings bin ich dabei auch Realist. Was heißt das? Ich schaue nicht nur, dass ich mit gegebenen Mitteln das Bestmögliche raushole. Das nennt man das „Maximalprinzip“.
Oder ich schaue nicht nur, dass ich ein gegebenes Ziel mit dem geringsten Mitteleinsatz erreichen kann. Das ist das „Minimalprinzip“. Wenn das Ziel dabei lautete, die Rendite solle 25% betragen, hieße das „Größenwahn“.
Realist bin ich dabei nämlich v.a. deswegen, weil ich das immanente Prinzip in den genannten Prinzipien berücksichtige. Das setzt nämlich voraus, der Mensch würde sich in diesen kapitalistischen Grundsätzen „vernünftig“ verhalten. Und genau das ist es, woran es derzeit bedauerlicherweise am meisten mangelt: Vernunft.
Oder ist es vernünftig, diejenigen vom Gewinn auszuschließen, die ihn erwirtschaften? Diejenigen in den Ruin zu treiben, die die Waren konsumieren sollen? Oder klingt es vernünftig, dass bei einer Bankenpleite die Ersparnisse der Anleger weg sind, die Schulden aber nicht? Ist es vernünftig, dass man mit Spekulation mehr zu verdienen können glaubt, als mit seinem Kerngeschäft? Ist es vernünftig, dass Löhne gezahlt werden, von denen der Empfänger nicht mehr leben kann- geschweige denn konsumieren kann? Und wäre es vernünftig, diejenigen übers Weiterkommen entscheiden zu lassen, die gerade vorgesungen haben?
Es ist nicht vernünftig, auf Dauer seine Gewinne privatisieren zu wollen und seine Verluste zu sozialisieren. Es ist auch nicht vernünftig, seine Steuern dank der Globalisierung nicht bezahlen zu wollen, aber im Krisenfall nach der heimatlichen Gemeinschaft zu rufen.
Wir lernen alle in der Kindheit, dass man den Ast, auf dem man sitzt, nicht absägt. Dass der Krug nur solange zum Brunnen geht, bis er bricht und dass man die Kuh nicht schlachtet, die goldene Eier legt. Nur wenn wir dann später die Gelegenheit haben, zu zeigen, was wir gelernt haben, denken wir, es wird schon gut gehen. Oft sägen wir dann nicht nur am Ast, auf dem wir sitzen, sondern gleich am ganzen Baum.
Warum das so ist? Ich denke, das hat ursächlich mit der Abwesenheit von Vernunft zu tun. Einfach weil es so scheint, dass man keine Verantwortung für sein Tun übernehmen müsse.
Aber wer hat denn das Ziel, das erreicht werden soll, ausgegeben? Wer hat das Bestmöglich zu Erreichende denn definiert? Vielleicht benennen wir die falschen Ziele und stellen irgendwann mit Schrecken fest, dass wir nur einem vergoldetem Kalb nach gelaufen sind.
Es scheint ja so einfach: Ich spekuliere ein bisschen mit fremden Eigentum. Wenn es gut geht, sind alle zufrieden. Und wenn nicht? Ja, dann müssen mir eben die Eigentümer helfen. Ich habe es ja nur gut gemeint. Ich wollte doch nur 25% erwirtschaften. Und, was soll’s, Leute? - Es war ja nicht
mein Baum!
Donnerstag, 13. November 2008
Wie Kinderspiele unser Verhalten prägen
Für alle, die sich erinnern können und wollen, denen wird unweigerlich auffallen, wie sich die Art und Weise von Kinderspielen auf die Menschen außerhalb des Kinderalters überträgt. Nichts prägt die Art der Führungskultur mehr als die Spielweise aus den Kinderjahren. Dabei prägen auch die Spiele selbst. Der Umgang mit der Zukunft ist in der Vergangenheit verankert. Der lockere und riskante Umgang mit Geld z.B. beim Monopoly spielen.
Ich bin überzeugt, dass hier oft die Ursache und der Ursprung für Verhaltensweisen der Führungsspitzen liegen. Auch wer offensichtlich zu viel Spielzeug hatte. Keine Spielpartner hatte. Wer allein spielen musste und somit sein eigener Gegner war. Wer viele Geschwister hatte. Wenn die Altersabstände gering oder groß waren. Wer nicht verlieren konnte. Wer einfach nicht gewinnen konnte. Wer schon als Kind alle Register gezogen hat, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Wer im falschen Alter die falschen Spiele gespielt hat.
Wer lieber gepuzzelt hat. Wer lieber Stratego gespielt hat. Wer am liebsten um einen Einsatz gespielt hat. Wer Eisenbahnen aufgebaut hat, um damit nicht zu spielen, wenn sie fertig waren. Wer spielerisch Tätigkeiten nachgegangen ist, die andere als Arbeit beschreiben würden. Wer vorzugshalber mit sich gespielt hat. Wer andere hat gern gewinnen lassen. Wer das gewinnen so liebte, weil er dadurch Wertschätzung und Anerkennung erfuhr. Wer sich um jeden Preis einen Vorteil verschafft hat.
Ich denke, es wäre mehr als schlau, genau da anzusetzen, wenn wir uns eine andere Qualität von Führungskräften wünschen. Spielkultur als Umgangskultur mit Werten und Tugenden betrachten würden, nicht nur als Überbrückung oder füllen von Zeit. Ich bin mal gespannt, was für eine Führungskultur aus den Display-Guckern wird. Die Jahre ihres Lebens immer am Rande saßen mit einem Spielgerät in der Hand und ausschließlich mit sich selbst und völlig fremden Welten beschäftigt waren.
Was können wir von diesen Menschen erwarten? Oder anders gesagt, was müssen wir erwarten? Auflösung folgt.
Dienstag, 11. November 2008
Optimismus, Zuversicht und Mut
Tatendrang. Leidenschaft. Haltung. Glaubwürdigkeit. Ideenreichtum. Umsetzungskraft. Willenskraft. Überzeugungskraft. Positiver. Energiegeladener. Verbundenheit. Gemeinschaft. Offenheit. Kommunikativer. Höflicher. Zuvorkommender. Zuhörer. Hinschauer. Nachfrager. Meinungsbildner. Neugieriger. Bereitschaft. Fähigkeit. Selbstkritischer. Mitreißender. Begeisterungsfähiger. Echter. Familiärer. Lustvoller. Gerechter. Sensibler. Durchsetzungsvermögen. Lernfähiger. Zugänglicher. Verbindender. Brückenbauer. Grenzenzieher. Humanist. Gesünder. Würdevoller. Lebendiger. Unterhaltsamer. Eingreifender. Zupackender. Gebildeter. Mitmachender. Fantasievoller. Vorstellungskraft. Grenzgänger. Freundschaftlicher. Neudenker. Aufhörer. Loslasser. Teiler. Weitergeber. Annehmer. Zuverlässiger. Interessierter. Verantwortlicher.
Es ist nicht so, dass der Mensch perfekt ist oder wäre. Es gibt immer etwas, woran er arbeiten könnte. Die Frage lautet nur: Warum, wenn alle negativen Eigenschaften Konjunktur haben? Somit ist eine Konjunkturspritze eine weitere Spritze für die falschen Eigenschaften und Werte. Es ist schon bezeichnend, es „Spritze“ zu nennen, wie bei Heroin-Abhängigen, denn die Konsumsucht lebt vom Konsumrausch. Und die erhält der Süchtige mit Hilfe einer Spritze.
Es wäre an der Zeit und stände uns gut, wenn wir unser Konsumsuchtverhalten mal ins Auge fassen würden, thematisieren und behandeln würden. Denn es gibt ein Leben und eine Welt neben der Sucht. Wie ich meine, ein erstrebenswertes und wesentlich schöneres Leben. Aber offensichtlich sind wir noch nicht so weit.
Mittwoch, 5. November 2008
Can we?
Ein Supertag, ein tolles Gefühl. Nach acht endlos langen Bush Jahren, wurden Ypsilantis Lügengeschichten kurz vor knapp gestoppt. Und der Sohn eines kenianischen Einwanderers fand Kennedys Schuhe und stürmte darin mit Siebenmeilenschritten auf den höchsten Gipfel.
Warum ich diese Ereignisse in einem Atemzug nenne? Weil sie mir etwas deutlich machen. Während in den USA noch immer mit Pathos, mit Seele und mit Herz das große Ganze beschworen wird, geht es in unseren fortschrittlichen Bundesländern doch immer nur um den Sesselerhalt eines kleinen Provinzfürsten, sei es in Hessen, in Bayern oder demnächst in einem anderen Theater.
Als Hubertus Heil, der war mal so etwas wie SPD Generalsekretär - oder ist er es immer noch? - egal, als er kürzlich auf einem Parteitag „Yes, we can!“ in den konsternierten Saal rief, da wurde doch die ganze Peinlichkeit deutlich. Wir können eben nicht.
Jeder, der bei uns seine Position mit etwas mehr Begeisterung als eine gehämmerte Büroklammer vertritt, wird doch mehr als argwöhnisch angesehen. Wer eine Idee entwickeln will, sollte gleich seinen Kulturbeutel packen, den er in der Isolation braucht und wer gar eine Vision an eine Wand malen will, wird bestenfalls als Graffitisprayer eingebuchtet.
Heimlich haben wir natürlich überwiegend mit Obama mitgefiebert. Aber öffentlich frohlocken? “Bei uns am Tisch werd’ fei ned g’redt oder g’lacht!“wird dem beschieden, der fragt, ob da noch ein Platz frei sei.
Nein, ein Platz ist bei uns selten frei - und wenn nur ungern. Und können? Können tun wir schon gleich gar nichts.
Was uns fehlt, ist schlicht die Euphorie, das Träumen und das Schwärmen!
Und diejenigen, die uns träumen und schwärmen lassen.
kommentare