Freitag, 28. November 2008
Fehleinschätzung – Was Machtmenschen fälschlicherweise glauben und nicht wissen
Sie wären im Recht. Nicht nur meistens, sondern immer. Sie irren. Alle Ideen, die ihrem Kopf entspringen, wären genial. Dem ist nicht nur nicht so, sondern noch schlimmer, der Großteil hat den Status einer Idee nicht mal im entferntesten erreicht, sondern ist nur ein Einfall. Dass die Annerkennung, die ihnen von allen Seiten zuteil wird, die Qualität ihrer Leistung widerspiegelt. Auch hier irren Machtmenschen gewaltig. Im Umfeld solcher Menschen wird weniger die Wahrheit formuliert, sondern mehr der persönliche Vorteil gesucht. Und diese Spezies Menschen glaubt, dass es immer so weiter geht. Auch dass diese Einschätzung nicht stimmt, werden sie schmerzlich früher oder später erfahren. Denn letztendlich sind die Friedhöfe voller Menschen, die unersetzlich sind. Aber der schlimmste Fehler, der Machtmenschen unterläuft, ist die völlig selbst überschätzte Selbsteinschätzung. Das ist richtig peinlich. Somit scheint klar, um so mehr Macht man in sich und um sich vereint, umso mehr entfernt man sich von so etwas wie Wirklichkeiten, Meinungen, Erfahrungen und Wahrheiten. Und man lernt so gut wie nichts, nicht wesentliches mehr dazu. Die Wände der Macht sind dick und undurchlässig für so etwas wie dazulernen, bemerken, erkennen, sehen, hören, spüren. Machtmenschen mit Verantwortungsbewusstsein haben Türen und Fenster in die Mauern ihrer Macht gebaut. Und diese benutzen sie auch.
Donnerstag, 27. November 2008
Wenn die Marke spricht, schweigt das Produkt.
Es ist eine der letzten, die es sich lohnt, zu verteidigenden Bastionen im Marketing. Es steckt schon im Wort – Marketing: „Marke”. Die Marke ist der Magier unter den ganzen Arbeitern. Ihr gelingt alles, ohne viel Aufheben. Alles scheint ihr einfach zuzufliegen. Eine magische Anziehungskraft geht von der Marke aus.
Die Marke muss sich nicht erklären oder beweisen. Sie wirkt oder sie wirkt nicht. Wer nicht in die Kraft der Marke investiert, investiert in ein Fass ohne Boden. Die Marke ist der Freund unter vielen Bekannten. Die Marke ist da, auch wenn man selbst nicht da. Sie begrüßt einen. Sie respektiert einen. Und man ist tief und fest verbunden mit der Marke.
Da kann viel kommen, aber zwischen die Marke und einen selbst kommt so gut wie nichts. Um an die Kraft der Marke glauben zu können und um deren Stärke zu wissen, muss man der emotionalen Betrachtungsweise mehr Raum, Zeit und Platz überlassen, als der rationalen. Wer hört sich schon gerne Fakten an, wenn er seiner Marke vertraut. Was sollen die vielen Argumente, wenn man eine Marke an seiner Seite weiß.
Die Marke ist ein guter Ersatz für Freundschaft, wenn diese mal nicht durch Menschen möglich zu machen ist. Sogar den Hund ersetzt die Marke ganz gut. Sie lächelt uns an. Sie hebt uns auf eine andere Ebene. Die Marke beglückt uns mit ihrer Gegenwart. Sie zeigt, wer wir sind, wo wir stehen. Durch die Marke können wir uns selbst bestätigen, uns selbst Anerkennung zollen. Erst durch die Marke können wir zum Ausdruck bringen, wer wir sind oder wer wir werden wollen. Die Marke steht in keinem Verhältnis. Sie ist, wie sie ist. Und der Marke verzeihen wir viel mehr, als allen und allem anderen. Sie fordert eine besondere Art an Loyalität und manchmal braucht die Marke sogar uns. Dann können wir uns der Marke gegenüber dankbar erweisen.
Über allen Vorteilen, Nutzen, Argumenten, Testergebnissen schwebt völlig losgelöst die Marke und scheint denen am Boden der Tatsachen auf den Nasen herum zu turnen. Mit einer Leichtigkeit und Gleichgültigkeit, die einem nur Bewunderung entlockt. Die Marke schwebt, wenn die Argument pflügen. Die Marke fliegt, wenn die Fakten rollen. Die Marke gleitet dahin, wenn die Nutzer um die nächste Ecke gerannt kommen. Die Marke überzeugt, wenn Vorteile überreden müssen. Die Marke...
Dienstag, 25. November 2008
Suche nicht den Erfolg und du wirst erfolgreich sein
Es ist fast unfair und als ziemlich gemein anzusehen, dass Erfolg oftmals denen zufliegt, die ihn nicht unbedingt gewollt, geschweige denn versucht haben, ihn quasi zu erzwingen. Wenn wir über Erfolg sprechen, dann sprechen wir natürlich über den richtigen Erfolg. Die Art von Erfolg, die einem rundherum gut tut.
Erfolg ist eigentlich nur der Teil, an dem man eine wichtige Etappe erreicht. Wenn man insgeheim weiß und überzeugt ist, dass man diese erreicht, dann fallen auch die Zwänge weg und die Verhaltensweisen, wenn man Erfolg unbedingt will. Warum auch, wenn man weiß, dass man an diesen Punkt ohnehin gelangen wird. Die Verhaltensweisen werden erst dann verhaltensauffällig bis hin zu weitreichend negativ, wenn derjenige spürt, dass er den Punkt mit normalen Mitteln ohnehin nie erreichen wird. Er ahnt es insgeheim. Darum das gequälte und zwanghafte, den Erfolg mit allen Mitteln unbedingt erreichen zu wollen.
Es sind auch zwei Arten von Erfolg da. Der eine kann ihn genießen. Weil er ihn mit den Mitteln und Fähigkeiten seiner Persönlichkeit erreicht hat. Somit kann er mit Erfolg auch umgehen. Die anderen hingegen leiden mehr unter dem Erfolg. Weil sie insgeheim spüren, dass dieser nicht gerechtfertigt ist, dass sie diesem nicht gerecht werden können. Und das Schlimmste ist, dass man ihnen diese Art von Erfolg einfach und schnell auch wieder nehmen kann.
Diese zwei sehr unterschiedlichen Wege zum Erfolg formen die Menschen zugleich. Und sie kommen auch nicht am selben Ziel an. Die einen reden über etwas wie Erfolg, was es aber in Wirklichkeit nicht ist und über die anderen und deren Erfolg redet man, weil es die Art von Erfolg ist, die man an anderen Menschen so schätzt. Der wirklich Erfolgreiche spricht nicht darüber, weil der Status für ihn nichts besonders ist, sondern eher etwas verantwortliches. Somit kann man einfach und schnell erkennen, was wirklich Erfolg ist, und was so etwas ähnliches wie Erfolg ist.
Freitag, 21. November 2008
Eine Ode an die Haltung
Sie ist eine Frage der Persönlichkeit, des Charakters. Haltung lernt man nicht oder gewinnt man, Haltung hat man oder nicht. Schon in frühester Kindheit kann man erkennen, wenn man will, ob ein Kind Haltung hat oder nicht. Aber wer will das schon wissen. Kinder mit Haltung sind anstrengender als Kinder ohne. Jugendliche mit Haltung ebenso. Haltung ist vor allem die Gabe „nein“ sagen zu können und nicht „ja“ zu sagen, um zu gefallen. Haltung ist zudem die Eigenschaft, sich an seinen eigenen Idealen zu orientieren, anstatt an denen anderer. Haltung ist das ständige Bestreben, die Würde vor sich selbst zu wahren. Haltung bedeutet, mit einer bestimmten legitimierten Art von Lebenslügen nicht leben zu wollen. Haltung bedeutet, seinem inneren Schmerz eine verständliche Stimme zu verleihen. Haltung bringt die Notwendigkeit, Fragen zu stellen, vor allem diejenigen, die andere nicht stellen. Mit Haltung verbindet man, seinen Vorteil nicht auf Kosten anderer zu suchen. Haltung macht berechenbar. Haltung bedeutet aber auch, an keinem Dogma festzuhalten sondern sich eine neue, andere oder dieselbe Meinung zu bilden. Haltung befragt in erster Instanz das eigene Gewissen und wägt dann mit Hilfe von Plausibilität ab. Haltung bedeutet, andere Menschen mit dieser stützen und unterstützen zu wollen. Haltung ist Orientierung für einen selbst und sein Umfeld. Haltung ist Messlatte, nur für einen selbst, auch wenn es niemanden interessiert. Haltung bedeutet auch, die Konsequenz der Haltung ertragen zu können. Haltung ist keine Frage von materiellen Aspekten und Wohlstand, sondern besteht aus moralischen und ethischen Grundsätzen, an die man sich aus welchen Gründen auch immer hält. Auch wenn andere das im direkten Umfeld nicht tun. Haltung bedeutet, seine Grenzen zu kennen und Grenzen von Freiheiten bewusst nicht zu überschreiten. Haltung ist verlässlich. Haltung kann man erst rückblickend beurteilen. Menschen mit Haltung sind selten, weil der Weg eines Menschen kontinuierlich gepflastert ist mit Mechaniken und Verhaltensweisen, die Haltung geradezu torpedieren. Menschen ohne Haltung können sich besser anpassen. Menschen mit Haltung fallen durch Anpassungsschwierigkeiten geradezu auf.
Donnerstag, 20. November 2008
Der Kampf um die Zeit
Ein Freund sagte mal: „Business ist ein Wettrennen, bei dem alle mitrennen, ohne dass es eine Ziellinie gibt.“ Also, man beginnt zu rennen, rennt immer schneller und schneller, rennt, so schnell man kann, bis man wieder langsamer wird und langsamer und man aufhört mitzurennen. Somit ist Business ein Wettlauf. Vor allem ein Wettlauf um die Zeit. Um die Zeit, die einem letztendlich verloren geht, weil man gerannt ist, gerannt an allem vorbei. Auf ein Ziel zu, das es nicht gibt und das noch keiner je erreicht hat.
Schon verrückt. Denn wer kann, soll und darf, rennt mit. Niemand fragt mal nach: Wohin rennen wir eigentlich? Was ist das Ziel? Was erwartet uns am Ziel? Wann sind wir da? Was ist der Lohn? Was haben wir davon, wenn wir rennen? Warum rennen wir eigentlich, wenn wir auch gemütlich gehen könnten? Warum rennen wir durchs Leben?
Es scheint ein Massenphänomen zu sein. So eine Art Kettenreaktion. Alle machen mit, weil alle es vormachen. Niemand schreit „Stopp. Hört auf zu rennen, gehen reicht völlig aus.“ Durchs Leben zu gehen, hätte unglaubliche Vorteile. Man würde sehr viel mehr Eindrücke und Erlebnisse mitnehmen. Sehr viel mehr Erfahrungen in Erkenntnisse umwandeln können. Das ständige Reflektieren würde uns in ganz neue Denkwelten katapultieren. Das alles ist beim Rennen unmöglich. Beim Rennen fliegen die wesentlichen Aspekte des Lebens wie im Flug an einem vorbei.
Irgendwer erzählte mir mal, dass es Urvölker gibt, die glauben, dass nur beim Gehen auch die Seele, also das Wesen des Menschen, folgen kann. Wenn man also mit dem Flugzeug fliegt, dann würde die Seele, das eigentliche Wesen nicht mehr hinterher kommen. Das ginge zu schnell. Wilde Theorie. Aber ein schönes Bild, das den Unterschied zwischen gehen und rennen sehr gut verdeutlicht.
Alles muss schnell gehen. Nicht, weil es schnell gehen muss, sondern weil alle rennen. Und somit muss alles die Geschwindigkeit der Fortbewegung annehmen. Die eigentliche Frage, die mich dabei berührt, lautet: Wenn wir so schnell durchs Leben rennen, dann kommen wir doch unweigerlich schneller ans Lebensende? Wenn wir an vielem achtlos vorüber rennen, dann haben wir einen Großteil der Dinge auf unserem Lebensweg gar nicht wahr- und mitnehmen können. Wir rennen nicht nur schnell durch unser eigenes Leben, sondern auch noch an allem vorbei. So dass wir das unmöglich so verarbeiten können, als wenn wir gehen würden.
Alles deutet darauf hin, dass es besser wäre, wenn wir nicht rennen, sondern wie es sich für Menschen gehört, gehen würden. Wenn wir unserer natürlichen Fortbewegung in allem folgen würden. Wenn wir das Tempo vermenschlichen würden. Nicht nur, dass die gelebte Netto-Lebenszeit sich wunderbar vervielfachen würde, die Intensität, mit der wir jeden Lebensschritt einen nach dem anderen ausführen würden, würde uns zu Unglaublichem befähigen. Da bin ich mir sichern.
Dienstag, 18. November 2008
Der endlose Rausch
Das Problem einer Sucht ist allgemein bekannt. Sie führt ins Nichts. Die Sucht heizt das zu befriedigende Bedürfnis nur an, ohne dieses jemals wirklich befriedigen zu können. Die Sucht hat kein Interesse, ein Bedürfnis endgültig zu befriedigen, denn sie nährt sich zu gut aus sich selbst. Auf der Sucht begründen sich ganze Wirtschaftsmodelle. Aber jede Sucht ist ein Spiel mit dem Feuer. Das wissen zwar alle, aber jeder geht davon aus, dass immer und nur die anderen verbrennen.
Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich ein Suchtmensch. Das heißt, ich muss mich fortlaufend kontrollieren oder meine Sucht so kanalisieren, dass diese nicht in negative Verhaltens- und Handlungsweisen mündet, sondern in produktive und positive.
In meinem Leben habe ich eine Menge Suchtverhalten gestreift, habe mich aber immer gegen die negativen durchgesetzt. Trotzdem sucht die Suchtveranlagung in mir nach immer neuen Wegen und Ausgängen. Menschen mit so einer Veranlagung wie ich sie habe, haben somit die Chance, die Unmengen an Energie, die man zur Befriedigung von Suchtverhalten aufbringt, bewusst in positive und produktive Lebensinhalte zu investieren.
Wem das nicht gelingt, dessen Suchtveranlagung wird sich über kurz oder lang ein Ventil suchen. Und das muss nicht gut ausgehen, das kann erheblich ins Auge gehen. Woran erkennt man Menschen mit einer Suchtveranlagung? An den Extremen. An den Mengen. An der Dosierung. An der Häufigkeit. An der enormen Energie, die dafür aufgewendet wird. An der vielen Zeit, die dafür investiert wird. An der unglaublichen Wiederholungsrate. An der unübersehbaren Intensität. An der Kreativität im Umgang damit.
Ich meine, man kann davon ausgehen, dass viele Menschen, die etwas außerordentlich gut können, weil sie mit einer beeindruckenden Lebensleistung hinter nichts anderem her waren, diese Energie dafür nur aufbringen konnten, weil sie eine Veranlagung zur Sucht hatten. Oft verlaufen diese Verhaltensweisen auch parallel. Somit ist das eigentliche Suchverhalten nur ein Übersprungsverhalten zur Kompensation eines nicht befriedigten Bedürfnisses, keines offenen sondern eines latenten.
Da wartet in mir etwas darauf, dass es befriedigt wird. Wenn dem so wäre, dann würde die Verhaltensauffälligkeit sicher verschwinden und in eine Normalität übergehen. Menschen hören nicht auf, ihre Sucht zu versorgen, weil sie diese überwinden, sondern weil das Verursacherprinzip unter- oder durchbrochen wird. Primäre Störungen, die zu einem Auslösen eines Suchtverhaltens führen, kennt die Psychologie. Ich möchte mich hier nicht zu weit aus dem Fenster hängen, aber es hat in der Regel etwas mit nicht geliebt werden, zurückgewiesen werden, fehlender Anerkennung und Bewunderung, schlechter Kommunikation und solchen Aspekten zu tun.
Somit ist der ewige Rausch, den viele zu befriedigen suchen, nicht befriedigt, wenn man den Nährboden dafür nicht trockenlegt. Was ist der Verursacher? Was Menschen passiert, passiert auch Unternehmen und Volkswirtschaften. Jedes Land erzeugt sein eigenes Suchtverhalten, denn auch Länder und deren Völker können identische psychische kollektive Störungen in ihrer Entwicklung erfahren – wie Menschen. Die Sucht ist ein Phänomen, dem man sich stellen muss. Als Mensch, als Unternehmen und als Land. Wenn man die Sucht schon nicht abstellen kann, dann muss man diese leiten, umleiten, kanalisieren, in positive und konstruktive Aspekte eines Menschen, eines Unternehmens und eines Landes.
Ich bin überzeugt, dass dies für viele oftmals der erste wichtige Schritt in die richtige, bessere Richtung wäre, als ständig offensichtlich schädlichen Verhaltensauffälligkeiten in Form von Süchten weiter und weiter nachzugehen. Da muss sich jeder Mal an die eigene Nase fassen, jeder Mensch, jedes Unternehmen und jedes Land. Es hilft, wenn man es versteht und daraus lernt, sein Verhalten entsprechend zu ändern.
Meine Suchtkompensation? Ratet mal – es ist das Schreiben. Aber ob Ihr es glaubt oder nicht, es reicht nicht. Bei weitem nicht.
Montag, 17. November 2008
Die Moldau – Smetana
Da ich in Prag war, war ich auch an der Moldau. Und wer an der Moldau verweilt, der schaut Smetana über die Schulter seiner Komposition. Die Aufnahme „Die Moldau“ des Israel Philharmonic Orchestra ist mir die Liebste. Oder doch die von Herbert mit den Berliner Philharmonikern? Beide sind grandios. Ich kann nicht wirklich sagen, was mich an diesem Stück so fasziniert, aber es packt mich immer wieder. Es ist einfach schön. Schön für meine Gefühlswelt. Man wird wie ein Blatt in der Strömung von der Moldau durch das ganze Stück mal sanft getragen, mal förmlich mitgerissen. Leider habe ich zu wenig Ahnung, in welchem Kontext dieses Stück kulturell steht. Mein Wissen um die klassische Musik ist da zu begrenzt, aber was soll man machen, wenn man etwas als so schön und vollendet empfindet.
Nun stand ich da in Prag an der Moldau und er saß direkt daneben. Und beim Anblick lauschte ich den Klängen seiner Komposition, ohne dass diese wirklich zu hören war, nur in meinem Kopf. Es war wunderbar. Und weil es so schön ist, hier nochmal die Moldau:
Samstag, 15. November 2008
Weniger Kapitalismus wagen
Alles Extreme hat Grenzen und ist endlich. Extrem bedeutet Gewicht zu lasten einer Seite. Alles ausgeglichene hat fließende Übergänge. Man spricht deshalb in der Natur von einem biologischen Gleichgewicht. Natürlich nur wenn man den Einfluss des Menschen mal außer Acht lässt. Somit gibt es nicht Schwarz oder Weiß, Richtig oder Falsch, Wahrheit oder Lüge. Sondern die Lösung liegt irgendwo dazuwischen. Sie liegt auch nicht in der Mitte. Sondern eher da, wo die Mathematik vom goldenen Schnitt redet.
Somit beschreibt der Kapitalismus die größtmögliche Ausbeutung von Ressourcen um daraus einen größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Das beschreibt die Extreme Interpretation von Kapitalismus. Diese Art von Ausbeutung ist aber endlich. Und führt dazu dass es bestimmte Ressourcen nicht mehr gibt. Somit gibt es die Märkte auch nicht mehr. Das reine am Gewinn sich orientieren, setzt Ungleichgewicht voraus. Weil Ressourcen nicht geschont werden, oder nachwachsen können. Weil nichts geschützt wird, oder sich regenerieren kann.
Die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus führen letztendlich auch immer zum selben Ziel, ein Markt ist ab einem Zeitpunkt ausgepresst wie eine Zitrone und die Karavane zieht weiter zum nächsten Markt. Und so geht das weiter und weiter, bis nichts mehr da ist.
Somit bin ich ein Anhänger von einem 50% Kapitalismus und einem 50% Idealismus. Um ein Gleichgewicht her zu stellen. Es der Natur versuchen gleich zu tun ein wirtschaftliches Gleichgewicht zu schaffen. In dem der Gewinn zwei Gesichter hat. Eines bestehend aus Zahlen und eines bestehend aus echten Gefühlen.
Vom letzten Konto der Menschheit kann niemand mehr was abheben, nicht mal 1 EURO.
Mittwoch, 12. November 2008
Change
Der Wandel von der numerisch orientierten Wirtschaft zur gleichermaßen emotional orientierten Wirtschaft
Wie vieler Beweise bedarf es denn noch? Wohin man schaut, fahren die numerischen Wirtschaftssysteme an die Wand. Zahlen geben eben nur Recht, wenn Sie gut sind. Gibt die Zahl mal nicht mehr Recht, dann kostet das zugleich den Kopf. Und der Glaube an das ewige Wachstum ist auch längst widerlegt. Wir haben ewiges Wachstum, weil wir alle paar Jahre so viel zerlegen, dass es danach nur noch bergauf gehen kann.
Somit ist ein rein numerisches Wirtschaftssystem so etwas wie ein Kartenhaussystem. Immer mehr Karten wachsen immer höher in den Himmel und das immer schneller mit immer neuen Mitteln – bis es letztendlich einstürzt. Und dann beginnt das Spiel von vorne.
Für ein von sich selbst sehr überzeugtes Wirtschaftssystem ist das ein ziemlich erbärmliches Fazit. Das Maß der Dinge, die "erste Welt", ist nicht mehr, als der Wahnsinn im Kartenhäuser bauen. Ohne Sinn und Verstand und ohne Zweck. Nur, damit wenige sich persönlich so bereichern können, dass für den Rest nicht mehr viel bleibt. Es ist eine Art Duldungsdemokratie. Man duldet diese Umstände, weil sie einem immer wieder versprechen, unglaublich erfolgreich sein zu können, ohne etwas wirklich leisten zu müssen.
Somit ist das Grundverständnis von Wirtschaft, in Frage zu stellen. Welchen Sinn, welche Aufgaben haben Unternehmen, haben Börsen? Warum das Ganze? Welchem Zweck dienen Unternehmen? In welchem gesellschaftlichen Kontext stehen Unternehmen? Welcher Kultur fühlen sich Unternehmen verschrieben? Länder schaffen die Rahmenbedingungen für Unternehmen, politisch und wirtschaftlich. Aber wo bleiben alle anderen Aspekte? Alle emotionalen, gesellschaftspolitischen und kulturellen Aspekte?
Man einigt sich nur auf der Basis von Zahlen. Alle Entscheidungen basieren auf Zahlen. Numerische Werte aller Art geben den Ton und die Richtung an. Was sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt, gibt es nicht und behindert nur eine Entscheidung. Unserem Wirtschaftssystem, den Medien und der Politik, fehlt die zweite Gehirnhälfte, das andere Bein und der andere Arm. Das, was ist und was man trifft, stellt nur die Hälfte der ganzen Wirklichkeit da. Aber mit diesem Umstand kann keiner etwas anfangen. Er macht Angst. Man stelle sich mal vor, Unternehmen würden nach Sympathie bewertet in einem Index und wenn der Wert unter ein bestimmtes Maß fällt, dann hätte das ebenso Konsequenzen, wie ein schlechtes betriebswirtschaftliches Ergebnis. Oder der relevante Nutzen würde bewertet und wenn Produkte oder ganze Unternehmen unter einen gewissen Wert fallen, dann werden diese zur Konsequenz gezogen.
Das Leben und die Wirtschaft besteht eben nicht nur aus einem Datum, einer Uhrzeit, einem Alter, einer Temperatur, einem Längen- und Breitengrad und einem Börsenkurs, sondern das ist nur die halbe Wirklichkeit. Wenn wir es schaffen würden, die andere Hälfte, also die emotionale, der numerischen hinzufügen und ins Gleichgewicht zu bringen, dann hätten wir eine Reihe von Problemen weniger. Und hätten uns den Titel "erste Welt" wirklich verdient. Die erste Welt, die als Vorbild für alle weiteren anzusehen ist.
Also, für welche emotionalen Aspekte stehen Ihr Unternehmen, Ihre Produkte und Dienstleistungen? Und was tun Sie dafür, dass genau diese sichtbar, spürbar und erlebbar sind? Und nicht nur irgendwo niedergeschrieben sind? Wie fühlen sich Ihre Kunden, Ihre Mitarbeiter, Zulieferer und alle anderen, die mit Ihnen in Kontakt kommen. Respektieren, schätzen und bewundern diese Sie. Und gilt dasselbe auch andersherum? Welches Klima herrscht in Ihrem Unternehmen? Oder ist es darum ebenso bestellt, wie um das Klima auf unserem Planten?
Viele haben sich entfernt. Entfernt von dem, worauf es eigentlich wirklich ankommt. Und sie finden den Weg nicht mehr zurück. Deshalb gehen sie immer weiter in die falsche Richtung. Worum geht es jedem Einzelnen wirklich? Und warum orientieren sich die Ziele der Politik, Medien und Wirtschaft nicht daran? Warum kennen wir mehr, was uns unterscheidet und trennt, als das was uns verbindet?
Warum bewerten und vergleichen wir ständig alles Mögliche, als es so zu akzeptieren, wie es ist. Und nutzen die Kraft und Energie, die wir für sinnloses bewerten und vergleichen vergeuden, nicht dazu, alles das zu verbessern, wo es sich lohnt, etwas zu verbessern.
Wir können also Banken retten. Gut. Aber was ist mit den vielen Tieren, die wir nicht retten konnten? Was ist mit den vielen Leben, die wir nicht retten können? Was ist mit den vielen wichtigeren Aspekten, für die wir nur so wenig bis gar nichts tun konnten?
Können wir wirklich nicht? Oder verhindert das System es? Mein Gefühl sagt mir, dass es an der Zeit ist, dass wir uns die Welt mit anderen Augen ansehen, mit denen der Emotionalität, Sensibilität, Einfühlungsvermögen und der Intuition. Wir müssen fühlen lernen, wo und wie es weiter geht. Wir müssen wieder lernen, auf unsere innere Stimme zu hören.
Wir dürfen keine Kartenhäuser mehr bauen oder Luftschlösser, sondern wir müssen anfangen, echte Gebäude zu errichten, die ein Zuhause, ein richtiges Dach für eine Gesellschaft schaffen.
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