Donnerstag, 30. Oktober 2008
Stell dir vor
Deine Gedanken wären zu 80% auch die Gedanken aller Menschen um dich herum. Und nur 20% wären wirklich deine eigenen Gedanken. Also, wenn man zum Beispiel viel an nackte Tatsachen denken würde, so viel, dass es einem schon selbst auffällt, dann denkt man doch unweigerlich, nur man selbst denkt in der Häufigkeit und Dichte an das Thema. Was, wenn das alle um einen herum auch tun? Mein Gott wie peinlich. Oder man malt sich mal wieder aus, wie es ist, wenn man 5,3 Millionen Euro im Lotto gewinnt. Was man dann macht mit dem Geld. Oder über Ängste. Jetzt stellen wir uns mal vor, dass 80% der Ängste, die uns mehr oder weniger beschleichen, von anderen Menschen genauso wahrgenommen werde. Dass verrückte Gedanken, wenn diese mal abschweifen oder sich verselbstständigen, von anderen Menschen ebenso gedacht werden. Dass das, was man im Zug denkt oder im Meeting, sich ebenso bei anderen im Kopf abspielt. Wenn alles, was sich im eigenen Kopf abspielt, sich zu 80% auch in allen anderen Köpfen abspielt. Nein, das möchte ich mir dann doch nicht vorstellen. Es gibt Dinge, die will ich mir nicht vorstellen, auch wenn ich insgeheim weiß, dass diese sich so oder anders abgespielt haben müssen. Es gibt eine Reihe von Vorstellungen, über die ich mir keine Gedanken machen will und auch das könnten alle denken. Mein Kopf gehört mir, gilt also nur zu 20% mehr oder weniger. Und nicht mal das ist sicher. Denn wenn wir alle in derselben Umwelt leben, warum sollte im Kopf ein völlig anderer Film ablaufen? Die Vorstellung, dass bestimmte auch öffentliche Personen, eine zum überwiegenden Teil übereinstimmende Gedankenwelt haben, wäre doch – beängstigend. Warum sollten Menschen, die genau so sozialisiert sind wie man selbst, in völlig anderen Gedankenwelten leben? Das klingt zwar beruhigend aber unlogisch.
Freitag, 24. Oktober 2008
Das amerikanische Finanzsystem - Ein Erklärungsversuch.
Chuck und sein Gaul
Der junge Chuck will mit einer eigenen Ranch reich werden. Als Anfang kauft er einem Farmer ein Pferd ab. Er übergibt dem Farmer seine ganzen 100 Dollar und dieser verspricht, ihm das Pferd am nächsten Tag zu liefern.
Am nächsten Tag kommt der Farmer vorbei und teilt Chuck eine schlechte Nachricht mit: "Es tut mir leid, Kleiner, aber das Tier ist in der Nacht tot umgefallen." Meint Chuck: "Kein Problem. Gib mir einfach mein Geld zurück. "Geht nicht", eröffnet ihm der Farmer. "Ich habe das Geld gestern bereits für Dünger ausgegeben."
Chuck überlegt kurz. "Na dann", fängt er an, "nehme ich das tote Biest trotzdem."
"Wozu denn?" fragt der Farmer.
"Ich will es verlosen", erklärt ihm Chuck. "Du kannst doch kein totes Pferd verlosen!", staunt der Farmer. Doch Chuck antwortet: "Kein Problem! Ich erzähl' einfach keinem, dass es schon tot ist..."
Monate später laufen sich Chuck - fein in Anzug und schicken Schuhen - und der Farmer in der Stadt über den Weg. Fragt der Farmer: "Chuck! Wie lief's denn mit der Verlosung des Pferde-Kadavers?"
"Spitze", erzählt ihm Chuck. "Ich habe über 500 Lose zu je 2 Dollar verkauft und meine ersten 1'000 Dollar Profit gemacht."
"Ja... gab's denn keine Reklamationen?"
"Doch - vom Gewinner", sagt Chuck. "Dem habe ich dann einfach seine 2 Dollar zurückgegeben."
Heute verkauft Chuck strukturierte Finanzprodukte bei ....
Dienstag, 21. Oktober 2008
Willkommen im Land, in dem jeder die Flöhe husten hört
Was kann einem kollektiv pessimistischen Land Schöneres und Dankbareres passieren, als das, was die Finanzwelt da auf dem silbernen Tablett präsentiert. Die Nachrichten fliegen wie Tauben in den Mund.
Und da sitzen sie dann in den Redaktionen und in den Talkshows, Sondersendungen, Specials, Extras und Sonderausgaben und können ihren Pessimismus in epischer Breite wie einen Kuchenteig genüßlich ausrollen. Und diese Betroffenheit. Diese unglaubliche Betroffenheit. Diese Anklagen. Diese Plädoyers. Dieses Abrechnen. Dieses geballte Wissen. Dieses, Wege aus der Krise aufzeigen. Dieses unendliche Beschreiben des eigentlichen Problems. Dieses ewige Zusammenfassen und auf den Punkt kommen. Oder diese vielen, die noch mal an die Stelle zurück wollen, oder einen Gedanken aufgreifen und weiterführen. Dieses ungläubige endlose Kopfschütteln und Schulterzucken. Diese verschränkten Arme vor der Brust.
Dieses insgeheim, ich habe es ja immer gewusst. Das Richtigstellen. Das historische Heraufbeschwören. Dieses Schwarzmalen. Diese schweren Bedenken. Dieser dunkle Tunnel ohne Licht. Die Schuldigen immer und immer wieder benennen. Diese große Ungerechtigkeit. Die Empörung. Die Ungläubigkeit. Diese Fachmänner. Die Analytiker. Die Warnungen. Dieses unglaubliche schlechte Gewissen, das sich ausbreitet wie eine Schlechtwetterfront, die aufzieht. Die Ausweglosigkeit. Die Hilflosigkeit.
Auf allen Seiten. In allen Blättern. Auf allen Kanälen. Der Dax rauf und runter. Talfahrten. Hoffnungsschimmer zertreten.
Es ist die schönste Jahreszeit aller Zeiten für Pessimisten. Eine solche Vorlage von historischem Ausmaß muss man nutzen, darin muss man sich einfach suhlen. Und wie schön, wie dankbar, man kann den Amerikanern so wunderbar einen mitgeben. Haben wir es nicht immer schon alle gewusst, dass wir die besseren Amerikaner sind? Die Blüte der Pessimisten. Nach der Steinzeit, der Eiszeit, der Bronzezeit, der Eisenzeit, der Atomzeit und der Digitalzeit nun die Pessimistenzeit.
Darf ich mit einem berühmten Sprichwort diesen Monolog beenden: Der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem aber auch gar nichts wächst.
Einen habe ich noch:
Treffen sich ein Optimist und ein Pessimist. Sagt der Pessimist, also mal ehrlich, schlimmer als das alles kann es nicht werden. Antwortet der Optimist: Und ob.
Und noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache. Wenn ich in den zurückliegenden Jahren nur einen einzigen Tag mit der Einstellung an das herangegangen wäre, was vor mir lag, wäre ich sicher sofort und mit Recht gescheitert. So geht das nicht. So wird das nichts. Aber es ist die Hoch-Zeit der Pessimisten, da muss der Optimist die Füße unterm Tisch ruhig halten und den Ball flach spielen. Denn niemand in dieser Landschaft möchte jetzt ernsthaft hören: Auch das geht vorüber. Das will keiner hören. Erst am Ende der Ausweglosigkeit wird es wieder die Aufgabe der Optimisten sein, das Ding wieder in die richtige Richtung zu drehen. Erst wenn die letzte Energie verpufft ist, dann braucht es neue und positive Energie. Und die kommt sicher nicht von denen, die ständig und überall die Flöhe husten hören. Ganz sicher nicht.
Freitag, 17. Oktober 2008
Warum?
Dumme Frage. Weil es so ist. Die eigentliche Frage lautet „Warum nicht anders?“ Keine so dumme Frage. Weil niemand einen anderen Weg sieht, kennt oder überzeugt ist, dass es einen anderen gibt. Weil er nicht weiß, wie es anders geht. Weil er keinen anderen Weg beschreiten kann, soll oder darf. Weil es ihm zu viel Arbeit ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Weil er das Ungewisse auf einem neuen Weg befürchtet. Weil ihm nichts einfällt. Weil er keine Zeit dazu hat. Weil er sich an seine Vorstellungen klammert. Weil der neue Weg nicht von ihm ist. Weil der neue Weg sich noch nicht bewiesen hat. Weil es alle anderen auch so falsch machen. Weil man nicht der Erste sein will. Weil man es nicht anders gelernt, gemacht, beigebracht bekommen hat. Weil man sich nicht durchsetzen kann. Weil man darauf wartet, dass jemand sagt, dass es losgeht. Weil man es sich eigentlich bequem gemacht hat. Weil keiner 100-prozentig weiß, ob der neue Weg denn auch der Richtige ist. Weil man es einfach nicht versteht, sich aber nicht traut es zuzugeben. Weil man nie weiß, wann der richtige Zeitpunkt ist, einen neuen oder anderen Weg einzuschlagen. Weil man befürchtet, für einen neuen Weg die falsche Truppe zu haben. Weil man große Bedenken hat. Weil man gehört hat, dass der Weg eventuell gefährlich sein könnte. Weil man mit dem alten schlechten Weg besser klar kommt, als mit einem neuen, ungewissen. Weil man einfach Angst hat, Neuland zu betreten. Weil man nicht die Verantwortung dafür übernehmen will. Weil man die Entscheidung unentwegt vor sich her schiebt.
Wie man sieht, gibt es viel mehr gute Gründe, alles beim Alten zu lassen, auch wenn es nicht läuft wie gewünscht, als neue Wege zu beschreiten. Nur für den Fall, dass sich jemand die Frage wirklich stellt „Warum?“ und „Warum nicht anders?“ Der Mut zur Veränderung ist wesentlich kleiner, als die große Angst, sich von alten Vorstellungen verabschieden zu müssen. Also, lieber weiter so.
Donnerstag, 16. Oktober 2008
Klingt komisch, ist aber so
Ich beobachte Menschen. Oft und gerne. Natürlich hoffe ich, dass diese das nicht bemerken. Ob dem so ist, weiß ich nicht. Aber man erlebt und lernt viel, wenn man ganz in Ruhe andere Menschen beobachtet. Da gibt es morgens jemanden im Zug, der die ganze Zugfahrt damit ausfüllt, dass er ein unglaubliches Ritual von Anfang bis Ende durchführt. Seine Zugfahrt ist minutiös verplant, so dass er nicht einen Moment der Ruhe ertragen muss. Das ist so etwas von abgefahren, dass ich es einfach erzählen muss.
Der Mann frühstückt jeden Morgen im Zug. Und zwar so umfangreich und ausführlich, dass es einem sofort auffällt. Warum frühstückt er nicht zu Hause? Und er macht immer exakt dasselbe. Jeden Tag. Jede Woche. Jeden Monat. Jahr ein, Jahr aus. Vom Müsli zubereiten, Obst schälen über Knäckebrot schmieren und belegen bis zu dem Zeitpunkt, an dem er sein opulentes Zugfrühstück beendet und auf die Toilette geht. Immer im exakt selben Moment. Um sich dann zum Abschluss noch die Hände einzucremen.
Er hat bei dem Ganzen eine Geschicklichkeit entwickelt, die bewundernswert ist. Denn er macht das alles auf seinem Schoß. Es ist alles perfekt vorbereitet. Sicher macht er das schon den Abend zuvor. Jeder Handgriff sitzt. Nichts fällt herunter. Nichts geht daneben. Wie andere eine Bergwand erklimmen, so frühstückt der Mann im Zug. Auf engstem Raum.
Und wenn er dann seine Jacke anzieht, kommt der Zug genau 2 Minuten später im Bahnhof an. Wahnsinn. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dann steigt er aus. Und er hat es auch an diesem Tag fertig gebracht, sich die ganze Zugfahrt über zu beschäftigen. Und das 100% wie am Tag zuvor und die vielen Tage davor.
Montag, 13. Oktober 2008
Was schicken die einem da alles?
Ich bin so weit. Ich bin so weit, dass ich mein Konsumverhalten danach ausrichte, wie wenig mir der Hersteller auf deutsch gesagt "auf den Sack geht". Je weniger, desto größer die Chance, dass ich vom Interessenten zum Käufer werde.
Neben lästigen Kundenkarten, Sonderangeboten, Aktionswochen, Kundebefragungen und Gewinnspielen gibt es noch eine Seuche – Newsletter. Denkt denn jeder Hersteller da draußen, er ist alleine auf der Welt? Was glauben die, welche Informationen wirklich von Nutzen sind? Ich lese aus Prinzip keine Newsletter, die per E-Mail kommen. Ich ärgere mich lieber darüber, dass wieder drei oder vier in mein Postfach gerutscht sind.
Warum informiert mich jemand unaufgefordert, wenn ich gar nicht informiert werden will. Ständig diese Flut von unwichtigen Informationen. Dabei komme ich an jede Information, wenn ich will. Zwar meist ebenso unqualifiziert wie die Informationen in den Newslettern, aber was soll es.
Mich machen die wahnsinnig. Wie jeder Hersteller da sitzt und felsenfest davon überzeugt ist, dass genau sein Newsletter auf fruchtbaren Boden fällt. Dieses Impuls-Gelaber, dass man so einen Kaufimpuls setzt und die Leute dann aufgrund des Newsletters plötzlich völlig unüberlegt Dinge kaufen, die sie mehr oder weniger brauchen. Was ist das denn für ein Anspruch, dem Kunden nichts verkaufen zu können und deshalb unterjubeln zu müssen. Was für ein winziges Selbstwertgefühl, sich nur über die Hintertür zum Kunden vordrängeln zu können. Und viele machen da auch noch mit.
Ich behaupte mal, dass die erfolgreichsten Unternehmen der Welt das alles nicht nötig haben. Denn die haben in den Magnetismus ihrer Marke investiert. Welcher eine Anziehungskraft bewirkt, die ohne diese ganzen kleinen Hintertüren auskommt. Weil der Kunde gerne selbst durch die Vordertür geht.
Denkt mal drüber nach.
Donnerstag, 9. Oktober 2008
Makita
Kann man eine Liebeserklärung an einen Akku-Bohrschrauber machen? Eigentlich nicht. Oder? Aber ich versuche es trotzdem mal. Im Laufe der Zeit hält man relativ viel Werkzeug in seinen Händen. Erst das vom Vater und Opa. Dann das erste eigene. Das von Freunden und Bekannten. Das Werkzeug verändert sich um einen herum, je nach Anspruch und Lebensphase.
Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem es mir körperliche Schmerzen bereitet, wenn ich beim Wesentlichen – beim Werkzeug – Kompromisse machen muss. Wenn Menschen von der Aldi-Heckenschere schwärmen oder dem Schlüsselsatz für 4,99 EUR. Da wird mir ganz anders. Übel würde ich sagen.
Diese Entwicklung führt so weit, dass man freiwillig sein altes Werkzeug verliert. Oder verleiht, ohne die Absicht, es jemals zurück zu verlangen. Nur, um sich den Traum von richtigem Werkzeug zu erfüllen. Da gibt es z.B. einen Akku-Bohrschrauber von einem Hersteller Namens Makita, der da heißt BDF 452RFE, mit Lithium-Ionen Batterie. Ich möchte nicht mehr dazu sagen, als wer solches Werkzeug sein eigen nennen darf, der muss ein glücklicher Mensch sein, wenn es um das Handwerk geht. BDF – ist das nicht ein Zufall oder ein Ding. Das sind zufällig genau die Initialen des Menschen, der mir näher steht als alle anderen. Zufall? Glaub ich nicht. Das ist ein Zeichen.
Das Ding liegt so was von ausgewogen in der Hand und ist im Rechts- und Linkskauf leicht zu bedienen. Hat dabei eine Kraft und Ausdauer, dass man manchmal denkt, wäre ich doch so ein Akku-Bohrschrauber. Vor allem hat er hat eine Lampe unter dem Bohrfutter, die auch im Dunkeln, bei Schatten oder wie immer gearteten schlecht beleuchteten Umständen, das Ziel hell erleuchtet ins Visier nimmt. Erst wird man belächelt, aber jeder, der einmal mit ihm gearbeitet hat, hat ein Problem und eine Frage: Wo gibt es den?
Natürlich macht exzellentes Werkzeug noch keine exzellente Arbeit. Aber die Voraussetzungen von Seiten des Werkzeugs sind schon mal als exzellent einzustufen. Was die andere Seite kann oder nicht kann, dafür kann der Makita ja nichts. Aber schon traurig, wenn so etwas in völlig unbegabte Hände gerät. Oder sein Dasein ungenutzt im Dunkeln des Werkzeugkellers fristen muss.
Er hat was Besseres verdient.
Die nächste Blase bitte hier hin
Das mit den Blasen erlebe ich nun in der Form zum zweiten Mal. Aber ich war beide Male nicht dabei. Mist. Wie gerne hätte ich mir hundefutter.de oder wasserkisten.de ausgedacht. Jeweils 40 Millionen VC bekommen. Und dann – Jump. Die Idee hat zwar nicht funktioniert, aber ich um 15 Millionen mehr im Futter. Oder jetzt. Warum bin ich nicht Vorstand von so einer amerikanischen Investment-Bank. Und dann schreien alle – Fly. Und ich bin raus und um 120 Millionen fetter im Futter. Diese Blasen gehen alle spurlos an mir vorüber. Ich bin nicht mal Verlierer einer solchen Blase. Wie damals, als alle monatelang mit Tränen in den Augen berichten konnten, wie es ihre Depots zerlegt hat. Wie viel da den Bach herunter ist. Und ich Idiot habe ein halbes Jahr vor dem Börsenabsturz alle Aktien verkauft. weil ich das Geld dringend brauchte. Alle haben mir den Vogel gezeigt. Aber was soll man machen, wenn man kein Depot, sondern Bares braucht. So blieb mir die Anteilnahme verweigert. Kein VC und kein Depot in Trümmern. Drei Jahre konnte ich nicht mitreden. Das ist frustrierend.
Und dann kurze Zeit später passiert das Ganze wieder und wieder gehöre ich nicht zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern. Da war kein Geld wirklich übrig am Ende eines jeden Monats die letzten sagen wir mal sechs Jahre. So dass ich keine dieser spekulativen Investments mein eigen nennen kann. Und zum Bankvorstand hat und wird es nie reichen. Obwohl, wenn es nichts mehr zu holen gibt, könnte ich zukünftig weit oben auf der Liste stehen.
Warum nicht mal eine Blase genau in meinem Gebiet Werbung? Warum investieren nicht alle plötzlich wie blöde in Werbung und kaufen sich in jede Agentur ein für 220 Millionen? Ich wäre gut, wirklich gut – bei Anne Will. Wenn ich allen erkläre, wie die Welt sich wirklich dreht. Wenn alle in meiner Welle schwimmen wollen, sollen und müssen. Wenn wir nur noch über die Mengen der „Nullen“ reden, die eine Zahl vor sich her schiebt.
Idee für eine Weihnachtskarte für sagen wir mal 400.000 Euro. Obwohl, man könnte die auch versteigern. Da könnte mehr dabei rausspringen. Präsentationshonorar nicht unter acht Millionen Euro. Und dann pumpt sich die Blase auf und alle schreien irgendwann – Raus. Und weg bin ich mit 250 Millionen mehr Schotter unterm Arm. Da kann man es doch gar nicht abwarten, bis die Blase endlich platzt, damit man was hat vom Geld. Bis dahin ist das doch voller Stress. Die Öffentlichkeit, die Wirtschaft, die Auszeichnungen, die Vorträge, die Reden, die Auftritte, die Termine, die Shootings, die Interviews, die Stunden beim Friseur und dem Herrenausstatter. Die ewigen Stunden im Flugzeug. Die viele Zeit, die man mit Menschen verbringen muss, mit denen man, wenn man die Wahl hätte, nicht mal zwei Etagen im Fahrstuhl fahren wollte. Die vielen teuren und edlen Essen mit Menschen, mit denen man eigentlich nicht seinen Tisch teilen will. Und die Anfeindungen. Der Neid. Die Missgunst. Und die Presse. Diese Pessimisten, die jeden Tag einem was von einer Blase erzählen.
Wenn ich es mir so recht noch mal überlege, dann wünsche ich mir die nächste Blase doch so wie die zuvor. Spurlos. Im positiven wie im negativen Sinne. Kein Gewinner und kein Verlierer sein, ist mir dann doch lieber.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
ACHTUNG: Vorwurfsmaschine
Es gibt diese in zwei Ausführungen. Männlich und weiblich. In der Regel ist diese um oder über 40 Jahre. Es gibt auch jüngere Exemplare, aber das ist die Ausnahme. Zur Vorwurfsmaschine wird man, weil man der festen Überzeugung ist, dass alle anderen alles schlechter machen als man selbst. Dass alle anderen ungerecht zu einem selbst sind. Dass alle anderen einen nicht verstehen. Und weil alle anderen nicht wissen, wie alles besser geht, nur man selbst weiß es.
Somit entwickeln sich Menschen zu Vorwurfsmaschinen, die wie die Ballmaschine auf dem Tennisplatz einen Vorwurf nach dem anderen den Menschen an den Kopf oder vor den Latz knallen.
Denn diese Menschen können alles zu einem Vorwurf umformulieren. Alles. Wirklich alles. Die Vorwurfsmaschine nährt sich durch die Provokation, welche diese auslöst. So spürt sie, dass sie noch ein Teil der Gesellschaft ist. Zwar kein geliebter, aber wenigstens einer, den man nicht so einfach übersehen und übergehen kann.
Wer eine oder mehrere Vorwurfsmaschinen in seiner unmittelbaren Nähe hat, der ist echt übel dran. Wie geht man um mit Vorwurfsmaschinen? Wie stellt man diese ab?
Hier eine kleine Anleitung: Die 10 Gebote im Umgang mit Vorwurfsmaschinen
1. Nicht füttern – Möglichst nichts äußern, keine Bewegung, aber auch nichts in Gegenwart einer Vorwurfsmaschine machen, was in einen Vorwurf umgewandelt werden kann.
2. Nicht konfrontieren – Die Vorwurfsmaschine lebt von der Konfrontation. Lässt man diese aus und an sich vorbei oder vorüber ziehen, verliert die Vorwurfsmaschine an Kraft. Die Geschosse fliegen nicht mehr, sie kullern schon bald nur noch.
3. Nicht diskutieren – Die Vorwurfsmaschine liebt es, in einer Diskussion eine ganze Runde energetisch zu entsaften, mit ungeheuerlichen Bedenken, kritischen Äußerungen und unglaublichen Behauptungen. Deshalb jede Diskussion abwürgen, egal wie.
4. Nicht rechtfertigen – Die Vorwurfsmaschine liebt es, Menschen plötzlich in eine Angriffs- und somit Rechtfertigungsposition zu bringen. So kann sie eine Person vor allen anderen förmlich hinrichten. Somit gilt, nie rechtfertigen. Alles so wie es ist, im Raum stehen lassen.
5. Nicht entschuldigen – Die gute Schule der Entschuldigung wird von der Vorwurfsmaschine brutal missbraucht. In der Entschuldigung sieht diese keine Größe, sondern es offenbart sich vor ihr eine Schwäche, in der sie dann sofort bohrt, tief und tiefer. Somit gilt, nicht entschuldigen.
6. Nichts anmerken lassen – Die Vorwurfsmaschine wartet nur darauf, dass sie Verbindungen gegen sich herstellen kann und diese als Vorwurf formulieren kann. Somit darf sich eine Gruppe nicht anmerken lassen, dass sie sich längst der Situation perfekt angepasst hat.
7. Nicht entgegenkommen – Wichtig ist, dass man einer ausgewachsenen Vorwurfsmaschine nicht einen Millimeter entgegenkommt. Das Reichen des kleinen Fingers kostet einen den gesamten Arm plus Schultergelenk.
8. Nicht argumentieren – Darauf hat die Vorwurfsmaschine nur gewartet, dass jemand so blöd ist und anfängt zu argumentieren. Vor allem echte Argumente, die sogar einen selbst überzeugen würden, werden von Vorwurfsmaschinen mit Vorliebe zerdrückt, wie ein Käfer mit dem Absatz eines Cowboystiefels.
9. Nichts beweisen – Sogar Beweise zerschellen an der ignoranten Wand von Vorwurfsmaschinen, wie Schiffe im Sturm an einem Riff. Kein Beweis und ist er noch so belegt, hält einer echten Vorwurfsmaschine stand. Dazu ist dieser jedes Mittel recht. Jedes.
10. Nicht lachen – In Gegenwart einer Vorwurfsmaschine nicht über dieselbe lachen. Das spornt, ja treibt diese unglaublich an. Sobald man ihr das Gefühl der Lächerlichkeit zuteil werden lässt, läuft die Vorwurfsmaschine zu Hochform auf und schaltet in den Intrigengang. Und dann wird es erst richtig schlimm.
Diese zehn Gebote im Umgang mit Vorwurfmaschinen sind umgehend anzuwenden, wenn man keinen schlechten Tag haben will.
Montag, 6. Oktober 2008
Die Österreicher mal wieder – vorbildlich
Ich habe nur davon gehört. Deshalb kann ich in diesem Fall nur über Hören-Sagen schreiben. Es soll wirklich Werbeagenturen geben, welche "gratis" – also umsonst – vor und für Kunden präsentieren. Klingt unglaublich und komisch, soll aber wahr sein. Mein Kommentar dazu auf der eigens dafür eingerichteten österreichischen Webseite: www.gegen-gratis.at
Der Wert einer Idee bemisst sich in der Werbewirtschaft ausschließlich daran, wie schnell und wie viel ein Kunde bereit ist, dafür zu zahlen. Der Wert von Ideen ist die einzige Geschäftsgrundlage für eine Werbeagentur. Denn nur hier entsteht die so wichtige Wertschätzung, aus der die so wichtige Wertschöpfung erzielt werden kann. Die Agentur-Kundenbeziehung darf nicht aus Dankbarkeit bestehen sondern aus Abhängigkeit. Abhängigkeit von wertvollen Ideen. Und wer gratis präsentiert, hat diese Grundlage von Anfang an zerstört und es gibt keine Hoffnung, diese nachträglich zu erzielen. Es gilt in der Werbung das Sprichwort: Was gut anfängt, wird schlimm enden. Was schlimm anfängt, wird grausam enden.
Dieser Artikel ist auf Grund eines netten Hinweises von Hans Sigl zustande gekommen. Danke dafür.
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