Montag, 27. Oktober 2008
Der letzte [Werbe-] Romantiker
Ich weiß, wie Jamie Oliver sich fühlt, wenn er in Schulen, Kindergärten und Universitäten diesen schrecklichen Fraß vorgesetzt bekommt. Oder wenn Helmut Schmidt aus Versehen an einem Vormittag die Fernbedienung vom Fernseher in Gang setzt und er schockiert wahrnimmt, was sich da auf dem Bildschirm abspielt. Oder was Sir Simon Rattle durch den Kopf geht, wenn er das Gedusel im Supermarkt oder im Fahrstuhl hört.
Entschuldigung, wenn der Eindruck entsteht, ich würde mich mit diesen Personen auf eine Stufe stellen oder vergleichen wollen. Nein, das wollte ich nicht. Ich wollte nur eine Analogie schaffen zu dem, was mich täglich beschäftigt. Ich bin ein Qualitätsromantiker unterwegs in Sachen Kommunikation. Ich mag eigentlich Werbemittel und -maßnahmen nicht, aber ich liebe es, wenn Kommunikation funktioniert und seine Wirkung entfaltet. Wenn man mit so wenig wie nötig, so viel wie möglich erreicht. Wenn das reduzieren, konzentrieren zur Manie wird. Wenn man an einer Idee festhält und diese konsequent umsetzt.
Wenn man die Fähigkeit und Bereitschaft und Leidenschaft mitbringt, durchzuhalten, abwarten zu können. Wenn man in erster Linie in Wirkung denkt und nicht in Machbar, Verkaufbar. Wenn man nicht in Mundgerecht und DIN Formaten denkt sondern ausschließlich in Wirkungsfeldern. Mit welchem Mittel der Kommunikation kann man eine Botschaft transportieren. Und zwar zu den Richtigen und so, dass es auch im Sinne einer gewünschten Wirkung eine Handlungskette auslöst. Oder zumindest eine Bewusstseinsreaktion. Die dann zu einer Handlungskette führt.
Oft sitze ich vor meinem A3 Block und skizziere Ideen mit dem Bleistift. Meine Ideen entstehen noch ausschließlich in meinem Kopf und mir genügt ein weißes Blatt Papier und ein Bleistift. Der Moment, in dem alle Überlegungen und Informationen sich ineinander verschlingen und daraus plötzlich ein Gedanke entsteht, der anfängt alle anderen Gedanken zu überstrahlen und sich somit als Idee zu erkennen gibt. Und dann über meinen Kopf, die rechte Schulter hinunter in meine Fingerspitzen fließt und sich in einem Gekritzel erstmals Ausdruck verleiht auf diesem Blatt Papier. Einfach wunderbar und erhaben.
Für diese Momente lebe ich diesem Beruf. Wenn alle nicht wissen, wie es weiter geht, wie es aussieht, wie es sein soll und ich mit ein paar Strichen Entspannung in die Gesichter zaubern kann. Es ist immer wieder überwältigend für mich. Mit wie wenig man wie viel erreichen kann. Von diesen Momenten kann ich nicht genug bekommen. Am liebsten würde ich nur an meinem Schreibtisch sitzen mit meinem A3 Block und meinem Bleistift und Anspitzer und für komplexe Aufgaben eine Idee nach der anderen meinen Fingerspitzen entlocken. Und dann mit der Umsetzung nichts weiter zu tun zu haben. Aber der Wunsch wird wohl nie in Erfüllung gehen. Denn eines musste ich schmerzlich lernen, die Idee ist nur so gut wie ihre Umsetzung. Auch wenn es eine gute ist. Gerade dann hat sie es verdient, angemessen realisiert zu werden. Und dafür kann man nur selbst verantwortlich sein. Das ist der Nachteil. Das begrenzt mein Wirken sehr. Denn die Menge ist dadurch begrenzt. Ich spüre, wenn es zu viel wird und wenn es zu wenig ist. Und das ideale Maß begleitet mich nur ab und zu. So ist das nun mal, wenn man Qualitätsromantiker ist. Was man anfängt, muss man auch zu Ende bringen.
Alle, die nicht mit der Leidenschaft an die Sache gehen, die können natürlich fast endlos reproduzieren, das ist wie Pizza auftauen. Oder die Pour Elise im Fahrstuhl.
Montag, 20. Oktober 2008
Die fehlende Bindung
Verbundenheit. Es klingt furchtbar, ich weiß. Und es klingt auch ein wenig nach: Früher war alles besser. Aber was soll man machen? Ich beobachte es tagtäglich. Die Menschen machen das, was sie tun, für Geld und zum Großteil nur noch für Geld. In Zeiten wie diesen ist dies kein Wunder. Das Leben ist teuer und das gute Leben fast unbezahlbar. Wem will man also wirklich verübeln, wenn er sich auf das konzentriert, worauf es offensichtlich ankommt.
Das Material Mensch, als Werkzeug, hat sich verändert. Die Qualität dieses Werkzeuges hat sich verändert. Das ist so wie mit den Werkzeugen bei Discountern. Die gieren nur danach, gekauft zu werden, nicht wirklich zu funktionieren und den eigentlichen Zweck zu erfüllen.
Wenn diese Tendenz weiter geht, wer soll dann alles das machen, was einer gewissen Leidenschaft bedarf? Wenn man sich in das Thema, die Materie förmlich hineinbohren muss. Wenn man sich persönlich auf ein Thema einlassen muss. Wenn Erfahrungsschatz gefragt ist. Präzision. Genauigkeit. Ohne Verbundenheit mit dem, was man tut, kann das unmöglich gelingen. Man kommt so nie von der Insel der Oberflächlichkeit herunter. Es gibt keinen Weg, keinen Weg, etwas exzellent zu machen, wenn man diese Art von Verbundenheit nicht mitbringt. Schade.
Die Menschen werden sie im ersten Augenblick nicht vermissen, die vielen Dinge, die umso vieles besser sind als alles andere. Aber die Welt, die Kultur wird ärmer, wenn wir das Bestreben nach Verbesserung verlieren, den Mut zur Erneuerung. Wenn wir alles das, was wir zwischen 9 und 5 nur noch für Geld tun und nicht mehr für einen besseren Grund, dann hat das Konsequenzen. Die Menschen identifizieren sich nicht mehr mit der Materie. Diese Loyalität werden wir vermissen. Das gegenseitige Antreiben.
Aber was ich am meisten vermisse und vermissen werde, ist die Gemeinschaft und die Verbundenheit. Denn wenn es nur noch um das Geld geht, das wir verdienen müssen, um im System zu bestehen, dann wird das als erstes auf der Strecke bleiben. Ganz sicher.
Um es mit einer einfachen Formel auszudrücken: Geld wird völlig überbewertet. Wenn man zu wenig davon hat und wenn man zu viel davon hat. Das ist wie mit Schönheit. Als ob nur schöne Menschen glücklich werden können. So ein Quatsch. Was ist schön? Der Status von Geld ist völlig überhöht. Menschen töten für Geld. Das muss man sich mal vorstellen. Menschen entwickeln alle möglichen negativen und kriminellen Energien nur, um an Geld zu kommen. Alles rechtfertigt der Wohlstand. Der Weg, die Mittel dorthin sind völlig egal.
Ich bin eben ein Qualitätsromantiker. Das gilt für Arbeits- und Lebensqualität gleichermaßen. Ich bin einfach zu interessiert, als dass ich mich mit Oberflächlichkeit zufrieden geben will. Und ohne dass ich es bemerke, fällt mir rückblickend auf, wie ich allem ausweiche und entweiche, was mir nicht dieses schöne Gefühl der Verbundenheit mit Qualität zuteil werden lässt. Egal was.
An Stellen, an denen ich physisch spüre, dass es nur um Geld geht, fühle ich mich einfach nicht wohl. Denn Geld hat keinen Wert. Mit Geld kann man aber Werte schaffen. Begehrenswerte sogar.
Sonntag, 19. Oktober 2008
POS
Am Freitag gehe ich bei strahlend stahlblauem Oktoberhimmel vom Parkhaus aus in den ersten Stock eines Bauhauses, um durch das Treppenhaus nach unten zu gelangen. Da gerate ich vor Schreck fast ins Stolpern. Sind hier oben im sanften Halbdunkel doch normalerweise etliche, harmlose Kaminöfen ausgestellt. Aber heute? Heute blinken mich kitschig bunte Lämpchen aus weißem Kunstschnee von Plastiktannen so surreal an, dass ich kurz die Orientierung verliere.
Draußen, nicht vom Walde her kommend, sondern aus Nymphenburg, wo die herrlichsten Oktoberkastanien, Ahornbäume und Eschen in allen Farben des Bavarian Summers leuchten, dass das Herz lacht und die Kinder aufgeregt ihre gesammelten Kastanien heim schleppen, um daraus Männchen, Schiffe oder Tiere zu basteln. Und jetzt das?!
Fassungslos stehe ich vor dieser unsagbar geschmacklos und viel zu früh auf Weihnachtskonsumrausch gebürsteten Marketingstrategie und hätte nur den Wunsch, selbst wenn ich zum Überleben den letzten Kaminofen seiner Art hier bekommen hätte, diesen Ort grauenvoller Vermarktung so schnell wie möglich hinter mir zu lassen und nie wieder betreten zu müssen.
Dabei lehrt es doch alle Theorie: Da der Konsument seine Kaufentscheidungen überwiegend aus dem Bauch heraus trifft, wenn er nur erst am Point of Sales eingetroffen ist, müssen wir lediglich seine Rezeptoren subtil reizen und er wird das tun, wozu er da ist: Konsumieren.
“Subtil reizen“, lehrt das Neuromarketing. Nicht mit dem Vorschlaghammer kämmen, auch wenn für manche Marketingleute jedes Problem wie ein Nagel auszusehen scheint, weil sie nur diesen zur Verfügung haben. Ich habe bisher die Meinung vertreten, meine Kunden schreie ich nicht an. Heute wird dem Lead sogar absichtlich mit dem Hinterteil ins Gesicht gesprungen. Warum tun die das? Tragen die Besucher jetzt die Kaminöfen weg wie die berühmten warmen Semmeln? Das werde ich beobachten.
Auch in den verschiedenen Supermärkten stehen bereits seit gefühlten einundeinhalb Monaten Paletten mit Spekulatien, Lebkuchen und Nikoläusen im Weg und zeugen vom schlechten Geschmack der Marketingabteilung und der missverstandenen Theorie des verführbaren Verbrauchers. Aber sie stehen wenigstens nur im Weg und springen mich nicht an. Wenn auch Weihnachtsmänner an einem warmen Septemberabend, den ich im Biergarten zu verbringen gedenke, meine Rezeptoren nicht wirklich anregen können.
Ich achte mal darauf, ab welchem Tag ganz subtil "Jingle Bells“ zugeschaltet wird. Das sagt zwar nichts aus über den Verbraucher, eine Menge allerdings über den, der den Knopf drückt. Also, wenn schon antizyklisch, dann richtig. Warum nicht jetzt mit den lieben kleinen Osterhasis dem Verbraucher Frühlingsgefühle vermitteln und dafür das Lametta im Juli aus dem Speicher holen? Das wäre doch wenigstens mal eine Aussage.
Ich werde mir morgen eines dieser hoffentlich nicht zu sehr verstaubten, ausgestellten Lebkuchenpakete mitnehmen und es dann Heiligabend öffnen, nur um zu testen, ob die Dinger dann wirklich noch essbar sind. Zahnarztrechnungen darf ich dann wohin schicken? In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten zusammen!
Mittwoch, 15. Oktober 2008
Human Marketing & Balance Marketing
Schon 1994 habe ich meine damaligen Mitgesellschafter mit einer These konfrontiert, dass es etwas nach dem reinen Kapitalismus geben wird. Dass dieser ebenso zum Scheitern verurteilt ist, wie der Kommunismus. Auch die Verbindung von sozialer Marktwirtschaft, Demokratie und dem Kapitalismus wird sich auf Dauer verändern und weiterentwickeln müssen.
Mein Gedanke ist so einfach wie banal. Es gibt kein ewiges Wachstum. Somit folgt dem Wachstum der Preis- und der Werteverfall. Was zur Folge hat, dass der Kapitalismus immer absurdere Wachstumsformen hervorbringen wird, weil er sich alleinig aus dem Wachstum nährt.
Das erschien mir unlogisch und hatte in meiner Vorstellung dazu geführt, mir Gedanken darüber zu machen, was wohl danach kommt. Ewiges Wachstum in rein materieller Form ist für mich so undenkbar, weil es in der Natur kein Beispiel für mich gibt, welches ewiges Wachstum beweist. Warum soll dem Menschen etwas möglich sein oder gelingen, was der gesamten Natur bis jetzt unmöglich war und so wie es aussieht, unmöglich bleibt.
Somit sind die Eskapaden der Wirtschaft nur Ergebnis dessen, was ich seit Jahren in meinem Kopf hatte. Meine Lösung lautete Human- und Balance-Marketing. Dabei geht ist im Kern darum, den materiellen Werten emotionale Werte gleichberechtigt gegenüberzustellen. Dass z.B. Gewinn nicht nur aus einer Zahl besteht, sondern auch aus einem Gefühl und Zeit und Anerkennung und Glück und so weiter. Dass Umsatz nicht nur das Vermehren von Zahlen und Waren ist, sondern auch das Vermehren von Verbindungen, Verbundenheit und weiteren Aspekten.
Das hörte sich für viele zu unrealistisch an. Die Vorstellung, das System könnte sich verändern oder kippen, war unvorstellbar. Seit Jahren schreibe ich nun schon über Balance- und Human-Marketing. Ich lebe das in meinem Unternehmen vor und auch meinen Kunden. Unablässig bin ich auf der Reise, um Vermittler zwischen diesen beiden Welten zu sein. Mit mäßigem Erfolg. Das schnelle Geld, es mit Halbwissen weit schaffen oder der clevere Deal auf Kosten anderer sind immer noch für viele attraktiver. Den Kunden austricksen, lautet oft die Devise. Nicht, den Kunden verantwortungsvoll für sich gewinnen, Verbundenheit erzeugen und pflegen.
Geld muss sofort mehr Geld machen, viel mehr. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Nach dem Wachstumsmarkt kommt bekanntlich der Verdrängungsmarkt. Und wenn diese Mechanismen anfangen zu mahlen, dann bleibt von einem Markt am Ende nichts Gesundes und Verwertbares übrig. Wertschöpfung kann man letztendlich nur aus Werten erzielen. Und den rationalen wie emotionalen Werten muss eine Wertschätzung gegenüber stehen.
Und daran fehlt es. Aber der Mensch ist erst bereit, Neues oder Anderes anzunehmen, wenn der Leidensdruck unerträglich ist. Somit scheine ich meinem Ziel etwas Human und Balance in die Gesellschaft zu bringen, ein gutes Stück näher zu kommen. Und das Schöne daran, ich muss nichts dafür tun, den Gefallen tun mir andere.
Dienstag, 14. Oktober 2008
Halbe-Halbe
Erfolgreiches Marketing setzt sich aus zwei Hälften zusammen. Der emotionalen Hälfte und der rationalen Hälfte. Wenn beide ideal zusammenwirken, dann ist der Erfolg kaum zu verhindern.
Aber diese Harmonie ist sehr selten. Warum? Weil zumeist eine Seite ein Übergewicht hat und somit die andere Seite unterdrückt und nicht zur Entfaltung kommen lässt. Das Zusammenspiel ist gestört oder nicht möglich.
An Stellen, an denen die Marke, die Bekanntheit, die Sympathie, das Begehrenswerte, alle emotionalen Aspekte zum Vorschein treten müssen, ist dies oftmals nicht möglich. Weil der Ratio-Seite dieselbe fehlt. Ebenso können der Nutzen, die Information, die Argumente, die Beweise und alles weitere, was der Ratio folgt, nicht zur Entfaltung kommen, wenn jemand hier keinen Zugang hat.
Der Versuch mit rein rationalem Marketing erfolgreich zu sein, ist ebenso zum Scheitern verurteilt, wie der Versuch, mit rein emotionalem Marketing erfolgreich zu sein. Beides und der passende Übergang müssen genau ineinandergreifen.
Warum ist das so und warum ist das so schwer harmonisch zu realisieren? Weil beides selten in einer Person zusammenkommt oder weil diese beiden Personen selten zusammen kommen und sich ergänzen. Es ist sehr schwer, ein Vertrauen zwischen diesen beiden Welten herzustellen, geschweige denn Brücken zu bauen. Denn in der Regel zieht sich jeder auf seine Standpunkt zurück.
Somit ist das Ziel, diese beiden Kräfte zusammen zu bringen und zu harmoniseren. Eine schwere Aufgabe. Ich arbeite seit 20 Jahren daran, Kunden zu überzeugen, meine Qualitäten der emotionalen Art für ihre rationalen Argumente zu nutzen. Rückblickend muss man sagen, nur wenige können sich vertrauensvoll fallen lassen. Das braucht Zeit, gute Argumente und ein noch besseres Gefühl.
Mittwoch, 8. Oktober 2008
No Deal
Mir wird immer klarer, dass man mit dem Leben keinen Deal machen kann. Sondern das Leben ist das Ergebnis getroffener oder nicht getroffener Entscheidungen und ob diese im Sinne der eigenen Persönlichkeit richtig oder falsch waren. Ob man erkennt, was man da entschieden hat und wie groß die Bereitschaft und die Fähigkeit sind, getroffene oder nicht getroffene Entscheidungen entweder zu korrigieren oder konsequent umzusetzen.
Das Glück kommt bekanntlich nicht von alleine. Man muss viel dafür tun. Sehr viel. Man muss es geradezu auf seine Seite zwingen. Jede Form von Abkürzungen oder Deals, die auf einem bequemeren und kürzeren Weg glücklich machen sollen, sind nicht der eigentliche Weg und führen einen an ein ganz anderes Ende. Oftmals ein bitteres.
Im Laufe der Zeit begegnet man so vielen Menschen, die alle einen Lebensweg hinter sich gebracht haben und einen vor sich haben. Die alle einen eigenen Plan vom Leben und vom Glück haben. Es gibt so unendlich viele verschiedene Wege, mit sich selbst glücklich zu sein. Da ist es kein Wunder, dass man selbst schon mal zweifelt, wenn um einen herum so viele sind, die einem vermitteln wollen, dass nur ihr Weg der wahre ist.
In meinem Fall ist es genau anders herum. Die Lebensentwürfe, denen ich begegnen durfte, haben mich mehr und mehr darin bestärkt, dass es besser ist, seinen eigenen Weg zu gehen und keine Kopie eines offensichtlich erfolgreichen Weges zu sein. Dass Entscheidungen von weitaus mehr abhängen, als vom materiellen Vorteil und der Macht, die man dadurch erlangt oder welche Stufe man auf einer Karriereleiter dadurch erreicht.
Menschen, die nur darauf aus sind, mit Hilfe von cleveren Deals das Leben in einer gewünschten Qualität für sich zu gewinnen, die bemerken gar nicht, dass ihnen dies nicht gelingt. Und nicht gelingen kann. Warum? Ganz einfach, es hört nicht auf. Es gibt nie einen letzten Deal. Es muss immer weiter gehen. Man wird somit zum ängstlich Getriebenen, der immer und immer wieder nachlegen muss, um sein Gewissen zu beruhigen. Mit dem immer wiederkehrenden selben Ergebnis, vom letzten Deal wieder zu einem weiteren neuen Deal gedrängt zu werden. Und dieses immer größer, immer mehr, immer besser, immer schneller führt unweigerlich zu dem immer wiederkehrenden selben Ergebnis. Es wird immer weniger zu dem, was man eigentlich und ursprünglich wollte – Glück. Emotional echt empfundenes wahres Lebensglück.
No Deal – kann ich dazu nur sagen.
Dienstag, 7. Oktober 2008
Der Vergleich hinkt
Ein großer Antrieb des Konsums ist das Vergleichen und Bewerten. Es sind die zentralen Brennhölzer, welche den Konsum unentwegt anheizen. Denn wenn man vergleicht, wird man immer etwas finden. Wenn man etwas bewertet, wird einem dasselbe widerfahren.
Irgendwann vergleicht und bewertet man nur noch. Die Dinge selbst sind völlig sinnentleert. Auffallen tut nur das, was dem Vergleich standhält oder nicht mehr standhält. Das Andere hat mit dem eigentlichen Nutzen nichts zu tun. Es geht nur noch um das gute Gefühl, im Vergleich vorne zu liegen.
Dieses Verhalten führt zu seltsamen Verhaltensformen von Menschen. Menschen, die im Epizentrum des Konsums stehen. Alles wird ständig verglichen. Jeder wird ständig verglichen. Der Vergleich ist der zentrale Gedanke. Um diesen dreht sich alles. Nichts, aber auch gar nichts, ist davon ausgenommen. Alles muss überlegen sein. Alles muss besser sein. Und der eigene Vergleich gibt darüber Aufschluss.
Das Problem, der Konsumvorteil, der darin begründet liegt, ist, dass man immer ein Haar in der Suppe finden wird. Somit ist jede Art von Konsum und Vergleich mit einer möglichen kleinen oder großen emotionalen Niederlage verbunden. Was den Konsum weiter anheizt.
Nichts von dem, was man tut, darf weniger wert oder besser sein. Alles muss dem Vergleich standhalten. Obwohl der gesunde Menschenverstand einem sagen müsste – der Vergleich an sich hinkt.
Na, wie viel Pixel hat Ihre Digicam? Wie viel Speicher Ihre Festplatte? Wie viel Zoll Ihr Bildschirm? Wie viel PS Ihr Auto? Wie viel Quadratmeter Ihre Behausung?....
Montag, 6. Oktober 2008
Viele Hände schaffen mehr
Dieses Sprichwort ist mir im Laufe eines Jobs über den Weg gelaufen und hängengeblieben. Ich glaube, es kommt aus Italien. Aber genau weiß ich es nicht mehr. Ist auch egal, denn der Inhalt spiegelt wider, was ich so oft denke, mache und erlebe. Da ich auf dem Lande lebe, ist es mit der Anonymität nicht weit her. Man kennt sich. Man grüßt sich. Und weil dem häufiger so ist, deshalb verhält man sich auch so. Nicht alle. Aber Menschen, die aus gutem Grund auf dem Lande leben, wissen, wovon ich schreibe.
Auf dem Lande hilft man sich. Denn es gibt immer etwas zu tun, was man alleine unmöglich bewältigen kann. Man benötigt Unterstützung. In der Stadt müsste man nun professionelle Hilfe anfordern. Oder man müsste es so lange vor sich her schieben, bis sich mal eine günstige Situation ergibt. Auf dem Lande ist das anders. Da bittet man um Hilfe und man wird um Hilfe gebeten. Und wie selbstverständlich ist man zur Stelle. Oder die Leute sind zur Stelle.
Denn viele Hände schaffen eben mehr. Ein wunderbares Prinzip.
Sonntag, 5. Oktober 2008
Kultsammlung : Kultmarken Kultprodukte Kultmenschen Kultorte Kultmomente Kultereignisse
Der zunehmend abnehmende zwischenmenschliche Kontakt, verbunden mit einem sich steigernden Ego, hat dazu geführt, dass es eine vielfältige ansehnliche Kultsammlung gibt. Dadurch, dass die Menschen zunehmend anonymer leben, werden fehlende menschliche Bindungen einfach durch die Kultsammlung ersetzt.
Kult statt sozialer Bindungen. Die jeweilige Zielgruppe überträgt die fehlende soziale Bindung zu Menschen auf die jeweiligen Kultaspekte. Der eigentliche Nutzen wird somit bei weitem übersteigert, weil sich dadurch eine Identifikation einstellt, ein gemeinschaftlicher und somit gesellschaftlicher Nutzen. Im übertragenen Sinne. Der Kult ersetzt die Freunde, die guten Bekannten bis hin zur Familie. Er stellt soziale Kontakte auf einer anderen übergeordneten Ebene her. Mit Erfolg.
Dieses Phänomen verbreitet sich und die Marketingbranche hat das spät dann doch erkannt und versucht, dieses Phänomen für sich zu nutzen. Was natürlich nicht geht. Es schließt sich sogar aus. Werbung kann etwas nicht zu Kult machen, sondern die emotionalen und sozialen Bedürfnisse machen dies.
Das kann man nicht einfach herleiten. Die Gemeinschaft, die Gruppe muss sich über den jeweiligen Kult selbst finden. Dann kann man den Kult zwar kommerziell nutzen, aber man kann keinen Kult herleiten. Somit kann man nur hoffen, dass etwas Kult wird, denn dann kann man es auf Kaffeetassen oder T-Shirts drucken und verkaufen.
Aber Vorsicht mit dem Wunsch, Kult zu sein. Denn meistens stammt dieser aus demselben sozialen Umfeld. Oder hat sich darin abgespielt. Somit ist extrem erfolgreiches, vor allem finanziell erfolgreiches, nur selten bis gar nicht Kult. Sondern meist ist es genau das Gegenteil.
Was ist Kult? Das, was eine Gemeinschaft dazu erklärt, in dem sie den eigentlichen Nutzen emotional total überhöht. Mit dem Ziel, über den Kult einen sozialen Kontakt herzustellen und fehlende reale Kontakte zu kompensieren.
Ich möchte aus guten Gründen nicht darüber diskutieren, was Kult ist und was nicht. Das muss jeder für sich selbst ausmachen. Ich wollte nur eine Begründung dafür liefern, warum immer mehr einen Kultstatus erreicht. Es ist Ausdruck der Einsamkeit von Menschen in unserer Gesellschaft. Wir leben in einer Gesellschaft, die Freundschaften offensichtlich erschwert. Die Bekanntschaften zu knüpfen, ebenfalls nur sehr schwer möglich macht. Deshalb umgeben wir uns mit Kult.
Die Frage ist nur: Was kommt nach dem Kult? Was kommt nach der Enttäuschung, dass diese Zweckgemeinschaften ohne echte menschliche Bindung sind? Dass die Kaffeetasse mit dem Kult darauf nie zu einem echten menschlichen Freund wird?
Viele Unternehmen wären gerne Kult, weil sie sich dann mit dem relevanten Kundennutzen nicht mehr auseinandersetzen müssten. Und die Zielgruppe käme von selbst. Sie müssten nicht mehr um die Gunst werben sondern man würde grundlos unglaublich geliebt. Und man könnte auch noch Kaffeetassen und T-Shirts mit dem eigenen Kult darauf verkaufen. Ist das wünschenswert? Sich so einem Trend ausliefern zu wollen?
Mittwoch, 1. Oktober 2008
Na wie läuft es?
Ich weiß. Niemand steigt in eine solche Überschrift ein, wenn es gut läuft. Denn dann hat er alles gefunden, was er braucht. Und er weiß, wie man es macht. Somit muss er hier auch nicht nach Antworten suchen. Obwohl schon das ein riesiger Schritt demgegenüber ist, was man so landläufig bei Problemen macht – nichts.
Grundsätzlich laufen alle wirtschaftlichen Probleme auf einen Punkt hinaus – man ist nicht profitabel. Man wird nicht profitabel. Man ist nicht mehr profitabel. Oder die schlimmste Form, man war noch nie profitabel.
Geschäft bedeutet, investieren und davon profitieren. Alles andere sind Non-Profit Unternehmen. Das bedeutet, die investieren auch, haben aber kein Profit zum Ziel. Soweit so gut.
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, die man immer gleichzeitig in Betracht ziehen sollte. Die Kosten sind zu hoch. Die Investition ist zu niedrig. Also muss man Kosten einsparen, um es in die Investition fließen lassen zu können. Klingt einfacher als getan. Denn Kosten umfassen die Personalkosten, die Betriebskosten und eventuell auch den Wareneinsatz. Die Investitionen umfassen die Personalkosten, die Betriebskosten und den Wareneinsatz. Das klingt, als ob es das Selbe ist, aber ich kann beruhigen, es ist nur das Gleiche.
Denn innerhalb dieser Kosten und Investitionen gibt es ein Produkt oder eine Leistung. Es gibt einen Preis oder einen Wert. Es gibt einen Vertrieb und natürlich die Kommunikation. Daraus entsteht ein Produkt und/oder eine Dienstleistung. Der Aufwand, diese zu erzeugen, zu verkaufen, zu bewerben, zu vertreiben, ist höher als die Einnahmen. Das ist mal klar. Man gibt mehr aus, als man einnimmt. Und genau das soll sich ändern, damit am Ende eine schöne, runde und große schwarze Zahl steht.
Und das macht man, in dem man aus diesem Zyklus Kosten reduziert, um in das Richtige zu investieren. Und wenn das dann funktioniert, dann kann man auch wieder höhere Kosten tragen. Somit macht man eine Liste aller Kosten und aller wichtigen Investitionen und teilt denen eine Rangreihe zu: Must, Needs, Nive to have. Und damit meine ich alle Kosten und alle Investitionen. Die Kunst ist, klare Zeichen zu setzen, wie sehr einem am Erfolg gelegen ist. Also, alle werden genau schauen, was den Verantwortlichen der Erfolg persönlich wert ist. Was diese dazu beitragen, um erfolgreich sein zu können. Denn Erfolg und der daraus resultierende Profit ist das einfache Ergebnis von richtig getroffenen und umgesetzten Entscheidungen, Geld an den richtigen Stellen eingespart und es an den richtigen Stellen investiert zu haben. Da müssen alle mitmachen, die für den Erfolg verantwortlich sind. Sonst geht das nicht.
Controller sind dafür da nur einzusparen. Sie sind nicht dafür da zu investieren. Wer aber nur einspart und das in der Regel an den falschen Stellen, ohne an den richtigen zu investieren, der korrigiert kurzfristig nur einen Kurs, um dann noch schneller und teurer vor die Wand zu fahren.
Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass es allen leichter fällt, die Kosten anderer zu streichen und es geht natürlich viel leichter von der Hand, in sich selbst zu investieren. So produziert man keinen Erfolg. Man kann nicht den anderen die Grundlage nehmen und sich selbst übervorteilen und dann wirklich glauben, dass dabei etwas Gutes raus kommt. Wenn man über Kosten entscheidet, sollte man immer bei sich anfangen und wofür man selbst verantwortlich ist. Und so verhält es sich auch mit Investitionen.
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