Donnerstag, 28. August 2008
Knut
Jetzt hat es Knut also noch einmal in die Schlagzeilen geschafft. Indirekt zwar, weil
eben kein kleiner, weißer Knuddelbär mehr, aber immerhin. Wie das? Da hat sich
letzten Sommer unser kleiner, runder Umweltminister herbe ins Bild gedrängt,
ließ sogar das Eintritt zahlende Publikum aussperren, um als Sponsor und
Förderer von Knut medienwirksam mit eben diesem vor den klickenden Kameras zu
grienen, was ihm besser gelang als dem gelangweilten Knut. Da kommt das dicke
Ende jetzt nach, wie so oft, wenn einer der Berliner Protagonisten eine Aktion
gestartet hat.
11.900,- Euro ist jetzt die Rechnung für die Verpflegung des letzten Jahres.
Nein, nicht für den Umweltminister, das dürfte kaum reichen, wenn man bedenkt,
welch wichtige Repräsentationspflichten unser aller Vertreter jeden Abend in
den kulinarischen Schmankerlshops zu verdauen haben. Sondern es geht um das
Futter für Knut. Wer mal nachrechnen will. Das sind ganz schön viele Heringe.
Aber, sei’s drum. Auch Rechnen ist keine absolute Stärke, die einem einfällt,
wenn man an eine Behörde denkt.
Ein kleiner Einschub: 11.900 Euro im Jahr entsprechen rund 991,66 Euro im
Monat. Ich finde, das sollte man einem kleinen, süßen Eisbären zugestehen.
Diejenigen, die nur 345,- Euro im Monat bekommen, sind auch weder klein, noch
süß, noch medienwirksam.
Aber hier noch mal der Überblick: Gabriel sponsert Knut. Knut frisst für
11.900,- Euro Heringe und andere Leckereien. Gabriel zahlt. Gabriel zahlt?
Nein! Wir zahlen. Wir Steuerzahler!
Aha. Na, ja. Wir haben ja auch den Hubschrauberflug von Frau Schavan (Schavan
wer?) für 26.000 Euro von Stuttgart nach Zürich bezahlt, die sich für so
wichtig hält, dass sie zu einem Zeitungsinterview nicht zu spät kommen wollte. Das
muss man ja verstehen, wenn schon mal eine Zeitung ein Interview..
Jetzt bin ich aber ganz von Knut abgekommen. Gab es nicht diese Regel? Wer die
Musik bestellt, der bezahlt die Musik? Oder verstehe ich da was falsch? Klar, völlig
falsch. Wir leben in einer Parteiokratie, die sich in permanentem Wahlkampf um
ihre Versorgungsposten befindet. Da ist es doch selbstverständlich, dass man
sich seinen Wahlkampf bezahlen lässt. Für wen macht man das denn? Doch für den
Steuerzahler nicht für sich selbst. Man opfert sich doch auf für den Wähler.
Was ich eigentlich sagen wollte. Gut, dass es weder dem Gabriel, noch dem Huber
eingefallen ist, den FC Bayern München zu sponsern. Das wäre teuer.
Mittwoch, 27. August 2008
Borg
Für die, die mit diesem Namen nichts anfangen können. In der Star Trek Serie sind die Borg unheimliche, grauenhaft anzusehende Maschinenmenschen mit Kollektivbewusstsein, die fremde Galaxien entweder auslöschen oder in ihr Kollektiv assimilieren. „Wir sind die Borg. Widerstand ist zwecklos. Sie werden assimiliert werden.“ Nur Captain Jean-Luc Picard, ein edler Raumschiff-Kommandant der Enterprise schafft es immer irgendwie, der Übermacht zu entkommen und die Erde zu retten. Ähnlichkeiten mit der anstehenden Landtagswahl in Bayern sind jetzt wirklich rein zufällig.
Als ich am Samstagabend 20:15 das Erste einschaltete, wurde ich nicht enttäuscht. Ein grauenhaft anzusehender, unheimlicher Maschinenmensch führte mich in ein Kollektivbewusstsein außerirdischer Assimilanten, die frenetisch jede Äußerung bejubelten, wohl um mich auch zu assimilieren. Als dann noch ein noch grauenhafterer, ganz aus silbernem Eisen gefertigter Maschinenmensch mit blonder Perücke ins Bild kam, hielt ich es nicht mehr aus und schaltete schnell aus. Das war doch mehr Grauen als ich zu ertragen gewillt war. Außerdem war nicht ein klitzekleiner, edler Kapitän in Sicht, der die Erde oder wenigstens mich hätte retten können. Das Grauen war einzig und allgegenwärtig.
Als ich mich am nächsten Tag von den Albträumen etwas frei gemacht hatte, blätterte ich noch einmal in einer TV-Zeitschrift nach, um den Filmtitel zu finden und zu schauen, ob dieser Film auch wirklich erst ab 18 Jahren Freigabe hatte. Weit gefehlt. Es ging gar nicht um „Die Borg“, sondern um „Andy Borg und das Festival der Volksmusik“.
Donnerstag, 21. August 2008
Zeitschrift PAGE Ausgabe vom 09.08, Artikel: Lesbare Schriften, Seite 52
Menschen mit Legasthenie oder Lernbehinderungen haben besondere Ansprüche an Typografie.
...Und was steht da ab Seite 53. Einer von 4 Millionen Legasthenikern in Deutschland ist Christof Hintze,... [weiter lesen im Heft, oder auf die Online Veröffentlichung warten - www.page-online.de ]
Aber warum schreibe ich das? Weil Blogs funktionieren. Meiner zumindest. Denn die Autorin [Antje Dohmann] des Artikels hat das getan, was viele tun. Sie hat im Internet recherchiert. Und ist da auf zwei Beiträge im note-blog gestoßen: Legastheniker – Gas digt es goch dar nicht – oder? und Über die Angst vor dem Fehler. Diese haben Sie dazu motiviert, mich zu kontaktieren und um ein Interview zu bitten. Was ich natürlich gerne getan habe. Ist ja für eine gute Sache, die Öffentlichkeit und Akzeptanz von Legasthenikern. Wenn nicht ich, wer sonst soll sich engagieren? Denn diese wird mich bis zu meinem Lebensende begleiten.
Schon ermutigend, dass immer mehr Beiträge Menschen erreichen, die damit was anfangen können. Die Glaubwürdigkeit dieser Beiträge scheint sehr hoch, weil sie nicht den Anspruch auf Objektivität vertreten, sondern absichtlich einen sehr persönlichen Blickwinkel annehmen.
Das suche ich in vielen Blogs vergeblich. Was aber egal ist. Denn Blogs sind für alle da, die gerne da sind, wo sie sind. Somit kann ich nur für mich schreiben. Und es ist schön, wenn man zu verschiedenen Beiträgen kontaktiert wird. Unlängst bat mich die Leiterin einer Schule, den Abgängern zur Abschlussfeier einen Text vorlesen zu dürfen: wir
Und so kommen regelmäßig nette Anfragen. Und somit gehe ich auch davon aus, dass viele leider oder lieber nicht fragen, sich aber trotzdem bedienen. Ich kann damit leben. Denn egal, wie man es verwendet, ich stecke immer darin. Man kann ein Urheberrecht zwar verletzen, aber letztendlich bleibt es immer bei der Person, welche diesen Gedanken formuliert hat.
Wenn morgen ein reicher Mensch auf die Idee kommt, alle Verlags-, Kompositions- und Textrechte den Beatles abzukaufen und dafür eine Unsumme hinblättert, damit hinter den Songs in Zukunft immer nur noch sein Name erscheint, dann steht da zwar sein Name, aber es bleibt trotzdem immer Lennon/Mc Cartney. Oder wie Herr McCartney jetzt verfügt hat McCartney/ Lennon. Seht ihr und für mich steht da immer Lennon/McCartney. Das meine ich.
Ich finde es gut, wenn mein Gedankengut anderen hilft. Auch wenn sie sich aus diesem bedienen. Denn es ist und bleibt ja meins. Schöner und ehrlicher und respektvoller wäre natürlich, wenn man mich damit in Verbindung bringen würde. Aber das passiert ohnehin zunehmend. Geduld. Nur Geduld.
Man kann nicht Musik machen und sich darüber aufregen, dass die Menschen die Lieder nachpfeifen. Das ist lächerlich. So sehe ich das. Wenn ich eine Inspiration oder Informationsquelle für andere Menschen sein könnte, dann bin ich einen Großteil meines Weges schon gegangen.
Das ist ein gutes Gefühl. Denn meine Gedanken sind für alle da, sonst bräuchte ich keinen Blog zu schreiben. Auch ich lasse mich ja durch meine Umwelt off- oder online inspirieren. Viele Beiträge sind dadurch erst auf den Weg geschickt worden, weil ein Impuls mich getroffen hat, vom Kopf in die Finger in den Blog. Was nützen mir meine Gedanken, wenn ich diese mit niemandem teilen kann? Nicht viel. Somit steht das gemeinsame Teilen und Nutzen weit vor dem Profitieren. Jedenfalls für mich, denn den größten emotionalen Profit bekomme ich jeden Tag in barer Münze ausgezahlt.
Ist es nicht schön, dass es ein Medium gibt, in dem man seine Meinung, seine Gedanken, seine Erlebnisse, seine Erkenntnisse und alles andere kundtun kann? Das habe ich immer unter Demokratie verstanden. Für mich ist das Internet das einzige wahre demokratische System. Mit allen Vor- und Nachteilen. Das muss man ertragen können, dass Demokratie alle Farben auf den Bildschirm bringt. Wer das nicht akzeptieren kann, der sollte über sein Demokratieverständnis nachdenken. Aber man muss bei weitem nicht alles respektieren. Das mache ich auch nicht. Sicher nicht.
Mittwoch, 20. August 2008
sommerlöcher
Der August ist die Prime Time der politischen Hinterwäldler und -bänkler. Das
Parlament ruht, was wie nicht nur Spötter sagen, die bessere Alternative wäre. Jetzt
kommt man aber schnell mit absurden Wirtshausparolen in die Schlagzeilen, was
allerorten prächtig genutzt wird.
Sei es kürzlich unser Verkehrsminister Tiefensee, Insider sprechen eher von „Flachwasser“,
mit dem Vorschlag des Überholverbots für LKW oder die Bayernpartei, die sich
gegen alle Rauchverbote aufstellt bei gleichzeitigem Schutz der Nichtraucher
und jetzt ein Berliner Innenpolitiker, der auf den Autokennzeichen die
Ortskennung abschaffen will. Angeblich würden deshalb zu viele Autofahrer diskriminiert
und Probleme im Straßenverkehr haben.
Ja, das ist richtig, dass viele Autofahrer z.B. in München Probleme haben, wenn
die ganzen FFB-ler, DAH-auer und STA-berger Hausfrauen gleichzeitig mit ihren
Landboliden zum SSV einfallen. Da haben es die Berliner jedenfalls deutlich
besser. Da gibt es zwischen Land- und Stadtbevölkerung wenigstens keine
Unterschiede in der fahrerischen Ausprägung. Da fahren alle vogelwild.
Doch Provinz bleibt Provinz. Zu kurz gedacht, Herr Trapp. Was ist denn mit den
ganzen Italienern, die in Kürze zum Oktoberfest mit ihren Vans die gesamte
Theresienwiese zuparken? Oder mit den allseits beliebten Holländern, die im
Sommer auf den deutschen Autobahnen mit ihren Wohnwagen die rechte Spur so
blockieren, dass Herr Tiefensee sofort nach einem LKW Überholverbot schreien
kann und die im Winter den ganzen Schnee aus der frisch gespurten Piste
schieben? Wäre da ein Fahrverbot für bewohnwagte Niederländer nicht aussichtsreicher?
Also auch weg mit den Länderkennungen. Doch was machen wir jetzt mit den
Dialekten, Sprachen oder - noch schlimmer - der Optik? Dürfen die Berliner
nicht mehr berlinern, Italiener nicht mehr Italiano parlieren und die Bayern keinen
Trachtenhut mehr tragen?
Also, wenn wir schon konsequent sind, dann bitte auch keinen Wackeldackel oder gehäkelte
Klorollen auf der Hutablage mehr, keinen Hut mehr auf im roten Auto und vor
allem keine Sommerlochparolen aus Berlin mehr. Quak.
Donnerstag, 14. August 2008
Qualitätsmerkmal: Faulheit der Kategorie 2
Vorab: Es gibt für mich 2 Arten von Faulheit. Die eine sind Menschen, die keine Energie aufbringen. Die andere, das ist die Form, die ich meine, sind Menschen, die lieber mit weniger mehr erreichen. Das ist ein riesengroßer Unterschied. Ob man einfach nur keinen Bock hat oder ob man möglichst schnell ans Ziel kommen will, weil man einfach zu faul ist, Umwege zu gehen.
Also wäre das schon mal geklärt. Ich bin nämlich „faul“, Kategorie 2. Was zur Folge hat, dass ich immer möglichst schnell, direkt, komfortabel, angenehm und gut an ein Ziel kommen will. Im Laufe der Zeit habe ich mir zum Beispiel Mitarbeiter ausgewählt, welche derselben Faulheits-Kategorie entspringen wie ich. Denn dann unterstützen sie mich noch mehr in meinem Bemühen, auf dem besten Weg an die besten Ziele zu gelangen.
Diese Menschen sind in der Sache unglaublich gut organisiert, denn sie haben keine Lust, einen Weg zweimal zu gehen. Wenn ich Soßen aus dem Kühlschrank zum Grillen nach draußen bringe, dann erkennt man schon den Unterschied. Ich nehme einen großen Korb und ich nehme alle Soßen mit. Auch diejenigen, die überhaupt nicht zu dem passen, was auf dem Grill liegt.
Der Faule Kategorie 1 grillt nicht. Der bestellt Pizza. Und Menschen, die nicht-faul sind, die gehen 6-mal hin und her mit verschiedenen Soßen in beiden oder sogar nur einer Hand. Die fragen, welche Soßen man mit raus nimmt. Welche man empfehlen kann. Welche gut zum Essen passen. Um dann beim Grillen festzustellen, dass die eine oder andere Soße doch fehlt und was am schlimmsten ist, bei dem ganzen Gerede über Soßen, haben nicht-faule Menschen Salz und Pfeffer vergessen.
Wir in der Agentur sind also deshalb so schnell, weil wir keine unnötigen Wege gehen wollen. Und nun kommt das Allerbeste bei faulen Menschen der Kategorie 2. Nicht-faule Menschen stopfen in die Zeit, welche man sich mühevoll mit viel Stress und Arbeit frei geschaufelt hat, gleich noch mehr rein. Das machen faule Menschen der Kategorie 2 nicht. Um beim Beispiel mit den Grillsoßen zu bleiben, die trinken dann schon mal ein Glas Rosé, während der nicht-faule Mensch in die frei gewordene Zeit direkt was anderes reingestopft hat.
Somit sind faule Menschen der Kategorie 2 Menschen, die immer gleichzeitig von zwei Dingen profitieren wollen: materieller rationaler Gewinn und immaterieller emotionaler Gewinn. Und das möglichst gleichmäßig. Im Gleichgewicht. Und wenn eins von beidem mal ausbleibt, hat man wenigstens das Andere gewonnen. Alle anderen stehen mit leeren Händen da.
kommentare