Montag, 25. August 2008
Wunschkonzert
Natürlich ist das Leben kein Wunschkonzert. Aber trotzdem muss man lernen, seine Wünsche zu formulieren. Man muss das bestellen, was man wirklich will. Wenn man es dann nicht bekommt, aus welchen Gründen auch immer, hat man zumindest schon mal das Richtige bestellt. Die meisten bestellen nicht genau, was sie wollen und ärgern sich dann ein Leben lang darüber, dass sie es auch noch bekommen haben.
Klare Bestellung. Klare Wünsche. Klare Träume. Klare Ansagen. Bilden die Vorraussetzungen dafür, dass es überhaupt in die richtige Richtung geht. Wer da anfängt, Kompromisse zu machen, den wirft es entweder weit zurück oder er erreicht keines seiner Ziele.
Wir kennen das aus kreativen Berufen. Schauspieler, die Taxifahrer waren und erst spät erfolgreich wurden. Hat jemand schon mal darüber nachgedacht, dass es eventuell genau am Taxi fahren lag, dass der Erfolg sich erst so spät eingestellt hat?
Es ist eines der Schwersten, bei sich und seinen Träumen zu bleiben. Denn am Anfang sind das kleine grüne Triebe, die schnell mal vertrocknen oder auf denen man schnell mal herum trampeln kann. Viele Menschen, die ich kenne, haben versucht einen Deal zu machen, der nicht aufgeht. Im übertragenen Sinne gibt es mehr Taxifahrer als man gemeinhin glaubt. Im übertragenen Sinn. Eigentlich wollen viele was ganz anderes machen. Oder auf was ganz anderes hinaus.
Die „Ja eigentlich-Berufe“ nennen ich das. Ja eigentlich wollte ich Dirigent werden. Die Umwelt gibt uns falsche Ziele und falsche Ängste vor. Falsch im Sinne von, das sind Interessen von Anderen, aber nicht unsere Interessen. Die Kraft, die davon ausgeht, lässt viele vom eigentlichen Weg abweichen. Immer mit dem klaren Statement versehen "das ist ja nur vorübergehend". Und dass man morgen locker alles hinwerfen könnte.
Und so dringt man tiefer und tiefer in die Welt der falschen Ziele und Ängste vor. Bis diese einen so im Griff haben, dass eine dicke undurchdringliche Schicht über die eigentlichen Ziele, Wünsche und Träume gewachsen ist. Und ehe man sich versieht, biegt der Lebensweg auf die letzte Gerade ein.
Die Unzufriedenheit, die Zerrissenheit von vielen Menschen erkenne ich vor allem an den Umgangsformen. Denn sie lassen alles das, was sie eigentlich im Inneren belastet, nach außen an ihrer Umwelt ab. Man spürt die Feindseligkeit, welche diese Menschen sich selbst gegenüber haben, wie sie diese an anderen auslassen. Auch die Respektlosigkeit sich selbst gegenüber. Die Schuld der Anderen dokumentiert sich durch die Unzufriedenheit über sich selbst.
Die damit verbundene Aggressivität anderen gegenüber ist eigentlich gegen sich selbst gerichtet. Menschen, die sich selbst nicht ausstehen können, die sich für die eigenen Lebenslügen hassen, sind genau die Menschen, die es allen anderen gerne und aus Überzeugung schwerer machen als nötig.
Eventuell liegt das in dem Gedanken begründet, die sollen ihr Leben nicht mehr genießen dürfen als ich.
Montag, 11. August 2008
Wert
Ist jemandem schon mal aufgefallen, dass auf der Tastatur das längste Wort, das sich selbst bildet, „WERT“ ist. AS, ER, ZU, WER. Oben Links steht da „WERT“.
Wer es nicht glaubt, hier noch mal die Abfolge einer Tastatur:
^ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 ß ´
Q W E R T Z U I O P Ü +
A S D F G H J K L Ö Ä #
< Y X C V B N M , . -
Zufall. Schicksal? Egal, jeder der täglich mit einer Tastatur zu tun hat, dem dürfte das nicht entgangen sein. WERT. Ich für mich habe irgendwann beschlossen, dass alles einen besonderen WERT für mich im Leben hat. Dem für mich WERTvollen gehe ich nach. Und dem für mich Wertlosen gehe ich nicht weiter nach als unbedingt nötig.
Ich bin der Überzeugung, dass man Wertschöpfung nur aus einem Wert erzielen kann, der möglichst hoch ist. Wertschöpfung kann man nicht aus Wertlosem erzielen.
Darum ist es so wichtig, Werte zu erkennen und diese gemäß einer langfristigen Wertschöpfung zu bewahren, zu pflegen und wenn es möglich ist, sogar zu steigern.
So verhält es sich für mich mit Werten im moralischen, ethischen Sinn. Die den Wert des Lebens bewahren, pflegen und steigern, zu denen fühle ich mich hingezogen. Werte, die aber das Gegenteil im Sinn haben, stoßen mich ab.
Viele wertvolle Momente schaffen ein wirklich wertvolles Leben. Wertvoll an Erfahrungen, Erlebnissen und Erkenntnissen. Eben ein durch und durch lebenswertes Leben. Konsum hat mit meiner Vorstellung von Wert zum Großteil nichts zu tun, weil das Bedürfnis nur angefeuert und nie befriedigt wird.
Den größten Wert bemesse ich mir selbst zu. Und dann den Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld. Dann meinen Freunden und sehr guten Bekannten. Auch auf Kundenseite entstehen manchmal Beziehungen von einem solchen Wert, dass er mir etwas bedeutet.
Ganze Branchen und Märkte, ganze Konzerne, Unternehmen und Firmen agieren aber auf eine ganz andere Weise. Eine, die mir überhaupt nicht zusagt. Hier wird unnachlässig und unablässig versucht, durch die Verminderung von Wert, einen Profit zu erzielen. Der Wert wird somit unentwegt vermindert, das ist ganz und gar nicht mein Ding. Denn ganzen Tag nur darüber nachzudenken, was man noch verringern kann. Wo man mehr reduzieren kann, weglassen kann. Die Beschaffenheit stetig zu mindern, um dadurch einen Profit für sich zu erzielen. Mit dem immer selben Ziel vor Augen, am Ende einer völligen Wertlosigkeit gegenüber zu stehen.
Verbessern, vergrößern, erneuern, verändern, entwickeln das ist mein Ding. Sich dem Wert zu widmen und ihm zu verschreiben, ist keine leichte Angelegenheit. Auf einem Planeten, der zu einem gigantischen Schnäppchenmarkt geworden ist, in dem wir Rabatte atmen und es Angebote regnet. Und es scheint nicht die Sonne, sondern der Preisnachlass.
Alles, was den Wert bestimmt wird einfach demontiert. Auf Kosten der Qualität und der für die Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft gleichermaßen wichtigen Wertschöpfung. Darum kann und will ich nur in „Wert“ investieren. Vor allem meine Zeit. Denn meine Lebenszeit ist mir das Wertvollste. Somit räume ich dieses Bewusstsein auch allen anderen Menschen ein. Darum möchte ich niemandem seine wertvolle Zeit stehlen. Sondern immer von dem Gefühl begleitet werden, dass man gemeinsam dazu beitragen kann, etwas Wertvolles entstehen zu lassen.
Das ist die Chance die ich sehe und verstehe. Das ist die Stärke, die ich mit einbringen kann - Wertschöpfung positiv zu entwickeln. Darin bin ich gut. In dem was viele andere machen müssen, können oder auch wollen, bin ich sehr schlecht. Das ist mir klar geworden. Ich kann nicht billig, das steht da nicht auf meiner Tastatur, sondern ich kann nur in Wert investieren.
Wert. Wertvoll. Wertschätzung. Wertschöpfung. Erhalten, bewahren, steigern. Zwischen Allem und Allen. Das ist mein Ding.
Freitag, 1. August 2008
5 Fragen - eine Antwort
Wir können uns hören, aber verstehen wir uns auch?
Wir können uns sehen, aber erkennen wir uns auch?
Wir können uns spüren, aber fühlen wir uns auch?
Wir können uns riechen, aber können wir uns auch wirklich riechen?
Wir können uns etwas vorstellen, aber stellen wir uns dasselbe vor?
Es wächst. Das große zwischenmenschliche Missverständnis. Wir wissen es nicht genau, aber wir vergewissern uns nicht mehr. Wir gehen immer mehr nur von uns selbst aus. Wir können nicht mehr zuhören, weil wir nur noch eigene Gedanken verfolgen. Wir erkennen ganze Situationen nicht mehr, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, uns selbst in Szene zu setzen. Wir können uns selbst nicht mehr riechen, deshalb leihen wir uns einen Duft, von dem wir glauben, das dieser besser riecht als wir. Weil unsere Augen so schwer lügen können und uns immer wieder verraten, tragen wir Brillen, hinter denen wir unsere Augen verstecken können. Oder wir schauen einfach vorbei und nicht hin.
Die Qualität der Kommunikation nimmt ab und die Quantität wird weniger. Die gegenseitige Anerkennung und Bewunderung bleibt sukzessive aus, denn wir haben Angst, den anderen zu übervorteilen. Und glauben gelernt zu haben, dass es besser sei, nicht als erster emotional zu werden. Wir denken, Gefühle zeigen ist eine Schwäche. Die Gemeinsamkeiten kann man immer weniger gemeinsam erleben. Gemeinsamkeiten mutieren zu Einsamkeiten. Der Wert unserer Verbundenheit nimmt Schaden. Der Umgang miteinander wird unverbindlicher und aggressiver.
Eine Entwicklung der man entgegen wirken kann. Immer. Sofort. Jeder. Überall.
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