Freitag, 25. Juli 2008
Persönlich beleidigt
„Da bin ich jetzt aber persönlich beleidigt.“ Diesen Satz habe ich nicht oft, aber im Laufe eines und in diesem Fall meines Lebens schon mal hier und da vernommen. Mein Tun oder eben Nichttun, hat dazu geführt, dass jemand sich zu diesem Ausspruch aufgefordert fühlt.
Dabei ist der Status „beleidigt sein" doch immer persönlich. Warum dann noch mal darauf hinweisen? Hinweisen, wie tief der Stachel sitzt. Die Gründe, die zu solchen Aussagen führen und auch die Personen, welche diese Aussage getätigt haben, haben persönlich viel miteinander gemein. Sie nehmen viel zu viel persönlich. Dazu sind es meist Menschen, die nachtragend sind. Und es sind Menschen, die wirklich glauben und davon überzeugt sind, dass man im Leben weiter kommt, in dem man die anderen mit Vorwürfen überschüttet.
Die Situationen waren es zum überwiegenden Teil nicht wert. Sondern sie haben aus der berühmten Mücke den ebenso berühmten Elefanten gemacht. Aber das schlimmste an diesen Situationen sind die Situationen selbst. Peinlich. Was soll man antworten, wenn jemand sagt "Ich bin persönlich enttäuscht."? Ist mir doch egal, was du bist. Oder lös dein Problem und lass mich damit in Ruhe. Überprüfe mal Deine Erwartungshaltung. Deine Bewertung der Situation ist völlig unverhältnismäßig. Aber im Laufe der Zeit hat man gelernt, diese Provokation an sich vorüber ziehen zu lassen.
Wenn jemand nicht das bekommt, was er will, dann darf er natürlich enttäusch bis hin zu beleidigt sein. Aber das Anderen zum Vorwurf zu machen, verändert die Ausgangssituation überhaupt nicht. Das Nachher bleibt wie das Vorher. Nur die Stimmung ist den Bach runter.
Aber so sind Sie nun mal die Menschen. Anstatt in erster Linie mal ihren eigenen Rucksack zu tragen, stopfen sie anderen Menschen noch ihren Mist mit rein.
Geschrieben von Christof Hintze
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um
08:55
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Mittwoch, 23. Juli 2008
Vollkontakt mit der Vergangenheit
Manchmal passiert es. Da wird man auf einmal voll mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wenn sich jemand von damals meldet und das so ca. 20 Jahre her ist. Dann muss man erst mal nachdenken. Was war damals. Wie war es. Und was ist alles heute.
Und man bemerkt schon beim überfliegen der letzten 20 Jahre, wie sehr der Mensch heute ein anderer ist als der von damals. Der Vorteil beim Kontakt per Mail und Telefon ist, dass man sich nicht sieht. Somit fällt das äußerliche Altern und der körperliche Verfall weg. In meinem Fall bin ich darüber nicht ganz unglücklich.
In der Vergangenheit war alles schöner. Das abgleichen mit der Realität ist nicht leicht. Was hatte man doch für Träume, für Vorstellungen, Einstellungen und Meinungen. Die Welt lag noch vor einem und zu Füßen. 20 Jahre später sieht das anders aus und fühlt sich anders an. Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Vieles hat sich nicht bewahrheitet und nicht erfüllt.
Wenn man so einen Zeitsprung macht, erschrickt man vor sich selbst. Wie man damals drauf war. Welchen Eindruck man auf Menschen gemacht hat. Der Spiegel, in den man schaut, ist für die Länge des Gespräches 20 Jahre jünger. Das ist nicht immer ein gutes Gefühl. Denn es verrät einem auch, was alles anders gelaufen ist. Was absehbar war und man nicht in der Lage war zu verändern und zu verhindern.
Die vielen verpassten Chancen. Aber auch das große Glück, das man hatte. Wenn einen die Vergangenheit mal einholt, dann kommen alte Gefühle wieder hoch. Will man das? Die Konfrontation mit damals ist zwar sehr bewegend, aber nicht nur schön. Zwei Leben laufen unabhängig voneinander weiter. Und plötzlich treffen sie noch mal aufeinander.
Natürlich versucht man, seinen Lebensweg und sein Lebenskonzept unter ein gutes Licht zu stellen. Aber man bemerkt schon während des Gesprächs, das man der Versuchung nur schwer widerstehen kann, dem anderen auch was zu verkaufen. Warum nur? Ist doch alles ganz gut gelaufen. Nach einer so langen Zeit vergleicht und bewertet man. Schade eigentlich. Man ist so damit beschäftigt, einen guten Eindruck zu hinterlassen, dass man über die Oberflächlichkeit nicht hinweg kommt. Was soll man auch erzählen nach 20 Jahren? Was interessiert mich an einem Menschen, den ich 20 Jahre nicht erlebt habe.
Das Schöne ist, dass jemand nach einem Ausschau gehalten hat. Nach einem gesucht hat. Das ist irgendwie ein schönes Gefühl. Da hat sich jemand an einen selbst erinnert. Und man würde ja nicht Kontakt suchen, wenn die Erinnerung der Horror wäre. Das schmeichelt einem. Aber die spürbare Distanz der 20 Jahre ist schwer zu durchdringen und zu überwinden. Das ist eigentlich schade. Man bemerkt, dass einem jetzt die Gemeinsamkeiten fehlen. Und die, die es gab, liegen lange zurück. Die fehlende Kommunikation steuert ein weiteres nicht erquickliches Moment bei.
Man trifft jemanden wieder, aber irgendwie beginnt es fast bei Null. Ist schon seltsam, wenn einem die Vergangenheit so unerwartet einen Besuch abstattet. Das wird mich sicher noch eine Zeit beschäftigen - bis der aufgewirbelte Staub der Vergangenheit sich wieder gelegt hat.
Geschrieben von Christof Hintze
in blue notes
um
07:40
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