Donnerstag, 31. Juli 2008
Sichtweisen
Dieses Foto hat mein 5-jähriger Sohn gemacht. Er hat seit einiger Zeit eine alte Digicam von mir und macht jetzt ständig von allem Fotos. Irgendwann war der Chip voll. So habe ich die Bilder von der Kamera herunter geladen und dabei dieses Foto entdeckt.
Es zeigt mich vertieft in der Arbeit. Ich habe es nicht bemerkt, als er das Foto gemacht hat, weil ich im Kreativtunnel war. Da bekommt man von der Außenwelt nur wenig bis gar nichts mit. Beim Anblick dieses Bildes ist mir noch mal klar geworden, wie unterschiedlich Wahrnehmung funktioniert. Diese Szene habe ich bewusst nicht mitbekommen. Aber mein Sohn.
So sammelt mein Sohn wie jeder andere Mensch Sichtweisen, die nur der Einzelne so wahrgenommen hat. Das muss man berücksichtigen. Unsere eigene Wahrnehmung hat keinerlei Allgemeingültigkeit sondern ist so individuell, wie das Individuum selbst.
Die meisten Menschen gehen davon aus, dass ihre Wahrnehmung genau diejenige ist, welche der entspricht, die alle zum Großteil haben. Das ist ein kompletter und großer Irrtum. Viele Milliarden von anderen, unterschiedlichen, andersartigen Aspekten von der Schwangerschaft bis heute stehen dem gegenüber. Genau diese Einstellung zeigt die Überheblichkeit und die Arroganz mit der wir glauben, Recht zu haben.
Wir können nicht mit den Augen anderer Menschen sehen. Und wenn würde uns das nichts bringen, denn wir würden nur das sehen, was wir sehen können, wollen und sollen. Mit dem Hören, Schmecken und allem anderen verhält es sich gleich. Somit beruht Kommunikation auf einigen wenigen Aspekten, die von allen gleichermaßen verstanden werden. Alles andere funktioniert nur schwer bis gar nicht.
Primär-Aspekte der Kommunikation sind gleichzusetzen mit Primär-Bedürfnissen. Und die heißen nicht ABS, Airbag, MMS oder wie auch immer man uns mit sinnlosen Botschaften konfrontiert und gleichermaßen bombardiert. Es sind Aspekte wie Freiheit, Unabhängigkeit, Sicherheit, Wohlstand, Glück, Zufriedenheit, Liebe, Freundschaft und einiges mehr.
Somit kann man sich viele Worte und viel Geld sparen, wenn man sich auf das Wesentliche konzentriert und reduziert, das was bei Menschen wirklich ankommt. Gefühle, die sich positiv auswirken. Mit Argumenten kann man keine Gefühle wecken. Wer jedoch die richtigen Gefühle auslöst, der braucht nicht mal Argumente.
Also, Kommunikation ist eine Frage der Sichtweise. Und die ist für alles andere als Primär-Bedürfnisse nicht einwandfrei bis gar nicht zu beantworten.
Mittwoch, 30. Juli 2008
Business-Posing
Im Business hat längst das Posing Einkehr gefunden. Die Wirkung und Stärke vom Business-Posing ist an keinem spurlos vorüber gezogen. Man zeigt, was man vorgibt zu sein. Eindruck machen. Eindruck schinden. Sich positionieren. In Szene setzen. Der gefühlte Eindruck ist oft wichtiger als die Wirklichkeit. So ein "als ob" ist das oberste Gebot.
Dabei sind Verhaltensregeln sehr wichtig. Aber auch alles andere bis ins Detail. Von der Armbanduhr bis zur Bemerkung, alles dient dem Eindruck, den man macht und hinterläßt. Wissen, wann man sich duckt und unterwirft. Wissen, wann man auf dicke Hose machen muss.
Um Inhalte kann man sich dabei kaum noch kümmern, man muss auf zu viele Details achten und diese beherrschen. Mitreden können ist unglaublich wichtig. Bei allem, wenn es geht. Von allem so viel Wind bekommen, dass man einen Text dazu platzieren kann.
Man steckt sein Revier ab. Und wenn es nur für die Dauer eines Meetings ist. Letztendlich müssen einen die Richtigen lieben und die Richtigen hassen, dann geht was. Es kommt nicht so sehr darauf an, was man sagt. Die Leute hören ohnehin nicht mehr zu. Sie sind mit dem beobachten und vorbereiten ihres Auftritts so sehr beschäftigt, da können sie nicht auch noch zuhören.
Der sachliche, fachliche Inhalt ist längst verschütt gegangen. Trainer müssen eine gute Figur vor der Kamera machen. Das ist viel wichtiger als auf dem Trainingsplatz. Vor-Poser haben Konjunktur. Das sind Leute, die nichts können, dabei aber eine fabelhafte eloquente Figur machen. Die smart sind, die reden können und eine gute Erscheinung machen. Für den Inhalt sind dann Leute im Hintergrund zuständig.
Noch nie war gutes Aussehen und gutes Auftreten so wichtig für eine Karriere. Darum schreit die ganze Wirtschaft ja auch nach qualifizierten Mitarbeitern, weil überall nur Poser zu sehen sind. Und einer muss sich ja das Richtige ausdenken können und umsetzen können. Und an denen fehlt es an allen Ecken und Kanten. Warum etwas lernen, wenn man nur eine gute Figur abgeben muss. Mitreden können muss. Und im Fahrwasser der Trends sich nur im vorderen Mittelfeld mitreißen lassen muss?
Dienstag, 29. Juli 2008
Energie
Lange stand da im Blog als Entwurf ein Beitrag über das Wort „Energie“. Doch die eigene gewählte Beschreibung des Begriffs gefiel mir nie. Die Dimension, die eigentliche Größe, das unglaubliche Wirkungsfeld von Energie kam nie so richtig rüber.
In meinem Verständnis ist Energie alles. Da, wo Energie durch einen Körper fließen und strömen kann, zwischen zwei Menschen, oder Gruppen, da ist so gut wie alles möglich. Energie fließt aber auch zwischen dem Pianist und seinem Flügel, dem Gärtner und seinen Blumen, dem Fisch und dem Koch. Energie fließt zwischen allem. Allem? Nein, oft wird diese gebremst, muss durch einen Flaschenhals oder kommt ganz zum erliegen. Wenn Energie nicht oder nur schwer fließt, dann kommt dabei nichts raus.
Wenn man in der Stadt ist oder zwischen den Bergen, dann kann man spüren, wie wenig Energie auf versiegelten Flächen fließt und wie viel auf unversiegelten Flächen, wie in den Bergen, auf einem See oder am Meer. Energie treibt uns an. Die Lust, die Motivation, die Intuition, die Kraft, die Ausdauer, alles wird maßgeblich gesteuert durch die Energie.
Unsere Welt, in der wir leben, ist oft ohne Energie. Wenn ich nur an diese toten Konferenzzimmer denke. An diese ebenso toten Meetings. An Büros. Wir sind ständig an Orten, an denen Energie überhaupt nicht fließen kann. An Orten, an denen alles zum Kraftakt wird. Die kleinsten Aufgaben kann man nur mit großen Mühen bewältigen, weil einfach die Energie fehlt.
Alles andere zieht einen zusätzlich runter. Und wenn man dann noch Energiediebe in seinem Umfeld hat, wird es mehr als kritisch. Mir haben diese Umfelder spürbar nicht gut getan. Und dabei sollen am Ende des Tages Menschen und Unternehmen davon profitieren, wie gut meine Ideen funktionieren. Dabei ist denen natürlich egal, wie energetisch mein Umfeld ist. Schaut ja auch keiner in die Küche eines Restaurants, um zu sehen, was für ein ideales Umfeld sich der Koch geschaffen hat, um gut kochen zu können.
Irgendwann wird einem klar, dass man für diese wichtige Energie selbst sorgen muss. Man muss sich Orte suchen, Menschen, Umfelder, Aufgaben, Zeiten, die voller diese Energie sind. Wo die Funken nur so sprühen. Aus dem Grau des Alltages muss eine bunte Welt werden.
Wer nun denkt, dass ist ja toll und einfach, der wird sich wundern, wie sehr andere neidisch auf einen sind, wenn man sich dieses Umfeld, diese Umwelt schafft. Wer anfängt, sich Freiheiten zu schaffen, damit die so wichtige Energie überhaupt in positive Ergebnisse fließen kann, der muss ständig Widerstände überwinden, denn die meisten Menschen wollen lieber Leidensgenossen um sich herum haben, die in derselben Tretmühle sind wie sie selbst. Wer sich befreit, um sich überhaupt in den Zustand zu versetzen, gut zu sein und besser zu werden, der fängt an gegen Hindernisse zu kämpfen.
Man gönnt sich die Energie nicht. Die Freiheit. Die Unabhängigkeit. Obwohl doch der Erfolg und das Ergebnis davon abhängig ist. Ich habe das früh gespürt und früh erkannt. Darum bringe ich mich so oft es sein soll und muss in Umfelder und in eine Umwelt, in der ich auftanken kann. In der die Luft brennt. Damit ich das erzielen kann, worauf es ankommt - Erfolg.
Montag, 28. Juli 2008
Ich bin Bahn-Fan
Ja, ich bin bekennender Bahn Fan. Ständig werde ich dazu aufgerufen, meine Liebe zur Bahn zu erklären. Als Fan der Bahn hat man es nicht leicht, weil man sich ständig verteidigen muss. Aber das ist mir völlig egal. Die Bahn ist geil.
Das Auto bleibt mehr und mehr stehen und wird mehr und mehr zur Nebensache. Wenn ich kann, bevorzuge ich immer die Bahn. Und allen Nachteilen der Bahn, die man mir so an den Kopf wirft, weiche ich lächelnd aus, denn diese stehen in keinem Verhältnis zum Auto.
Die Nutzung der Bahn deckt sich mit meinem ökologischen Gewissen. Zudem spare ich unglaublich an Benzinkosten. Ich stehe in keinem Stau. Und das Verhältnis von pünktlich und unpünktlich ist im Verhältnis zum Auto total zu vernachlässigen. Es ist mehr eine Kultur, dass man auf der Bahn herumhackt wie auf der Telekom und der Post. Es sind die Lieblingsfeindbilder der Deutschen neben den Bayern.
Wenn ich morgens in die Bahn einsteige, dann beginnt das Erlebnis schon auf dem Bahnsteig. Man sieht dieselben unbekannten Menschen immer und immer wieder. Somit fühlt man sich schon mal nicht allein. Sondern jeden Tag bricht eine kleine Truppe auf, wieder einen guten Arbeitstag zu erleben. Jeder dieser Menschen, die ich überhaupt nicht kenne, zeigt mir, dass es vielen ähnlich geht wie mir.
Wenn man in den Zug einsteigt, kommen Gewohnheiten zum Vorschein. Die einen steigen immer ganz vorne ein, die anderen ganz hinten. Gründe gibt es für beides. Aber es eher eine Typfrage. Im Zug passiert jeden Tag dasselbe Schauspiel. Wo setzt man sich hin und neben wen, wenn nicht eine ganze Bank und die gegenüber frei ist. Die Menschen platzieren sich so, dass niemand jemanden direkt neben sich oder auch gegenüber haben will. Jeder will im Zug alleine sein. Wie im Auto. Was ein Widerspruch ist, denn der Zug wie der Bus basiert auf dem Prinzip der Gemeinschaft. Aber es ist schon lustig zu sehen, wie jeder beglückt ist, wenn man sich nicht neben ihn setzt. Mir geht es nicht wirklich anders. Anstatt es als Chance zu sehen, mit jemanden ins Gespräch zu kommen, will man lieber seine Ruhe haben in der Bahn.
Doch manchmal passiert es. Zwei kommunikative Menschen kommen ins Gespräch. Ich mache das gerne. Es sind immer sehr interessante angeregte und engagierte Gespräche. Aber das kommt nicht so oft vor. Wenn man Zug fährt, überfällt einen schnell eine gewisse Schwere. Viele schlafen umgehend ein im Zug. Das Zug fahren entspannt die Menschen so sehr, dass sie oft schnell einnicken. Das sind oft komische Bilder von Menschen mit offenen Mündern, die im Schlaf immer hin und her wanken.
Irgendwann muss man dann sein Zugticket vorzeigen. Das ist die einzige Berührung mit dem Bahnpersonal. Der Ausblick, den man an sich vorüberziehen lassen kann, ist nie derselbe. Gerne schaue ich aus dem Fenster und suche nach Veränderungen, Anderem, Neuem oder wie Berge heute aussehen, der See, die Felder. Es gibt immer einen Eindruck zu erhaschen.
Kein stop and go. Kein Stau. Kein auf die Straße achten. Auf den Hintermann. Auf LKWs. Der Körper ist im Zug zum Nichtstun verdammt. Ich liebe das. Nichts. Das nichts machen müssen. Einfach ankommen.
Der Bahnhof in München ist ebenfalls eine Welt für sich wie jeder Bahnhof. Man begegnet immer neuen und anderen Geschichten. Ich sauge das geradezu auf. Den Kontakt mit der Welt anderer Menschen. Im Auto hat man das nicht. Im Bahnhof stehen Schulklassen und Reisegruppen. Da schleichen ältere Ehepaare im Mäuseschritt zum Bahnsteig. Da warten sehnsüchtig Menschen auf andere Menschen. Herzzerreißende Abschiedsszenen spielen sich da täglich ab. Im Bahnhof menschelt es unglaublich.
Menschen aus allen Ländern, alle Hautfarben sind zu sehen. Die einen warten. Die anderen schon lange. Und dann rennen immer wieder welche, um noch den Zug zu bekommen. Den Zug verpassen ist ein besonderes Schauspiel. Immer wieder irren Menschen auf dem Bahnhof herum, steigen in den falschen Zug.
Alle regen sich gerne über die Bahn auf. Ich nicht. Auch wenn der Zug mal später kommt oder viel später. Na und. Ist doch keine Absicht. Auch wenn der Zug mal auf der Strecke anhält, um einen anderen vorbei zu lassen. Läuft bei der Bahn mal was nicht hundertprozentig, sind alle direkt auf der Palme. Ich nicht. So ist das Leben, denke ich mir dann. Entspann dich. Was sind schon Minuten, wenn man Stunden im Stau stecken könnte.
Lesen. Es wird unglaublich viel gelesen in der Bahn. Das geht. Im Auto geht das nicht, wenn man selbst fährt. Ich würde gerne mal wissen, wie viele Bücher von allen Büchern, die in Deutschland gelesen werden, in Zügen gelesen werden. Und wie viele Zeitschriften. Von der Größenordung haben wir keine Vorstellung. So trägt die Bahn etwas zur Bildung bei. Das Auto leistet das nicht.
Man kann immer etwas ändern und verbessern an einem Zustand. Man kann immer Kritik üben. Wenn mich jemand fragen würde, was kann oder soll die Bahn tun, dann würde ich antworten: Geht mit der Zeit. Rennt nicht immer hinterher. Geht einfach mit der Zeit und seht das große Potential, die große Chance, die Menschen aus den Autos auf die Schienen zu holen.
Da lauern Millionen von Businesskunden, die jeden Tag auf einer Autobahn auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen. Die gar nicht wissen, wie einfach und angenehm es sein könnte, wenn sie den Zug nehmen würden. Die Bahn ist die intelligentere Lösung für all diejenigen, die lösungsorientiert agieren, die besser ankommen wollen. Einen guten Manager zeichnet doch aus, dass er mit möglichst wenig Aufwand, hoher Laufruhe, qualitativ hochwertig, möglichst schnell ans Ziel gelangt.
Wer da noch ständig das Auto benutzt, wo eine Alternative besser wäre, der beweist doch, dass er offensichtlich noch nicht zur Klasse der Manager zählt sondern dass der Status Auto ihm wichtiger ist als der Ergebnis seiner Leistung. Also lieber mit einem Q7 jeden Tag 2 Stunden auf der Autobahn verlieren, als 2 Stunden durch den Zug für sich oder die Arbeit zu gewinnen. Denkt mal darüber nach, wie es besser geht.
Sonntag, 27. Juli 2008
st. gotthardt passstrasse
Freitag, 25. Juli 2008
Persönlich beleidigt
„Da bin ich jetzt aber persönlich beleidigt.“ Diesen Satz habe ich nicht oft, aber im Laufe eines und in diesem Fall meines Lebens schon mal hier und da vernommen. Mein Tun oder eben Nichttun, hat dazu geführt, dass jemand sich zu diesem Ausspruch aufgefordert fühlt.
Dabei ist der Status „beleidigt sein" doch immer persönlich. Warum dann noch mal darauf hinweisen? Hinweisen, wie tief der Stachel sitzt. Die Gründe, die zu solchen Aussagen führen und auch die Personen, welche diese Aussage getätigt haben, haben persönlich viel miteinander gemein. Sie nehmen viel zu viel persönlich. Dazu sind es meist Menschen, die nachtragend sind. Und es sind Menschen, die wirklich glauben und davon überzeugt sind, dass man im Leben weiter kommt, in dem man die anderen mit Vorwürfen überschüttet.
Die Situationen waren es zum überwiegenden Teil nicht wert. Sondern sie haben aus der berühmten Mücke den ebenso berühmten Elefanten gemacht. Aber das schlimmste an diesen Situationen sind die Situationen selbst. Peinlich. Was soll man antworten, wenn jemand sagt "Ich bin persönlich enttäuscht."? Ist mir doch egal, was du bist. Oder lös dein Problem und lass mich damit in Ruhe. Überprüfe mal Deine Erwartungshaltung. Deine Bewertung der Situation ist völlig unverhältnismäßig. Aber im Laufe der Zeit hat man gelernt, diese Provokation an sich vorüber ziehen zu lassen.
Wenn jemand nicht das bekommt, was er will, dann darf er natürlich enttäusch bis hin zu beleidigt sein. Aber das Anderen zum Vorwurf zu machen, verändert die Ausgangssituation überhaupt nicht. Das Nachher bleibt wie das Vorher. Nur die Stimmung ist den Bach runter.
Aber so sind Sie nun mal die Menschen. Anstatt in erster Linie mal ihren eigenen Rucksack zu tragen, stopfen sie anderen Menschen noch ihren Mist mit rein.
Donnerstag, 24. Juli 2008
Aktion gegen den Werbemonolog - für den gepflegten Werbedialog
Lang ist es her, da wusste man schon, dass Werbung im Sinne von Wirkung über den plumpen Monolog hinausgehen muss. Es ist so lang her, dass statt dem Wort „Schwarzer*“ dort ein Wort thronte, dass sich heute nicht mehr ziemt. Schwamm drüber.
Werbung, die nur das sichtbar macht, was man ohnehin sieht oder nur das beschreibt, was ohnehin zu lesen ist, fällt unter die große und völlig wirkungslose Gruppe der Werbeverfehlungen.
Leider fehlt oft der Glaube daran, wie Kommunikation wirklich funktioniert. Vom Wissen darum ganz zu schweigen. Deshalb besteht der Großteil der Werbung aus Werbeverfehlungen. Was daran liegt, dass die Verursacher denken, die Zielgruppe versteht nur das, was man sagt und sieht. Und das muss so etwas von eindeutig sein, dass damit gute Kommunikation unmöglich wird. Ausgeschlossen.
Denn wirkungsvolle Kommunikation löst einen Dialog mit der Zielgruppe aus, welcher sich im Bewusstsein verankert. Dialog bedeutet, dass eine Aktion zwischen Sender und Empfänger ausgelöst wird, welche über die reine Wahrnehmung hinausgeht. Und welche zu einer weitergehenden Verarbeitung der Botschaft führt.
Beim Betrachter einer Werbebotschaft soll somit eine Wirkung ausgelöst werden, welche positiv sein muss. Die Marke, das Markenversprechen soll zu einem Spitzenplatz im Relevant Set führen. Denn die Markenentscheidung führt letztendlich zur Kaufentscheidung. Wer da vorne ist, ist auch am Ladentisch vorne.
Wenn man aber kontinuierlich Botschaften aussendet, welche zu keinerlei Dialog führen, bleibt die gewollte positive Werbewirkung aus. Man muss einfach wissen, dass jede Botschaft unweigerlich auf eine Assoziation trifft. Ja, es ist kaum zu glauben, aber die Zielgruppe denkt. Und zwar was sie will. Und nicht so, wie die Werbung will.
Sprechen wir in der Werbung von Vertrauen, dann denkt die Zielgruppe an „Misstrauen“. Denn wenn jemand einen von einem Thema so überzeugen will, dann hat er offensichtlich genau damit ein Problem. Warum reitet er denn so darauf herum. Ein weiterer weit verbreiteter Fehler in der Werbung ist – die Problembehebung. Anstatt die Stärken zu stärken, wird kontinuierlich versucht, die Probleme zu beheben, mit dem unweigerlichen Ergebnis, diese sukzessive zu verstärken.
Das ist so, als ob man chronisch unpünktlich ist. Und selber ständig allen erklärt, dass man nicht unpünktlich ist. Was den Fokus auf das eigentliche Problem verstärkt. Man macht sich so zum Super-Unpünktlichen. Ist der Unpünktliche aber genau derjenige, der den besten Wein mitbringt, dann sollte er diese Stärke in den Vordergrund stellen. Der mit dem besonders guten Geschmack, den er gerne mit anderen teilt. So oder so ähnlich.
Werbung wäre so einfach, so gut und so viel wirkungsvoller, wenn die Entscheider und Macher nicht ihren eigenen Horizont als Maßstab nehmen würden und wenn diese Ihre Zielgruppen nicht für dumm halten und dumm verkaufen würden. Und wenn Sie Wissen nicht voraussetzen würden.
Also - Dialog statt Monolog. Was soll bei der Zielgruppe als positive Botschaft in guter Erinnerung bleiben? Das kann Werbung leisten, nicht mehr und nicht weniger. Reden Sie über die Stärken und bringen Sie den Mut auf, dass jede Kommunikation auch eine Stück weit eine Begegnung und eine Überwindung darstellt. Unverständnis, Irritation, Verwunderung, Andersartigkeit und so weiter sind alles wesentlich wirkungsvollere Instrumente im Sinne von Werbewirkung. Das müssen Sie nicht wissen, aber glauben sie wenigstens daran.
Mittwoch, 23. Juli 2008
Vollkontakt mit der Vergangenheit
Manchmal passiert es. Da wird man auf einmal voll mit seiner Vergangenheit konfrontiert, wenn sich jemand von damals meldet und das so ca. 20 Jahre her ist. Dann muss man erst mal nachdenken. Was war damals. Wie war es. Und was ist alles heute.
Und man bemerkt schon beim überfliegen der letzten 20 Jahre, wie sehr der Mensch heute ein anderer ist als der von damals. Der Vorteil beim Kontakt per Mail und Telefon ist, dass man sich nicht sieht. Somit fällt das äußerliche Altern und der körperliche Verfall weg. In meinem Fall bin ich darüber nicht ganz unglücklich.
In der Vergangenheit war alles schöner. Das abgleichen mit der Realität ist nicht leicht. Was hatte man doch für Träume, für Vorstellungen, Einstellungen und Meinungen. Die Welt lag noch vor einem und zu Füßen. 20 Jahre später sieht das anders aus und fühlt sich anders an. Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Vieles hat sich nicht bewahrheitet und nicht erfüllt.
Wenn man so einen Zeitsprung macht, erschrickt man vor sich selbst. Wie man damals drauf war. Welchen Eindruck man auf Menschen gemacht hat. Der Spiegel, in den man schaut, ist für die Länge des Gespräches 20 Jahre jünger. Das ist nicht immer ein gutes Gefühl. Denn es verrät einem auch, was alles anders gelaufen ist. Was absehbar war und man nicht in der Lage war zu verändern und zu verhindern.
Die vielen verpassten Chancen. Aber auch das große Glück, das man hatte. Wenn einen die Vergangenheit mal einholt, dann kommen alte Gefühle wieder hoch. Will man das? Die Konfrontation mit damals ist zwar sehr bewegend, aber nicht nur schön. Zwei Leben laufen unabhängig voneinander weiter. Und plötzlich treffen sie noch mal aufeinander.
Natürlich versucht man, seinen Lebensweg und sein Lebenskonzept unter ein gutes Licht zu stellen. Aber man bemerkt schon während des Gesprächs, das man der Versuchung nur schwer widerstehen kann, dem anderen auch was zu verkaufen. Warum nur? Ist doch alles ganz gut gelaufen. Nach einer so langen Zeit vergleicht und bewertet man. Schade eigentlich. Man ist so damit beschäftigt, einen guten Eindruck zu hinterlassen, dass man über die Oberflächlichkeit nicht hinweg kommt. Was soll man auch erzählen nach 20 Jahren? Was interessiert mich an einem Menschen, den ich 20 Jahre nicht erlebt habe.
Das Schöne ist, dass jemand nach einem Ausschau gehalten hat. Nach einem gesucht hat. Das ist irgendwie ein schönes Gefühl. Da hat sich jemand an einen selbst erinnert. Und man würde ja nicht Kontakt suchen, wenn die Erinnerung der Horror wäre. Das schmeichelt einem. Aber die spürbare Distanz der 20 Jahre ist schwer zu durchdringen und zu überwinden. Das ist eigentlich schade. Man bemerkt, dass einem jetzt die Gemeinsamkeiten fehlen. Und die, die es gab, liegen lange zurück. Die fehlende Kommunikation steuert ein weiteres nicht erquickliches Moment bei.
Man trifft jemanden wieder, aber irgendwie beginnt es fast bei Null. Ist schon seltsam, wenn einem die Vergangenheit so unerwartet einen Besuch abstattet. Das wird mich sicher noch eine Zeit beschäftigen - bis der aufgewirbelte Staub der Vergangenheit sich wieder gelegt hat.
Montag, 21. Juli 2008
Positiv
Was für ein schönes und wichtiges und gutes Wort. Seit HIV hat es in der öffentlichen Wahrnehmung eine Verschiebung in der Bedeutung bekommen. Aber grundsätzlich ist es ein sehr schönes Wort.
Wie schön ist das, wenn einem die Persönlichkeit diese Grundeinstellung mit auf den Lebensweg gegeben hat. Positiv den Dingen begegnen. Positiv denken und handeln. Und andere Menschen an dieser schönsten aller menschlichen Energien teilhaben lassen. Na sagen wir mal zweitschönsten.
Man wacht eben anders auf. Man schläft anders ein. Man schläft anders. Der Tag fühlt sich völlig anders an, wenn man eine durchweg positive Einstellung hat. Aber wie gesagt, keine künstliche, sondern eine, die dem Inneren entsprungen ist. Aufgesetztes positives Verhalten ist wie ein Kartenhaus, kaum kommt Bewegung in die Sache, stürzt es ein.
Positive Menschen haben das Privileg und die Verantwortung, andere mitzunehmen. Nicht zu viele. Sonst leidet diese wunderbare Kraft. Es muss immer wieder Zeit bleiben, den Tank wieder aufzufüllen. Man kann nicht endlos Energie an andere abgeben, ohne dass dies auf Dauer folgenschwere Schäden mit sich bringen würde.
Das ist so, als ob man mit seiner eigenen Körperwärme kaltes Wasser in einem Bottich aufwärmt. Irgendwann kühlt man so aus, dass man raus muss, um selbst wieder Wärme zu tanken. Und erst dann kann man wieder in den Bottich steigen. Würde man länger bleiben, würden der Körper und die Psyche Schaden nehmen. Und davon hat niemand etwas.
Man muss positiven Menschen auf Grund ihres großen Wirkungsgrades immer diese Möglichkeit einräumen. Sonst geht diese Energie verloren. Und es ist nicht mehr oder weniger die schöpferisch leistungsfähigste Kraft, die der Mensch aufzubieten hat.
Darum bin oft verwundert, wie sehr gerade positive Menschen belastet werden. Wie sehr man sich an ihrer Energie bereichert, anstatt sorgsam damit umzugehen. Es ist mehr ein parasitäres Verhalten. Man entzieht solange jemandem die positive Energie, bis dieser unbrauchbar wird. Und an seine Stelle tritt einfach der nächste.
Damit gibt es wesentlich weniger von diesen besonderen Menschen. Was das Stimmungsbild erklärt, auf das man oft und überall trifft.
Freitag, 18. Juli 2008
Ja wo laufen Sie denn?
Orientierung in Zeiten wie diese ist nicht so einfach. Vor allem wirtschaftliche. Der Kompass des gesunden Menschverstandes dreht sich wie wild im Kreis. Nichts scheint mehr normal. Nach platzen der New Economy Blase dachte man, wir wären für Jahre geheilt und würden unkalkulierbaren Risiken aus dem Weg gehen. Dem ist offensichtlich nicht so. Nun hat nicht die Börse völlig überdreht, sondern die Banken. Jeder ist mal dran, so scheint es. Und die Banken wollten da nicht hinten anstehen.
So haben Sie auf der Jagd nach den noch besseren Geschäften Dinge getan, die man als Bank nicht tun sollte. Gutgläubig wie Banken nun mal sind, mussten Sie ja davon ausgehen, dass Ihnen so etwas, wie allen anderen nicht passieren kann. Zudem die Besten eines jeden Finanzmarktes die Spitzen dieser Häuser erklommen haben.
Und siehe da - falsch gedacht und noch schlimmer gemacht. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht die inhaltlichen Fehler aufführen oder die Berge von Summen, die sich da angehäuft haben. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass diese Bankenkrise ein weiterer Beweis dafür ist, dass der Mensch zu rationalen Entscheidungen nicht fähig ist. Wie viel Beweise braucht es denn noch, dass wir alles Wichtige Menschen anvertrauen, welche hoch qualifiziert sind. Damit diese einen kühlen Kopf bewahren, wenn es ans Eingemachte geht.
Und genau diese zeigen, wenn es darum geht, dass sie dazu nicht fähig sind. Und auch nicht bereit. Es sind halt doch nur Menschen, die menschlich reagieren und agieren. Diese Bankenkrise zeigt eindeutig, dass wir uns besser auf unsere Intuition und unsere Emotionen verlassen. Das heißt nicht, dass solche Bauchlandungen nicht mehr vorkommen, aber in Zukunft wundern wir uns nicht mehr darüber.
Der andere Nebeneffekt ist auch nicht von schlechten Eltern. Die Controller unter meinen Bloglesern werden sich jetzt die Hände reiben. Wer die größte Scheiße anrichtet, braucht sich nicht wundern, wenn man vor dem Komma, beim Gehalt ein paar Stellen streicht. Und erfolgsabhängige Bezüge einen weiteren Faktor hinzubekommen, misserfolgsabhängig. Schaut Euch mal an, wie es Steve Jobs von Apple macht. Der bekommt offiziell 1 Dollar Gehalt, aber hat sich eine winzige Gewinnbeteiligung in seinen Vertrag schreiben lassen. Eine, die ihm jedes Jahr über 300 Millionen in seine private Schatulle spült. Mit Recht. Denn er hat es verdient.
Wo ist das Risiko für die Bänker, die dafür verantwortlich sind? Da ist keines, darum ist der Schaden ja so groß. Wenn es nur 5 Dollar pro verlorene Million gekostet hätte, dann wäre das sicher nicht passiert. Denn beim eigenen Geld hört der Spaß bekanntlich auf.
Donnerstag, 17. Juli 2008
Ein himmelweiter Unterschied
Nicht verlieren wollen. Oder unbedingt gewinnen wollen. Nicht versagen wollen. Oder unbedingt den Erfolg heraufbeschwören. Es sind unterschiedliche mentale Einstellungen, mit denen alle zu einem Ziel gehen. Leider werden die meisten von der Befürchtung begleitet, hoffentlich geht das nicht daneben. Anstatt mit dem guten Gefühl anzutreten, das wird wunderbar funktionieren. Dabei geht es nicht um den Entzug von Realität, dem Ausweichen von Gefahren sondern unter welchem Stern, welcher Chemie, welchem Klima, welcher Motivation man zu einem Ziel geht.
In unserer Welt, in der das Risiko, die Kosten, die Schwächen und auch alles andere Negative mehrheitlich im Vordergrund stehen, ist es umso schwerer, alle vom Gegenteil zu überzeugen und mitzureißen. Die Gefahr, die Befürchtung und die Mutlosigkeit sind an der Tagesordnung. Man will das 1:0 über die Zeit retten, mit dem immer selben Ausgang.
Wer gewinnen will, hat einen großen Vorteil, wer nicht verlieren will einen großen Nachteil. Letztendlich sind das aber beides nur Einflüsse, die nicht wirklich etwas über den Ausgang aussagen, aber stark die Tendenz beeinflussen können. Und zudem viel über die Qualität verraten.
Wer von der Hoffnung beseelt ist, gewinnen zu wollen und zu können, erfolgreich zu sein, der ist schon mental allen anderen weit voraus. Jetzt muss die Fähigkeit und die Bereitschaft, das qualitativ in die Tat umzusetzen, nur noch folgen. Das ist nicht zu unterschätzen. Denn viele mit der richtigen mentalen Einstellung haben vergessen, die Sache um die es geht zu beherrschen. Wiederum haben andere die Sache perfekt im Griff, aber mental die völlig falsche Einstellung. Also, das eine geht ohne das andere nicht.
Man trifft immer öfter Menschen, denen es an der richtigen Einstellung fehlt. Die besuchen dann entsprechende Seminare und trotzdem verändert sich signifikant nichts. Weil das eben nur die halbe Wahrheit ist. Man muss das Handwerk schon beherrschen. Nur Chaka-Chaka hilft nicht wirklich, eher gar nicht weiter. Außer einer kleinen kurzfristigen mentalen Welle, die schnell wieder im Sande verläuft, bleibt nichts.
Aber wenn die sachbezogenen Qualitäten auf die richtige Einstellung treffen, ist viel mehr bis alles möglich. Nur wie gesagt, keine oft aufzufindende Konstellation in unserer Gesellschaft. Da fehlt es vermehrt an der richtigen Einstellung und zunehmend auch an der Qualifikation. Dieses Leben „light“, das viele führen, verführt auch viele, alles mal so nebenbei zu machen. Im Handstreich sozusagen. Der Hang zu einer gewissen Oberflächlichkeit bleibt da nicht aus.
Dies stößt über kurz oder lang eine große Tür für alle diejenigen auf, die von der Qualität, der besten Beschaffenheit und der ständigen Lust getrieben sind, die eigenen Fähigkeiten immer wieder zu verbessern.
Mittwoch, 16. Juli 2008
Weiter
Mach weiter. Weiter. Immer weiter. Nicht erst seit Titan Oli Kahn gilt: It´s not over – till it´s over. Vor dem Hintergrund, dass ohnehin fast alles Zufall, Glück, Fügung und Schicksal ist, ist es von großem Vorteil, wenn man immer weiter macht. Ob man Zeit hat oder keine. Ob man Geld hat oder keines. Ob einem Inspiration, Kondition oder was auch immer fehlt. Das ist völlig egal. Weiter. Hinterm Horizont geht es bekanntlich weiter, singt schon Udo Lindenberg. Ich bin überzeugt, dass alle Begabung und alles Talent nichts wert ist, wenn man die Flinte zu schnell ins Korn wirft.
Die meisten stocken. Bleiben stehen. Weichen zurück. Hören auf. Ändern die Richtung. Dabei waren sie näher dran, als sie glaubten. Sie waren auf dem richtigen Weg und sind umgekehrt. Wie tragisch. Wie traurig. Unglaublich viele schlechte Ideen sind erfolgreich geworden, nur weil jemand weiter als andere ging. Immer weiter. Es gibt unzählige Beispiel über Errungenschaften der Menschheit, bei denen man sich ehrlich fragen muss, wie konnte sich das bloß durchsetzen.
Ganz einfach - weil jemand bereit und fähig war, weiter und weiter zu machen. Das ist der Stoff, aus dem die Wirklichkeit entsteht. Die meisten haben mal eine Idee und wenn die nicht sofort funktioniert oder auf schnellstem Weg zum Schotter führt, dann wird gleich auf das nächste Pferd gesetzt und umgesattelt.
Weiter machen ist natürlich kein Garant für den sicheren Erfolg. Aber es der einzige Weg, damit Erfolg überhaupt möglich wird. Persönlich empfundener Erfolg. Echter Erfolg. Weiter machen klingt leichter gesagt als getan. Weil man nie einschätzen kann, wann man wirklich ankommt.
Oli Kahn wollte in seinem Leben eine Sache erleben: Weltmeister werden. Bei allen Erfolgen, die er dabei eingesteckt hat, war das immer sein zentrales Ziel. Er hat es nicht erreicht und wird es als Spieler auch nicht mehr erreichen. Rückblickend bleibt nur festzuhalten, dieses Ziel, dass er nie erreicht hat, hat ihm alles andere ermöglicht. Und so geht es vielen, die mit der Begabung gesegnet sind, weiter und weiter zu machen und zu gehen. Bleibt Herr Kahn nur zu wünschen, dass er nicht darüber verzweifelt, dass einzige wahre Ziel in seinem Leben nicht erreicht zu haben. Dafür aber viel, viel mehr.
Somit ist der Vorteil von Menschen, die weiter und weiter machen, dass diese genau mit dieser Einstellung die große Chance habe, grundsätzlich mehr zu erreichen und zu erzielen, als alle anderen. Also, weiter geht´s.
Dienstag, 15. Juli 2008
Mit dem Gewissen vereinbaren
Was für eine seltsame Redewendung. Kann man das mit seinem Gewissen vereinbaren. Und wenn nicht? Und wenn doch? Und wenn ich nicht genau weiß, ob oder ob nicht? Und wenn mein Gewissen sich verändert und eine Entscheidung rückblickend in einem ganz anderen Licht erscheint. Zweifelhaft. Gewissensentscheidungen sind zweifelhaft. Man stelle sich mal die Moralvorstellung 1940 vor. Oder die 1970. Geschweige die moralischen Vorstellungen im Jahre 2000. Ob man alleine lebt. Oder später mit einer ganzen Familie. Wo man lebt ist auch nicht ganz unwichtig.
Mit meinem guten Gewissen vereinbaren, geht ebenso gut wie mit meinem schlechten Gewissen. Kannst Du das mit deinem Gewissen vereinbaren. Das ist doch wieder so eine rhetorische Frage, welche die Antwort selbst impliziert. Allein die Fragestellung nimmt doch vorweg, dass man das offensichtlich nicht so ganz mit einem 100% guten Gefühl über die Bühne bekommen will.
Der Zweifel an einer solchen Entscheidung scheint mir aber wichtig, als nur 100% Entscheidungen zu treffen, bei dem mein Gewissen blöd grinsend nickt. Ich finde das Gewissen kann so einiges ab. Das liegt da mit seinen reinen moralischen Vorstellungen auf der faulen Haut und wenn es ans Eingemachte geht, dann säuselt es etwas wie: Na! Achtung! Ist das auch gut für Dich? Pass auf! Du wolltest doch eigentlich...!
Gewissen. Gewissen - was ist das eigentlich genau. Es ist schon mal kein Organ. Obwohl man das glauben könnte, denn nicht wenige Menschen haben gar keins. Als ob das dazugehörige Organ fehlen würde. Es ist so ein Gefühl. Die Summe meiner Befürchtungen und Hoffungen zusammen genommen in einem Gefühlseintopf.
Aber man darf sein Gewissen nicht unterschätzen, sonst nimmt die Summe der schlaflosen Nächte überhand. Denn es kann einen offensichtlich ganz schön quälen. Da gibt es kein Mittel dagegen, außer sein Gewissen spürbar zu beruhigen. Schon komisch mit diesem Gewissen. Eigentlich werden Entscheidungen ohnehin emotional getroffen. Eigentlich lassen wir uns ohnehin fast ausschließlich von unseren Gefühlen leiten. Und dann kommt da noch der große Einfluss der Hormone dazu, somit sind wir eigentlich alle vor rationalem Hintergrund zeitlebens unzurechnungsfähig. Trotzdem werden wir von allen zur Verantwortung gezogen. Vor allem von unserem Gewissen.
Ich kann nichts wirklich vereinbaren, sondern nur für den Moment entscheiden. Nichts, was ich sage, denke, glaube und weiß, hat eine längere Haltbarkeit als H-Milch. Wie es der Zufall so will und das Glück und das Schicksals, haben einige Dinge in meinem Leben eine beeindruckend lange Haltbarkeit bewiesen. Aber das liegt mehr an meiner Sturheit. Und meiner Ungeduld. Und an meiner Gewissenlosigkeit. Das Leben und der Beruf und das Leben im Beruf scheint mir ein Weg entlang maximaler Plausibilität zu sein. Alles was ich mir ausdenke, ist aus der Summe aller meiner Befürchtungen und Hoffungen entstanden. Aus diesem Eintopf, den alle Gewissen nennen. Und man kann doch unmöglich ein Leben lang dasselbe essen. Das muss einem doch über kurz oder lang zum Halse raus hängen. Man stelle sich nur mal vor 86 Jahre lang Bohneneintopf.
Ich glaube, da liegt der Hase im Pfeffer, wenn ich diese Gewissenfrage stelle, gestellt bekomme oder andere diese gestellt bekommen. Ich kann doch nicht mein Leben lang dieselben Entscheidungen treffen. Allein schon, wenn man bedenkt, wie rot man mit 17 war und wie sehr sich die Farbe im Laufe eines Lebens verändert. Was ich für Musik mit 25 gehört habe und was ich heute höre. Alles verändert sich. Aber mein Gewissen soll dasselbe tun, ein Leben lang versuchen, eine moralisch richtige Entscheidung zu treffen. Das ist absurd. Dann würde man ja nie wichtige Grenzen überschreiten, um daraus wichtige und ebenso unwichtige Erkenntnisse ableiten zu können. Das Leben entlang dem guten Gewissen könnte ein Leben in der totalen Langeweile sein. Ein Leben ohne Mut, ohne Risiko. Und das schlimmste, ein Leben ohne Fehler. Vor allem die wichtigen großen. Das alles würde mir wirklich sehr fehlen.
Also, ich kann vieles mit meinem Gewissen absichtlich nicht vereinbaren. Aber ich komme immer wieder auf den mir so wichtigen Weg zurück. Können Sie das mit Ihrem guten Geschmack vereinbaren? Ist ebenso irritierend. Man muss sich doch mal ebenso schlechtes wie überragendes zugefügt haben, um überhaupt einen eigenen Geschmack entwickeln zu können. Alles entwickelt sich doch erst im Laufe eines Lebens - die Überzeugungen, die Meinungen, die Einstellungen. Einfach alles ist einer Entwicklung unterworfen. Wie soll ich also von Anfang an wissen, ob mein Gewissen denn Recht hat oder Unrecht.
Gewissenhaft wird man doch erst mit einem bestimmten Alter. Leider. Das ist der Moment, in dem das letzte Momentum Kind sich aus einem Körper verabschiedet. Traurig. Sehr traurig. Ich hoffe, ich bleibe bis zum Schluss ein gutes Stück weit gewissenlos.
Montag, 14. Juli 2008
Über Wissen und Ahnung
Der Unterschied zwischen Wissen und Ahnen ist wesentlich größer als man gemein hin annimmt. Er ist so groß, dass fatale Fehleinschätzungen die Folge sind.
Wissen wir, wie sich Hunger anfühlt? Nicht der Hunger vorm Fernseher oder der, bevor man Essen geht. Nicht der Hunger, bis das Fleisch endlich vom Grill auf dem Teller landet. Nein, ich meine den Hunger, den man hat, wenn man wirklich hungert.
Wissen wir, wie sich Durst anfühlt? Nicht der Durst, wenn man vom Rad absteigt und in den Biergarten geht. Nicht der Durst nach dem Sport. Nicht der Durst, wenn man wieder vergessen hat, zwischendurch etwas zu trinken. Ich meine den Durst, der einen verdursten lässt.
Wissen wir, wie sich Ungerechtigkeit anfühlt? Oder Armut? Angst? Unsicherheit? Wie es ist, ohne Freiheit und Freiheiten zu sein. Wissen wir, wie sich Krankheit anfühlt? Kennen wir den Schmerz von Verlust? Den von Trennung? Existenzangst? Wissen wir, wie es ist, wenn schlimmste Befürchtungen einen quälen? Wenn Terror einen umgibt? Wenn Willkür an der Tagesordnung ist? Wenn der Tod überall lauert? Wissen wir, wie sich katastrophales Versagen anfühlt? Oder wenn man die Grenzen überschreitet, die Grenzen der Menschlichkeit und der Ethik und die der eigenen Moral? Wissen wir, wie sich das alles anfühlt?
Jeden Tag wissen mehr Menschen wie das ist, denn sie sind diesem Umstand ausgeliefert. Das weiß eigentlich jedes Kind. Was nur bedrückend ist, ist die Tatsache, dass die Menschen, die über dieses oder jenes Leid zu entscheiden haben, nicht wissen, wie es ist.
Wenn Sie das wüssten, dann würden viele Umstände anders aussehen. Es ist bezeichnend, dass die meiste Kraft zur Veränderung von Menschen ausgeht, die wirklich wissen, wie es ist. Die ein Leben lang gegen ihr eigenes Trauma ankämpfen. Oder die diesem Gefühl so bedrohlich nah gekommen sind, dass sie alles dagegen unternehmen.
Es ist die Distanz der Menschen und die unglaubliche Arroganz zu behaupten, zu wissen wie es ist, welche es unmöglich machen, die wirklichen Probleme einfach zu beseitigen. Solange Entscheidungen von Menschen getragen werden, die den Kontakt, die Beziehung, die Verbindung zu der eigentlichen Sache verloren haben, nie aufgebaut haben oder schon immer vermissen lassen, so lange wird es nicht besser. Denn alles, was da aus dem Elfenbeinturm heraus entschieden wird, betrifft die Entscheider nicht selbst. Und es passiert in der Regel weit genug entfernt.
Wer wirklich verändern will, der muss wissen, worum es geht. Und zwar nicht im Kopf allein, sondern durch gefühltes Wissen. Spürbares Wissen. Ich muss dabei z.B. immer an Helmut Schmidt denken, der über George W. Bush einmal sagte: „Der Mann war nie im Krieg und hat nie einen miterlebt.“ Aber es gibt unzählige Beispiele, bis in die Religion, Wirtschaft, Kultur, Bildung, Gesellschaft und so weiter, die deutlich zeigen, wie viel von wie wenig Wissen um die Sache geprägt ist.
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