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Freitag, 21. März 2008

Legastheniker – Gas digt es goch dar nicht – oger?


Ich bin einer. Erst dachte ich als Kind, oh mein Gott, das mit der Rechtschreibung bekommst du nie hin. Vor allem weil mich von allen Seiten alle auf meine vielen Rechtschreibfehler hinwiesen. Deshalb habe ich das Schreiben - so gut es ging - eingestellt. Denn wo keine geschriebenen Worte standen, konnten auch keine Fehler entstehen.


Die Lehrer haben das damals nicht erkannt. Meine Eltern auch nicht. Der ist schlecht in Rechtschreibung, hieß es. Es gibt eben so Menschen. Die einen können nicht rechtschreiben, die anderen nicht recht rechnen. Und wenn es einen ganz übel trifft, kann man beides nicht. Dann ist man – blöd.

In meinem Fall trug es sich im Laufe der Zeit so zu. Da ich die Fehler nicht so stark vermindern konnte, wie es nötig gewesen wäre, um eine gute Note zu erhalten, musste eben der Inhalt die Schreibfehler ausgleichen. Somit hatte ich oft inhaltlich alles richtig und perfekt, voller Fantasie und meist viele Seiten mehr als meine Mitschüler und bekam dafür eine "1". Doch für die Rechtschreibung eine "6". Das machte im Mittel eine "3". Im Mündlichen schob ich mich hier und da auf eine "2" oder rutschte auf eine "4" ab.

Somit musste ich inhaltlich immer die besten Arbeiten abliefern. Sonst wäre das mit dem Abitur nichts geworden. Der Legastheniker macht Fehler, viele Fehler, die er selbst nicht erkennt. Weil er nur den Sinn des Wortes sieht, nicht die Buchstaben. Deshalb kann er Groß- und Kleinschreibung nicht auseinander halten. Was dazu führt, dass sie immer schlechter wird, weil er immer im Ungewissen ist, ob das jetzt richtig oder falsch ist. Und er verwechselt Buchstaben. Da hilft alles Verständnis der Rechtschreibung nichts. Er sieht die Fehler nicht, die er macht. Denn er vermutet sie nicht. Deshalb übersieht er sie.

Das ist so. Heute ist das eine anerkannte Störung. Und führt dazu, dass die typischen Legastheniker-Fehler nicht mehr die Note beeinflussen. Diese werden aufgrund der Störung nicht mitgerechnet. Das bedeutet, dass ich in der Hälfte der Fächer, in denen ich eine "2, 3 oder 4" hatte, ich heute eine "1, 2 oder 3" hätte. Ich wäre somit eine ganze Note besser. Ich habe ein Abitur mit 2,2 gemacht. Das bedeutet, ich hätte mindestens ein Abi mit 1,7 gemacht. Was mir ganz andere Studiengänge als BWL ermöglicht hätte. Hat es aber nicht.

So ändern sich eben die Zeiten. Da bin ich einfach ein paar Jahre zu früh dran gewesen. Was wohl aus mir geworden wäre, mit einem "Einser" - Abitur?

Aber selbst das alles hat mich nicht vom Schreiben abgehalten. Das muss man sich mal vorstellen. Noch heute bin ich getrieben von dem Instinkt, der da sagt: Du musst besser schreiben als die anderen, damit man über die Fehler hinweg sieht.

Ich weiß nicht, wie vielen Werbetextern es so geht wie mir. Oder anderen, die zu den Buchstaben gegriffen haben. Aber ich ahne, es sind mehr, als man glaubt. Also, wenn ihr mal auf einen Legastheniker trefft, dann erklärt ihm nicht die Rechtschreibung, sondern konzentriert euch mehr auf die Inhalte. Noch schöner, ihr bietet ihm an, die Fehler zu korrigieren. Denn eins ist mal klar, viele Menschen können zwar richtig schreiben, aber inhaltlich fehlt zumeist die Substanz. Es ist schwerer, die richtigen Worte zu finden, als letztendlich die richtige Schreibweise. Das kann ja sogar das Rechtschreibprogramm eines Computers. Aber der kann keinen einzigen intelligenten Satz von selbst schreiben. Nur auf Fehler hinweisen.

Also, meine Bitte: Mehr Toleranz und mehr Hilfe für Legastheniker. Es lohnt sich. Ach, hier noch eine kleine Liste von mehr oder weniger bekannten Legasthenikern:

Johannes Gutenberg, Albert Einstein, Alfred Hitchcock, Ernest Hemingway, Francois Mitterrand, Tom Cruise, Michael Jackson, Diego Maradona, Leonardo da Vinci, Jackie Stewart, Agatha Christie, Hans Christian Anderson, George W. Bush, Victoria von Schweden, August Rodin, Whoopi Goldberg, Steven Spielberg, Dustin Hoffman, Walt Disney, Franklin D. Roosevelt, John Lennon, Steven Hawkins, Charls Darwin, Napoleon Bonaparte...

Das müsste vorerst reichen.


Geschrieben von Christof Hintze in Menschen um 10:45 | Kommentare (0) | Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Menschen
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