Montag, 19. November 2007
Jäger & Sammler 2
Eines muss man den Weibchen der Spezies Mensch lassen. Sie haben es gut raus, den Beschützerinstinkt des Männchens zu wecken. Das ist eine legitime Überlebenstaktik. Denn während das Weibchen mit den Jungen lokal gebunden ist und auf Versorgung angewiesen bleibt, streift der große, weiße Jäger ziellos durch sein Territorium auf der Suche nach Beute, Scharmützel oder schnellen Vergnügungen.
Eines der beliebtesten Spielchen ist das „Schlechte-Gewissen-Spiel“. Es geht darum: Egal, was das Männchen sagt, bleibt es zum Schluss als schlechter Kerl zurück, den sein schlechtes Gewissen jetzt treibt, sich wieder ausschließlich um das Weibchen zu kümmern.
Hier eine milde Form des Spiels, täglich mehrfach erfolgreich eingesetzt. Das Männchen macht sich fertig für die wochenendlichen Einkäufe. Draußen tobt ein Schneesturm, den ein Tief planmäßig über Hamburg hergeweht hat. Das Weibchen liegt noch im warmen Bett und stellt in den Raum: „Heute stehe ich nicht auf.“ Erste Runde. Das Männchen, selbst wenn es schon einigermaßen erfahren ist, tappt leicht in die aufgestellte Falle. „Na gut, dann bliebst du halt liegen. Und ich bringe dir was Schönes mit. Nachher frühstücken wir dann zusammen.“ - „Aha, du willst also wieder ohne mich losziehen“, schluchzt sie mit gespielter Empörung los. KO in der zweiten Runde.
Was könnte das Männchen tun? Ich bin heute milde gestimmt und will mal nicht so sein. Ein kleiner Tipp aus meinem Nähkästchen: Da es beim „Schlechte-Gewissen-Spiel“ darum geht, dass sich das Männchen kümmert, liegt hier auch der einzige Ausweg. Denn mit der Einleitung „Heute stehe ich nicht auf“, testet das Weibchen einzig seine aktuelle Kümmerbereitschaft. Da muss da Männchen auch die entsprechenden Geschütze auffahren. „Bist du krank, Liebes?“ wäre zum Beispiel eine gekonnte Erwiderung. „Dann fahre ich dich sofort ins Krankenhaus oder wir rufen den Notarzt“, müsste allerdings noch folgen, damit es glaubwürdig bleibt. Erste Runde geht klar ans Männchen.
“Nein, so schlimm ist es nicht“, geht das Weibchen in die zweite Runde. „Mir ist nur so kalt“, baut sie eine zweite Falle auf. „Dann komme ich wieder ins Bett und wärme dich“, könnte das Männchen jetzt fürsorglich sagen, um dem Weibchen seinen Triumph zu lassen. „Ihr Kerle denkt doch immer nur an Sex“ zieht sie das Herz-As und steht endlich auf. Zurück bleibt das Männchen, das sich geschickt auf das „Schlechte-Gewissen-Spiel“eingelassen hat, aber immerhin zum gemeinsamen Einkaufen kommt.
Mit sehr viel Geduld und Erfahrung kann es dem Männchen gelingen, auch weiterhin die grobe Richtung vorzugeben, wenn es ihr bei diesen Spielchen ihren kleinen Triumph lässt. Nächste Woche berichte ich dann von der dritten Runde.
Geschrieben von Kai Falkenberg
in Menschen
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18:36
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Sonntag, 18. November 2007
schnalstal
Geschrieben von Peter von Felbert
in Berge
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20:53
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Sonntag, 11. November 2007
Die bleichen Berge
Wir waren jetzt in Bozen. Unser Hotel war alt und gut in Schuss. Die Zimmer waren neu und ziemlich gemütlich. Ich kaufte mir einen Hut bei Rizzolli, der ältesten Hutmacherei in der Stadt. Den Hut wollte ich zukünftig beim Fischen tragen.
Seit heute regnete es. Wir spazierten durch die Altstadt und verzogen uns in eine Weinklause, wo wir uns an einen Tisch setzten, an dem schon Einheimische saßen. Der Wirt war ein Italiener; etwas mürrisch, aber den Wein, den er uns brachte, konnte man sich gefallen lassen. Es war ein Lagrein und seine Farbe war Dunkelrot und er schmeckte ein bisschen wie reife, schwarze Süßkirschen. Wir aßen verschiedene mit Olivenöl beträufelte Brote dazu; warmes, krosses, duftendes Brot. Scheiben von Tomaten, gehobelter Parmesan, frisches Basilikum, salzige Sardellen. Die Brote pfefferten wir grob aus der Mühle, bis uns der Schwarzpfeffer scharf in Nase stieg.
Die Stunden nach der Mahlzeit verbrachten wir auf unserem Zimmer. Wir machten es uns gemütlich und dann schliefen wir ein.
Als wir zum Abendessen aufbrachen, regnete es nicht mehr. Aber da die Wolken den Himmel ganz bedeckten war es grau und trist in den Straßen. Auf dem nassen Pflaster spiegelte sich das Licht aus den Häusern. Und weil die Läden geschlossen waren, waren auch keine Leute unterwegs. Es war die Zeit zwischen dem Nachmittag und dem Abend. In einer Auslage auf der anderen Seite der Straße sahen wir Licht. Angezogen von dem warmen Licht gingen wir hinüber. Bücher! Wir fragten den Mann, der uns begrüßte, ob es auch deutsche Bücher gäbe. Wir sahen sein freundliches Nicken und waren froh über unsere Entdeckung: Ein Laden voller Bücher an einem grauen Bozner Spätnachmittag. Eine ganze Weile stöberten wir herum. Es gab einfache braune Holzregale und ein rotes Sofa. Die Bücher waren nach Ländern sortiert und die Regale mit kleinen, weißen handgeschriebenen Zetteln markiert: spanische Autoren in spanischer Sprache, italienische in italienischer, französische in französischer, polnische in polnischer, deutsche in deutscher und so weiter. Natürlich gab es auch Übersetzungen. Ich kaufte ein Buch von Francisco Coloane, Feuerland. Außerdem ein Literaturmagazin. Das Magazin versprach eine Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder zu sein. Der Laden war wirklich gut sortiert und wir blieben bestimmt an die zwei Stunden.
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Geschrieben von
in Weite Welt
um
13:34
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