Dienstag, 30. Oktober 2007
Glauben oder vom Glauben abfallen
Was soll man noch glauben? Was kann man noch glauben? Was darf man noch glauben? Was will man noch glauben? Was muss man noch glauben? Haben wir den Glauben an den Glauben verloren? Oder gewinnen wir gerade den Glauben zurück? Wer glaubt überhaupt noch an etwas?
Glaube ist nicht Wissen. Sondern er fühlt sich so an wie Wissen, ohne es letztendlich genau zu wissen. Aber dem Bedarf es beim Glauben auch nicht. Somit ersetzt der Glaube das Wissen oder das Wissen den Glauben. Obwohl man einem Herren namens Sokrates, seines Zeichen Philosoph, nachsagt, er hätte gesagt „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“.
Womit die Glaubensfrage ebenso dasteht wie die Wissensfrage. Vor allem. Und vor dem Nichts. Nichts genaues weiß man nicht. Wenn Wissen Macht ist, dann ist Glauben das auch. Mit Blick auf die Geschichte kann ich die Machtfrage aber eher dem Glauben zugestehen. Wissen belastet eigentlich mehr. Menschen, die viel wissen, sind in der Regel seltsame Zeitgenossen.
Ähnlich wie Menschen, die viel glauben. Auch die treten meist seltsam in Erscheinung. Ich sitze zwischen den Stühlen. Ich glaube viel, wenn ich wenig weiß. Und ich glaube wenig, wenn ich viel weiß. Aber ein Teil in mir glaubt. Oft. Viel. Ständig. Stark. Ein anderer Teil in mir sammelt Wissen. Aber es bleibt nicht. Es hat oft keinen Bestand, verliert schnell an Wert. Man weiß eben nie, wann man sein Wissen braucht. Wissen ist wie sammeln. Man sammelt und sammelt Wissen und Informationen, getrieben von der Angst, darauf sicher mal zurückgreifen zu müssen. Und dann ist man froh, dass man es greifbar hat.
Obwohl Wissen im Stress oft nicht greifbar ist. Es liegt dann auf der Zunge, aber kommt nicht raus. Der Gedanke ist zum greifen nahe. Aber man greift und greift ins Leere. Man weiß, dass man es weiß, aber man kann das Wissen nicht abrufen.
Aber auch Zweifel am Glauben sind gestattet. Wenn man sieht, was so passierte, passiert und passieren wird, dann kann man nachvollziehen, dass der eine oder andere vom Glauben abgefallen ist. Somit scheinen Glauben und Wissen sich näher zu sein, als man im Allgemeinen glauben mag und wissen kann.
Montag, 29. Oktober 2007
Seele gesucht. Seele gefunden.
Was ist eine Seele? Wo ist die Seele? Wer hat eine Seele? Was sagt einem die Seele? Die Seele beschäftigt mich von Anfang an. Nichts, neben der Hölle, ist mystischer als die Seele. Als Kind dachte ich über die Beschaffenheit nach. Wie ein Organ sollte sie in meinem Körper ihr Wesen und Unwesen treiben. Der Ort muss in der Nähe des Herzens sein, aber manchmal auch ein gutes Stück tiefer, auf Höhe des Solarplexus und in der Magengegend. Oft versuchte ich, meiner Seele auf die Schliche zu kommen. Es gelang mir nicht. Irgendwie scheint sie überall zu sein. In jeder Zelle. Die Seele ist so etwas wie die ursprüngliche reine Definition meines Ichs. Der eigentliche Plan von meiner Person. Der dann durch die Umwelt hier und da geändert wird. Ob gut, ob schlecht.
Somit ist die Seele die ursprüngliche Idee meines Lebens. Menschen, denen man nachsagt, sie hätten keine Seele, leben offensichtlich nur wenig bis gar nicht nach dem ursprünglichen Plan des Lebens. Sie leben offensichtlich einen anderen Plan, der in unserer aller Leben überhaupt nicht auftaucht. Eine gute Seele lebt den ursprünglichen Plan in großer Übereinstimmung.
Somit kann es die Seele geben. Es kann aber auch sein, dass es diese eigentlich nicht gibt, sondern dass mit der Seele eher das Gewissen eines Menschen gemeint ist. Ist aber auch egal. Die Botschaft, diese mystische Botschaft, die mit der Seele verbunden ist, zieht mich bis heute in ihren Bann.
Es ist wie die eigene Suche nach dem heiligen Gral. Mit den Attributen, die im Allgemeinen mit der Seele verbunden sind, mit diesen können die einen viel, andere nur sehr wenig anfangen. Mir scheint es so, als ob mit der Definition einer Seele ein Bündnis verbunden ist - sein Leben auf eine besondere Weise zu leben.
Eigentlich ein gutes Bündnis, wenn dieses nicht schon so lange und so oft missbraucht worden wäre. Eine gute Seele von Mensch - das ist oft der Anfang von einem üblen Ende. Die Seele könnte auch die Energie sein, unsere Lebensenergie, wie so eine Art von KW Messung in uns selbst. Die PS mit denen wir durchs Leben schreiten. Die Wattzahl mit der wir leuchten. Es gibt eine Art von Energie, die von bestimmten Menschen ausgeht. Aber das sind nicht immer auch gute Seelen. Ganz im Gegenteil.
Meine Seele ist aber offenbar und letztendlich die meine. Diese ist nicht übertragbar. Aber sie soll, so behaupten nicht wenige, auch nicht verlorengehen. Nun dann. Seele, wo steckst du? Wie bist du drauf? Was führst du im Schilde? Du großes Geheimnis meines Lebens.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Damals. Ein Brief aus der Zukunft. 25. Oktober 2047.
Ich bin 83 Jahre alt. Und fühle mich nicht mal so schlecht. Diese Zeilen werde ich dann, auf die Frage “Wie war das damals?“ schreiben:
Mensch Kinder, das war eine Zeit. Die ersten Vorzeichen konnte man, wenn man wollte, Ende der 90er schon erkennen. Aber wer wollte schon. Es brummte an allen Ecken das Business rollte. Man konnte sich vor Erfolg gar nicht retten. Alles immer schöner, größer, teuerer und mehr.
Die Wirtschaft im Galopp. Und dann noch das endlose Feld – Internet, New Economy. Das sah so aus, das fühlte sich so an, wie die legitimen Nachfolger der Krawatten, Manschetten und goldene Knöpfe Abteilung.
Alles war cool und sexy. Man trug Prada, fuhr Porsche und schlang Sushi in sich hinein. Ein Leben voller Zuversicht. Anstrengend, aber geil.
Es war wirklich die Zeit, da waren die Coolen auch cool. Die Zeit der Ideen, der Träume. Die Zeit, Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. So konnte und sollte es weitergehen. Aktien. Alle hatten plötzlich Aktien und die schossen durch die Decke. Das war alles echt sexy.
Und dann folgten einige Dinge, die das ganze zum Einsturz brachten, in nicht mal 10 Jahren. Die Wiedervereinigung war wirtschaftlich rückblickend ein übles Ding. Dann die Euro-Einführung, alles wurde von einem Tag auf den anderen doppelt so teuer. Wir nannten ihn damals Teuro. Und dann ging der New Economy die Luft aus, zu viele Luftblasen. Es machte kawumm und sie war weg und mit ihr auch viele gute Ideen.
Fast zur selben Zeit wurde Basel 2 eingeführt. Innerhalb von 24 Stunden wurde eine kreditgestützte Wirtschaft auf eine eigenkapitalgestützte Wirtschaft umgerüstet. Die Banken machten das. Gerne.
Und dann kam der 11.September 2001. Da war dann endgültig Schluss mit lustig. Da war dann zappenduster. Schlimmer, da herrschte zusätzlich noch die Angst. Von dem Schock hat sich die Wirtschaft einige Zeit nicht erholt.
Aber auch in dieser Zeit gab es Krisengewinner. Abertausende Insolvenzen folgten, erst die Unternehmen, also Kapitalgesellschaften und dann die Privaten. Immer mehr Haushalte waren völlig überschuldet. Die Wirtschaft stand unter Schock. Das war die Zeit der Söldner und Controller. Da nichts mehr wachsen konnte und nichts gesät wurde, schlug man Kapital aus dem Minimieren. Kosten runter. Kosten runter. Kosten runter. Outsourcing war damals die Devise. Alle und alles musste raus.
Ein Ballon im freien Fall und alles was nicht Vorstand, Unternehmensberater und Controller hieß, wurde kurzerhand über Bord geschmissen. Eine Wahnsinnszeit. Wahnsinn. Wenn ich da heute noch dran denke. Wir wussten oft nicht, wie es weitergehen sollte.
Aber so im Jahr 2009 oder 2010 war es glaube ich, da war der Spuk auf einmal vorbei. Die Zitrone war ausgepresst. Alles minimieren, weglassen und reduzieren war am Ende angekommen. Nichts ging mehr. Und dann halfen nur noch neue Ideen, neue Impulse, neue Investitionen, neue Macher, neue Gestalter. Die Wirtschaft zehrte geradezu nach Auswegen und neuen Wegen. Nichts ging mehr. Die alten Instrumenten und Werkzeuge hatten ausgedient.
Der Konsument war erwachsen geworden. Al Gore gewann damals den Friedensnobelpreis. Es muss so 2007 gewesen sein. Da hätte man erkennen können, wohin die Reise geht, wenn man wollte. Aber niemand traute sich überhaupt, eine Chance beim Schopfe zu packen. Die Zuversicht ging gegen Null. Optimismus kam zynisch rüber. Eine völlig destruktive negative Zeit. Das einzige, was denen damals einfiel, war „Billiger“ - nicht besser, sondern immer billiger.
Denen war nicht klar, dass immer einer billiger kann, aber nicht immer einer besser. Unglaublich, aber so war das damals. Mit Al Gore kam eigentlich die Wende. Damals fuhren alle noch mit Verbrennungsmotoren, heizten mit Öl, Gas und Kohle. Es war der Wahnsinn. In Afrika starben die Menschen an Hunger und AIDS. Diese Seuche hat damals Millionen von Menschen das Leben gekostet. Afrika war das Armenhaus.
Ja, so war das damals. Wie die Zeiten sich ändern. Und wenn du in der Zeit lebst, dann denkst du, das geht jetzt immer so weiter. Aber ich kann dich beruhigen - nichts bleibt, wie es ist. Und unterschätze nie den Menschen. Wenn es ans Eingemachte geht, dann kann man sich gut auf ihn verlassen, sonst nicht. Mensch, war das eine dunkle Zeit.
Und es ist gerade mal 40 Jahre her. Unvorstellbar.
Mittwoch, 17. Oktober 2007
Über das Sein. Und das Nichts.
Wer will das nicht. Sein. So sein, wie er ist. Genau so. Aber wie ist man? Was soll man sein? Wer will man sein? Woher weiß man denn, wer man ist? Einfacher gesagt als getan, einfach sein. So sein, wie man ist, ist offensichtlich nicht so einfach. Denn das “Sein“ ist geprägt durch viele Einflüsse. Einige sind uns bekannt, die meisten jedoch nicht. Diese prägen unser Sein aus dem Unterbewusstsein, prägen uns auf das eigentliche “Sein“. Kann man wirklich man selbst sein? Wie soll das gehen? Man ist zu einem Teil ein Spiegelbild seiner Sozialisierung, seiner Umwelt, seiner Gene, seiner Entwicklung, seines Charakter und Persönlichkeit, seiner Stärken und Schwächen. Zudem gesellt sich vieles, was unser Sein bestimmt und beeinflusst, rein zufällig dazu. Also ein geprägtes Sein, was auch anders sein könnte. Die einen entdecken ihr Sein in der Vergangenheit, andere in der Gegenwart und wiederum einige hoffen, ihr eigentliches Sein in der Zukunft zu finden.
Einige mögen ihr Sein, wenn es gut läuft. Andere mögen ihr Sein nicht, weil es schlecht läuft. Das kann sich aber von Fall zu Fall schnell ändern. Was heute noch makellos ist, kann schon morgen voller Fehler sein. Und anders herum.
Dabei könnte jeder so sein, wie er will. Wenn es nicht ein Sein geben würde. Ein ideales Sein. Wenn das Sein, so vielseitig, viel- und tiefschichtig wäre, wie Schneeflocken nie vorgeben dieselben zu sein. Dann sind alle. Auch wenn sie das Gefühl haben, neben den eigenen Schuhen zu stehen oder in denen anderer zu laufen, deren Schuhe eine Nummer zu klein sind oder einige Nummern zu groß. Jeder ist. Ob er will oder nicht.
Viele wollen einfach nur so sein, wie sie sind. Dabei sind sie nicht das, was sie sein wollen. Andere wollen überhaupt nicht so sein, wie sie sind und machen alles Mögliche, um anders zu sein. Mit dem Ergebnis, genau sie selbst zu sein. Die Frage nach dem Sein hat viele Antworten. Unendlich viele. Man kann seinem Sein nicht wirklich entrinnen. Auch wenn man so tut.
Ich würde gerne reich sein. Öfters. Und dann doch lieber nicht. Ständig will ich was sein, was ich nicht bin. Oder nicht sein kann. Oder nicht sein werde. Das ist gut, denn somit kommt man um das eigentliche Sein ganz gut herum. Das eigentliche Sein ist hart. Brutal. Die Wirklichkeit des Seins ist fast unerträglich. Darum wollen alle eigentlich was anderes sein. Oder sind auf der Suche nach dem Sein. Oder dem Sinn des Seins. So zu sein, wie man ist, ist eins der Schwersten. Außer es läuft, dann ist es eines der leichtesten - Leben.
Denn nur ein Mensch auf der Welt weiß wirklich, ob der Schein auch das Sein ist. Man selbst. Ein Zustand, der unglaublich sein muss. Wenn man ganz man selbst ist. In allem, was man denkt und macht. Genau so zu sein, wie man ist. Ist das möglich? Wie soll das möglich sein? So wie man die Wahrheit nie kennen wird. So wie man nie alles wissen kann. Eventuell sollte man die Suche nach sich selbst, nach dem Sinn und so zu sein wie man ist, einfach einstellen.
Wer alle diese Versuche einfach einstellt, der könnte die größte Chance haben, sich näher zu kommen, als mit allen anderen Methoden und Versuchen zuvor. Eventuell liegt die Lösung in dem Nichts zwischen zwei Gedanken. Da wo Meditation anfängt. Sein ist nur ein Gefühl, man selbst sein ein großes Gefühl.
Aber es hat keine Farbe, keine Temperatur und schon gar keinen Wert. Sein ist nichts. Das Nichts spüren und empfinden. Sein könnte alles das sein, wonach wir nicht suchen und streben. Sein könnte alles das sein, was wir nicht materialisieren können. Alles das, was wir uns nicht vorstellen können.
Sein oder nicht sein? Leben oder Tod. Erst der Tod gibt uns die Möglichkeit zu resümieren, dass etwas gelebt hat. Das Sein. Eventuell ist es so großartig, weil es so einfach ist und wir nicht mehr in der Lage sind, es zu erkennen. Es ist das Nichts. Es könnte das Nichts sein. Denn es ist mehr als alles andere. In der Musik ist das Nichts, das was daraus Musik macht. Erst die Stille zwischen den Tönen macht Musik. So ist es auch beim Schreiben. Das, was man nicht liest, ist oftmals überwältigender. Bei großem Design, großer Architektur ist es ebenso. Erst, wenn man nichts mehr weglassen kann, ist es großartig.
Das Nichts macht das Sein großartig. Es ist das Nichts zwischen den Dingen des Lebens. Das Ausatmen, ohne das wir nicht einatmen könnten. Somit müsste das Bestreben der Menschheit nicht nach dem füllen des Nichts ausgerichtet sein, sondern danach, noch mehr großartige Lücken, Löcher und alles andere mit Nichts zu füllen. Wir müssen das gefüllte und überfüllte Nichts wieder entleeren. Und neue Lebensräume mit nichts füllen.
Aber, das ist nur so ein Gedanke von mir. Der muss nichts zu bedeuten haben.
Dienstag, 16. Oktober 2007
Wie erklärt man das seinen Kindern? Platz 21!
Das ganze Ausmaß der Katastrophe kann man hier herunterladen. Da ist es einem doch lieber, die hätten bei 20 aufgehört. Das kann man nur noch mit Humor ertragen. Und Platz 21 von wie viel? Obwohl, was soll da noch kommen? Auf das man stolz sein könnte das es hinter einem liegt? Mit dem Blick nach oben gerichtet, sind da wirklich ein paar harte Schläge zu verkraften. Da muss man durch. Das ist eben kein Zuckerschlecken. Obwohl, ich kann immer behaupten auf Platz 7 zu liegen.
Dienstag, 9. Oktober 2007
Literaturtest
a) Hier im Beginn verlässt Franz Biberkopf das Gefängnis Tegel, in das ihn ein früheres sinnloses Leben geführt hat.
b) Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
c) Die gelben Schlüsselblumen waren verblüht..
d) Es war ein klarer, kalter Tag im April, und die Uhren schlugen gerade dreizehn, als Winston Smith, das Kinn an die Brust gepresst, um dem rauen Wind zu entgehen, rasch durch die Glastüren eines der Häuser des Victory-Blocks schlüpfte, wenn auch nicht rasch genug, als dass nicht zugleich mit ihm ein Wirbel griesigen Staubs eingedrungen wäre.
e) Als er mit Packen fertig war, wischte er sich den Staub von den Händen und ging hinaus auf die Veranda des dritten Stocks der Kaserne, ein sauber und etwas schmächtig wirkender junger Mann in seiner Sommeruniform, die noch die Frische des frühen Morgens an sich hatte.
f) Nennt mich meinethalben Ismael.
g) Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wollte, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.
h) Mancherlei Abstoßendes in dem, was ich zu erzählen habe, mag durch die Verhältnisse bedingt gewesen sein.
i) Ich bin zu York in England im Jahre 1632 als Kind angesehener Leute geboren, die ursprünglich nicht aus jener Gegend stammten.
j) Der Sturmwind zerrte an ihm.
k) Es waren Robs letzte, ruhige Augenblicke seliger Unwissenheit, doch in seiner Einfalt empfand er es als unbillig, dass er mit seinen Brüdern und seiner Schwester zu Hause bleiben musste.
l) Das Atelier war erfüllt vom üppigen Duft der Rosen, und wenn der leichte Sommerwind durch die Bäume des Gartens fuhr, drang durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder der zartere Hauch des rosig blühenden Dornenstrauches.
"Literaturtest" vollständig lesen
Freitag, 5. Oktober 2007
Bewusst werden
In der Neukundenakquise ist es wie im wirklichen Leben. Ein Single versucht alles, um kein Single zu sein. Dafür gebraucht er verschiedene Strategien. Am Anfang ist er noch gelassen. Der richtige Partner wird schon kommen und auftauchen. Denkt er.
Aber es passiert nichts. Also entschließt sich der Single, an Orte zu gehen, an denen vermeintlich viele Singles sind. Denn da scheinen die Chancen größer auf den richtigen Partner zu treffen. Aber hier ist die Konkurrenz besonders groß. Und die Mittel, die eingesetzt werden, sind auch nicht von schlechten Eltern.
Es kommen zwar ein paar kurze, flüchtige Begegnungen zustande, aber nicht das, was man sich tief im Inneren erhofft hat. Nun wird der Single langsam nervös. Er beginnt mit der Kaltakquise. Aber auch hier bemerkt er schnell, dass die Erfolgsaussichten nicht rosig, sondern eher schwarz sind.
Nun bekommt der Single langsam Panik. Ständig ist er eingeladen auf Hochzeiten - alleine. Und die Eltern werden auch schon ganz unruhig. Nun fallen ihm plötzlich Umstände auf. Verhaltensweisen. Erwartungen. Und Ansprüche. Er beginnt, Verzweiflungstaten zu begehen und stürzt sich in Beziehungen, die zum Scheitern verurteilt sind, bevor sie richtig losgehen. Oder noch schlimmer. Er klammert sich an Beziehungen, die keine sind.
Davon abgeschreckt, zieht er sich zurück. Besinnt sich auf sich selbst. Investiert in sich. Plötzlich ist er nicht mehr einsam. Sondern ständig beschäftigt. Mit sich selbst. Er erkennt, dass er seinen eigenen Interessen nachgehen kann. Und entdeckt neue. Anstatt sich ständig auf die Suche zu begeben, nach irgend jemandem, ist er jetzt auf seinem eigenen Weg. Er hört auf, zu akquirieren. Bemerkt dabei aber nicht, dass er gerade anfängt, richtig zu akquirieren. Und zwar in der höchsten Form. Er entwickelt etwas neues – Anziehungskraft.
Denn im Umfeld seiner Interessen, seiner Leidenschaften, seiner Qualitäten, seines Charakters, seiner Persönlichkeit tauchen plötzlich Menschen auf, die Gemeinsamkeiten haben. Die ihm Anerkennung zollen. Und die ihn ehrlich bewundern. Die gerne mit ihm kommunizieren und anders herum. Und immer wieder stellt er fest, dass nach allen Treffen und Zusammenkünften immer etwas Wertvolles hängen bleibt. Und wenn es nur ein schöner Gedanke ist. Die Vorfreude auf neue Zusammenkünfte wächst.
Und wenn er sich vollkommen frei fühlt. Und vollkommen ausgefüllt. Wenn er sich in seinem Leben so richtig eingerichtet hat. Voller Energie ist und positiver Ausstrahlung. Dann passiert es. Dann ist er da, der Partner. Der eine Richtige.
Es nützt also nichts, zu versuchen, etwas darzustellen. Oder etwas vorzugeben. Worte allein reichen nicht aus, zu überzeugen. Alle Äußerlichkeiten verbauen lediglich den Blick in die Person. Parfum vernebelt den Geruch. Coole Sonnenbrillen lassen den so wichtigen Blickkontakt nicht zu. Klamotten verhüllen die Persönlichkeit. Statussymbole lenken ab vom Charakter.
So wie im wirklichen Leben. So ist es auch im Geschäft. Wer nach dem richtigen Geschäftspartner sucht, der muss nicht alles unternehmen, um dem möglichen Richtigen zu gefallen. Sondern der muss vor allem sich selbst treu und nahe sein. Denn die Richtigen entdecken die Richtigen, an den richtigen und wesentlichen Merkmalen. Nicht an Äußerlichkeiten, Oberflächlichkeiten und bloßen Worten. Die Richtigen erkennen einen am Handeln.
Wer keine Bindung, Verbindung oder Partnerschaft will, für den sind diese unwichtigen Attribute die wichtigsten Werkzeuge. Wer den geschäftlichen One-Night-Stand verfolgt, für den sind diese ganzen Werkzeuge des Scheins sehr wirkungsvoll.
Wer aber die Absicht hat, eine Geschäftspartnerschaft einzugehen, der sollte aufhören, sich zu verstellen, sich zu verkleiden, sich in falschem Umfeld in Szene zu setzen. Der kann das alles lassen. Und sich dem zuwenden, was er ohnehin am liebsten macht. Er selbst sein und kein anderer. Nur so kann das entstehen, was man sich erhofft. Nur so.
Welche Rolle Empfehlungen dabei spielen? Eine große. Das wissen wir alle. Wie viele Freunde, Partner und Bekannte hat man dadurch gewonnen, weil man empfohlen wurde, oder jemand diese empfohlen hat. Das ist so, wenn man sich weitesgehend unter Menschen befindet, die eine ähnliche Haltung wie man selbst haben.
Also, wenn Sie Neukunden wollen. Nicht nur für eine Nacht, sondern für eine längeren Zeitraum, dann seien Sie vor allem Sie selbst. Mit allen Stärken und Schwächen. Verfolgen Sie ihre Interessen. Drücken Sie ihre Haltung aus. Zeigen Sie sich. Damit die Richtigen Sie entdecken können. Und seien Sie nichts, was Sie nicht sind. Das kostet Sie nur Geld, Aufwand, Zeit und führt nicht zum Ziel. Das andere führt zum Ziel und Sie sparen sich eine Menge Geld, Zeit und Aufwand. Es gehört Mut dazu, konsequent man selbst zu sein. Aber wenn man mal auf den richtigen Weg gekommen ist, fällt es einem leichter und leichter.
Seien Sie wie ein Maler. Malen Sie keine Bilder, von denen Sie glauben, dass sie Anderen gefallen müssten. Sondern fangen Sie an, Bilder zu malen, die vor allem Ihnen selbst gefallen. Ob man damit Geld verdienen kann? Keine Ahnung. Aber die Frage ist, wollen Sie als Jazzliebhaber als Schlagersänger im Möbelhaus enden, weil man mit Schlager mehr Geld verdient? Oder wollen Sie lieber ihren letzten Auftritt in einem Jazzkeller haben und Sie haben ihr Leben damit verbracht, sich mit Ihrer Musik zu umgeben. Eventuell mit weniger Geld. Viel weniger. Aber Sie haben immer Ihre Musik auf den Lippen gehabt. Oder Ihre Bilder gemalt. Ihr Essen gekocht...
Muss man Künstler sein, um sein Leben lieben zu können? Ich glaube nicht. Man muss nur genügend Lebenskünstler sein. Und der vollen Überzeugung, dass es ein absolutes Privileg ist, sein Leben lang das zu tun, was man von Herzen her wirklich tun wollte. Und das es ein verschwendetes Leben sein könnte, wenn man dieses Privileg nicht genutzt hat. Und ein Leben lang wie in einem anderen Körper für falsche Ziele gelebt hat.
Dienstag, 2. Oktober 2007
Sucht
Es ist unübersehbar, dass Suchtverhalten vor allem an Stellen eskaliert, an denen man von der ersten Welt spricht. Die Vielfalt der Suchtarten ist dort auch wesentlich größer. Und was noch auffällt, ist die Freiwilligkeit und Freimütigkeit, mit der die Meisten in eine Sucht verfallen. Das Angebot und die Alternativen scheinen nicht so reizvoll zu sein wie das Verfolgen und Pflegen einer Sucht.
Alkohol, Zigaretten, Essen, Arbeiten, Spielen, Drogen, Konsum und so weiter. Der Fächer der Suchtvarianten wächst vor allem in der Ersten Welt. Ich bezeichne mich selbst als Suchtmensch. Denn auch ich bin ein Produkt dieser Umwelt, der ersten Welt. Somit werde auch ich seit über 40 Jahren in Suchtversuchung gelehrt. Das ist eine Warnung an mich selbst. Mich ständig selbst zu kontrollieren.
Suchtverhalten ist für mich irre geleitet Energie. Denn was bei Suchtverhalten beeindruckt ist, welcher Aufwand und welche Energie in die Versorgung der Sucht investiert wird. Aber eben leider destruktiv, anstatt dieselbe Energie konstruktiv zu leiten oder zu nutzen.
Wenn man mal die gesamte Zeit, das Kapital, die Manpower, die Energie nähme, die Menschen in der ersten Welt einsetzen, um ihre Sucht zu versorgen. Wenn man das Alles in konstruktive Prozesse umleiten könnte. Nicht in diese Art der Selbst-, Gesellschafts- und Umweltzerstörung. Das wäre ein Wirtschaftsfaktor von unglaublichem Ausmaße.
Aber Sucht ist auch ein Wirtschaftfaktor, den man leider nicht vernachlässigen darf. Wenn alle aufhörten, ihre Sucht zu versorgen und das alles umleiteten, dass wäre volkswirtschaftlich gesehen eine Katastrophe. Die Menschen würden noch älter werden. Und damit auch viel mehr. Zudem würde die Pharmaindustrie starke Einbußen haben. Ganze Industrien und Branchen würden abrauchen und baden gehen. Die wichtigsten Sponsoren für den Sport würden weg fallen. Und so weiter und so weiter. Man würde das gesamte System umkrempeln. Wer will das schon? Das meiste Geld wird mit der Sucht verdient. Dann kommt das Geld mit der Angst. Und das Geld mit der Lust.
Sucht ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Das wissen wir alle, wollen es aber nicht offen wahr haben. Vielleicht bildet Sucht sogar die Grundlage für unser Wirtschaftssystem. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich bin als Werber nämlich so eine Art Dealer für die Konsumsucht. Als mir das klar wurde, habe ich mich auf leisen Sohlen von den harten Konsumdrogen verabschiedet und versuche es jetzt mit Genussmitteln in Sachen Konsum. Schweres Geschäft. Denn wer will schon genießen, wenn er auf der anderen Seite konsumieren kann, bis der Arzt kommt? Ich. Ist da noch jemand?
Montag, 1. Oktober 2007
Normen
Alles was wir tun, orientiert sich an unseren Normen. Jeder hat den ganzen Kopf voller Normen. Die entweder erfüllt werden oder auch nicht. Bei Nichterfüllung tritt Enttäuschung ein, bei Erfüllung so etwas wie Zufriedenheit.
Also geht es meist nicht um richtig oder falsch sondern darum, welche unserer Nomen erfüllt oder verletzt wurden. Es geht nicht um Lüge oder Wahrheit sondern darum, in welcher Übereinstimmung zu meinem Normen steht die Lüge oder die Wahrheit.
Am einfachsten bemerkt man, dass wir uns an unseren Normen entlang hangeln, bei der Moral. Normen sind eine Art Programmierung. Sie entstehen durch das Erlebte. Es gibt Normen, die nehmen wir schon an und auf, wenn wir noch keinen Fuß auf den Planeten gesetzt haben. Sobald wir den ersten Lungenzug Atemluft in uns aufgesogen haben, regnet es unaufhörlich Normen. Von wegen 4 Monate im Jahr, das fängt an mit Dauer-Normen-Regen und hört lange, bis nie mehr auf.
Und mit diesen Normen versuchen wir ein für uns ideales, mit den Normen übereinstimmendes Leben zu führen. Somit leben wir ca. 60 Jahre das, was ein paar Jahre zuvor auf unsere Festplatte als Normen gerieselt ist.
Kann man Normen überwinden? Verändern? Löschen? Erneuern? Ersetzen? Austauschen? Weglassen? Hinzufügen? Probieren Sie es mal. Es gelingt nur sehr wenigen. Und die bezeichnet man im Allgemeinen als verrückt, irre bis hin zu geistig gestört.
Ich würde von mir nie behaupten, dass ich nicht nach meinen Normen lebe. Auch wenn ich diese Zeilen schreibe. Und dass auch mir die Fähigkeit und Bereitschaft fehlt, alle diese Ansprüche an Normen erfüllen zu können. Ganz und gar nicht. Sogar das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Ich komme aus meinen Normen nicht raus, wie alle anderen auch.
Aber ich versuche, mir das bewusst zu machen, dass es an bestimmten Stellen für mich nicht weiter geht oder nicht weit genug, weil da meine Norm steht. Wichtig an dieser Erkenntnis ist ja auch was ganz anderes, das was meist alles an Argumenten, Behauptungen und Fakten ins Feld geführt wurde. Welche Energie aufgebracht wird, um letztendlich doch wieder an einer Norm abzuprallen. Man kann sich viel ersparen und viel gewinnen, wenn man seine Normen kennt und die des Gegenüber erkennt.
kommentare