Freitag, 10. August 2007
Butterberge
Zum Ende dieses schönen Julis hat die Milchwirtschaft ihre Preise in Deutschland auf breiter Front erhöht. Butter wurde um über 50% teurer, Milch um über 30% und Quark um über 20%. Das ist jetzt nichts Überraschendes. Überraschend finde ich eher die Begründungen. Das hängt mit der Dürre in Australien zusammen, dem Wachstum in China, also grob mit der Globalisierung.
Bis vor kurzem war es noch so: Die deutschen Bauern haben mehr Milch produziert als sie verkaufen konnten. Dadurch sind die Preise gefallen. Deshalb hat der Staat die Mich subventioniert, also mit deinem und meinem Steuergeld hat er dem Bauern für jeden Liter Milch noch mal das gleiche bezahlt, was der Markt bezahlt hat. Damit der Bauer leben kann. Da hat sich der Bauer gefreut und gleich noch mehr Milch produziert, weil ihm deine und meine Steuergelder gut gefallen haben. Leider gab es jetzt noch mehr Milch, die keiner kaufen wollte und so hat die EU die Milch gesammelt und dann weg geschüttet. Gleich neben den Butterberg, der auch da war, weil niemand die viele subventionierte Butter brauchen konnte. So kennen wir die Geschichte. Das war die Europäische Union. Gute alte Zeit.
Doch was ist heute passiert? Warum steigen heute die Preise in Deutschland?
Also, das ist so: In Australien regnet es ziemlich selten, zur Zeit aber gar nicht. Deswegen verdursten dort die Kühe und geben keine Milch mehr. Gleichzeitig werden aber die Chinesen immer mehr und verdienen immer mehr Geld, weil sie die ganzen schönen Sachen aus dem Westen inzwischen alle nachbauen können, nur viel billiger. Und in Deutschland ist derzeit gerade Geiz geil. Außerdem gibt es in China jetzt auch das schöne amerikanische Fernsehen und die bunten Werbespots. Deswegen wollen die Chinesen jetzt nicht nur reich sein, sondern auch cool. Und cool ist es aktuell in China, Milch zu trinken. Also kaufen die Chinesen überall Milch ein. In Argentinien, in Australien gibt es ja keine, also auch in Europa.
Weil jetzt der Almbauer Beni auch das schöne bunte Fernsehen sieht, sieht er auch, dass die Chinesen ganz viel Milch trinken wollen. Also verkauft er jetzt seine gute Bergbauernmilch von der preisgekrönten Resi nicht mehr an den Herrn Müller, weil der sowieso immer zu wenig dafür bezahlt hat, sondern er verkauft die jetzt nach China. Die zahlen noch mehr als der Herr Müller und du und ich mit unseren Subventionen zusammen. Das macht der Beni online. Denn der Almbauer Beni ist natürlich nicht mehr von gestern. Satellit, ist klar. Jetzt kann die EU keine Milch mehr wegschütten, weil wir gar keine Milch mehr bekommen. Und weil wir keine Milch mehr bekommen, kann der Herr Tengelmann endlich die Preise dafür anheben. Und der Herr ALDI und der Herr Lidl und wie sie alle heißen. Überall kostet seit heute die Milch nicht mehr 0,49 Euro, sondern 0,65 Euro. Das haben sie aber nicht abgesprochen zusammen. Das ist Zufall. Genauso wie beim Herrn Shell und dem Herrn Aral. Aber das ist ja eine andere Geschichte.
Geschrieben von Kai Falkenberg
in Human Marketing
um
07:37
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Tags für diesen Artikel: australien, butter, china, eu, geiz ist geil, globalisierung, human marketing, milch, preise, preisgestaltung, wachstum
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