Mittwoch, 25. April 2007
Sicherheitslücke
Sicherheit ist vor allem ein Gefühl. Wir fühlen uns besser und wohler in Sicherheit. Wer will schon in offensichtlicher Unsicherheit sein Dasein fristen? Somit umgeben wir uns mit Attributen der Sicherheit. Damit wir dieses Gefühl erlangen, uns sicher zu fühlen. Aber diese Bestreben weist eine Sicherheitslücke auf, denn man hat keine wirkliche Sicherheit. Sondern nur Attribute, die so sind als ob. Das dies so ist, sieht man an den Sicherheitsorganen in unserem Land. Könnten dieses wirklich für Sicherheit sorgen, würde man dann so schlecht damit umgehen? Wohl kaum. Das Vertrauen in unsere eigene Sicherheit ist da fragwürdig, wo sie nicht öffentlich wirksam und populär genutzt werden kann.
So ist jedes Fußballstadion besser geschützt als jeder Bürger in diesem Land. Flughäfen, Politiker, Stars, überall geht Sicherheit über alles. Weil diese Demonstration der Sicherheit auch Macht dokumentiert. Aber in Köln Chorweiler oder Berlin Neuköln ist davon sicher nichts zu sehen. Zudem sind die Menschen, die für unsere Sicherheit sorgen sollen, schlecht bezahlt und schlecht ausgerüstet. Jeder Dieb hat mehr Technik in der Tasche als ein ganzes Polzeipräsidium zur Verfügung. Somit zahlt auch der Staat vor allem für das Gefühl der Sicherheit. Er investiert nicht in die tatsächliche.
Was wiederum unser Sicherheitsbedürfnis anheizt. Was wiederum dazu führt, dass die Alibisicherheit, also die sichtbare, erhöht wird. Somit hat auch hier die leidige Präsenzkultur den Fuß in der Tür.
Bild: Peter von Felbert
Freitag, 20. April 2007
Mein größtes Vorurteil
Mein wohl größtes Vorurteil, das ich hege und pflege und von dem ich oberflächlich völlig überzeugt bin, lautet: "Das kriegen die nie so hin wie ich!" Das Dumme an diesem meinem Lieblingsvorurteil gegenüber dem Rest der Welt ist nur: das denken fast alle. Schade. Wirklich schade. Dabei musste ich so hart daran arbeiten, vollends davon durch und durch überzeugt zu sein. Jetzt erscheint es nur noch lächerlich. Somit muss ich mich aufmachen nach einem neuen, schönen Vorurteil.
Wie wäre es denn mit: "Alle anderen haben immer die schlechtern Ideen."?
Donnerstag, 19. April 2007
Entregeln
Ich denke wirklich, es ist an der Zeit, dass wir uns entregeln. Was nicht bedeutet, dass wir uns nicht an Gesetzmäßigkeiten und Gesetze halten. Nein, dass wir nur sinngemäß anfangen, Regeln nach ihrer Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Denn Regeln sind Zäune bis hin zu Mauern, die wir ständig überwinden müssen, oder gegen die wir ständig stoßen. Mir fallen auf Anhieb viele Regeln ein, die völlig sinnentleert sind, an die sich aber sehr viele ständig halten. Weil man glaubt, es seien Regeln, die einzuhalten sind. Ich finde, in unserem Demokratieverständnis sind wir so weit, dass wir die zweite Phase erfüllen können müssen. Wir müssen selbst demokratische Entwicklungen einleiten. Man kann nicht immer darauf warten, bis der Gesetzgeber wieder neue Regeln aufruft, damit man anfäng, das zu tun, an dessen Richtigkeit man sowieso glaubt.
Das Brechen mit Regeln impliziert aber das geistige Vermögen, zu entscheiden, dass man dabei nicht die Freiheiten anderer einschränkt. Aber nehmen wir mal das Kravatten Tragen. Was soll das? Eine Kravatte hat keinen Sinn. Aber die Vernunft lässt viele sich diese wieder und wieder jeden Tag um den Hals legen. Sinnlos. Nicht rauchen wo Nichtraucher sind. Mal ehrlich, dass gebietet die Definition von Freiheit, dass man natürlich nicht da raucht, wo man die Gesundheit anderer gefärdet. Tempo 130 auf der Autobahn. Warum warten wir auf Schilder? Wir können doch ohnehin in 95% aller Fälle nicht schneller fahren.
Aufessen. Warum soll man den Teller leer essen, wenn einem nicht danach ist? Wählen gehen müssen. Warum soll ich wählen gehen, wenn es ein ebenso demokratischer Akt ist, wenn man den Parteien, die antreten, damit verdeutlichen will, dass niemand seine Stimme wirklich verdient hätte. Was meint Ihr, was los ist, wenn im Stadion nicht mehr 70.000 sitzen, sondern nur noch 3.000, weil das Spiel so langweilig geworden ist? Veränderung kommt durch Veränderung. Das eine leitet das andere ein. Somit ist es wirklich an der Zeit, Regeln zu überprüfen und alle über Bord zu werfen, die nur einer alten Vernunft entspringen, aber keinen Sinn mehr ergeben.
Donnerstag, 5. April 2007
Tod
Die Menschen träumen und planen aber auch alles. Vor allem das, was am Ende nicht eintritt. Ich kenne Menschen, die haben in Gedanken hunderte und tausende von Häusern gebaut, leben aber bis auf weiteres zur Miete. Wieviele Singels planen schon wieder die nächste Partnerschaft, die es dann sicherlich auch wirklich wird. Der Mensch plant alles, nur eins nicht: seinen Tod. Und mal Hand aufs Herz - gibt es eine sicherere Annahme im Leben eines Menschen als den Tod? Die Pharaonen waren uns da ein gutes Stück voraus. Die fingen kurz nach der Geburt an ihre letzte Ruhestätte zu bauen. Da feiern Menschen 90 Jahre Geburtstage. Jedes Firmenjubiläum ist festlicher als der Gang in die Urne. Schon seltsam. Da baut man sich Traumschlösser und geht dann in der Holzkiste wie in ein Reihenmittelhaus nur in 3 Meter Tiefe. Und die letzte Anzeige, die vom großen Verlust spricht, ist ein 2-Spalter schwarz weiß. Erst im Tod erkennen wir, was das Leben wirklich Wert war. Und dann sind auch noch alle traurig. Man geht und der letzte Eindruck, der bleibt, ist ein todtrauriger. Dabei könnte man doch den Tod perfekt planen. Zelebrieren, um den Menschen die Angst vor dem Leben zu nehmen. Wenn der Tod schon so geil ist, wovor soll man dann im Leben Angst haben? Aber unser Tod ist erbärmlich, grotesk, jämmerlich und kleinlich. Die Erben riechen fette Beute, das Finanzamt gleich mit. Das Ziehen und Zerren um den Nachlass ist immer hässlich. Ein Grund mehr, um für den Tag X sicherzustellen, dass alle besser mal das Erbe ablehnen sollten. In der westlichen Welt ist gerade die Tatsache, wie wir mit dem Tod umgehen, ein sehr deutliches Zeichen dafür, dass im Leben schon was nicht stimmt. Jeder stirbt. Und jedes Mal tun alle so, als ob es unerwartet kommt. Kein Wunder, wir haben uns ja auch nicht darauf gebührend vorbereitet. Es müsste D-Day-Planer geben. Die dann dafür sorgen, das doppelseitige Anzeigen geschaltet werden, die den Menschen, der jetzt gehen darf, in seiner ganzen Würde zeigt. Verbunden mit dem, was er liebte, sein Lebensmotto, sein Lieblingsort, Bild, Musik oder was auch immer. Und dann 3 Tage eine Party, dass die meisten von Glück sprechen können, dass sie nach diesen 3 Tagen wieder auferstanden sind. Der Tod ist ein so fundamentaler Bestandteil unseres Lebens, dass man sich wirklich besser darauf vorbereiten sollte. Viel besser. Somit gäb es im Alter auch viel mehr Anlässe zu feiern. Denn wenn man älter wird, dann wird die Friedhofstagedichte immer höher. Bis alle am eigenen Grab stehen. Das ist wie in jungen Jahren mit den Paaren. Und dann mit den Kindern. Und dann mit den Scheidungen. Wir sollten dem Tod eigentlich souveräner entgegen treten. Denn er kommt. Was man von vielem anderen im Leben leider nicht mit Gewissheit sagen kann. Ich möchte mich hier nicht falsch verstanden wissen als jemand, der den Tod verherrlichen will. Nein, ich will ihn feiern wie den Abschluss eines Lebens. Wenn der Dirigent den Taktstock senkt, braust ja auch Applaus auf, obwohl das Konzert soeben zu Ende geht.
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