Montag, 30. April 2007
Kann ich mal Ihren Businessplan sehen?
Wie die Zeiten sich ändern. Früher saßen sich Menschen gegenüber. Der eine hatte eine Idee. Der andere hörte aufmerksam zu. Entweder war er von der Idee überzeugt, oder nicht. Somit war hier Schluss, oder es ging jetzt los. So einfach war das. Heute interessiert sich keiner mehr für eine Idee. Eine Idee?! Was soll das sein? Was ist das? Heute legt man einen Businessplan hin. Und den schaut sich jemand an. Und dann ist entweder Schluss, oder es geht los. In dem Businessplan sind nur Zahlen. Die alle zeigen, wie schnell man wieviel Geld verdienen kann. Und das über Jahre hinaus. Ein Businessplan ist todsicherer als der andere. Denn da steht es doch, schwarz auf weiß. Erfolg auf der ganzen Linie. Das Geschäft? Die Idee? Zu kompliziert. Das versteht doch keiner. Und wer soll und will das alles schon verstehen? Somit müssen nur die Zahlen stimmen. Dann werden plötzlich Dinge realisiert, das glaubt kein Mensch.
So einfach kann man ganz große Geschäfte machen. Bloß keine Idee. Wichtig ist, dass der Gewinn vor Steuern natürlich deutlich über 25 % liegt. Der Return of Investment zum Greifen nahe. Das auf einen solchen Businessplan noch keiner vorher gekommen ist. Früher habe ich wirklich noch gedacht, Ideen würden unsere Welt verändern und mein Leben. Wirklich. Ich dachte, wenn man eine gute Idee hat, dann geht alles wie von selbst. Denn jeder will von einer guten Idee profitieren. Gott, war ich naiv. Bis ich endlich verstanden habe, dass jeder nur seine Ideen umgesetzt sehen will und andere nur dazu dienen, um sie in der Luft zu zerreißen und die eigenen in einem besseren Licht darstellen zu können. Bis ich endlich dahinter kam, dass niemand wirklich ein Interesse hat an Ideen, denn die machen Arbeit, man muss sich bewegen. Und das nicht nur im Geiste. Bis ich dahinter gekommen bin, dass alle wollen, dass ich deren Ideen verwirkliche und niemand wirklich Lust hat, meine Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Bis ich dahinter kam, nicht mehr von Ideen zu sprechen, sondern nur noch von Zahlen. Mensch, das hat gedauert und ich glaube, das hält noch an.
Denn ich kann das einfach nicht glauben. Wie blöd muss man sein, bis die alle dahinter kommen, dass nichts einfacher ist, als einen Businessplan zu schreiben, der alles verspricht, aber komischerweise nichts hält. Aber die fleißigen Businessplan-Schreiber bekommen immer eine ordentliche Scheibe ab. Von der Pleite. Auf zum nächsten Businessplan. Man müsste mal eine Webseite machen, auf der die ganzen Businesspläne von fulminant gescheiterten Investitionen veröffentlicht sind. Wer die geschrieben hat. Was der heute macht. Und wieviel er eingesteckt hat. Dass man ohne Ideen so viel einfacher, so viel mehr Geld verdienen kann, ja, das hätte ich nie gedacht.
Bild: Peter von Felbert
Kleine Argumentationshilfe
Eigentlich läuft man in der Zusammenarbeit immer gegen dieselben Wände. Die immer und immer wieder nur andere wieder aufstellen. Deshalb lohnt einreißen nicht. Wenn Sie mit der einen fertig sind, steht direkt hinter Ihnen eine Neue. Es ist da schon geschickter, an den Wänden elegant vorbei oder drüber zu gelangen.
Das versteht doch keiner?
Was soll man gegen ein so fundiertes und schlagendes Argument sagen? "Das" - Damit ist die Idee gemeint. "Versteht"- Damit ist das Verständnis, das eine Zielgruppe dieser Idee gegenüber aufbringen sollte, gemeint. "Doch" - Tut nichts zur Sache. "Keiner" - Damit ist gemeint, niemand schnallt, worum es geht. Dabei meint das Gegenüber eigentlich: Ich weiß nicht warum, aber die Idee gefällt mir nicht. Darum sag ich jetzt einfach mal, dass die niemand versteht, dann packen die schon wieder ein.
Was machen Agenturen an diesem Punkt? Sie fangen an, weit auszuholen, legen Beweismaterial vor. Und argumentieren sich einen Wolf. Mit dem Ergebnis, dass nichts von der Idee übrig geblieben ist, oder man doch seine Sachen packen darf.
Deshalb mein Tipp: Wenn ein Kunde zu einer Idee sagt: Die versteht doch keiner. Dann antwortet man: Ich kann diese scheiß Floskel nicht mehr hören. (Sie können scheiß auch wahlweise ersetzen durch fuck, dumme, beschissene etc). Ich pack das jetzt hier alles wieder ein, fahre in meine Agentur, ruf die Kreation zusammen und sage: Der Kunde findet die Idee scheiße, tut mir einen Gefallen, macht einfach eine andere und neue. Tut mir leid. Aber der Kunde bekommt genau das, was er bestellt. Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Das habe ich irgendwo schon mal gesehen?
Was soll man gegen ein so fundiertes und schlagendes Argument sagen. "Das" - Damit ist die Idee gemeint. "Habe ich irgendwo" - Damit ist die Gefahr vebunden, man hätte geklaut, oder die Idee wird einer anderen Marke zugeordnet. "Schon" - Tut nichts zur Sache. "Mal gesehen" - Damit ist gemeint, jeder denkt, das ist alles nur geklaut. Dabei meint das Gegenüber eigentlich: Ich weiß nicht warum, aber die Idee gefällt mir nicht. Darum sag ich jetzt einfach mal, dass ich die irgendwo schon mal gesehen habe, dann packen die schon wieder ein.
Was machen Agenturen an diesem Punkt? Sie fangen an, weit auszuholen, legen Beweismaterial vor. Und argumentieren sich einen Wolf. Mit dem Ergebnis, dass nichts von der Idee übrig geblieben ist, oder man doch seine Sachen packen darf.
Deshalb mein Tipp: Wenn ein Kunde zu einer Idee sagt: Die versteht doch keiner. Dann antwortet man: Ich kann diese scheiß Floskel nicht mehr hören. (Sie können scheiß auch wahlweise ersetzen durch fuck, dumme, beschissene etc). Ich pack das jetzt hier alles wieder ein, fahre in meine Agentur, ruf die Kreation zusammen und sage: Der Kunde findet die Idee scheiße, tut mir einen Gefallen, macht einfach eine andere und neue. Tut mir leid. Aber der Kunde bekommt genau das, was er bestellt. Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Haben Sie noch eine Alternative dabei?
Da habt Ihr's: Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Irgenwas fehlt mir an der Idee?
Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Hat jemand noch mal das Briefing zur Hand?
Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Die Idee hat was, die ist irgendwie nicht schlecht?
Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Also damit hätte ich jetzt, ehrlich gesagt, so nicht gerechnet?
Schnitzel mit Pommes und Salat ist nicht Dorade mit Polente und Bohnen im Speckmantel.
Also, bevor jemand dem Kunden beibringt, dass er einfach sagen soll: Gefällt mir nicht, bitte noch mal. Oder noch besser, dass man ihn überredet, eine Idee zu kaufen, die er nicht will, lässt man es einfach, sieht das sportlich. Denn irgendwie wissen wir doch alle, wovon gute Werbung wirklich abhängig ist. Von den Leuten. Miteinander. Gemeinsam. Und so lange dafür nicht der rote Teppich ausgerollt ist, solange packt man einfach wieder ein. Neues Spiel - neues Glück. Denn das Gelaber kann man selbst doch nicht mehr hören und dem Kunden kann man das auf Dauer auch nicht antun. Das grenzt ja an Körperverletzung. Wisst ihr, was das Geniale an dieser Art der Umgangsform ist? Der Zeitpunkt kommt, da sagt der Kunde nach 2 Minuten: Geile Idee, ist gekauft. Kannst aufhören mit deinem Gelaber. Ist schon gut. Bin ja nicht blind und blöd.
Bild: Peter von Felbert
Wichtiger ehrlich gemeinter Hinweis: Ein Glück habe ich solche Kunden seit einigen Jahren nicht mehr. Ein Glück! War aber auch ein langer harter beschwerlicher Weg. Für uns wie für unsere Kunden. Aber so wie es sich abzeichnet hat er sich gelohnt, denn nichts macht mehr Spaß als wenn sich Kunde und Agentur gegenseitig motivieren das die Ideen immer leckerer werden. Vor allem wenn beide das ebenso genießen können.
Sonntag, 29. April 2007
note setzt ein Zeichen: Wie eine Fahne im Wind?
Die neue Außenstelle, Nebenstelle, Zweigstelle, Niederlassung oder wie man es auch immer nennen will der note Werbeagentur und des note blog ist nun eingenommen. Neben dem Stammsitz und Hauptsitz am Bavariaring in München nun auch in Bernried. Die vielleicht letzte Agentur vor den Alpen. Es soll die Ideenküche sein, das Denkzentrum, der Ort, an dem man sich die Freiheit nimmt, eine gute Idee zu entdecken und zu verfolgen. Damit das jeder auch gut finden kann, haben die Mitarbeiter zusammengelegt und einen passenden Moment abgewartet. Um eine Fahne mit dem CI-gerechten Aufdruck der note und den dazugehörigen, über 6 Meter langen Fahnenmast feierlich an mich zu überreichen. Oha! Was lag da näher als mein Geburtstag. So sind sie! Mit der Aufstellung dieser Konstruktion ist ein nicht unerheblicher Anteil an Arbeit verbunden. Die mach ich eigentlich sonst im nicht unerheblichen Maße meiner Mannschaft. Nun hat sich das Blatt, bzw. die Fahne mal gewendet. So habe ich den Mast wie vorgeschrieben in den Boden zementiert. Mit der Wasserwaage dafür gesorgt, dass der Mast aufrecht steht, und gerade. Heute morgen, Sonntag, den 29. April 2007, um 10.30 Uhr, wurde feierlich die Fahne gehisst. Eine Hymne fehlte noch. Leider fehlte auch der nötige Wind oder wenigstens ein Aufwind. Aber es war trotzdem ein erhebendes Gefühl. Auch wenn er ein wenig schlapp rüber kam. Deshalb, meinen Dank an meine Mannschaft, ohne Euch hätte ich mir die ganze Arbeit sparen, dafür aber auch diesen unvergesslichen Moment nicht miterleben können. Was ist schöner? Man wird sehen.
Ach ja, ich wollte unbedingt vor dem 1. Mai damit fertig sein. Puh, gerade noch geschafft!
Freitag, 27. April 2007
Hör mal, ich kenn da jemanden
Also, früher war einiges anders. Wenn man da jemandem etwas gesagt hat, oder versprochen, dann hat man das auch so gemacht, oder rechtzeitig Bescheid gestoßen, dass es nicht hinhaut. Dann schlichen sich die Schwätzer, Behaupter und Kenner unter uns. Und die Unsitte der Unzuverlässigkeit verbreitete sich in Windeseile. Ein Mann, ein Wort? Das gibt es so gut wie nicht mehr. Abmachung per Handschlag? Ausgestorben. Zusagen? Abmachungen? Niemand fühlt sich mehr dem gegenüber verpflichtet, was er das so sagt. Das sind nur noch theoretische Annahmen. "Ich ruf dich nächste Woche an!" Dieser Satz bedeutet nichts, aber auch gar nichts. Außer eventuell: "Ich habe auf dich Arschloch jetzt überhaupt keinen Bock und komme so am besten aus der Nummer raus." Schön ist auch: "Wir müssen mal was zusammen machen!" Wenn das einer vor 15 Jahren gesagt hätte, dann hätte man automatisch den Grill angeworfen und zwei Bier aufgemacht. Heute heißt das eher: "Wenn Du denkst, dass ich mir mit Dir Arschloch die Zeit um die Ohren haue, dann hast Du dich aber getäuscht!"
Floskeln über Floskeln überschwemmen das Land. Hinter fast jedem Satz versteckt sich ein fast völlig anderer Hintergedanke. "Das sagt man halt so", höre ich dann oft. Dann gibt es noch weitere unsinnige Formulierungen: "Ich kenn da jemanden!" Das bedeutet: "Die Scheiße kannst du selbst auslöffeln." Oder: "Ich habe keinen blassen Schimmer." Sehr schön ist auch: "Ich habe irgendwo gelesen..." Damit will jemand sagen: Bevor du mir wieder nicht glaubst, tue ich einfach so, also ob irgendein schlauer Kopf das behauptet hätte. Auch gut ist: "Ich bin da dran!" Ha, dass ich nicht lache. Nichts ist passiert, gar nichts, absolut gar nichts. Und so geht das weiter und weiter. Die Welle des Geschwafels ist nicht aufzuhalten.
Das geht so weit, dass man keinen geraden Satz mehr sagen darf, denn den versteht keiner. Bloß nichts Direktes oder Offenes, das verwirrt die Menschen total. Die suchen sofort nach dem miesen Hintergedanken. Ich habe mir im Laufe der Zeit auch eine Floskel zu eigen gemacht: "Gute Idee, ich denk mal drüber nach!" Ist die nicht geil?! Das ist doch der Hammer. Die bedanken sich sogar dafür. Oh, er denkt über meine Idee nach. Vielleicht wird was draus. Dabei habe ich die schon im Kopf entsorgt und direkt in den kleinen Kopfmülleimer hinter dem rechten Ohr geworfen.
Donnerstag, 26. April 2007
Es gibt immer einen andere Ausweg, oder eine andere Richtung
(Unsere) 10 Bloggebote
1. Du sollst an Deinem Blog vor allem selbst am meisten, intensiv und lange Spaß haben.
Du machst es freiwillig. Gib deshalb nicht viel auf die Meinung anderer. Lade nicht die falschen Gäste auf deine eigene Party ein.
2. Du sollst Freunde, Bekannte und Gleichgesinnte finden, für deren Positionen, Meinungen, Sichtweisen und Blickwinkel du dich wirklich interessierst.
Schreibe, wie du wirklich bist, damit man besser herausbekommt, wer du bist. Schreibe nicht, um anderen zu gefallen. Nur so kann dich jemand kennenlernen, den du auch kennenlernen willst.
3. Du sollst ganz natürlich nur persönlich und authentisch deine eigene, absolut subjektive Meinung kund tun.
Nur so erkennt man in einer Welt der Konformität deine individuelle Klasse. Finde deinen Stil. Und lass dir Zeit damit.
4. Du sollst dich nicht zu wichtig nehmen. Sei selbst dein größter Kritiker.
Du machst das nur und ausschließlich für dich. Befriedige dein Ego an dem, was du ausdrücken willst, nicht an der Akzeptanz durch andere oder durch ein Businessmodell.
5. Du sollst nicht klauen, kopieren oder trittbrettfahren.
Du gewinnst dabei nichts. Sondern du verlierst letztendlich nur an kostbarer Glaubwürdigkeit. Langweile bitte deine Bewunderer nicht.
6. Du sollst nicht mit Tricks und Kniffen für Traffic sorgen, sondern ausschließlich mit der Kraft deines Contents.
Glaube an dich. Nicht die Menge ist wichtig, sondern die Übereinstimmung. Und da sind weniger Leser wesentlich kostbarer.
7. Du sollst ausdauernd, beharrlich, kontinuierlich, konstant und beständig sein.
Viele fangen viel zu viel an. Einige fangen wenigstens irgendetwas an und nur wenige fangen etwas Richtiges an. Und bringen es auch zu Ende.
8. Du sollst unverwechselbaren Content liefern.
Es wird alles gesagt, zu oft, zu schnell, zu viel und durch zu viele Brillen betrachtet, alle Interessengruppen haben ihr eigenes Sprachrohr, da musst du nicht auch noch für andere sprechen, sprich nur für dich. Denn was wirklich interessiert, ist dein Blick auf die Dinge in deiner Welt.
9. Du sollst immer im Rahmen bleiben, keine Rechte anderer verletzen und deren Freiheiten respektieren.
Man bewegt sich in keinem rechtsfreien und luftleeren Raum, deshalb berücksichtige die Regeln, so wie du willst, dass auch deine Rechte geschützt werden.
10. Du sollst dein Blog pflegen und dumme Kommentare sofort löschen.
Halte dein Blog so sauber wie du willst, so dass dir auf keinen Fall der Spaß daran vergeht. Der Neid und die Missgunst ist leider jedem gewiss, der etwas erreicht. Die meisten werden dabei von krankhafter Eitelkeit und dem Geltungsdrang angetrieben. Aber bleib immer freundlich.
Mittwoch, 25. April 2007
heute nacht
heute nacht, waehrend die meisten von uns schliefen, ist mein nachbarhaus abgebrannt. um 3:30 h roch es in meinem schlafzimmer nach qualm, und schon eine halbe stunde spaeter war vom dach des nachbarhauses nichts mehr uebrig. meine nachbarin stand barfuss mit ihren beiden kinder an der hand im nachthemd neben mir und sah schweigend zu wie ihre wohnung in flammen aufging. die jeans, die socken und vielzu grossen jacken fuer die kinder, die ich ihnen gab, waren fuer diesen moment ihr einziger materieller besitz. sie hatten nichts mitgenommen. die feuerwehr hat sie weiterversorgt, und ich hab sie nicht mehr gesehen. heute nachtmittag, sagte mir ein feuerwehrmann, dass das haus wegen einsturzgefahr abgerissen wird. das haus war 105 jahre alt.
Das ungebügelte Wasser (Hansgeschichten)
Als sie den schützenden Hafen verlassen hatten, warf sich ihnen das Meer mit aller Kraft entgegen. Hans stand zum ersten Mal am Steuer des Seglers und versuchte den Kurs zu halten. Es ist gut, am Steuer zu stehen, dachte Hans, weil man dann an nichts anderes denkt, nur ans Steuern. Er hielt das Boot hoch am Wind, der steuerbords vor die Segel drückte und den Segler bis zur Decklinie in Schräglage gebracht hatte. Er kam sich vor, wie auf einem Kutschbock. Die Fahrt ging über Berg und Tal und Hans versuchte seine Furcht und seinen Mut in ein Gleichgewicht zu bringen. Wenn sich der Bug aufbäumte, presste er die Brust nah an das Steuerrad und wenn der Bug in ein Wellental sank, streckte er die Arme und legte den Oberkörper nach hinten. Von Zeit zu Zeit fegte eine Welle über das Boot und von Zeit zu Zeit drückte eine Böe in die gerefften Segel und verstärkte die Krängung des Bootskörpers.
Hans spürte wie die Nase des Seglers gierig war in den Wind zu kommen. Er hatte sein linkes Bein gegen die Innenseite der Bordwand gestemmt. Mit dem rechten Bein versuchte er die Schwankungen des Bodens unter seinem Körper, der in gelbem Ölzeug steckte, auszugleichen. Nach einer Wende ging es umgekehrt. Das rechte Bein wurde steuerbords gegen die Bordwand gestreckt und das linke federte die Auf- und Abbewegungen aus, die das Meer dem Boot diktierte. Nach zwei Stunden hatten Hans Beine angefangen zu zittern.
Der Mann, der Hans mitgenommen hatte, beobachtete die Kompassnadel.
„Halt den Verklicker im Auge, Hans”, rief er. Hans sah zum Masttopp.
Ob er da hinten die beiden Kirchturmspitzen gesehen hätte?, fragte der Mann und wies zum Horizont.
Hans nickte, als habe er die Kirchturmspitzen schon lange im Auge gehabt.
„Da mitten durch”, sagte der Mann.
„Ist das der Hafen?” fragte Hans.
„Medemblik”, sagte der Mann.
„Wie lange noch?” fragte Hans.
„Kommt drauf an”, sagte der Mann.
„Klar”, sagte Hans.
Über das Wasser kam ein Schwarm von Kormoranen in Keilform geflogen. Ein großes Plattbodenschiff mit zwei Masten und rostroten Segeln pflügte durch die graugrüne See und die Gischt schäumte am Bug.
Als der Wind etwas nachgelassen hatte, holte der Mann dem Vorsegel dichter. Er nahm die Winschkurbel und machte eine Umdrehung und noch eine. Die Winsch knarrte.
„Verdammt”, fluchte er, als das Segel mit einem lauten Kreischen einriss. Er gab das Tuch frei, machte ein Zeichen und verschwand im Schiff.
Hans war nun auf sich allein gestellt. Jetzt hieß es aufpassen. Er drehte die Nase des Seglers in den Wind und löste die Großschot wie er es gelernt hatte. Der Großbaum schlug nach Backbord und als die Allegra im Wind stand ließ sie die Segel flattern.
„War wohl morsch”, rief der Mann, der durch die Bugluke aufgetaucht war.
„Kann man ´ne prima Jacke draus nähen”, rief Hans ihm gegen den Wind zu.
Der Mann holte das gerissene Segel ein und stopfte es durch die Luke nach unten. Eine Welle schlug gegen den Bug und der Mann suchte Halt am Vorstag.
„Hol mal das Sturmsegel raus”, wies er Hans an und schloss dabei auch den obersten Knopf seiner Öljacke.
Hans verließ seinen Platz und kletterte in den Bauch des Seglers, bis ganz nach vorn, wo im Vorschiff das Sturmsegel bereit lag. Er schob es durch die Luke nach oben. Die Welle hatte alles nass gemacht.
„Das kleine Sturmsegel reicht bei dem Wetter allemal”, sagte der Mann, der nach oben geklettert kam.
Hans holte das Groß dicht und brachte die Allegra wieder auf Kurs.
Eigentlich habe ich ja das Sagen, dachte Hans. Er stand am Steuer und wer am Steuer stand, gab die Kommandos. Aber Hans dachte nicht daran, Kommandos zu geben. Er dachte nur daran, den Kurs zu halten und dachte nur an das Steuern.
„Gut gemacht”, sagte der Mann. Aber Hans sah nur die beiden Kirchturmspitzen voraus, die schon zum Greifen nah waren.
Mitten durch, dachte er. Er besah sich den grauen Himmel, aus dem weiße Wolken quollen.
„Da kriegen wir noch mal ordentlich Wind”, sagte der Mann.
„Dann geht´s schneller”, sagte Hans.
Der Wind blies jetzt wieder stärker und brachte auch Regen.
„In Böen sechs bis sieben”, sagte der Mann.
„Wie lange noch?” wollte Hans wissen.
„Schätze zwei Schläge noch.”
„´Ne Stunde, was?” sagte Hans.
„Kommt drauf an.”
„Klar”, sagte Hans.
Die Kirchturmspitzen waren gewachsen. Der Außenhafen kam in Sicht. Vor dem Grau des Himmels schienen die weißen und silbernen Maste zu leuchten.
„Da ist die Hafeneinfahrt”, sagte der Mann, „wir wollen in den Innenhafen.”
Der Wind war abgeflaut, die Wellen waren zu einem sanften Wiegen geworden. Der Mann hatte die Segel eingeholt und den Diesel gestartet. Das leise Klopfen des Motors klang Hans vertraut. Es erinnerte ihn an das Knattern der Segel bei mäßigem Wind.
Der Hafen war in ein sanftes, rötliches Licht getaucht. Ein Rot wie von billiger Brause. Es roch nach einem guten Abendessen. Hans fühlte sich gut. Das war nicht ohne, dachte er, und betrachtete die kleinen roten Backsteinhäuser, die dicht am Hafenbecken standen. Nur eine schmale Straße trennte sie von den Anlegern. Mannschaften machten ihre Boote fest. Andere streiften in Gruppen die Straße entlang und waren bester Laune. Große und kleine Boote lagen in Päckchen rechts und links an der Kaimauer.
Hans steuerte das Boot unter den Augen des Mannes bis zu einer Brücke. Die Ampel schlug auf Grün und die Brücke wurde hochgeklappt und der Mann, der Hans mitgenommen hatte, grüßte zum Hafenkontor hinauf.
„Lass mich jetzt mal ans Steuer”, sagte er, „geh du mal zum Hafenmeister.”
Hans sprang von Bord und drehte sich um. „Wie lang ist unser Schiff.”
„Zehn Meter siebzig”, sagte der Mann.
Auf den Booten rechts und links saßen Segler und redeten und tranken und lachten.
Hans kam zurück. „Steiger C 4”, rief er dem Mann entgegen, der die Achterleinen festzog.
Hans blieb auf dem Steg stehen und prüfte den Sitz der Vorleine. Das Holz, aus dem der Steg gebaut war, knarrte.
„War nicht ohne”, sagte der Mann, als er vom Boot sprang. Ohne Ölzeug war er viel beweglicher.
„Ja, wie auf Pudding”, sagte Hans.
Der Mann lachte. „Hunger, Hans?”
„Und wie”, sagte Hans, „und Durst.”
„Wir wollen auf den Tag trinken”, sagte der Mann.
„Ja”, sagte Hans, „das wollen wir.”
„War das das erste Mal?” fragte der Mann, dem jetzt das Heineken schmeckte.
„Das erste Mal auf so ´nem ungebügelten Wasser”, sagte Hans.
„Nicht schlecht für den Anfang”, sagte der Mann.
„Ja”, sagte Hans, „für´n Anfang gar nicht so schlecht.”
Unter dem Tisch zitterten Hans Beine.
Unglaublich, unmöglich und unvorstellbar
Vor ein paar Tagen erreichte mich eine unglaubliche, unmögliche und unvorstellbare Nachricht. Ein Fußballer namens Messi, hat das Jahrtausend-Tor von Maradona noch einmal geschossen. In der spanischen Liga. Dabei hat es das Attribut "Tor des Jahrtausend" vor allem deshalb erhalten, weil es so einzigartig ist – war.
Vor ein paar Stunden erreichte mich nun eine unglaubliche, unmögliche und unvorstellbare Nachricht: Ein Planet wurde entdeckt, der ähnliche Bedingungen aufweist wie unsere Erde. Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad.
Das wollte ich nur allen mitgeben, denen öfters die Bemerkung begegnet: unglaublich, unmöglich und unvorstellbar. Leider fehlt es meist nur an der Vorstellungskraft und daran, dass viel mehr im Bereich des Möglichen liegt als der eigenen Verstand vermuten lässt.
Ansichtssache Urlaub
Früher waren der Urlaub und die darin vollzogenen Reisen ein sehr wertvolles Gut. Nach jedem Urlaub wurden die Nachbarn und Freunde eingeladen zum Urlaubsbilder Schauen. Dabei wurde Knabberzeug und Bier kredenzt. Es waren meist üble Einladungen, vor denen man sich mit allen Mitteln drückte. Denn Urlaubsbilder sind totlangweilig. Also, die Art von Bildern, die es zu 98 % zu sehen gab. Denn diese zeigten meist erst Kalkleichen, dann Brandopfer und dann Körper, die so aussehen, als ob jemand zwei Wochen auf der Sonnenbank gelgen hatte. Der Grad der Tiefenbräune gab Aufschluss über die Urlaubsqualität.
Deshalb hat man sich professionell gebräunt. Damit alle neidisch auf einen waren. Vor dem Urlaub zweimal Sonnenstudio. Grundbräune auftragen. Am Anfang im Urlaub hoher Sonnenschutzfaktor. Dann den Sonnenschutzfaktor sukzessive herunterfahren. Bis man ihn ganz aufgab und durch Bratfett ersetzte. Dabei mit den Haaren so oft ins Salzwasser, wie es ging, damit die Haare völlig ausblichen. Und wichtig, immer dieselbe Badehose. Damit man mit einer Fingerbewegung nach dem Urlaub das Vorher-Nachher-Prinzip verdeutlichen konnte.
Dann brachte man aus dem Urlaub jede Menge Krimskrams mit, das schnell in irgendwelchen Schubladen verschwand. Oder verschenkt wurde. Zudem brachte man meist einheimische alkoholische Getränke mit. Der Wein war unverständlicherweise immer ungenießbar. Obwohl er da unten immer so toll schmeckte. Und bei dem Rest konnte man nur höflich nicken, aber in einem drin brach das große Unverständnis aus. Im Urlaub hat man alles das getan, was zu Hause ja nicht geht. Und dann die Fotos. So konnte man die Nachbarn in unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Posen betrachten. Die Bilder hatten alle eins gemein, diese Hackfressen haben immer das Schönste verdeckt. Weil die immer vor allem sich postieren mussten. So beobachetete man beim Fotos Schauen die Bräunungsentwicklung. Sonst nichts. Und wenn der Vorführer noch so oft Situationen als unvergesslich und einzigartig einstufte, davon war nichts zu sehen und zu spüren. Und wie gut ein Essen auf einem Foto gewesen sein soll, entzieht sich meiner Vorstellung. Vor allem, wenn ich Menschen mit nackten Oberkörpern beim Essen zusehen muss. Und die ganzen tollen Menschen, die kennengelernt wurden. Diese irren Typen. Die so einmalig und witzig waren. Voller Lebensgeschichten.
Dabei sah man immer nur angeschickerte Kalkleichen, Brandopfer oder Tiefgebräunte. Die alle so aussahen wie die Typen am Grill bei Mc Donalds, oder Busfahrer oder ...
Jedenfalls wurden die Urlaubsfotos dann technsich gekrönt vom Urlaubsfilm. Super 8. Diese Filme waren wie die Fotos nur länger. Und das Geräusch des Projektors war wesentlich lauter, als der des Diarades. Super 8 Filme waren eine Zeit hoch im Kurs. Der einzige Vorteil war die kürze. Denn die Filme waren ziemlich teuer. Für 10 Minuten Super 8 Film musste man zuvor 3 Stunden Dias schauen.
Bild: Peter von Felbert
Sicherheitslücke
Sicherheit ist vor allem ein Gefühl. Wir fühlen uns besser und wohler in Sicherheit. Wer will schon in offensichtlicher Unsicherheit sein Dasein fristen? Somit umgeben wir uns mit Attributen der Sicherheit. Damit wir dieses Gefühl erlangen, uns sicher zu fühlen. Aber diese Bestreben weist eine Sicherheitslücke auf, denn man hat keine wirkliche Sicherheit. Sondern nur Attribute, die so sind als ob. Das dies so ist, sieht man an den Sicherheitsorganen in unserem Land. Könnten dieses wirklich für Sicherheit sorgen, würde man dann so schlecht damit umgehen? Wohl kaum. Das Vertrauen in unsere eigene Sicherheit ist da fragwürdig, wo sie nicht öffentlich wirksam und populär genutzt werden kann.
So ist jedes Fußballstadion besser geschützt als jeder Bürger in diesem Land. Flughäfen, Politiker, Stars, überall geht Sicherheit über alles. Weil diese Demonstration der Sicherheit auch Macht dokumentiert. Aber in Köln Chorweiler oder Berlin Neuköln ist davon sicher nichts zu sehen. Zudem sind die Menschen, die für unsere Sicherheit sorgen sollen, schlecht bezahlt und schlecht ausgerüstet. Jeder Dieb hat mehr Technik in der Tasche als ein ganzes Polzeipräsidium zur Verfügung. Somit zahlt auch der Staat vor allem für das Gefühl der Sicherheit. Er investiert nicht in die tatsächliche.
Was wiederum unser Sicherheitsbedürfnis anheizt. Was wiederum dazu führt, dass die Alibisicherheit, also die sichtbare, erhöht wird. Somit hat auch hier die leidige Präsenzkultur den Fuß in der Tür.
Bild: Peter von Felbert
Dienstag, 24. April 2007
John Ruskin (1819 - 1900) Britischer Sozialreformer
Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte – und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld – das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.
Gefunden auf der Seite meines ältesten Schuldfreundes: Stephan Helleckes
Wechselwirkung
Die Welt der rationalen Menschen und deren Beweisführung wirft einige Fragen auf. Wenn ein Urlaub für 500 Mark 3 Wochen in Holland mit Anfang 20 total geil war, warum ist dann ein Urlaub mit Anfang 30 in der Karibik für 8.000 Mark nicht 16 mal geiler? Sondern ganz im Gegenteil, nicht mal halb so gut. Warum hatte ich an meinem ersten VW Käfer für 500 Mark eine viel größere Freude, als an meinem ersten Auto über 100.000 Mark? Müsste meine Freude nicht 200 mal größer sein? Warum erinnere ich mich an kurze Beziehungen besser, als an einige, die von langer Dauer waren? Warum sagen mir meine Geschmacksnerven, dass eines meiner besten je getrunkenen Getränke ein Weißbier auf knapp 2.000 Meter in den Bayerischen Alpen für 2,80 € war, das ich nach 4 Stunden Wanderung zusammen mit meinem besten Freund getrunken habe? Und nicht einer der sündhaft teuren Rotweine, die alle im Schnitt 50 mal mehr gekostet haben? Warum macht ein Monte Blanc Füller den Text nicht besser? Warum ist die Zeit, die man mit einer Rolex am Arm verbringt, nicht gleich kostbarer? Warum fühle ich mich in teuren Restaurants nie so viel wohler, wie in meinem einfachen Lieblingsrestaurant? Warum ziehe ich so gerne genau die Klamotten am häufigsten an, die meine Frau ständig als Putzlappen mir entwenden will? Somit scheint es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Wert und Wertvorstellung zu geben. Sondern ganz im Gegenteil, diese beiden Aspekte scheinen diametral auseinander zu laufen. Das Mehr bringt ein Weniger mit sich. Deshalb will man noch mehr, womit einher geht, dass man noch weniger bekommt und so weiter und so weiter und - stopp. Geht es auch anders herum? Könnten wir auch zurück zum Ausgangspunkt unserer Gefühlslage gelangen und von da aus noch mal losgehen?
Alle meine Erlebnisse, die ich sofort aus 43 Lebensjahren als gefühlte Höhepunkte abrufen kann, sind jenseits des Materiellen. Das macht mich mehr als stutzig. Es stellt meine Welt auf den Kopf. Oder eventuell wieder auf die Füße. So gerne ich schöne Dinge mag, und gute. So wichtig ist es auch, diese so genießen zu können, dass man sich dabei in seiner Haut sehr wohl fühlt und vor allem mit den Menschen sich umgibt, mit denen man dieses Gefühl gerne teilen will.
Es ist verteufelt, dass ich in den teuersten Restaurants fast nie mit meinen besten Freunden saß. Dass ich die materiell gesehen wertvollsten Momente mit niemandem, oder mit den falschen Menschen teilen konnte und musste. Und dass ich vermute, dass es den Menschen gegenüber ähnlich erging, wir aber aus diesem System nicht ausbrechen konnten. Meine teuersten Flüge waren Geschäftsflüge, nicht die in den Urlaub. Man muss aus 20:80 einfach 80:20 machen. Dann könnte es gehen.
Vor 25 Jahren war ich gerade...
... ... volljährig geworden. Habe in Windeseile meinen Führerschein gemacht. Damals in der Fahrschule eines Klassenkameraden. Ich glaube, es waren 6 Fahrstunden für 300 Mark, den Rest habe ich weit vorher und währenddessen geübt. Habe mir einen hellblauen VW-Käfer gekauft für 500 Mark. Meine Freundin hieß Silke und war in derselben Klasse wie ich. Wir schreiben das Jahr 1982. Zu dieser Zeit höre ich Commoders, Cool and the Gang und Earth Wind & Fire. Ohne mein Skateboard geh ich nicht aus dem Haus. Das Windsurfen hat mich zudem völlig in seinen Bann gezogen. Das Fußballspielen ist auch noch ein sehr großer Bestandteil meines Lebens. Ich trug entweder Turnschuhe, oder Cowboy Stiefel. Röhrenjeans waren gerade In. Pernod mit Cola auch. Diskotheken waren angesagt. Alien und Star Wars liefen im Kino. Kohl wurde Kanzler. Stolz wie Oskar war ich auf meine helle Lederjacke.
Zurückblickend frage ich mich, wie ich das alles unter ein Dach gebracht habe. Aber die Erinnerungen sind eigentlich wenige und die sind auch noch blass. Dabei bin ich doch 18 geworden. Da müssen doch Sachen passiert sein, an die ich mich ein Leben lang erinnern wollte. Und jetzt habe ich sie vergessen. Schon schade.
Montag, 23. April 2007
Manhattan
Motiv: Manhattan (Aquarell) 2005 Künstler: Thomas Moeser.
Derselbe Gedanke? Derselbe Auslöser? Nach dem 11. September fing ich plötzlich an, Flugzeuge aus heiterem Himmel am selbigen zu fotografieren. Dann, wenn sie noch voller Menschen sind. Dann, wenn die Welt auch da weit oben noch in Ordnung ist. Fast unbemerkt empfand ich es plötzlich als sinnvoll, Flugzeuge am freien Himmel einzufangen. Einfach so. Unspektakulär. Es ist gar nicht so einfach, mit so einer kleinen digitalen Kamera, mittig, im optischen Blindflug, ein Flugzeug mit dem Auslöser abzuschießen. Einige dieser Bilder habe ich auch in diesem Blog veröffentlicht. Irgendwann saß ich dann da und fragte mich: "Was sind das für Menschen, die Flugzeuge am Himmel knipsen?" Nach einigem Überlegen kamen mir die Bilder vom 11. September in den Sinn. Und mein Handeln steht in direktem Zusammenhang mit diesem Ereignis. Denn nach diesem 11. September durchlebte ich, wie viele, eine wirtschaftliche Talfahrt, die sich gewaschen hat. Hatte! Privat war das Gegenteil der Fall. Ist!
Ein Freund, der Künstler ist, Thomas Moeser, mailte mir dieses Motiv. Ob es mich zu einem Gedanken in meinem Blog inspirieren würde. Eigentlich hatte ich ihn gebeten, mir Bilder zukommen zu lassen. Um mich inspirieren zu lassen. Denn die Bilder anderer Menschen sind oft Hinweise für mich. Für etwas, was ich selbst erlebt oder durchlebt hatte. Denn diese Menschen leben zur selben Zeit und auch die lassen bestimmte Erinnerungen nicht unberührt. Somit schoss mir sofort der Gedanke durch den Hopf, warum "Manhattan"?
Vielleicht aus demselben Grund? Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm, denn es hat diesen Gedanken wieder in mir hervorgeholt: dass unser Handeln stark durch unser Unterbewusstsein gelenkt ist. Wir denken zwar, wir folgen der eigenen Logik, dabei spielt sich das meiste ohne unsere Kenntnis ab. Wir können zwar so tun, aber wir können nicht so handeln, als ob wir das alles nicht erlebt hätten.
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