Mittwoch, 28. Februar 2007
Die Milch brennt an
Wenn ich für einen oder mehrere herrliche Milchkaffees Milch aufsetze, auf den Herd, dann kocht diese in mehr als 70% der Fälle über. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch peinlich. Denn alle meine Mitarbeiter bekommen das mit. Wenn ich wieder die Dunstabzugshaube auf volle Touren drehe. Fluche. Und mit dem Schaber auf dem Ceranfeld herumkratze. Aus diesem Grund erklären sich in der Regel alle bereit, den Kaffee zu machen.
Warum bin ich einer solch einfachen Handlung so gut wie unfähig? Nun folgt der Versuch einer Erklärung. Ich kann einfach nicht mehrere Dinge gleichzeitig tun. Sondern ich kann die Dinge nur hintereinander tun. Sehr schnell und auch sehr gut. Aber nur, wenn ich sie hintereinander mache. Nicht gleichzeitig.
Frauen zum Beipiel können mehrere Dinge gleichzeitig. Ohne dass etwas schief geht oder die Qualität darunter leidet. Oder Menschen, die im Kopf die Gleichzeitigkeit für einen Moment abschalten können und sich so einer anderen Sache wie Milch Kochen voll und ganz widmen.
Ich hingegen gehe mit einem Kopf voller Dinge in die Küche. Setze die Milch auf und denke, währenddessen schnell noch was erledigen zu können. Und bums, da ist es schon wieder passiert. Ich habe die Milch total vergessen. Somit kocht diese nicht nur über, sondern erst, wenn der beißende Geruch meine Nase erreicht oder das Zischen auf der Herdplatte mein Ohr, bemerke ich überhaupt, was los ist. Das ist verrückt. Aber ich habe mich mit diesem Umstand arrangiert. Und allen klar gemacht, dass ich nichts gleichzeitig machen kann und will. Alle wissen das.
Somit tun mir alle den Gefallen und fordern die Dinge hintereinander von mir. Das klappt hervorragend. Bei allem anderen komme ich völlig durcheinander und verliere den Faden. So saß ich früher oft in Meetings, konnte aber unmöglich bei der Sache sein. Das passiert mir heute nicht mehr. Denn wenn ich etwas mache, mache ich im Kopf nichts anderes. Und sollte es mir doch mal in die Quere kommen, dann stoppe ich alles. Bringe schnell die Dinge im Kopf aus meinem Kopf. Sofort. Dann bin ich da. Und zwar voll und ganz.
Geht es anderen auch so? Leiden durch das Überlagern von Anforderungen die Menschen wie ich früher und auch das Ergebnis? Was für eine völlig blöde Zeiterscheinung. Die Gleichzeitigkeit. So eine Art Jonglieren mit 10 Bällen, 8 Keulen, von denen 4 brennen. Und am linken Bein rotieren zusätzlich 4 Ringe. Und auf der Nasenspitze sitzt eine Stange, auf deren oberem Ende sich ein großer weißer Teller dreht. Dabei ist man noch gefesselt und hat die Augen verbunden.
Ich bin gegen die Gleichzeitigkeit. Ich bin für die Hintereinanderzeit. Wenigstens für Menschen wie mich. Vielleicht sind es ja nicht so viele? Vielleicht aber doch!
Die Vorboten
Das wird ein sensationelles Jahr. Ich spüre das. Alles kommt immer mehr zusammen. Der Nebel einer Geschäfts- und Lebensplanung lichtet sich. Arbeits- und Lebensqualität haben eine immer größere Schnittmenge. Ich habe keine Ahnung, warum. Das stand sicher in keinem Horoskop. Was ich nicht weiß, denn ich habe in diesem und für dieses Jahr keine gelesen. War nicht nötig. Denn irgendwas in mir gibt mir die Gewissheit, die Zuversicht und das gute Gefühl, weiter so. Genau so. Dabei geht es nicht um Geld. Nicht nur um Geld. Die Geschäft laufen so wie sie laufen. Nein, es geht viel mehr um Gemeinsamkeiten, Gleichgesinnte, Familie, Freunde und Bekannte. Es geht um die Zeit in Übereinstimmung mit einem selbst. Im Gleichgewicht. Mein Leben wird immer mehr zu einem nicht enden wollenden Urlaub auf Lebenszeit. Diese Entwicklung werde ich sicher nicht aufhalten. Vor allem, wenn ich mal den Blick zurück werfe. Oder auf meine Umwelt. Manchmal kann ich mein Glück kaum fassen. Manchmal? Eigentlich ständig. Es gehen sogar Wünsche in Erfüllung, von denen ich gar nicht wusste, dass ich mir diese gewünscht hätte. Bis sie eben in Erfüllung gingen. Das einzig Kritische an diesem Zustand ist, dass ich diesen nur exakt in diesem Moment genießen kann. Nur in diesem Augeblick. Bis der nächste Hammer auf mich nieder rauscht. Aber bis dahin ist es einfach nur wundervoll.
(Foto: Peter von Felbert, Motiv: Shooting für Fritz Berger Katalog, im Auftrag der note Werbeagentur in München)
Dienstag, 27. Februar 2007
Guerilla Marketing muss man wirklich wollen
Guerilla Marketing, die Komplett-Auflösung für kleine Budgetbeutel. Für alle, die viel, viel mehr wollen, als es der Blick in den Budgetbeutel zulässt. Die Gangart um die Aufmerksamkeit wird härter, vor allem auf der Straße. Jetzt zahlen die Budgets nicht mehr die Kunden, sondern die Versicherungen. Das ist das Guerilla-Modell: Ups. Wie konnte das passieren?
Widerspruch
Oft sind wir mehr oder weniger verwundert, wenn wir in eine Materie eindringen, was wir alles antreffen. Dasselbe gilt auch für Menschen. Da läuft man Jahre aneinander vorbei. Hat sich längst ein Urteil gefällt. Und dann stellt sich alles ganz anders dar. Ich kann getrost von mir behaupten, dass ich grundsätzlich davon ausgehe, dass alle anderen Menschen eigentlich Arschlöcher sind. Klingt dumm, ist es auch.
Aber das ist so eine Mechanik, die man sich angewöhnt, wenn man zu faul ist, neue Menschen kennenzulernen. Denn von der Position aus, die sind bestimmt blöd, kann man beruhigt auf seinem Platz verharren, in Ruhe seine Zeitung weiter lesen und seinen Wein allein und in Ruhe trinken. Bemerke, zweimal Ruhe in einem Satz. Man muss sich nicht die ganzen langweiligen Lebensgeschichten anhören und die noch langweiligeren Lebensweisheiten, Lebensentwürfe und was am allerschlimmsten ist: die allerlangweiligsten Lebensratschläge.
Das ist bequem. Sehr bequem. Das ist so, als ob man keine Lust auf Reisen hat, und jeden negativen Aspekt so lange hervor holt, bis dem Partner auch die Lust vergangen ist. Das wirklich Dumme an dieser Faulheit und Einstellung ist: Man lernt nichts aus dem Blickwinkel anderer Menschen. Weil man nur seine eigenen sieht oder die der wenigen, die man schon kennt. Mit jedem anderen Blickwinkel gesellen sich unglaubliche viele Erkenntnisse hinzu. Wird Unbekanntes zu Neuem. Von den Sichtweisen anderer kann man unendlich viel profitieren.
Darum quatsche ich alle Menschen voll. Auch Arschlöcher. Ziehe sie in Gespräche rein, die sie selbst nicht wirklich wollen. Ich verzehre mich nach anderen Sichtweisen. Wenn ich mal Lust habe. Denn nur aus meiner Sicht die Dinge zu betrachten, erscheint mir nicht nur einsilbig und eintönig, sondern vor allem auch noch einfältig. Das entscheidende bei der Zusammenkunft ist, dass man von jeder was für sich ziehen kann. Ob vom Metzger oder Friseur, von der Politesse, vom Finanzbeamten, Taxifahrer und so weiter. Es sind nicht die vermeintlich wichtigen Menschen, die berühmten oder reichen, von denen man zehren kann. Nein, es sind primär die die kleinen Geschichten.
Man kann 2.000 mal Sabine Christansen sehen und bleibt ohne eine einzige Erkenntnis. Aber von einem Taxifahrer, der seit 50 Jahren Taxi fährt. Und dessen Taxi 860.000 km auf dem Buckel hat, erfährt man in 20 Minuten mehr. Viel mehr. Es ist egal, was das für Menschen sind, ob man die nur einmal in seinem Leben trifft, oder mehrmals. Wer nicht die Geschichten aus den Menschen zieht, der vergibt sich was. Und zwar viel. So kann ich behaupten, dass ein nicht kleiner Teil meines Wissens, sagen wir mal 40%, aus den Geschichten anderer Menschen resultiert.
Die Kunst liegt nur darin, die richtigen Fragen zu stellen. Den Menschen die entscheidenden Geschichten zu entlocken. Es bringt nichts, den Taxifahrer nach dem Wetter zu fragen. Oder ob die Stadt schön ist. Sondern man muss sich den Menschen ansehen und ihm seine zentrale Geschichte entlocken. Das ist unglaublich. Denn wenn man diese Quelle einmal erreicht, dann sprudelt es nur so aus ihnen herraus. Aus den Menschen, die viele einfach nur für Arschlöcher halten. Was sie eventuell auch sind. Na und! Die Story eines Arschlochs kann viel interessanter sein als die eines anderen. Es geht um den Austausch. Den Transfer. Profitier von den Sichtweisen anderer. Der Aufwand ist minimal. Man sitzt ohnehin im Flugzeug, im Bus, in der Bahn, im Taxi, im Cafe. Also, frage ich mich meistens, was könnte seine Geschichte sein. Wenn ich Lust habe. Wenn nicht, dann denke ich mir einfach: Was für ein Arschloch ist das wohl? Denn ein ständig gespannter Bogen verliert an Treffsicherheit. Deshalb müssen die Geschichten manchmal in den Köpfen bleiben.
Nichts gewonnen und nichts gelernt
Es ist schon lange her. Da machte mein Vater bei einem Fotowettbewerb mit. Initiiert hat diesen RWE. Ich erinnere mich, dass mein Vater sich inspiriert und motiviert fühlte, an diesem teilzunehmen. Und die Absicht hatte, diesen auch zu gewinnen. So kam er nach reiflicher Überlegung auf die Idee zu diesem Motiv. Energie, vor allem die Hochspannungsleitungen, sollten auf positive Art und Weise eingefangen und dargestellt werden. Ich war noch Schüler und entgegnete meinem Vater nur: Mit dem Bild hast du den letzten Platz sicher. Denn laut Wettbewerbsbedingungen zeigst du genau das Gegenteil. Er sah das nicht so. Und schickte das Foto ein. Und gewann nicht. Natürlich nicht. Denn das Motto des Wettbewerbs hat das genaue Gegenteil im Sinn. So sehr kann man neben einem Briefing liegen. Das habe ich damals schon erkannt. Wie heute.
Montag, 26. Februar 2007
Idylle – Falsche Vorstellung
Versunken im eigenen Stress. Genau dann kommen mir immer diese wunderbaren Alternativen in den Kopf. Als ich noch in Düsseldorf lebte, bewunderte ich auf dem Rhein immer die Kapitäne der Lastenschubschiffe. Die tuckerten so friedlich den Rhein herunter. Den Golf vorne links auf dem Obderdeck geparkt. Die Wäsche im Fahrtwind auf der Wäschespinne. Meine Vorstellung war eine perfekte. Ich stehe am Steuer, höre den ganzen Tag klassiche Musik. Die Menschen winken mir freundlich zu ...
Dieselbe Hoffung hat man auch auf Reisen durch Bayern. Wenn einem die Wahl der eigenen Verantwortung mal wieder über den Kopf steigt, kommt mir diese bäuerlichen Idylle in den Sinn. Mit den Hühnern aufstehen und mit den Kühen ins Bett gehen. Draußen auf dem Feld. Drinnen am Kachelofen.
Alles natürlich totaler Quatsch und Unsinn zugleich. Denn die Hoffnung trügt. Da wo man vermeintlich das Nirvana vermutet, erwartet einen der totale Hammer. Das ist man klar. Wenn man nur einen Schritt weiter geht und denkt, wird einem das sofort klar. Alle sich bietenden Alternativen sind keine, weil man nicht hinter die Kulissen blicken kann. Es gibt keine Einfachheit, die einem das Leben einfacher macht. Sondern das, was man sucht, steckt in einem selbst. Denn man kann als Schubschifffahrer und Bauer und Werber total gestresst sein oder total in der Aufgabe aufgehen. Das ist keine Frage der Wahl, sondern vorallem der Einstellung. Das ist so klar wie Kloßbrühe. Das ist so, als ob man immer im Stress der eigenen Beziehung glaubt, dass es woanders besser wäre. Auch Blödsinn. Alles eine Frage der Einstellung. Mal angenommen, man hat alles in allem eine gute Wahl getroffen.
Deshalb klage ich nicht mehr. Nicht über meine Branche. Nicht über meinen Job. Und ich idealisiere nicht mehr, was andere haben. Sondern ich gehe in mich und frage mich: Was ist los? Und beantworte mir die Frage mit zwei einfachen Antworten: Ach, ist nicht so schlimm. Oder: Das muss ich ändern.
(Foto: Peter von Felbert; Motiv: Bauernhof)
Ein Bruder
Das ist mein Bruder. Andreas. Er war der älteste meiner vier Geschwister. War?! Ja, er ist seit einigen Jahren tot. Er ist an Aids gestorben. Infiziert hat er sich während seiner Heroinsucht an einer Spritze. Oder bei einer Freundin, die auch Aids hatte. Ich weiß es nicht genau. Ist im Ergebnis auch Nebensache. Mein Bruder war vor langer Zeit deutscher Meister im Judo. Hatte über Jahre eine feste Freundin. Und er war gut in der Schule.
Da ich der Kleinste war, war er natürlich eines meiner großen Vorbilder. Denn er war in allen wesentlichen Parametern außerordentlich stark. Sehr stark. Somit wollte ich unterschwellig so sein wie er. Und wie mein anderer Bruder. Eigentlich wollte ich immer das Beste aus beiden sein. Genau das bin ich irgendwie auch hoffentlich geworden. Andreas gelang vordergründig eigentlich alles. Alles, was er sich vornahm, erreichte er oder bekam er auch. Er hat sich alles verdient. Er hat nichts geschenkt bekommen. Das imponierte mir. Die Geschichte würde zu lang, darum komme ich jetzt zum eigentlichen Learning für mein Leben. Das in allen Entscheidungen mitschwingt.
Nicht ist so, wie es scheint. Nicht bleibt so, wie es ist. Alles ist nur eine Momentaufnahme. Und wir können nicht hineinsehen in die Wirklichkeit. Da wo es oftmals wichtig wäre. Deshalb müssen wir uns immer an unsere Intuition halten. Denn rückblickend ist mein Bruder daran gestorben, dass er davon überzeugt war, dass nichts ihn umbringen könnte. Weit gefehlt. Dass seine Kräfte ihn alles bewältigen lassen würden. Überschätzt! Das ist eigentlich eine sehr positive Kraft und Einstellung. Außer sie verläuft plötzlich in die falsche Richtung. Dann ist diese Kraft ebenso negativ zerstörerisch wie sie auch positiv aufbauend sein kann. Das ist ein schmerzhafte und bittere und emotional sehr teure Erkenntnis, die mir zeitlebens sehr geholfen hat.
Denn auch in mir schlummern Kräfte, die, wenn sie falsch kanalisiert werden, sehr destruktiv und zerstörerisch sein können. Der Hang zu Suchtverhalten ist allgegenwärtig. Ebenso der, etwas Schönes zu schaffen. Der Schritt auf die falsche Seite ist eben auch nur ein Schritt, ebenso wie der auf die richtige. Wer die Grenze vom Licht ins Dunkle überschreitet, muss damit rechnen, nicht mehr zurück zu kommen. Dabei ist es egal, wie weit man geht. Die falsche Richtung ist das Problem. Und die fehlende Kraft, diese wieder zu ändern. Weil alles gebraucht und verbraucht wird, um tiefer und tiefer im Dunklen zu versinken. Der Energie ist egal, in welche Richtung sie verläuft. Und dabei ist es egal, ob man als Workaholic oder als Drogenabhängiger endet. Das Ergebnis ist dasselbe. Höchststrafe: frühzeitiger Tod.
Das ist wie Wasser, das seinen Weg immer findet. Deshalb ist Vorsicht geboten, auf wen man mit dem Finger zeigt, wenn man selbst schon längst einer anderen Sucht verfallen ist. Der Machsucht. Der Anerkennungssucht. Das Konsumsucht. Der Sucht ist egal, welcher Energie sie sich in falscher Richtung bedient. Sie endet immer gleich. In einer furchtbaren Katastrophe. Die Richtung, in die meine Energie fließt, muss ich immer kontrollieren. Bei allem, was ich mache. Eigentlich sollte eine Gesellschaft hier klare Richtungen vorgeben, meint man. Oder das Elternhaus, denkt man. Oder einfach die Vernunft. Aber so einfach ist es nicht, wenn solche Kräfte wirken. Man ist dafür schon selbst verantwortlich. Es ist ja auch eine Gabe, mit seinen Kräften, die einem gegeben sind, etwas durch und durch Schönes zu schaffen. Bei meinem Bruder ist die Bewegung irgendwann langsamer geworden. Dann zum Stillstand gekommen und dann in die andere – falsche – Richtung verlaufen. Dieselbe Energie. Dieselbe, mit der er deutscher Meister im Judo werden konnte, hat ihn unter die Erde gebracht. An die Stelle, an der er früher täglich Wurftechniken geübt hat, trat die Beschaffungskriminalität.
Somit bin ich davon überzeugt, dass es außerordentlich wichtig ist, immer mit offenen Augen die Fließrichtung seiner Energie im Auge zu haben. Denn wie gesagt, sie schafft das Unvorstellbare mit der gleichen Kraft wie das Wünschenswerte. Eine Lebenserfahrung, die in allem steckt, was ich mache und begleite. Woher kommt die Kraft, wohin fließt sie. Das Kanalisieren in erstrebenswerte Richtungen ist der wesentliche Moment dessen, was man Eigenverantwortung nennt. Oder überhaupt Verantwortung.
Ich habe noch viel mehr von meinem Bruder gelernt. Aber wer hat das nicht? Nur in meinem Fall, lerne ich noch Jahr für Jahr hinzu, obwohl er nicht mehr lebt.
(Foto: Thomas Hintze, Motiv: Andreas Hintze, im Frankreich-Urlaub)
Sonntag, 25. Februar 2007
Wasserballett (Hansgeschichten)
Hans sah zum Strand hinüber. Die gelben Sonnenschirme hatten sich gerade ganz schmal gemacht. Die grünen Sonnenschirme waren noch aufgespannt, aber nicht mehr alle. Das Boot schwoite um den Drehpunkt der Ankerkette herum. Die tiefstehende Sonne kam jetzt genau von vorn. Wenn Hans sich umdrehte, öffnete sich der Blick aufs Meer. Wenn er sich wieder zurückdrehte, stand die Sonne genau über der Bucht und über der schwarzen Hügelkette, wo unterhalb der Strand lag, an dem den ganzen Tag gebadet worden war. Das Radio meldete jetzt kurz nach achtzehn Uhr: Station Grosseto: heute, zwölf Uhr, 29 Grad. Das Radio brachte das Wetter jeden Tag um diese Zeit und jeden Tag mit der gleichen Monotonie in der Ansage.
In der Bucht hatte höchstens eine Handvoll Boote Platz. Ihr Boot lag seit Mittag vor Anker. Die Zeit bis zum Abend hatten sie sich mit schwimmen, schnorcheln und Dingi-Fahren vertrieben.
Am Abend holten sie den Anker ein und brachten das Boot in eine andere Position. Ein sachter Wind spielte mit dem Boot, drehte es immer wieder herum und wieder zurück und wieder herum; es war nervös, wie eine Kompassnadel. Die Sonne stand bald genau im Westen. Am Strand waren jetzt alle Sonnenschirme zugeklappt; die gelben und die grünen. Von den anderen Booten schwebten leise Stimmen über das Wasser heran.
Lange nachdem der Mond aufgegangen war, war das dumpfe Grollen der Fischerboote zu hören. Sie fuhren unter dem vollen Mond auf der scharfen Kante des Meeres von der einen zur anderen Seite der Bucht, weit draußen, als kleine, weiße Lichtpunkte, sammelten sich an einer Stelle und verschwanden um die Landzunge herum und waren auch nicht mehr zu hören. Der Mond hatte seine Farbe von rot-orange nach weiß gewechselt und die Lichterkette der Fischerboote kam wieder hinter der Landzunge hervor. Die Boote verharrten eine Zeit lang in einer bestimmten Position. Das Mondlicht teilte die Bucht und die Fischerboote standen in der einen Hälfte. Der Wind hatte gedreht und das Meer schickte keine Motorengeräusche mehr herüber. Die Fischerboote standen paarweise oder zu dritt. Der Mond stieg schnell.
Die ankernden Boote ringsum hatten ihre Topplichter gesetzt und kreiselten um ihre Drehpunkte. Die Fischerboote rückten dicht zueinander. In das äußere Boot kam Bewegung und es querte in schneller Fahrt die Lichtpunkte der übrigen Boote. Der Mond stand jetzt höher, als die Topplichter der ankernden Boote. Das Fischerboot, das die anderen Boote gequert hatte, war hinter der Landzunge verschwunden.
Schwell kam auf und die ankernden Boote begannen zu schaukeln. Eines der Fischerboote stand jetzt direkt in den Reflexionen, die der Mond auf die Meeresoberfläche zeichnete. Auf dem Nebenboot war eine Person auszumachen, die den Anker kontrollierte.
Nach Mitternacht kam noch mehr Schwell und das Schaukeln der Boote nahm zu. Die Buglage der Boote zeigte an, dass der Wind jetzt aus südlicher Richtung in die Bucht hinein blies. Das Fischerboot, das die Gruppe der anderen Boote von links nach rechts gequert hatte, war hinter der Landzunge hervorgekommen und motorte als Lichtpunkt an seine alte Position; und als es an Fahrt aufnahm, war da auch das Grollen des Motors zu hören.
Der Wind hatte zum wiederholten Male gedreht und kam jetzt aus nördlicher Richtung und nicht mehr vom Meer. Der Mond hatte die Topplichter der Boote um eine Mastlänge überstiegen. Das Meer reflektierte das Mondlicht immer mehr als breiten Punkt. Auf den unbewaldeten, felsigen Stellen der Hügel lag das Mondlicht weiß wie Schnee. Das Grau des Himmels und das Grau des Meeres begannen miteinander zu verschmelzen.
Von der felsigen Küste war ein leises Anrollen der Wellen zu hören.
Lange nach Mitternacht frischte der Wind weiter auf und der Schwell nahm noch einmal zu. Der Mond hatte fast den höchsten Stand erreicht und leuchtete bereits über der Landzunge steil in die Bucht hinein und strahlte die weißen Bootskörper an. Vom Strand her war Lachen zu hören und von da, wo das Lachen herkam, war ganz klein ein rotes Feuer zu erkennen.
Lange bevor es hell wurde war Hans eingeschlafen. Am Morgen waren die Fischerboote fort und die Sonnenschirme waren alle noch ganz schmal.
Samstag, 24. Februar 2007
Ich bin krank
Nichts so wie einige jetzt vermuten. Nein, so einer Monster-Erkältung hat mich umgehauen. Seit 3 Tagen. Deshalb höre ich jetzt auch auf. Denn man sollte nicht schreiben, wenn man krank ist. Und wenn man Alkohol getrunken hat. Schreiben sollte man nur wenn man alle Sinne beisammen hat. Also, so halte ich es mit dem schreiben.
Freitag, 23. Februar 2007
Trennungsscherz
Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass Mülltrennung ähnlich überflüssig ist, wie jede andere Art der Trennung. Dahinter steckt ein ganz anderes Anliegen. Es soll uns etwas suggerieren, den Glauben an etwas bestärken. So wie die Sicherheitskontrolle an Flughäfen uns das sichere Gefühl geben soll, dass nichts passieren kann. Dafür wird uns gewaltsam die Zahnpastatube entwendet, das wertvolle Cybertool entsorgt und auch jegliche spitze Bemerkung muss man am Check-In zurücklassen. Somit fühlen wir uns sicher und glauben, der Staat tut alles, damit das Fliegen sicher ist. Dabei gehen Terroristen gänzlich anders vor. Aber das tut nichts zur Sache. So ähnlich ist es auch mit den vielen Trennungen. Paare trennen sich. Freunde trennen sich. Kunden trennen sich von Agenturen. Man trennt sich häufiger vom Wohnort. Sogar von der Steuernummer müssen wir uns trennen. Von der Telefonnummer trennen wir uns weitaus mehr als früher. Sogar von der Kontonummer wird sich immer mehr getrennt. Das war früher alles anders. Da steckte man alle Bemühungen in die Verbindung. Heute steckt man alle Kraft in die Trennung. Das geht so weit, dass man fast dazu verdammt ist, sich ständig von Dingen zu trennen. Wie auch E-mail-Adressen, Web-Adressen, Adressen, Handy-Nummern. Das alles macht man auch, um wieder einen Grund zu haben, ins Gespräch zu kommen. Das Trennen ist zu einem Trend aufgestiegen und das Verbinden wird in den Schatten gestellt. Ein Trend, den ich ähnlich blöd finde wie bordeauxfarbene Pullunder. Oder Strickkrawatten. Oder Schuhe mit Bömmeln drauf.
Somit wäre es an der Zeit, mal wieder das Verbindende in den Vordergrund zu stellen, als das Trennende mit aller Macht zu suchen. Verbinde dich doch. Oder bleib doch. Wir. Gemeinsam. Statt dem ständigen "Und tschüss!".
Donnerstag, 22. Februar 2007
It´s so easy
Mensch, alles könnte so einfach sein. Es wird eigentlich unglaublich verkompliziert durch die Gegenwart des Menschen an sich. Kein irdisches Geschöpf legt so intensiv Wert darauf, sich immer neuere, kompliziertere und ausweglosere Probleme selbst zu schaffen. Die bei genauer Betrachtung erbärmlich klein und schlecht konstruiert erscheinen. Und nicht mal das Prädikat Problem verdient haben. Wohin man schaut, blickt man in ernsthafte Gesichter. Denen die Unüberwindbarkeit von Problemen ins Gesicht geschrieben steht. Die aber eigentlich keine sind.
Deshalb werden auch immer schneller, immer veränderte und neue geschaffen. Es scheint eines der größten Bedürfnisse des Menschen zu sein, sich selbst als größter Gegner in Szene zu setzen. Und es kommt noch herrlicher. Dafür bedarf es nicht mal der Gegenwart anderer Menschen. Er hat es in der jetzigen Entwicklungsstufe geschafft, seine Problemwelten nur in seinem Kopf entstehen zu lassen. Was fortlaufend dazu führt, dass ihn und seine Befürchtungen niemand mehr nachvollziehen kann. Weil sie ausschließlich aus Hirngespinsten bestehen.
Die nächste Entwicklungsstufe wäre, dass diese Hirngespinste sich verselbstständigen und zu ganz absurden Problemlösungen führen. Wie Platzangstfreiefahrstühle: Diese sind circa 400 qm groß und haben 3 Meter Raumhöhe und fahren so langsam von Stockwerk zu Stockwerk, dass man die Bewegung selbst nicht nachvollziehen kann. Oder es gibt Flugzeuge, in denen man virtuell so berieselt wird, dass man nie das Gefühl hat, die Maschine hätte abgehoben. Oder Essstörungen. Es gibt Restaurants, bei denen es getrennte Tische gibt für Esssüchtige und Magersüchtige. Somit stehen für unsere unwirklichen Probleme ganz neue Branchen und Produkte ins Haus.
Burn Out Produkte werden florieren. Tinnitus Sets an allen Ecken. Medikamente gegen alles Mögliche: Schlechtes Gefühl, üble Vorahnung, einen super Tag, ich bin toll Tabletten. Auch auf Haarwaschmittel wird sich das ausbreiten, für lustiges Haar, für aufstrebendes Haar, für schreckhaftes Haar, für zuversichtliches Haar. Keine Branche wird letztendlich verschont bleiben. Nach der Öko-Welle rollt die Psychowelle über unsere Märke hinweg. Schuhe mit besonderer Standfestigkeit im Leben wären auch schön. Jacketts mit verstärktem Rückgrat. Brillen für mehr Überblick.
Ihr glaubt mir nicht? Lest diesen Text in 10 Jahren noch mal. Und dann werdet ihr einen Berg, eine Straße und ein großes Problem nach mir benennen: Die Hintzophrenie. Das sind unheilbar und unbelehrbar positive Menschen mit einer fast anmaßenden Zuversicht, die völlig ignorant gegenüber Riskovermutungen sind. Resistent gegenüber Bedenken. Und sich kategorisch weigern, der Gefahr ins Auge zu blicken. Das Schlimmste: Die immer sagen, was sie gerade denken. Sofort und unmissverständlich. Und dabei nicht mal den Anspruch auf Richtigkeit erheben, sondern sich ausschließlich auf die eigene Meinung beziehen und berufen. Wie gesagt, in einer Welt voller selbst gemachter Ängste, eine sehr schlimme und unerträgliche Erscheinung. Denn Hintzophrenie geht konstant, konsequent und mit viel Humor auf den ganzen negativen Scheiß einfach nicht ein. Unmöglich!
Mittwoch, 21. Februar 2007
Schönheit
Vielleicht ist Schönheit nur ein Gefühl. Wie Glück. Es breitet sich in uns warm, wohlig und langsam aus, wenn wir ihm begegnen. Ein so überwältigendes Gefühl, dass wir es, wie Glück, institutionalisieren wollen. Wir wollen das Glück und die Schönheit erzwingen. Wie die Liebe. Anstatt dem Gefühl zu folgen, produzieren wir falsche Schönheit. Wie wir auch falsches Glück und ebenso falsche Liebe produzieren. Das Lebensglück ist nun mal nicht so einfach mach- und planbar. Das Geld hat nicht das Glück im Rücksack. Sex ist nicht Liebe. Somit könnten wir wie immer und mal wieder einem großen Irrtum hinterher eifern. Und mal wieder und wie immer in die falsche Richtung. Denn wenn Schönheit ein individuelles Gefühl ist, was machen wir denn da den lieben langen Tag? Anstatt diesem Gefühl zu folgen, konstruieren wir Schönheit.
Was dazu führt, dass wir die wirkliche Schönheit nicht mehr erkennen. Wir verkleiden und verunstalten uns zunehmend, anstatt der wirklichen Schönheit intuitiv zu folgen. Ich komme immer wieder in die Situation, in der ich etwas erblicke, und mein Gefühl sagt mir: Mensch, ist das schön! In der Regel sind das Mondsicheln, Sonnenunter- und -aufgänge, Bachläufe, Blumenmeere, Seen, Flüsse und das Meer. Die Berge. Manchmal ist es ein leerer Raum. Oder Architektur, die mir Lebensqualität vermittelt. Schön ist dabei immer reduziert und natürlich. Man kann nichts mehr weglassen. Schönheit sind auch Momente, vollkommene. In denen einem die wunderbare Schönheit auch des menschlichen Wirkens bewusst wird. Ein Monet an der Wand, oder Bach erklingt aus den Lautsprechern. Miles Davis auf dem Kopfhörer. Design kann dieses Gefühl auch hervorrufen. Aber nie so intensiv wie die Schönheit der Natur.
Schönheit ist ein Gefühl, von dem man nicht genug bekommt, nach dem nur viele an den völlig falschen Stellen suchen. Oder dieser ebenso völlig absurd nacheifern. Peinlich und grotesk. Schönheit ist immer in uns und um uns herum und hat meistens nichts mit der Vermenschlichung von Schönheit zu tun. Wie Sicherheit und Freiheit und Liebe und Glück. Es sind die gefühlten Momente, in denen wir spüren, dass wir diese so wichtigen Begleiter auf dem Lebensweg an unserer Seite haben.
(Foto: Thomas Hintze; Motiv: Bordeaux ende 70er)
Es war einmal eine Bank
Über Banken zu reden, ist einfach. Auch die Tendenz, die man aus jedem Text ableiten kann, ist eigentlich klar. Somit hat sich das Volk längst eine Meinung gebildet, über die Banken. Ob diese das wollen oder nicht. Somit ist es langweilig, nur ein weiteres Licht auf dasselbe zu werfen. Mich langweilt die Bank seit 2002. Was schade ist. Denn früher hat man gemeinsame Sache mit den Banken gemacht. Hat seine Visionen und Träume erzählt und hat diese gemeinsam Wirklichkeit werden lassen. Das war toll. Und es war auch aufregend. Stand die Bank hinter deinen Träumen, dann hat das diesen Träumen gleich Flügel versetzt. Und man fühlte sich noch verantwortlicher. Denn seine Bank zu enttäuschen, war nicht gut. Das Vertrauen, das man sich einmal aufgebaut hatte, durch Unvermögen einzureißen, war ganz schlecht.
Dann man musste mit allem von vorne anfangen. Ich denke gerne an die Zeiten der Gemeinsamkeiten zurück. Wie man sich zusammen gefreut hat, wenn die Visionen Zug um Zug Wirklichkeit wurden. Diese schöne Beziehung hat man uns genommen. Uns und der Bank zu gleichen Teilen. Jeder macht jetzt sein eigenes Ding. Zusammen geht da nicht mehr viel, bis gar nichts. Man geht eben getrennte Wege. Die Gesetze haben diese Beziehung für lange Zeit ausgelöscht. Schade.
Mein erster Bänker war Herr Noll von der Stadtsparkasse in Köln Pesch. Da hatte ich mein erstes Giro-Konto. Jahre hat er mich unterstützt, wo er konnte. Das half mir durch das Finale der Schulzeit und durch die Uni, bis hin zu meiner Ausblidung zum Werbekaufmann. Dann kamen Herr Schmitz und Frau Obermayer aus der Stadtsparkasse Düsseldorf. Die haben mir so sehr vertraut und Rückwind für meine Ideen eingehaucht, dass ich manchmal überlege, habe ich da was übersehen? Das war auch eine tolle Zeit. Die schweren Lehrjahre, nie Kohle, aber immer das Ziel vor Augen. Und dann haben sich all unsere Ziele erfüllt. Noch heute habe ich ein Konto bei der Stadtsparkasse Düsseldorf und erkundige mich einmal im Jahr, wie es Herrn Schmitz geht. Frau Obermayer erzählt dann immer, wie es so geht und steht. Ich erzähle dann alles, was in der Zwischenzeit in München geschehen ist. Das Konto hat keinen Sinn mehr, aber irgend etwas in mir sträubt sich, diese Beziehung ganz zu kappen. Die haben immer an mich geglaubt.
Jetzt war ich lange bei einer anderen Bank in München. Die Bank war nicht so toll, aber die Frau Wolf darin schon. Die hat mich durch eine lange, schwere Zeit manövriert. Aber es war mehr Frau Wolf als die Bank. Die sahen ab einem Zeitpunkt in mir nur noch ein Risko und eine Gefahr und wären mich lieber heute als morgen los gewesen. Frau Wolf arbeitet nun an einer anderen Stelle. Somit werde ich die Bank verlassen. Denn da ist niemand mehr, der an mich glaubt. Und da ist auch niemand, an den ich glaube. Frau Wolf und ich telefonieren noch einmal im Jahr. Sie erzählt von ihren fantastischen Reisen an das Ende der Welt, und ich von meinen Kindern. Wir haben eine Verbundenheit, die leider heute keinen Wert mehr darstellt. Sogar unerwünscht ist.
Die Bank ist geschrumpft auf die Größe eines elektronischen Überweisungsträgers, das wars. Namenlos und gesichtslos. Es gibt keine Gemeinsamkeiten mehr. Keinen Grund für eine engere Verbindung. Meine Autos laufen über die Bank des Herstellers. Meine Computer auch. Einen Kreditrahmen habe und will ich auch nicht mehr. Schulden bei der Bank habe ich keine. Somit habe ich aus Kostengründen nun aus zwei Banken eine gemacht. Ich habe eine Bank wegrationalisiert. Vorher habe ich noch einmal eine kleine Chance für eine mögliche Verbindung eingeräumt, aber ich wurde mal wieder abgewiesen. Auf einem Niveau, dass es absurd erscheint. Aber so haben sich die Dinge eben verändert. Die Banken können eben nicht mehr anders. Und Menschen wie ich wollen nicht mehr anders. Letztendlich entscheide ich mich jetzt für eine kleine Bank, die zwar auch nicht mehr möglich machen kann, darf und will. Aber ich habe ein besseres Gefühl, dass meine elektronsichen Überweisungen von einer kleinen Bank geführt werden. Wir Kleinen müssen zusammenhalten.
Die Gründe für eine Bank schwinden. Sie schrumpfen auf den kleinstmöglichen gemeinsamen Nenner. Ein Online-Portal für Überweisungen. Das ist so. Und es ist besser, wenn man sich daran gewöhnt. Die Vorwürfe, die alle an die Banken richten, kann ich deshalb so nicht nachvollziehen. Die können eben nicht anders. Schade. Von vielen werden wir uns schon bald verabschieden können. Vor allem von den Geschäftskundenberatern. Denn was bleibt, wenn die nichts machen können? Ein freundliches Auf Wiedersehen. Und meine Antwort, ich glaube nicht, nennen Sie mir einen Grund. Die Banken können einem nur leid tun. Und ich finde das okay. Alles so maximal risiokolos zu machen, wie es nur geht. Man schläft besser. Für das Geschäft wird es letztlich auch besser sein. Denn wir werden alle Geld haben und keine Kredite mehr. Nur für die Banken wird es übel ausgehen. Aber warum sollen die davon verschont bleiben, was allen anderen Branchen im Lauf der Entwicklung ständig wiederfährt. Aber trotz alledem denke ich gern an die guten und schlechten Zeiten zurück und an die Menschen, die mit mir da durchgegangen sind. Das war eine sehr emotionale und tolle Zeit. Somit vermisse ich nicht die Banken, sondern die Menschen, die einem das gutes Gefühl vermitteln konnten, dass sie an einen glauben. Der Computer, das Online-Portal vermittelt das nicht. Und die moderne Generation der Geschäftskundenberater kann und darf das nicht vermitteln. Wenn die wüssten, wie schön es ist, einen langen Weg gemeinsam zu beschreiten.
Dienstag, 20. Februar 2007
Der ewig währende Traum von der Abkürzung
Wer träumt ihn nicht? Den Traum, der alle Mühe, alles Schicksal, alles Leiden, alle Anstrengungen mit einem Mal beendet. Der einen auf einen Schlag ans Ziel der Träume katapultiert. Der die Geduld nicht weiter strapaziert. Der einen einen Augenblick später in den Olymp hebt. Andere hatten und haben dieses Glück. Um gewisse Ziele eines erfüllten Lebens müssen diese sich nicht mehr kümmern. Die einen haben dafür nichts getan und nichts geleistet. Leider verhalten diese sich auch so. Wie peinlich. Andere haben die eine sich bietende Chance genutzt. Und gehen damit leider oft leichtfertig um. Man könnte glauben, sie können das Glück nicht fassen. Oder unterliegen dem Irrtum, es wäre reines Können, kein Glück gewesen. Wie dumm. Der Weg vor allem zu fantastischen, überwältigenden und erstrebenswerten Zielen ist so wie er ist. Für viele unerreichbar. Für einige zu spät. Und für ganz wenige zum rechten Zeitpunkt. Niemand weiß, wie es ausgeht. Egal wie beseelt, voller Hingabe und Leidenschaft man ist. Das Leben hat für das Erreichen dieser Ziele keinen Plan zur Hand. Keinen. Nicht einen. Man kann sich so gut wie auf nichts berufen. Außer auf sein Gefühl. Es stirbt sich am Ende glücklicher, wenn man zeitlebens diesem wunderbarsten aller Gefühle hinterher geeilt ist. Gefolgt ist. Glücklicher, als wenn man getrieben war von allem anderen. Somit kann es sein, dass man zwar bei weitem nicht alles erreicht, aber trotzdem nicht unzufrieden ist. Sondern ganz im Gegenteil. Das geht? Das geht! Man sieht diesen beonderen und sehr wenigen Menschen diese vollkommene Zufriedenheit an, das eigene Leben für einen wunderbaren Traum investiert zu haben. Ebenso wie man in den vielen anderen Gesichtern sehen und lesen kann, dass sie das eigene Leben für vieles andere, das man als erstrebenswert betrachten würde, verschwendet haben. Die Einsicht kommt meist zu spät, erst am Schluss. Somit habe ich die Lust auf Abkürzungen immer mehr verloren. Und gewinne immer mehr die Einsicht, dass alles genau so sein muss und soll.
Das Bonsai-Prinzip
In einem meiner Beiträge berichtete ich darüber, dass man nicht jeden Fehler machen muss. Aber kann. Und wenn es einem das Umfeld ermöglicht, auch darf. Prinzipiell könnte man theoretisch so gut wie alle Fehler vermeiden. Weil alles schon mal woanders, in einer anderen, Zeit passiert ist. Interdisziplinär sozusagen. Aber das erzählte ich ja schon. Wiederum in einem anderen Beitrag erzählte ich etwas über die Verdichtung von Qualität. Dem Gegenteil des allgemein praktizierten Auswalzen von Quantität. Aber wie gesagt, darüber berichtete ich ebenfalls bereits. Das Bonsai-Prinzip beschreibt beides in einem Prinzip. Die Verdichtung von Qualität in definierten Parameter. Bonsais sind nicht gleich Bonsais. Es gibt solche und solche. Bis hin zu unerschwinglichen. Aber das Prinzip ist immer dasselbe. Die Verdichtung von Qualität. Limes gegen Null in Richtung absoluter Perfektion. Nie zu erreichen, aber ein erstrebenswertes Ziel. Oder sagen wir mal so: Für einige wenige ein erstrebenswertes Ziel, dem der große Rest lieber folgen mag. Zudem das Interdisziplinäre, das das deutlich macht. Dass ich schreiben und reflektieren kann über was ich auch will, das hat vor mir sicher schon mal jemand getan. In der Regel besser, ausführlicher, fundierter und vor allem mit einem überzeugenden Ergebnis versehen. Damit muss man leben. Leben können, wollen und, wenn es einem das Umfeld erlaubt, dürfen. Dieses Privileg ist eines meiner liebsten.
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