Freitag, 22. Dezember 2006
Das Agentur-Taxi bitte!
Früher. Viel früher. Sehr, sehr viel früher. Waren Agenturen wie Leasingautos. Schöne, große, komfortable Leasingautos. Heute sind Agenturen in der Regel Taxis. Der Unterschied ist frappierend. Denn die Agentur wird in der Neuzeit nur noch genau für den Zeitpunkt bezahlt, wie man ein Taxi bezahlt. Bitte kommunizieren sie uns von A nach B. Das war's. In der Zwischenzeit steht die Agentur dumm herum. Und hofft, dass ein Kunde einsteigt. Wie diese Massen von Taxis an Flughäfen. Um den nächsten Gast dann nur bis zum Hotel um die Ecke chauffieren zu dürfen. 7,50 € für 4 Stunden Wartezeit. Berufsrisko werden da die Nutznießer sagen. Berufskrankheit meine ich.
Denn es kommt noch schlimmer. Dass eine Taxifahrt 70 € kostet, das hat jeder akzeptiert. Die werbungtreibenden Kunden treiben es aber noch bunter. Die wollen nicht mal mehr das Agentur-Taxi zahlen, sondern rechnen sich aus, was die Strecke wirklich netto kostet. Und siehe da, die kommen auf einen viel niedrigeren Preis. Benzin für 100 Kilometer, das muss reichen. Also gibt es für Agentur-Taxis 12,50 € für eine Strecke, die eigentlich 70 € kosten würde. Würde?!
Selber schuld sagen die Nutznießer, wenn ihr eure Leistung nicht besser verkaufen könnt. Selber schuld sage ich. Denn so wie es aussieht, sind auf Dauer nicht die Agenturen die Verlierer, sondern vor allem die Werbungtreibenden. Denn mal ehrlich, was glauben die, was die bekommen für 12,50 €? Nur weil man keine Ahnung von Wein hat, glauben ja auch viele, dass sie für 4,90 € einen super Bordeaux trinken. Glauben. Andere wissen es besser.
Die Frage ist nur, wie schafft man es vom Agentur-Taxi zum normal bezahlten Agentur-Taxi zu werden oder sogar wieder den Status eines Agentur-LeasingAutos zu erreichen? Antwort: Geduld! Die Zitronen sind gepresst. Die Controller drücken gerade die letzten Tropfen aus bestehenden Ressourcen. Und dann ist schluss. Wer nichts säht, kann nichts ernten. Das Angebot lüftet sich. Die Nachfrage erholt sich. Dann kommt der erste zu seinem Agentur-Taxi und fragt: Bringen Sie mich bitte für 12,50 € zum Kommunikationsziel B? Und der Agenturmensch antwortet: Entschuldigung, kein Interesse. Das ist kein Taxi das ist ein Leasingfahrzeug und ich warte auf meine Kunden, da kann ich Sie unmöglich weiter bringen. Das müssen Sie einfach verstehen. Die Zeiten ändern sich. Auch für Sie.
(Foto: Peter von Felbert)
Samstag, 16. Dezember 2006
Der note blog: Die ungeschlagenden Nummer 1 der deutschen Blogs
Fangen wir mit dem dicksten Ding, dem größten Fisch an: Der Bild Blog. Geschlagen um 231 Millionen. Aber seht selbst:
Alles danach ist ab zu sehen. Aber einer erwähnung Wert. Im Staub der Ringecke:
Der Werbeblogger, der Law Blog, der Spreeblich, die Riesenmaschine, der Basic Thinking Blog... und alle anderen:
Dabei hassen wir Gewalt. Aber was soll man machen? Was soll uns das alles sagen? Nichts! Auf was für dumme Gedanken man so alleine vor dem Rechner kommt! Tragt es mit Fassung und Humor.
Dienstag, 12. Dezember 2006
Armleuchter, soweit das Auge reicht. Oder: Wenn Blödheit leuchten würde
Wie ich schon zum wiederholten Male festgestellt habe, kommen fast alle dummen Trends aus Amerika. Der Rest der dummen Trends kommen aus England. Dieser hier kommt aber aus den USA. Lichterketten nicht für humanitäre Zwecke, sondern als Sinnbild für die Verschwendung. Immer mehr lassen sich von diesem blöden Brauch aus den USA anstecken. Wenn man durch die Vororte dieses Landes fährt, fangen immer mehr Häuser an, an allen Ecke und Enden zu leuchten. Aber sich über die Strompreise beschweren. Das ist krank. Zum einen reden wir darüber, wie man Strom sparen kann. Stromsparlampen. Wärmedämmung an Gebäuden und so weiter. Atomausstieg. Sicherstellung der Stromgrundversorgung. Wir unternehmen alles, um weniger Energie zu verbrauchen. Und dann das. Dann baut doch gleich in den neuen Golf einen V8 rein, mit 5,2 Liter Big-Block, 320 PS und einem Verbrauch von 20 Liter Super auf 100 Kilometer. Und mit dem Auto fahrt ihr dann am besten zum Ortsverband der Grünen und regt euch darüber auf, dass die Atomkraftwerke immer noch am Netz sind. Wie blöd sind wir eigentlich wirklich? Schon sehr - oder? Wenn Blödheit leuchten würde, dann könnte ich das ja alles verstehen.
(Obwohl das der einzige Golf wäre, den ich mal gerne fahren würde, aber das tut jetzt nichts zur Sache.)
Elbhochwasser? Klimaerwärmung? Dass ich nicht lache
Jeden Tag überschwemmt eine Postwurfflutwelle unser Land. Millionen von Tonnen Papier für den Müll. Tag für Tag. Die Briefkästen reichen gar nicht mehr aus. Sie quellen über vor Postwegwurfsendungen. Um die Postkästen sieht es oftmals chaotisch aus, weil die Bürger unseres Landes mit der Entsorgung überfordert sind. Immm bunter, lauter und mehr donnert die Papierflutwelle über unsere Gemüter hinweg. Wo ist der Weltsicherheitsrat jetzt? Wo ist der Umweltminister? Die UN? Diese Werbeweltkatastrophe ist außer Kontrolle. Trotz Aufklebern mit dem dringlichen Hinweis: Keine Werbung einwerfen. So viel schlimmes, so unglaublich hässlich gestaltet, mit immer wieder der gleichen lauten, groben Sprache versehen: Neu, Jetzt, Rabatt... Wer soll das aushalten?
Mal ein Tipp an die Post: Wenn ihr noch reicher werden wollt und noch glücklicher, dann bietet ihr euren Kunden einen neuen Service an: Clean-Post. Das geht so: Der Kunde hängt seinen Briefkasten ab und hat keinen mehr. Nur einen Mülleimer. Ein Schild mit rechtlichem Hinweis weist darauf hin, dass hier strafrechtliche Verfolgung droht bei Zuwiderhandlung. Die Post sammelt die Post und schmeißt alles weg, was keine normale Post ist. Und bringt dem Kunden die gesäuberte Post. Das schöne an diesem Service, ihr werdet auch noch beliebt. Könnt ihr das alles aushalten?
Montag, 11. Dezember 2006
Selber schuld
Es ist egal, über was ich mich aufrege. Am Ende erwartet mich immer dieselbe Antwort: selber Schuld. Das Entlarven der eigenen Inkonsequenz ist eines der härtesten. Sich genau dem zu stellen eines der grausamsten. Aber was hilft es? Die Schuld bei anderen zu suchen wird zum Glück immer kurzweiliger und zugleich langweiliger. Denn ich kenne ja die Antwort, die mich wieder und wieder am Ende des Ärgers grinsend erwartet: selber Schuld. Andere haben die besonders schöne oder ekelhafte Fähigkeit, sich einfach genau das zu nehmen, was sie wollen. Kommt auf die Zielsetzung an. Ob sie das verdient haben oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Entscheidend ist, was auf meinem steht. Andere benehmen sich unmöglich. Na und? Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was man einfach so akzeptieren muss. Man ist einfach oft zu weich, zu nachgiebig. Andere gehen durch dieselben Themen wie mit dem warmen Messer durch die Butter. Lange Zeit war ich umzingelt von Menschen, die Schuld an meiner Situation hatten. Besseres und mehr habe ich verdient, dachte ich. Bis ich mehr und mehr feststellte, sie sind es nicht. Ich bin es selbst. Ich lasse es nicht zu, weil ich die Enttäuschung befürchte. Lieber ergebnislos und die Schuld auf andere schieben, als erkennen zu müssen, dass man die eigenen Ziele gar nicht erreichen kann. Viele, fast jeder ist natürlich davon überzeugt, eigentlich mehr verdient zu haben. Höher hinaus zu gehören. Weiter nach vorne. Aber anstatt sich ständig darum zu kümmern, wer Schuld an dieser Misere hat, sollte man sich besser konstanter, konsequenter seinen eigentlichen Zielen zuwenden. Schuld? Schuldgefühl? Dass ich nicht lache. Das sind die Eisenkugeln des Gewissens an den eigenen Fesseln. Die Schuld hält auf. Sie kostet wichtige Energie. Sie lässt die Überzeugungskraft verblassen. Man kommt nicht voran, weil man ja fortwährend die Schuldfrage klären muss. Anstatt sich einfach einzugestehen: Ich bin schuld. Und schon kann es weiter gehen.
Dabei geht es nie um die Schuld. Das ist ein Übersprungverhalten, das angewandt wird, um sich der eigentlichen Herausforderung nicht stellen zu müssen. Somit kann man sich auch nicht an den eigenen Zielen messen, denn alle sind ja Schuld daran, dass man diese nicht erreicht. Das ist alles Quatsch. Wenn es eine Tablette geben sollte, die ich in Mengen einwerfen würde, dann ist es die gegen Schuldsuche & Schuldgefühle. Das ist so lähmend, es hält dermaßen auf. Ständig einen absurden Nebenschauplatz erörtern, anstatt sich mit offenem Visier dem eigentlichen Kasus knacktus zuzuwenden.
Eigentlich benutzt man diese Schuld für seine eigene Unfähigkeit. Das eigene Unvermögen. Nichts offenbart mehr die eigene Unfähigkeit, als die offen ausgetragene Schuldsuche. Der. Die. Das. So ein Quatsch. Wenn man die gesamte Energie, die man in die Schuldfrage steckt, in die Lösungsantwort investieren würde, wäre man weit über die eigenen Ziele hinaus geschossen. Da bin ich mir sicher. Schuld ist die dümmste aller Ausreden und Erklärungen. Sie entzieht einem die Eigenverantwortung, als ob andere so einen Einfluss auf einen selbst hätten. So ein Quatsch. Als ob irgend jemand das, was die Schuld begründen soll, so von einem gefordert hätte. Mitnichten.
Die Schuld ist die Ausrede der Schwachen. Oder eines schwachen Momentes. Man zieht sie heran, um sich selbst von der eigenen Schuld distanzieren zu können. Weil man nicht wahrhaben will, dass alles an einem selbst liegt. Begründet? Nein! Das ist so überflüssig wie Flugangst. Oder Platzangst. Aber es passt in dieselbe lähmende, destruktive, negative Energiesparte. Wir müssen resümieren, dass wir selbst an allem Schuld sind. Erst dann kann man sich dem Wichtigen und Notwendigen zuwenden. Und wirklich Erstrebenswertes erreichen. Ich bin mir da so sicher. Aber die Schuld hält mich mit aller Gewalt davon ab, da anzukommen, wo ich verdammt nochmal hingehöre. Das ist ein Dilemma von besonderem Ausmaß.
Ich könnte alles erreichen, was ich will. Ich könnte viel weiter sein, als ich bin. Ich könnte schon weit über die eigenen, hochgesteckten Ziele hinausgeschossen sein. Wenn ich bloß aufhören könnte, für irgendetwas irgendjemand verantwortlich machen zu wollen. Basta. Ich bin Schuld. Ich. Ich. Nicht andere, niemand ist verantwortlich für das, was ich bin. Das bin ich alles selbst. Das habe ich alles an mir selbst genau so zugelassen. Fuck! Tut das weh!
Aber bitte, an alle, die diese Zeilen lesen: Bitte nicht weiter erzählen. Wie steh ich denn da? Danke.
Da braut sich was zusammen
Und aus den Agenturen kommt Sturm auf. Heftiger, kalter, starker Sturm. Aber ich habe nichts gesagt, von mir wisst ihr nichts.
3 Dinge will ich beim besten Willen nicht
2. Viagra
3. Replikate von teuren Armbanduhren
Trotzdem bekomme ich ständig E-Mails, die mir genau das anbieten. Ständig. Das macht mich stutzig. Wissen die was, was ich noch nicht weiß? Zu klein, schlapp und am Arm nicht mal auf dicke Hose machen können? Wissen die was, was ich einfach nicht wahrhaben will? Hat denen jemand was gesteckt? Was nicht mal ich weiß? Man verdrängt oder verdreht ja schon mal Tatsachen. Bei anderen fällt mir das immer auf Anhieb auf. Aber wie ist es um mich selbst bestellt? Bin ich wirklich ehrlich zu mir? Wirklich? Oder glaube ich das nur. Gaukle ich eine Zufriedenheit nur vor, um mich meiner eigenen Defizite nicht stellen zu müssen?
Blödsinn. Ich habe nur das Pech, in so einem bescheuerten Mailverteiler zu sein. Die kennen mich nicht. Die wissen gar nichts von mir. Die fischen im Trüben. Weil ein kleiner Prozentsatz immer wieder darauf reinfällt. Und die Kosten für so eine Mail sind minimal. Somit haben die nur Chancen. Wenn 0,00001 Prozent nur darauf reagieren, bestellt sich irgendjemand irgendwo einen neuen Porsche. So wird es sein. Dieses Fischen mit großen Netzen scheint zu funktionieren. Sonst würde das nicht mit einer solchen Disziplin und Vehemenz betrieben.
Auf die Unwissenheit und Blödheit von Menschen ist ebenso Verlass wie auf den Minderwertigkeitskomplex. Eine gewinnbringende Kombination. Ist zwar widerlich, aber wenn man nichts kann und gelernt hat, was soll man anders machen? Als mit der selben Dummheit zu Werke zu gehen.
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