Dienstag, 30. Mai 2006
Reale vs. irreale Welt
Wenn die Logik mit der Vernunft durch geht und den Sinn dabei völlig links liegen lässt.
Real ist das, was für den jeweiligen Organismus, sprich: die Existenz, wesentlich ist. Irreal ist alles andere. Somit schreitet das Individuum Mensch täglich aus der realen Welt in eine irreale und zurück. Dieses Hin und Her bekommt ihm anscheinend nicht gut. Beide Seiten dieser Medaille scheinen sich zu beeinflussen, in Abhängigkeit zu stehen. Obwohl wir real Gesundheit, Freiheit, Unabhängigkeit, Sexualität und vieles mehr als primär und wesentlich ansehen, können wir dies nur realisieren, genießen, empfinden, wenn wir uns in der irrealen Welt alles verdienen.
Wir brauchen Geld, um wirklich sexy zu sein. Viel Geld. Wir benötigen aus der irrealen, vergänglichen und austauschbaren Welt Anerkennung, Verantwortung, Macht, Recht und jede Menge Bares. Um in der realen Welt gut bestehen zu können. Denn, wenn das eigene Leben von Anfang bis Ende geil sein soll, dann gilt es, in der irrealen Welt etwas dar zu stellen. Etwas Überragendes.
Wie geil wir offensichtlich in der realen Welt sind, dokumentieren wir durch Status und Symbole. Durch unzählige Merkmale, Anschaffungen, Geschichten und andere Boten der vordergründigen Glückseligkeit. Der Altar unserer Leistungsfähigkeit ist voller Statussymbole. Die das zum Ausdruck bringen sollen, was wir nicht anders rüber bringen können. Wie soll man „ich bin glücklich“ denn auch zur Schau stellen?
Marken sind Brücken aus der irrealen Welt in die reale. Produkte sind dies auch. Dienstleistungen ebenso.
Nicht mehr und nicht weniger. Aber leider hat der Mensch auch hier wieder mal die Realitäten vertauscht. Längst lebt er im festen Glauben, dass die irreale Welt eigentlich die reale ist. Das ist so, als ob wir den Schlaf als das eigentliche Leben bezeichnen würden und nicht die Wachphase. Die reale wird somit immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Und der Mensch fängt an, die Wirklichkeit nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden zu können. Noch schlimmer, er tituliert seine eigenen Wahrheiten als Wirklichkeit. Und genau an diesem Punkt wird Marketing und Kommunikation zynisch, absurd und seltsam. Denn, wer den Unterschied nicht kennt, der verhält sich auch irrational. Beispiel: die letzte Bundestagswahl. Bei Befragungen, die zur falschen Prognose geführt haben, müssen Menschen absichtlich falsche Angaben gemacht haben. Sie verhalten sich irrational. Was die rationale Betrachtung mit Blick auf das amtliche Endergebnis unmöglich macht. Juventus Turin, Michael Schuhmacher in Monte Carlo. Politik, Wirtschaft und die Medien laufen völlig aus dem Ruder und entfernen sich in Lichtgeschwindigkeit von der Realität. Alles wird unternommen, um ein möglichst großes Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Es ist nur dasselbe, an dem die Gesellschaft gerade zu ersticken droht.
Wo wir uns damals noch 3 schwarze Streifen auf die billigen Metro Turnschuh gemalt haben, hängen heute weiße iPod Kopfhörer an billigen MP3-Playern. Das heißt, wir glauben Apple zu sehen, dabei ist es ein Discount-Player. Der Schein genügt dem Menschen. Es bedarf nicht des Originals. Es ist Mode, mit falschen Prada-Taschen herum zu laufen. Fette, goldene 30-Dollar-Rolex zu tragen. Der Anscheint trügt. BMW X5-Fahrer mit einer 3-Liter-Diesel-Motorisierung legen Wert darauf, dass die Produktkennzeichnung nicht sichtbar ist. Um den Eindruck offen zu lassen, es könnte ja auch ein fetter Benziner sein.
Die große Schlacht um Geltung und gegen den Minderwertigkeitskomplex nimmt immer verrücktere Formen an. Muss es auch, denn es entfernt sich alles vom Wesentlichen – der Realität.
Und jetzt kommt es. Nicht wie damals, weil man kein Geld hatte, sondern es ist besonders cool, wenn man Geld hat. Da sitzen Top-Manager mit deutlich 6-stelliger monatlicher Entlohnung auf 9 € Economy Sitzplätzen im Billigflieger. Und posaunen das in jedem Meeting raus. Im gleichen Atemzug deuten sie auf das blaue Hemd unterm grauen Sakko und sagen stolz: Aldi, 12,99.
Jäger. Eine neue Spezies von Jägern reift heran, um den Übergang zwischen realer Welt und irrealer verwischen zu lassen. Ganze Branchen, viele Hersteller und ihre Produkte orientieren sich an dieser Entwicklung. Man könnte sie nennen: So wie. Look alike. Armut als neuen Reichtum dar zu stellen. Da scheint es ein großes emotionales Defizit zu geben. Eine Art Epizentrum des Selbstwertgefühls.
Was treibt Menschen dazu, so zu tun, als ob man nichts hätte, obwohl sie alles haben könnten? Und andere können nicht anders. Die kommen sich doch total verarscht vor. Der Arbeitslose Familienvater kratzt im Aldi alles zusammen, was er noch für die letzten 26 € bekommt. Und neben ihm steht so ein Typ mit Einstecktuch, der den Wagen voll packt und sich vor Lachen kaum noch halten kann.
Die Vermischung der beiden Welten nimmt bedrohliche Ausmaße an. Eine strikte Trennung würde vielen nicht nur gut tun, sondern besser zu Gesicht stehen.
Sonst sitzen die Einstecktücher bald in der Obdachlosen Suppenküche von der Caritas und finden das total hip. Das offensichtliche, emotionale Defizit kann man nicht mit Grenzüberschreitung bewältigen, sondern mit einer klaren Trennung. Real ist das, was ist. Und alles andere ist und bleibt irreal. Man wird nicht zum besseren Mensch, weil man nur so tut, als ob. Sondern weil man so ist wie.
Real ist das, was für den jeweiligen Organismus, sprich: die Existenz, wesentlich ist. Irreal ist alles andere. Somit schreitet das Individuum Mensch täglich aus der realen Welt in eine irreale und zurück. Dieses Hin und Her bekommt ihm anscheinend nicht gut. Beide Seiten dieser Medaille scheinen sich zu beeinflussen, in Abhängigkeit zu stehen. Obwohl wir real Gesundheit, Freiheit, Unabhängigkeit, Sexualität und vieles mehr als primär und wesentlich ansehen, können wir dies nur realisieren, genießen, empfinden, wenn wir uns in der irrealen Welt alles verdienen.
Wir brauchen Geld, um wirklich sexy zu sein. Viel Geld. Wir benötigen aus der irrealen, vergänglichen und austauschbaren Welt Anerkennung, Verantwortung, Macht, Recht und jede Menge Bares. Um in der realen Welt gut bestehen zu können. Denn, wenn das eigene Leben von Anfang bis Ende geil sein soll, dann gilt es, in der irrealen Welt etwas dar zu stellen. Etwas Überragendes.
Wie geil wir offensichtlich in der realen Welt sind, dokumentieren wir durch Status und Symbole. Durch unzählige Merkmale, Anschaffungen, Geschichten und andere Boten der vordergründigen Glückseligkeit. Der Altar unserer Leistungsfähigkeit ist voller Statussymbole. Die das zum Ausdruck bringen sollen, was wir nicht anders rüber bringen können. Wie soll man „ich bin glücklich“ denn auch zur Schau stellen?
Marken sind Brücken aus der irrealen Welt in die reale. Produkte sind dies auch. Dienstleistungen ebenso.
Nicht mehr und nicht weniger. Aber leider hat der Mensch auch hier wieder mal die Realitäten vertauscht. Längst lebt er im festen Glauben, dass die irreale Welt eigentlich die reale ist. Das ist so, als ob wir den Schlaf als das eigentliche Leben bezeichnen würden und nicht die Wachphase. Die reale wird somit immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Und der Mensch fängt an, die Wirklichkeit nicht mehr von der Wahrheit unterscheiden zu können. Noch schlimmer, er tituliert seine eigenen Wahrheiten als Wirklichkeit. Und genau an diesem Punkt wird Marketing und Kommunikation zynisch, absurd und seltsam. Denn, wer den Unterschied nicht kennt, der verhält sich auch irrational. Beispiel: die letzte Bundestagswahl. Bei Befragungen, die zur falschen Prognose geführt haben, müssen Menschen absichtlich falsche Angaben gemacht haben. Sie verhalten sich irrational. Was die rationale Betrachtung mit Blick auf das amtliche Endergebnis unmöglich macht. Juventus Turin, Michael Schuhmacher in Monte Carlo. Politik, Wirtschaft und die Medien laufen völlig aus dem Ruder und entfernen sich in Lichtgeschwindigkeit von der Realität. Alles wird unternommen, um ein möglichst großes Stück vom Kuchen ab zu bekommen. Es ist nur dasselbe, an dem die Gesellschaft gerade zu ersticken droht.
Wo wir uns damals noch 3 schwarze Streifen auf die billigen Metro Turnschuh gemalt haben, hängen heute weiße iPod Kopfhörer an billigen MP3-Playern. Das heißt, wir glauben Apple zu sehen, dabei ist es ein Discount-Player. Der Schein genügt dem Menschen. Es bedarf nicht des Originals. Es ist Mode, mit falschen Prada-Taschen herum zu laufen. Fette, goldene 30-Dollar-Rolex zu tragen. Der Anscheint trügt. BMW X5-Fahrer mit einer 3-Liter-Diesel-Motorisierung legen Wert darauf, dass die Produktkennzeichnung nicht sichtbar ist. Um den Eindruck offen zu lassen, es könnte ja auch ein fetter Benziner sein.
Die große Schlacht um Geltung und gegen den Minderwertigkeitskomplex nimmt immer verrücktere Formen an. Muss es auch, denn es entfernt sich alles vom Wesentlichen – der Realität.
Und jetzt kommt es. Nicht wie damals, weil man kein Geld hatte, sondern es ist besonders cool, wenn man Geld hat. Da sitzen Top-Manager mit deutlich 6-stelliger monatlicher Entlohnung auf 9 € Economy Sitzplätzen im Billigflieger. Und posaunen das in jedem Meeting raus. Im gleichen Atemzug deuten sie auf das blaue Hemd unterm grauen Sakko und sagen stolz: Aldi, 12,99.
Jäger. Eine neue Spezies von Jägern reift heran, um den Übergang zwischen realer Welt und irrealer verwischen zu lassen. Ganze Branchen, viele Hersteller und ihre Produkte orientieren sich an dieser Entwicklung. Man könnte sie nennen: So wie. Look alike. Armut als neuen Reichtum dar zu stellen. Da scheint es ein großes emotionales Defizit zu geben. Eine Art Epizentrum des Selbstwertgefühls.
Was treibt Menschen dazu, so zu tun, als ob man nichts hätte, obwohl sie alles haben könnten? Und andere können nicht anders. Die kommen sich doch total verarscht vor. Der Arbeitslose Familienvater kratzt im Aldi alles zusammen, was er noch für die letzten 26 € bekommt. Und neben ihm steht so ein Typ mit Einstecktuch, der den Wagen voll packt und sich vor Lachen kaum noch halten kann.
Die Vermischung der beiden Welten nimmt bedrohliche Ausmaße an. Eine strikte Trennung würde vielen nicht nur gut tun, sondern besser zu Gesicht stehen.
Sonst sitzen die Einstecktücher bald in der Obdachlosen Suppenküche von der Caritas und finden das total hip. Das offensichtliche, emotionale Defizit kann man nicht mit Grenzüberschreitung bewältigen, sondern mit einer klaren Trennung. Real ist das, was ist. Und alles andere ist und bleibt irreal. Man wird nicht zum besseren Mensch, weil man nur so tut, als ob. Sondern weil man so ist wie.
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