Montag, 4. August 2008
Da steht ein Ginkgo im Wald
Mitten im Wald meines Gartens steht ein Baum. Um ihn herum stehen viele Bäume, die in seiner unmittelbaren Gegenwart keiner weiteren Beschreibung bedürfen. Nur für ihn wurde ein direkter Weg angelegt. Der wie gesagt, auf direktem Weg zu ihm führt.
Zu ihm - dem Ginkgo. Der Baum fällt einem zuerst auf, weil seine Blätter eine ungewöhnliche uns fremde Form haben. Sie sehen aus wie die Schwanzflosse eines Walfischs. Der Baum steht seiner Größe nach schon eine Weile hier. So ca. 50 Jahre. Er ist für einen Ginkgo ziemlich groß.
Damit er weiter wachsen kann, habe ich ihm Raum geschaffen. Rundherum mussten Äste und andere Bäume weichen. Nun kann er atmen und seine Äste in alle Himmelsrichtungen ausstrecken. Der Ginkgo ist ein mystischer und magischer Baum. Er soll heilende Kräfte besitzen und er ist im Ursprung ein sehr, sehr alter Baum.
Er hat irgendwann, vor über 50 Jahren, eventuell mit dem Schiff den wochenlangen Weg von Japan an diesen Ort gefunden. Die Geschichte, die ihn umgibt, lässt ihn für den Betrachter gleich in einem anderen Licht erscheinen. Obwohl keiner so recht weiß, was es mit dem Ginkgo so auf sich hat, ringt er allen Betrachtern eine gewisse Bewunderung ab. Man kann sagen, wenn der Goldfisch im Teich der tierische Höhepunkt des Gartens ist, dann ist zweifelsfrei der Ginkgo der botanische Höhepunkt des Gartens.
Zudem steht er auch ziemlich genau in der Mitte. Sicher nicht ohne Grund.
Anmerkungen:
1.
Zum Jahrtausendwechsel erklärte das „Kuratorium Baum des Jahres“ Ginkgo biloba zum Mahnmal für Umweltschutz und Frieden und zum Baum des Jahrtausends.
2.
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
Der Brief mit dem Gedicht, dem Goethe zwei Ginkgo-Blätter beilegte, ist heute im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen.
3.
Das Ginkgoblatt stellt aufgrund seiner Form ein Sinnbild der Freundschaft dar.
Geschrieben von Christof Hintze
in Paradigmenwechsel
um
10:28
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