Dienstag, 25. März 2008
Pseudologica fantastica – Wenn die Grenzen zwischen Lügen und Wahrheit verschwimmen
Relativ früh wurde mir bewusst, dass die Lüge ein Schwert ist. Dessen Klinge teilt zwischen Wahrheit und Lüge. Und solange man das, was auf welcher Seite der Klinge ist, noch nicht kennt, ist die Welt eventuell voller Lügen, aber man weiß das noch nicht.
Die Lüge sollte man wie eine Kunst beherrschen. Wie die Kunst, ein Schwert zu führen. Gewonnen hat man immer dann, wenn man ohne es zu zücken auskommt. Aber manchmal muss man die Klinge eben ziehen, einsetzen und führen können.
Aber sie an seiner Seite zu wissen und sie da zu belassen, ist die wohl größte Kunst. Doch es gibt Menschen unter uns, und das sind nicht wenige, die das nicht können. Für die verschwimmen die Welten der Lügen mit denen der Wahrheiten. Und zwar so, dass Lügen zu Wahrheiten werden und auch Wahrheiten zu Lügen. Dieses Phänomen nennt man in der Psychologie „Pseudologica fantastica“.
Wer auf solche Menschen trifft der wird sich wundern, mit welcher Dreistigkeit sie jedem einen Bären aufbinden wollen. Und zwar so offensichtlich, dass man es als Gegenüber nicht mal für nötig empfindet, die Lüge als solche zu entlarven. Man winkt nur gleich ab.
Das macht den Spielraum für diese Menschen noch größer. In der Überzeugung, dass Lügen als solche nicht erkannt werden, legen sie Schippe um Schippe drauf. Dabei bemerken sie dann nicht mehr, was eigentlich was war. Somit beginnt unweigerlich das Lügen, ohne dass es so empfunden wird.
Fast jeder hat, oder kennt jemanden in seinem Bekanntenkreis, der so drauf ist. Alle reden darüber, nur niemand mit der Person selbst. Aus gutem Grund: Was einem da entgegen kommt, wenn man sich dem Thema nur nähert, ist nicht von schlechten Eltern. Deshalb „Vorsicht“! Hier sollten sich nur Profis einmischen. Keine Laien. Denn derjenige lebt in völliger Überzeugung, dass niemand sein Spiel durchschaut. Deckt jemand die Karten auf, stürzt das Kartenhaus gänzlich ein.
Darüber sollte man vorher nachdenken. Denn im Prinzip sind diese Mensche nicht gefährlich. Die Lügen dienen meist zur Verdrängung von Erlebtem. Oder zur Aufwertung der eigenen Persönlichkeit. Minderwertigkeitskomplexe werden so notdürftig kompensiert. Somit ist diese Art von Lügen mehr ein Hilferuf nach Anerkennung. Dem kann man entgegen wirken, muss man aber nicht.
Es ist nur lästig, wenn man dieselbe Lüge zum 20zigsten mal hört. Und man bemerkt, dass die entsprechende Person nicht mal bemerkt, dass man es selbst längst bemerkt hat. Das ist so, wie wenn man einen so genannten guten Freund trifft, der sich nach fünf Jahren nicht mehr an die Namen meiner Kinder erinnert. Oder nach zwei Jahren immer noch nicht realisiert hat, dass man umgezogen ist. Es gibt einem das Gefühl, dass der Andere keinerlei Interesse an einem hat. Aber entweder erträgt man das, oder man lässt es.
Geschrieben von Christof Hintze
in Paradigmenwechsel
um
21:12
| Kommentare (0)
| Trackbacks (0)
Tags für diesen Artikel: Paradigmenwechsel
Artikel mit ähnlichen Themen:
Kommentare
Ansicht der Kommentare:
(Linear | Verschachtelt)
Kommentar schreiben