Donnerstag, 25. Januar 2007
They will never, ever come back
Es gibt Geschäfte und Berufe, die leben von der Einmaligkeit. Das
heißt, der Kunde kommt oder nutzt das Angebot in der Regel nur ein mal
im Leben. Deshalb bemüht sich auch niemand, einen bleibenden Eindruck zu
hinterlassen. Denn wie gesagt, der kommt nie wieder. Der Charakter
solcher Geschäftemacherei ist gleich. Ein Deal. Das war's. Eine
ähnliche Einstellung und ein ebenso bemerkenswert übler
Qualitätsanspruch schlägt einem auch entgegen bei Monopolen oder
Geschäften mit Abhängigen. Dealer haben keinen Empfang, an dem man
einen Latte Macchiato bekommt. Man wird in der Regel nicht von einer
hübschen Assistentin in den Konferenzraum begleitet. Nichts von dem. Das
genaue Gegenteil ist der Fall. Somit ist die Theorie von der hohen
Qualität und dem durchweg qualitativen Anspruch an alle Belange des
Angebots mehr als zweifelhaft. Bei Sex, Drogen und Rock'n' Roll scheint
es eine andere Vermarktungsstrategie zu geben. Nennen wir es mal
Underperformance. Also, das andere Ende von dem, was viele von und über
gutem/gutes Marketing verstehen. Auf welchem Papier sind Visitenkarten von
Prostituierten gedruckt? Wie viele Seiten hat die Imagebroschüre eines
Waffenhändlers? Die Welt des wirklich großen Geldes basiert auf
Underperformance. Dabei könnte sich so ein Drogenkartell sicher locker
wunderschöne Imagekampagnen leisten. Aber wo das große Geld läuft, da
ist von gutem Marketing nichts zu sehen. Sondern genau das Gegenteil.
Der Point of Sales ist oft übelst. Nass, kalt und voller seltsamer
Erscheinungen. Das Thema Rabatte und Preisnachlässe wird bei den
größten Branchen mit der sofortigen Beendigung der Geschäftsbeziehung
beantwortet. Mailings? Fehlanzeige. Aber nette, große Jungs mit klaren
Zahlungsaufforderungen, die gibt es. Drogen, Sex und Waffen machen
sicher den Großteil des weltweiten Umsatzes aus. Danach kommt lange
nichts. Aber trotz der großen Umsätze und der horrenden Gewinne - der
Rest der Welt hat nichts davon. Weil alle, die von diesen Geschäften
profitieren, auf Underperformance stehen und überzeugte
Marketinggegner sind. Ähnlich verhält es sich mit einer zweiten Zielgruppe,
die ich aber nicht in einem Atemzug mit der vorherigen nennen kann.
Nennen will und darf. Aber wie schaffe ich die Überleitung, ohne dabei
die political correctness zu verletzen?
Komm, der war doch nicht
schlecht, oder? Die Politiker und die Medien. Die lieben es auch,
underperformed wahgenommen zu werden. Wie auch karitative
Unternehmen. Ämter und Behörden. Zudem die Pharmaindustrie und das
Bauwesen und... Viele Unternehmen stehen unglaublich drauf, sich in einem
schlechten Licht zu zeigen. Eigentlich der Großteil der Gesellschaft.
Das unbedingt billig Zusammengebaute und billig Dargestellte ist bei
weitem kein Zufall, sondern gewollt. Ein Teil der Taktik. Denn man hat
sehr ertragreiche Vorbilder. Die geben nicht einen Euro für gutes
Marketing aus und verdienen ein Vielfaches. Da muss was dran sein. Und
die meisten Unternehmensberater bescheinigen das und fördern diese
Strategie. Geben Sie kein Geld für Marketing aus. Nicht ganz
uneingennützig. Aber wenn es der Auftraggeber gerne hören will. Somit
sind alle, die Underperformance betreiben, in ertragreicher Gesellschaft,
ob in guter, das steht auf einem anderen Blatt. Auf einem ganz anderen.
Man
Müsste das mal probieren. Seine Kunden stinkend und ungewaschen zu
empfangen auf der Rückseite eines Güterbahnhofs. Die Kampagne in eine
alte Tageszeitung einwickeln. Vorher bar abkassieren und in einem 15
Jahre alten schwarzen 500 SL davon fahren. Der Kundenberater kommt aus
der Ukraine und macht auch das Inkasso gleich mit. Unsere Eigenwerbung
besteht aus reiner Mundpropaganda, bei der nie Namen fallen. Wir kommen
in Hotels unter, die so sinnige Namen haben wie "Bei Susi" oder "Zur
Uschi". Und wenn man uns fragt: "Was machen Sie denn so?" Dann Antworten
wir, wie unsere großen Vorbilder aus der Welt der Underperformance: "Dies
und das, Import & Export." Und auf die Frage: "Haben sie eine
Internetseite?" antworten wir gelassen: "Wir glauben nicht ans Internet.
Wir glauben an Bargeld."
Und das Beste daran ist: Die Kunden
kommen nie wieder. Nie. Und wenn, dann sind sie trotzdem zum ersten Mal
da. "Haben sie mal einen Funkspot?"