Kommentare
Ich glaube schon, dass das Leben = verstreichende Zeit >> Erlebnisse verblassen läßt und verändert.

Man muss die Zeit bis dahin aber auch durchstehen können!

Es steckt in einem selbst, wie man das Leben meistert - ja - aber man ist nicht allein auf dieser Welt. Robert Enke hatte auch Verantwortung. Jetzt nicht mehr!

Trauer vermischt sich in mir mit Wut und ich kannte Ihn genauso wenig wie 99,9 % der anderen die sich gerade versuchen eine eigene Meinung zu bilden!
#1 Oli Palko am 11.11.2009 09:44
oli, was du verkennst ist, dass es eine krankheit depression gibt. depression heilt man nicht in dem man ereignisse verblassen laesst, ebsowenig wie du den diabetiker mit damit heilen kannst, in dem du nur lange genug wartest.

im gegensatz zu diabetis ist die depression leider nicht so gut erforscht, und die ursachen sind nicht so klar. zeit kann depression heilen muss aber nicht. medizinische und therapeutische massnahmen koennen depression lindern oder heilen, muessen aber nicht.

in deutschland bringen sich im jahr ca 10000 menschen als folge einer depressiven erkrankung um, und die wenigsten deshalb, weil sie sterben wollen, sondern vielmehr, weil sie nicht mehr leben koennen.

du glaubst nicht wie alleine man auf dieser welt ist, wenn man an depressionen leidet.

es steckt in einem selbst wie man das leben meistert. das kannst du auch dem alzheimer kranken sagen, und dennoch sind irgendwann seine moeglichkeiten beschraenkt, und dennoch wird er irgendwann in folge seiner krankheit sterben.
#2 peter von felbert am 11.11.2009 21:53
Tja, Mr. Color: Mir aus der Seele gesprochen.

Ich sehe in der Ursachensuche, die diese Fälle üblicherweise nach sich ziehen, oft vor allem den inneren Wunsch von Gesunden eine Grenze zwischen sich und das Unheimliche zu ziehen (von dem sie meist gar nicht ahnen, wie grundlos, ursachenlos und sinnlos es sie erwischen kann). Es gibt kein Verstehen des Unverständlichen, und es fällt schwer, das so stehen zu lassen. Einen Ausweg bietet das Denkmuster "Krankheit infolge Schicksalsschlag"; ein Versuch der Sinnstiftung, wo es keinen Sinn gibt. Und eine Ausblendung der Tatsache, dass nur ein geringer Anteil der Erkrankten durch einen solchen Schicksalsschlag krank wurde. Die Katastrophen, die durch eine Vor-Katastrophe ausgelöst wurden, sind nicht die häufigeren, aber die spektakuläreren, wie etwa, wenn wieder einmal ein Kriegsheimkehrer "durchdreht".

Enke scheint übrigens schon seit langem, lange vor dem Tod seiner Tochter, krank gewesen zu sein. Das Traurige ist, dass er in einer Welt lebte, in der Krankheit ein Stigma ist. Dass es auch anders gehen kann, hat Uli Hoeneß mit Sebastian Deissler bewiesen. Er hat versucht, der Krankheit das Tabu zu nehmen, und hat mit dafür gesorgt, dass Deissler sofort in ein Krankenhaus gekommen ist. Was vielleicht lebensrettend war. Und was theoretisch und hätte wenn und aber auch bei Enke vielleicht lebensrettend gewesen wäre.
#2.1 Mr. Green am 15.11.2009 03:22
Dito. Aber was mich persönlich vewundert ist mein Verständnis für seine Tat. Alle haben so ein großes Unverständnis für seine Tat, ich nicht. Sondern ich kann mir vorstellen und nach vollziehen, dass der Moment kommt, da ist es wirklich genug. Oder es geht nicht mehr weiter. Der Schmerz ist zu groß. Und man bereitet alle dem ein Ende. In mir ist sogar so ein Gefühl von Resekt und Mut, diesen Entschluss so zu fassen. Das einzige was mich bedrückt ist der Umstand, dass diese Gesellschaft ihm, mir und und dir nicht die Chance einräumt, mit dieser Krankheit so um zu gehen, dass auch man mit ihr 100 Jahre alt wird, ohne schief angesehen zu werden. Das macht mir Angst vor der Angst.
#2.1.1 Christof Hintze (Homepage) am 15.11.2009 13:21
Guten Morgen Peter,
ich verkenne das keineswegs. Mir ist bewusst das Depression eine sehr schwere Krankheit ist. Ich habe das leider selbst in meinem Bekanntenkreis erleben dürfen. Es ist sehr schwer mit dieser Krankheit zu leben, immer wieder entstehen Situationen die dann durch Therapie und Medikation nicht wirkungsvoll genug abgefedert werden können.
Doch bei all diesem Verständnis und Mitgefühl, dass ich für diesen einen Menschen aufbringe, kann ich nicht anders, als auch an den Zugführer zu denken ... seine Frau, sein Kind ...
#2.2 Oli Palko am 16.11.2009 08:18
was den zugfuehrer betrifft da gebe ich dir recht. das ist unnoetig. was die familie betrifft, das ist die eigentliche tragoedie, und macht das ganze so zwiespaeltig. wenn sich ein 89 jaehriger ohne eangehoerigen umbringt, darueber wuerde man nicht so ein aufheben machen. dennoch habe ich am ende respekt und verstaendnis fuer die entscheidung enkes, denn keiner von uns ist in der lage zu beurteilen, welche schmerzen enke ertragen musste. entgegen der des strafgesetztbuches bin ich der meinung, dass die entscheidung ueber das eigene leben in der verantwortung des einzelnen liegt.

aber welche gesellschaftliche entwicklung, wenn man bedenkt, dass noch vor jahrzehnten selbstmoerder nicht auf christlichen friedhoefen beerdigt werden durften, und heute fuellt der tod eines selbstmoerder ein stadion.
#3 peter (Homepage) am 16.11.2009 20:59
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