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Kleiner Einspruch: Der Schuldgefühlträger ist (ähnlich wie der Magersüchtige, das Schwarze Schaf oder der Spieler) nur SYMPTOM-Träger. Die "Krankheit" liegt leider im GANZEN System, und wie es funktioniert, zugrunde.

Das sagt zumindest die Systemische Psychologie.

Es geht also gar nicht so sehr darum, die Kindheit des jeweiligen bemitleidenswerten Schuldgefühlträgers anzuschauen, warum der das macht und wer/was ihn denn wohl geprägt hätte, sondern es muss betrachtet werden: nicht das System, in dem er war, sondern das in dem er JETZT sich befindet. Jeder Mensch - auch das "bemitleidenswerte" Schuldgefühlträgerchen - ist erstaunlich wandlungsfähig, steckt man ihn in ein anderes System. Er braucht kein Mitleid. Nur ein anderes Umfeld und er wird aufhören mit Rumfiepen.

Firmen sind (ähnlich wie Familien) Systeme. Sie funktionieren auch ähnlich wie Familiensysteme. Und wenn der, der das Sagen hat, positiv auf Schuldgefühlspiele steht, weil er einen inneren/äußeren Gewinn davon hat (es handelt sich um nichts anders als um Spiele, in diesem Fall schlechte Spiele, denn es gibt auch gute), dann kann der Betroffene ... gar nix machen. ("Wes' Brot ich ess', des' Lied ich sing..."

Als Regel bei vielen Systemikern gilt: Wer als Betroffener im System steckt, kann von innen das System nicht verändern, zu viele Vorteilsnehmer des jeweiligen Spieles gibt es (Idealisten im systemischen Bereich glauben hingegen, dass es ginge: wenn sie nur sich als Systemmitglied veränderten, würde ihr System sich automatisch mitverändern... . Ich bin da kein Idealist - Geschmacksache).

Professionelle Unternehmensberater-Coaches, die systemisch orientiert arbeiten, versuchen immer nur von außen Anstöße zu geben und passen peinlich auf, nicht selber Teil des/eines Spiels (des Chefs, der Mitarbieter) zu werden.

Ganz schwarz sehe ich, wenn Cheffe so ein Spiel mag. Mein damaliger Agenturchef hingegen war genau umgekehrt unterwegs: Jeder, der versuchte, anderen eine Schuld zuzuweisen, wurde von ihm mit einem derartigen Anpfiff in die Ecke geblasen... Sein Problem war nämlich, er musste eine üble Unternehmenkultur übernehmen, die nicht er geprägt hatte, sondern andere vor ihm. Er kam - als Sanierer quasi - hinzu. Und hatte nicht allzuviel Zeit, das Steuer rumzureißen. Er wurde in seiner Heftigkeit leider auch von der Mehrheit nicht verstanden und veränderte... gar nix. (Grund: er war zu konfrontativ UND er war bereits Teil des Systems, Pech. s. o. zur Regel).

Für einen normalen Arbeitnehmer gilt:
Love it oder leave it!

Seltsame Koninzidenz aber: Wer diese Spiele von seiner eigenen Familie her kennt, sie spielen musste und nicht sauber hinterfragt, landet genau immer wieder in solchen Firmen, die so negativ ticken wie seine Ursprungs-Familie. Haben Forscher rausgefunden.

Landen sie aber durch Zufall (der Jobmarkt ist heutzutage relativ unberechenbar) in einem anderen, positiveren System, können sie sich erstaunlich wandeln und ihre besseren Seiten kommen ohne Anstrengung zutage: Sie lassen vom Schuldzuweisungsspiel ab.
Der Mensch ist da doch hauptsächlich ein Herdentier und hat eine hohe Anpassungsbereitschaft

Mein Fazit:
Unternehmensleiter/Abteilungsleiter haben eine hohe Verantwortung, denn sie prägen die Unternehmenskultur entscheidend von oben mit. Es geht bös in schlechte Effizienz und schlechte Wertschöpfung hinein, wenn man als Leiter energieverzehrende Schuldzuweisungsspiele zulässt oder aktiv fördert: die Mitarbeiter vertun ihre aktive Zeit mit solchen schlechten Spielen und erwirtschaften weniger.

Lektüre passend dazu: Eric Berne. Die Spiele der Erwachsenen.
#1 Vroni (Homepage) am 25.08.2007 18:40
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